Umsonst verschenkt
Ich habe es wieder getan. Diesmal hieß die Experimentieranordnung: Das Versuchskaninchen bleibt stumm. Das Buch wurde an einem Samstag verschenkt, einem Tag, an dem viele Menschen nach Büchern suchen, gern auch nach Ladenschluss. Wieder blieb die Aktion auf einen einzigen Tag beschränkt, aber diesmal gab es keine Vorankündigung in den Social Media, keine begleitenden Postings. Die Aktion sollte sich also selbst tragen, vielleicht ein Selbstläufer werden.
Mich persönlich überrascht das Ergebnis überhaupt nicht: Die Sache ging voll in die Hose.
Bei der ersten groß beworbenen Aktion gingen 1056 Exemplare umsonst über den Ladentisch. Das Buch erreichte Platz 2 der Top Ten und erlebte auch nach der Verschenkaktion vervielfachte Verkäufe. Ein einziges Exemplar wurde in dieser Zeit zurückgegeben.
Bei der "stillen Aktion" wurden lediglich 349 Exemplare umsonst abgerufen, das Buch dümpelte nicht unwesentlich besser auf immer dem gleichen Verkaufsrang. Am Tag danach wurden läppische 15 Exemplare verkauft, aber vier davon wieder zurückgegeben.
Das erste Fazit ist natürlich ganz einfach: Klappern gehört zum Handwerk. Bücher verkaufen sich nicht, indem man sie einfach in irgendwelche Shops stellt, man muss schon auch die Öffentlichkeit irgendwie animieren und bewegen - und wenn es zum Geschenkeabholen ist. Wer schweigt, verkauft nicht. Wer den Draht zum Publikum lebendig hält (und damit meine ich nicht aufdringliche Werbung), bekommt vom Publikum auch etwas zurück.
Das andere Fazit ist äußerst unangenehm. Es kratzt nämlich an allem, was ich bisher gelernt habe. Da wäre einmal die Erkenntnis, dass die Menschen gar nicht so irre und automatisch auf Verschenkware losgehen. Eigentlich muss man ganz schön Überzeugungsarbeit leisten, bis sie sich ein Buch umsonst abholen. Sind die Leser womöglich schon von Gratisangeboten so übersättigt, dass sie lieber gezielt kaufen? Oder sind sie enorm wählerisch und nehmen auch gratis nicht mehr alles, was ihnen angeboten wird?
Bahnbrechend ist die Erkenntnis: Je mehr Bücher ich verschenke, desto mehr verkaufe ich! Aber Vorsicht: Das gilt natürlich nur, wenn das Verschenken auch gezielt gesteuert wird, nämlich nicht nur zu einem höheren Bekanntheitsgrad führt, sondern auch direkt in die Charts. Wenn das Buch also in einer bequemen Verkaufsumgebung sehr sichtbar wird. Trotzdem ist es nicht ein Shop alleine, der Bücher verkauft. Bücher werden heutzutage offensichtlich sehr stark über das Lesen verkauft. Menschen, die Bücher lesen, sich Bücher besorgen, reden über die Bücher. Auch beim Verschenken machen Titel und Autorennamen die Runde und manche Leser bedanken sich fürs kostenlose Lesen mit einer Rezension, einer Blogempfehlung.
Tatsache ist leider auch, dass der Gag mit der Verschenkerei sich irgendwann abnutzt. Man muss immer lauter und geschickter brüllen, um darauf aufmerksam zu machen. Je mehr Menschen es tun, desto greller muss man plakatieren. Und dann greift wieder die alte Binsenweisheit: Hinter einem Verkaufserfolg muss mehr stehen als eine gute Werbeaktion. Nämlich ein Buch, das genügend Menschen berührt, so sehr berührt, dass sie es weiterempfehlen. Und diese Inhalte kann man mit zu lauter Werberei auch ganz leicht tottröten.
