Bilbo nach der Aufwachspritze ... schläft sich noch den Narkoserausch aus. |
Ich war gestern zum Impftermin und wollte einen Knoten in der Achsel des linken Vorderlaufs untersuchen lassen. Er wächst nicht, ist aber seit zwei, drei Wochen spürbar. Und ich habe ihn nur bemerkt, weil sich Bilbo da öfter kratzt, als drücke es ihn. Leider war mein Leib- und Magentierarzt in Urlaub, dessen Ehrfahrenheit ich sehr schätze. Der ihn vertrat, war nicht übel, ist aber erst seit zwei Jahren Arzt. Ihm fiel auf, dass Bilbos Bauch sehr gespannt sei und er verordnete erst einmal ein Röntgenbild. Das ließ sich Bilbo gerade noch gefallen, festgehalten von mir und der Assistentin. Jetzt kenne ich ihn also auch von innen.
Die gute Nachricht: Er hat kein bißchen Plastikreste in sich. Nach seiner Welpenphase, in der Beagles echte Mülleimer sind und richtig gefährliche Sachen schlucken können, erstaunt mich das positiv. Ich hätte fast wetten können, wir finden irgendwelche Müllknubbel oder Sockenteile. Leider drängte sich etwas anderes ins Bild: die Milz. Unnatürlich vergrößert. Aber nichts genau erkennbar.
Also wurde noch Ultraschall gemacht, für den es dann eine leichte Betäubung gab. Einerseits fand ich es gut, dass ich zuschauen konnte, andererseits kam mir der Arzt etwas unsicher vor. Er suchte nach Tumorgewebe und fand irgendwie kein deutlich Abgrenzbares, erklärte mir auch, wie man es erkennt. Und fand dann im Dunkel von Bildern, die wie eine frühe Mondlandung wirkten, "Verdachtsmomente", leicht Gefranstes. Seine Diagnose ein Schlag: Verdacht auf einen Milztumor. Vor allem deshalb, weil der Knubbel unterm Arm auf der gleichen Seite ein Lymphknoten sei. Aber wenn Tumor, dann in einem sehr sehr frühen Stadium. Also mit ganz guten Chancen.
Genau daran ist mein voriger Hund Rocco gestorben. Bei ihm war er zu spät erkannt worden, es wurde ihm die Milz völlig entfernt, wir hatten noch sehr wenige Monate, dann musste ich ihn einschläfern lassen, weil er innerlich verblutete. Er lebte gerade noch so lange, wie ich zum Abbezahlen der Rechnung brauchte, aber es war geschenkte und wertvolle Zeit, eine Zeit des aktiven Abschiednehmens.
Ich hatte mich auch deshalb so in den Welpen Bilbo verliebt, weil er Rocco in so vielen Dingen ähnelte. So sehr hätte er ihm nicht ähneln müssen. Nicht mit sechs Jahren schon.
Der Tierarzt meinte, Milztumoren kämen bei Hunden recht häufig vor. Und ich fachsimple ja gern, aber wenn Mediziner sich dann selbstvergessen am Erklären verlieren ... Ruft er zur Assistentin: "Haben wir die Milz vom XY noch da? Dann könnt ich den Tumor am Organ direkt erklären!" Mein Glück, sie war schon weg ... und ich kenne das alles ja schon von Rocco. Und dann gibt er schon die Anweisung, Bilbo noch mehr zu rasieren, zeigt, wo geschnitten wird ... und ich kann grad noch Halt! rufen.
So eilig ist diese OP nicht, kein Notfall. Und bitte nicht bei einem mir Unbekannten. Das ist es, was mir spontan aufstieß: Ich spürte einerseits bei der Diagnose Unsicherheit. Er zeigte mir z.B. in der Lunge Strukturen, die ihm Sorgen bereiteten, die "Metastasen sein könnten". Aber er konnte sie nicht sicher zuordnen und in so einer Situation ist das dann für mich ein: "Der sieht nicht mehr als ich." Er hätte mich außerdem über andere Möglichkeiten einer Milzvergrößerung aufklären müssen, über das OP-Risiko, über die Abschätzungen mit und ohne OP. Hat er nicht gemacht. Da streike ich dann.
