Hoffnung finden in Umbruchzeiten

Es passiert leider selten, dass ich einen Text lese, der mich Wort für Wort mitreißt, wo ich ständig Beifall klatschen möchte oder einfach nach jedem Satz nicke. Weil er mich tief berührt, vieles anspricht, was tief im Innern in mir vorgeht. Solch ein Essay möchte ich euch nicht vorenthalten, weil ich auch schon lange nicht mehr einen solch wichtigen Text gelesen habe.

 


 


Nehmt euch genügend Zeit und lest "Hoffnung in der Klimakrise. Ein Text für Menschen, die Angst haben" von Rico Grimm bei den Krautreportern. Er hat dankenswerterweise die Paywall dafür herausgenommen. (Die Krautreporter finanzieren sich über Mitgliederpakete, leider kann man nicht für Einzelartikel zahlen.)

 

Er beschreibt wunderbar, wie wir gemeinsam einen Weg finden können - und wie wir lernen können, trotz aller Ängste das Notwendige anzupacken:

Deswegen müssen wir diese Angst nehmen und ins Licht halten und drehen und inspizieren – woraus ist sie wirklich gemacht? Was können wir ihr entgegensetzen? Worauf können wir hoffen?

 

Eines der Geheimnisse liegt darin, dass wir uns eigentlich an allen Ecken für eine bessere und gemeinschaftlichere Welt engagieren. Rico Grimm schreibt: 

Was wäre, wenn es nicht nur darum ginge, die Klimakrise zu beenden? Nicht nur darum die Welt, wie sie jetzt ist, zu bewahren? Sondern sie in dieser Krise gleichzeitig besser zu machen? Sicherer, freier, gerechter für alle? Dann verändert sich die Bedeutung dieser Krise.

 

Wir leben mitten in einer Umbruchzeit, in der so viele Selbstverständlichkeiten wegbrechen. Aber Umbruch bedeutet auch immer, dass es eine Entwicklung hin zum Besseren geben kann. Dass wir das Neue am anderen Ende wahrscheinlich sogar viel mehr mögen werden als das Alte, das uns in Scheinsicherheit wiegt.


Ich wünsche mir nach diesem brillanten Essay eigentlich nur noch eins: Ein zweites über unser Verhältnis zur Natur. Darüber müssen wir dringend reden, wenn wir etwas verändern wollen. Wir müssen lernen, uns als gleichwertigen Teil zu empfinden und nicht immer nur in den Kategorien "hier Mensch - dort Natur" zu reden. Selbst im Umweltschutz haben wir ein Narrativ, das uns Menschen größer macht als wir sind: Menschen retten die Natur, Menschen machen dies und das. Natürlich müssen wir dafür kämpfen, nicht weiter Mist zu bauen oder auszubeuten. Aber wir müssen die Natur in den Mittelpunkt stellen, sie verstärkt zum Subjekt machen. Wir sind winzige Würmchen, das Bodenleben der Erde ist wichtiger für den Fortbestand aller Spezies als wir.


Daraus entstünde womöglich so etwas wie Faszination, eine neue Beurteilung dessen, wie übel wir allesamt auf diesem Planeten hausen. Es entstünde aber auch eine neue Rückbindung an die Natur, womöglich sogar Liebe. Und dann würde all dieses Kämpfen und Machen und Tun sich nämlich auch völlig anders anfühlen: Was man liebt, würde man nicht so schlecht behandeln. Liebende handeln aus Sorge, aus Angst, aber auch aus Freude - und weil sie wollen, dass es den geliebten Mitwesen gut geht. Ich bin mir sicher, in nächster Zeit werden sich noch viele Narrative ändern müssen.

 

Das Ding mit dem Aushalten der Angst und der Hoffnung ist erst einmal das Wichtigste! Darum lesen!

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