Das Buch, um das es geht, gibt's natürlich immer noch: Lavendelblues
Wobei die Gründe, warum es diesmal nur so wenige Downloads gab, vielfältig sein können. Viele der ausschließlich umsonst Abgeifenden hast du schon in der ersten Aktion erreicht. Deine Fans sind auch schon versorgt.
AntwortenLöschenIch habe mich vor kurzem mit jemandem unterhalten, der viel Erfahrung im Verkauf von Kindle-eBooks hat. Er riet dazu, Verschenkaktionen nie von vornherein auf einen bestimmten Zeitraum zu planen. Vielmehr sollte man abwarten und die Aktion sofort abbrechen, wenn man die TOP 10 erreicht hat. Wichtigster Zweck der Verschenkaktion ist ja die Sichtbarmachung des Buches. Er meinte beim ersten Mal sei dafür in der Regel ein Tag genug, beim zweiten Mal braucht es schon zwei Tage und beim dritten Mal schafft man es kaum noch.
Matthias, nein, die "umsonst Abgreifenden" hatte ich nicht alle erreicht, meine Aktion war nur in einem einzigen entsprechenden Blog gelistet, nicht in der gesamten Szene.
AntwortenLöschenMan kann die Aktion doch nicht abbrechen, ein Tag ist ein Tag, das schaltet Amazon automatisch als Minimum??? Und alle Aktionen, die länger als einen Tag dauern, bringen nicht viel, sagen mir wiederum Kollegen.
Schlauer ist es natürlich, die restlichen Aktionstage jetzt nicht einfach weiter so zu verbraten, sondern z.B. mit der Einführung eines weiteren Buchs zu koppeln. Und diese Tage auch mal gar nicht zu benutzen.
Auch interessant: Ein Kollege, der in etwa gleich viel verkauft und erreichte, hat mal alle fünf Tage am Stück genommen und kam insgesamt auch nur auf 4000 Verschenkabrufe und die gleichen Verkaufssteigerungen hinterher wie bei meiner ersten Aktion erreicht. Offensichtlich deckelt sich die Zahl der Gratisabrufe tatsächlich auf einem bestimmten Limit, und wenn man den Leuten die Bücher noch so nachwirft.
Vielleicht haben ja KollegInnen hier andere / ähnliche Erfahrungen?
Hhmmm, mein Kenntnisstand: Du kannst 5 Aktionstage wählen, aber sehr wohl jederzeit abbrechen - sprich nach einem Tag, nach zwei Tagen usw. So kannst du beobachten, wo dein Titel steht und entsprechend handeln.
AntwortenLöschenDie Koppelung mit einer "Neuerscheinung" ist natürlich auf jeden Fall sinnvoll.
Meine Erfahrungen aus drei Kostenlos-Aktionen bei Amazon sind folgende:
AntwortenLöschen- Samstag ist der schlechteste Tag. Die besten Tage sind Sonntag und Dienstag.
- Hohe Downloadzahlen kommen vor allem dann zustande, wenn das Buch bei den vielen Webseiten gelistet wird, die über kostenlose Bücher informieren. Das geschieht von alleine, weil die Webseiten-Betreiber ständig die eBook-Anbieter auf Kostenlosaktionen überprüfen. Aber es dauerte eben ein bis zwei Tage, bis die Nutzer dieser Webseiten es mitbekommen.
- Deshalb (und um Mund-zu-Mund-Propaganda zu ermöglichen) nutze ich die Möglichkeit, 5 Tage am Stück auf Kostenlos zu stellen, meist Freitag bis Dienstag.
- Es gibt nur einen geringen Verkaufsschub nach dem Ende der Aktion. Ich erhoffe mir davon eher, dass sich mein Name bei den Leser nach und nach einprägt (neudeutsch: Branding).
Liebe Petra,
AntwortenLöschenich frage mich auch, ob der Samstag so günstig ist/war. Und das nicht nur, weil viele Leute da den Rasenmäher anwerfen, abends ausgehen oder vor dem Fernseher abhängen. Ich schiebe ja gerne mal was aufs Wetter. Der letzte Samstag war sicher nicht nur bei uns bombastisch schön, da greift bestimmt ein kurzes 'Sommerloch'.