Und deshalb habe ich auf einem Termin bei meinem Leib- und Magen-Tierarzt gedrungen und den haben wir am 8. Oktober. Der schaut sich alles nochmal ganz genau an und wird dann gemeinsam mit mir entscheiden, was wir machen. Eine Milzentfernung ist nämlich ein hohes Risiko, weil das Immunsystem dadurch geschwächt wird, der Hund anfällig gegen bestimmte Bakterien ist. Eine vergrößerte Milz nicht zu entfernen, ist aber auch ein Risiko, weil selbst im gutartigen Fall die Milz reißen kann - der Hund würde verbluten. Milztumore wachsen schnell, metastasieren sehr schnell. Und das wird im Oktober auch die Frage sein, inwiefern das schon geschehen ist.
Im Moment bin ich noch in der Lähmungs-Begreifens-Phase, bin wütend auf das "Schicksal", unendlich wütend. Und genieße das Zusammensein mit Bilbo. Für den war gestern die größte Quälerei, dass er so lange nach der Narkose nichts fressen durfte. Und ich werde ihm jetzt ein Mäntelchen nähen müssen für seinen nackten, rasierten Bauch. Vielleicht lenkt mich das ein wenig ab. Jede/r von euch, die ein Tier haben, wissen, wie verdammt schwer diese Entscheidungen sind und das Wissen um die Endlichkeit, wenn sie zu früh zuschlagen sollte. Vielleicht werde ich auch hyperaktiv in Social Media, das ist dann Gedankenstillhaltetaktik, um es auszuhalten.
Und das war dann die Diagnose (anklicken)
Ach Herrje, der arme Bilbo.
AntwortenLöschenJa Petra. Warte auf jeden Fall auf deinen Tierarzt, dem du vertraust. Und hol dir zur Not auch noch eine Zweit- und Drittmeinung.
Halt uns auf dem Laufenden.
Meine Shira-Omi schickt Bilbo ganz viele Genesungswünsche.
Noch eine Bemerkung zum Foto. Es ist schon sehr ungewöhnlich und nicht üblich, den Hund nach der Narkose auf dem nackten Boden aufwachen zu lassen. Meine Tierärztin hatte damals Shira auf eine dicke Unterlage gelegt, weil der Körper sonst zu sehr auskühlt ...
AntwortenLöschenGut dass du das sagt, liebe Elli,
Löschenich werde das nächste Mal drauf achten / das ansprechen. Allerdings war das keine echte Narkose, nur dieses starke Beruhigungsmittel, nach dem es die Aufwachspritze gibt. Wie im Tierfilm, wenn das Raubtier zu arg beim Ultraschall herumwackelt. ;-) Drei Minuten nach dem Foto, fünf Minuten nach der Spritze, tappelte er schon wieder herum. Länger lag er da nicht.
Ich dank dir sehr für dein Mitgefühl. Unserem Seniordoktor vertraue ich voll, der ist ein wunderbarer Diagnostiker und super Chirurg, der hat übrigens auch lange in Kanada gearbeitet. Und er berät einen auch offen, drängt zu nichts - als er meinen letzten Hund einschläfern musste, hatte der Bär von einem Mann Tränen in den Augen.
Heute Morgen habe ich übrigens dank eines innig kuschelnden Hundes, der immer höher zum Kopfkissen wanderte, herrlich verschlafen! Wir genießen, dass wir uns haben.
Der Shira-Omi und dir schicken wir ganz liebe Grüße!
Der arme Bilbo! Alles Gute für ihn und dir starke Nerven und viel Kraft in dieser schlimmen Situation. Ich halte alle Daumen, dass der gewohnte Tierarzt vielleicht doch noch etwas hoffnungsvollere Nachrichten für euch hat.
AntwortenLöschenLieben Dank, Maike! Das hoffe ich eigentlich auch ...
LöschenIch muss zwei Tweets hierher übertragen, weil das heute so wunderschön war:
AntwortenLöschen@buchfieber
Menschen sind so blöd, vor allem, wenn sie unsicher in Fremdsprachen sind. Sagt mir das Wesen mit der schlauen Vorratshaltung, mit dem ich lebe, da draußen laufe ganz nah ein Kumpel vorbei. Er müsse jetzt sofort raus, Kumpelgucken gehen.
Ich: Nein, deine Kumpels kommen frühestens in einer Stunde, kannnichsein.