Kann mir aber gut vorstellen, dass Matthias nicht so ganz unrecht damit hat, dass Du eben schon sehr viele Menschen Deiner Zielgruppe bei der ersten Aktion erreicht hast.
Um noch einmal auf den Wochentag einzugehen: Auch bei ebay gilt der Dienstag als DER Tag.
Auf jeden Fall ist das eine interessante Überlegung. Ich hoffe, dass noch mehr Autoren von ihren Erfahrungen berichten.
Liebe Grüße
Nikola
Habe mir das mal angesehen. Meine Meinung ist, dass das Buch zu wenig genrespezifisch ist. Die Leute greifen gerne in Schubladen. Wenn was nicht in Schubladen ist, dann gucken sie blöd und trauen sich nicht zuzugreifen, selbst wenn es umsonst ist.
AntwortenLöschenWenn da stehe würde: 'Lavendelblues, ein Frauenroman' oder 'Lavendelblues, Provencekrimi' wäre das wohl besser. Das kannst du auch an den Serien sehen. Da steht dann 'Verheult - Fallen Angel Bd 8' und schon drehen die Vampirmädels durch ;)
Das mit dem Wochentag ist in der Tat ein wertvoller Hinweis, danke! Insofern war meine Wahl die denkbar dümmste ;-)
AntwortenLöschenIch hatte übrigens bei der ersten Aktion mein Buch selbstständig in (nur) einem dieser Gratisbücher-Blogs gemeldet, das kann man auch tun, beschleunigt die Sache.
Und was das Genre betrifft, da steht ja nun wirklich überall Frankreichroman und so, muss ich das etwa auch aufs Cover schreiben? Da glaube ich allerdings, wer das braucht, der kann dem Buch sprachlich wahrscheinlich nicht ganz folgen ... Das sind dann die Leute, die böse Rezensionen schreiben, weil die Sätze zu kompliziert seien, die möchte ich auch nicht anziehen. Hey, ich habe Jahre gebraucht, um dieses Buch vom falschen Genre zu befreien! ;-)
Liebe Petra,
AntwortenLöschenmir wird ganz schwindelig, wenn ich deinen Bericht lese!:-)
Kann ja leider nicht mit Erfahrungen aufwarten.
"Wenn was nicht in Schubladen ist, dann gucken sie blöd und trauen sich nicht zuzugreifen, selbst wenn es umsonst ist."
Und wenn ich diesen Satz lese, wird mir noch schwindeliger. Als nächstes muss man vielleicht noch auf reißerisches Cover und heißen Klappentext achten, sonst guckt mal wieder kein Schwein und lädt es sich auch umsonst nicht runter!:-)
Herzlichst
Christa
"1001libraires gibt offenbar auf"
AntwortenLöschenhttp://www.boersenblatt.net/530534/
Christa,
AntwortenLöschendir muss nicht schwindlig werden. Man sollte selbst wissen, welches geistige Niveau man seinem Publikum zutrauen möchte und sich sein Publikum dementsprechend auch heranziehen.
Anonym, merkst du eigentlich, dass du 1. im falschen Beitrag bist und 2. deine Kommentare hier herumspamst? Und warum muss man für eine solche Meldung anonym bleiben? Ich hab dich anderswo gelöscht und behalte mir das bei weiterem Spam auch vor.
Hallo,
AntwortenLöschenich wage kaum, es zu schreiben, aber: *hust* 'Der Leser' ist nicht böse... :)
'Er' lebt nur einfach in seiner eigenen Welt mit seinen eigenen Problemen und Freuden - zu denen auch Bücher gehören - und ist von der Fülle des Angebots ein wenig erschlagen.
Ich erlaube mir, ein paar unsortierte Gedanken beizusteuern.
Zu den besten Verschenktagen wurde ja schon Richtiges gesagt. Was ich in letzter Zeit vermehrt unter den Bestsellern entdecke sind datierte, befristete Sonderpreise. Das scheint auch gut zu funktionieren - zumal solche Fristen immer das Gefühl auslösen, man müsse nun wirklich schnell zugreifen. Vielleicht auch eine Idee...
Ansonsten würde ich, die ich keine Bücher schreibe, bei einem sehr spezifischen Zielpublikum auch einmal Google Ads (www.google.de/AdWords) in Erwägung ziehen. Die Kosten und das Risiko sind minimal und über entsprechende Keywords lässt sich auch das intellektuelle Niveau ;) der Google-Nutzer, die erreicht werden sollen, sehr gezielt eingrenzen. Nur eine weitere Idee... :)
Was ich mittlerweile auch etwas traurig finde, sind die vergebenen Einnahmen, die ein gutes Blog erzielt, indem es Werbung einblendet. Diese muss ja nicht gleich erschlagen und an jeder Ecke zappeln und blinken, aber ich finde es legitim, wenn ein Blogger sich ein wenig für seine Mühe vergüten lässt. Und es gibt durchaus Blogger, die von ihren Blogs leben können. Wenige... Aber wenn etwas, das man ohnehin und mit Freude tut, im Monat auch nur 100 Euro einbringt, sind das dennoch 100 Euro mehr. Nur ein Gedanke... :)
Und nun oute ich mich noch ganz schnell als vollendete Ignorantin: Ich achte auf Cover. Ich habe als Kind Cover geliebt. Manche habe ich mir stundenlang einfach nur angeschaut und geträumt. Und auch heute, mit 52 Jahren, hat sich daran nicht viel geändert. Ich lese selbstverständlich auch Bücher ohne oder mit miesen Covern, aber sie ziehen mich nicht so magisch an, wie Cover, die etwas in mir berühren und meine Fantasie in Gang setzen... :)
Ich wünsche uns allen weiterhin einen schönen, sonnigen Tag!
zazz
Mein Tipp in Sachen Sommerwetter: Erste Junihälfte, da schlägt die Schafskälte relativ zuverlässig zu. Beschwerden ggf. nicht an mich, sondern an den Zufall oder den Klimawandel.
AntwortenLöschenHm, so langsam kann ich mein E-Book zumindest in meiner Vorstellung verschenken. Vielleicht bin ich ja tatsächlich so weit, wenn ich erst mal ein zweites Produkt (anderes E-Book oder Druckversion) online habe.
Bitte sich weiter trauen, solche Sachen zu sagen, zazz! :-)
AntwortenLöschenLeser sind nämlich nicht nur nicht böse, sie sind auch nicht so dumm, wie manche meinen.
Sonderpreise sind leider bei der Buchpreisbindung extrem schwer zu organisieren, denn sie müssen zeitgleich bei allen Händlern eingehalten werden.
Und deine Notiz zu den Covers erinnert mich gerade daran, dass ich endlich dieses miese Teil vom Blogbuch austauschen muss ;-)
Werbung ist bei mir absolut tabu - und zwar verbietet mir das die PR-Frau in mir. Ich würde sogar Geld dafür bezahlen, dass ein Blog werbefrei bleibt. Denn auf seriösen Geschäftsseiten (und damit auch Autorenseiten) hat Werbung für Dritte absolut nichts zu suchen. Eine Ausnahme kann man u.U. bei Sponsoren oder Beteiligten am eigenen Produkt machen. Ich finde schon die Eigenwerbung für meine Bücher rechts im Menu als grenzwertig aufdringlich - und mir reicht's, wenn mich LeserInnen über deren Kauf belohnen und nicht per Google Ad zum nächsten DKZV driften. "Art not Ads" - siehe Label weiter unten ...
Außerdem ist mein Blog auch Aushängeschild für Auftraggeber. Und seriöse Aufträge bekomme ich nur, wenn ich nicht wie der billige Jakob erscheine oder so wirke, als hätte ich es bitter nötig ;-)
Sonniges Pfingsten!!!