Er: Da war jemand! Mit was Nettem! - Weil er immer recht hat, gehe ich an die Haustür. Vor der liegt die Lieferung mit seinem Hundefutter. Lieferantenkumpel war also da. Was für ein Fest, das schlaue Wesen durfte selbst auspacken!
Am Löffelchen Lachsöl hat er lange geschmatzt und Spaß gehabt. Jetzt hat er sich zum wohlverdienten Verdauungsschlaf zusammengerollt, nochmal so gemütlich bei Regen.
Kleine Zwischenmeldung: Nachdem es mich die letzten Tage innerlich fast zerrissen hat, habe ich inzwischen mit Menschen gesprochen, die das entweder mit dem eigenen Hund erlebt haben oder die sich fachlich auskennen. Auch ein wenig recherchiert.
AntwortenLöschenDiese OP ist wirklich ein sehr schwerer Eingriff und bringt laut wissenschaftlichen Studien ohne Chemo max. 3-4 Monate mehr Lebenserwartung. Und wie ich das mit Rocco erlebt habe (er starb nach ca. 8 Wch.), berichten die Leute davon, dass der Hund danach sichtbar altert und schwer zu kämpfen hat.
Während all diejenigen, die keine OP haben machen lassen, ihre Hunde doch noch recht lang hatten, eine Bekannte drei Jahre. Mit allen Freuden, Hundespaziergängen und Spaß. Es geht dann gnädigerweise sehr schnell zu Ende.
Ich werde am Di. die Diagnose des erfahrenen Arztes einholen und mit ihm darüber reden. Tendiere aber inzwischen auch dazu, Bilbo in Ruhe zu lassen und mit ihm das Hundeleben zu genießen, so lange es uns geschenkt wird. Zumal er absolut symptomfrei ist! Ich hatte noch ein schlechtes Gewissen, nach dem Motto "und wenn ich nicht alles unternommen habe?" - Aber das sagt mir auch viel über unsere perfektionierte Welt, in der selbst das Sterben bis zum Schluss "wegoperiert" wird. Leute aus dem Metier haben gesagt, dass ein solch bösartiger Krebs, der sich übers Blut verbreitet, bei einer OP immer auch streuen wird.
Wir sind lustig zum Bilbowackel los, er liebt die Temperaturen jetzt. Leider konnten wir nicht in den Wald wegen einer Treibjagd, aber Monsieur von Butterblum hatte ein ganz eigenes Jagdprogramm: Er suchte nach Mäusen und hob ihm Affenzack und stolz ein riesiges Mäusenest aus. Volles Vergnügen! Und er ist absolut fit, warum soll ich ihm das nehmen?
Wir standen dann schon zuhause vor dem Tor, als Bilbo die Nachbarin hörte und unbändig hinzog. Es war nichts zu machen, er MUSSTE sie besuchen. Es hat so sein müssen. Sie hat mir erzählt, wie ihr erster Hund das hatte und der Tierarzt von der OP abriet und sie auch nicht wollte. Und dann noch wunderschöne Jahre mit dem Hund hatte. Als hätte Bilbo gewollt, dass ich das vorher noch erfahre ...
Dann ist es wahrscheinlich wirklich das Beste, ihm die Prozedur zu ersparen. Ich halte alle Daumen, dass er noch lange Glück hat. Und dir gute Besserung mit deiner Kieferentzündung!
LöschenDanke dir! Immerhin eine gute Nachricht: Die Antibiotika bei mir schlagen durch und an.
LöschenDanke für das Update! Ich würde wohl auch dazu tendieren, dem lieben Bilbo keine solche OP zuzumuten, aber, puh, was für eine Entscheidung. Hoffentlich gibt das Gespräch am Dienstag weitere Klarheit. Alles Liebe dem Mäusejäger und dir!
AntwortenLöschenMerci! :-) Ich halt euch auf dem Laufenden, bin schrecklich nervös vor dem morgigen Tag.
LöschenHoffentlich hat der Arzt heute bessere Nachrichten! Du und Bilbo, ihr werdet auf jeden Fall richtig entscheiden, ich wünsche euch Alles Gute.
AntwortenLöschenSusanne
Dir auch Danke, Susanne! Ja, es gibt gute Neuigkeiten, siehe violetter Link hier im Artikel - oder den neuesten Blogbeitrag!
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