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27. September 2020

100 Jahre und ein Geflecht des Lernens

Heute möchte ich euch mitnehmen zum zweiten Teil der Erkundung eines historischen Erdöl-Minengeländes im elsässischen Perchelbronn. Den ersten Teil lest ihr HIER.


Die große Werkhalle mit Relikten aus 100 Jahren

 

Noch während ich mir die unterirdischen Galerien vorstelle, als seien es die Gedärme eines sich langsam bewegenden Urzeitgetiers, sind wir im Zentrum des Ruinenareals der alten Mine Clemenceau angekommen. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war sie angelegt worden, um Teersande zu fördern und die Rohöllinsen in der Erde von unterirdischen Stollen aus anzubohren. Schweiß und schwarz-schmieriger Dreck auf der Haut von bis zu 3000 Arbeitern. Lärm vom großen Förderturm und den pausenlos drehenden Turbinen. Dazu das Quietschen der Lorenräder, das Geräusch von stoßweise entweichendem Dampf. Das Räderwerk aus Maschinen und Menschen steht nie still, dreht sich in den kommenden Jahrzehnten immer schneller.

 

Es wird angetrieben von der Faszination des Machbaren, der neuen Wunderwelt der Technologie der 1910er Jahre, ihrer rasanten Weiterentwicklung. Wissenschaftler und Geologen sind neugierig mit den Schätzen beschäftigt, welche die Erde so großzügig spendet, denken an den möglichen Fortschritt. Aber in den Chefetagen herrscht in alter Traditionslinie des 19. Jhdts. und der Industrialisierung längst die Fokussierung auf das, was wir heute Ausbeutung nennen. Schon im Jahrhundert davor war es der Profit, der zu immer größeren Rekorden in der weltweiten Erdölindustrie antrieb. Jetzt wird gekämpft: Die zwei Weltkriege des 20. Jhdts., einer barbarischer als der andere, dürsten vor allem nach Ressourcen. Industrialisiertes Töten verlangt eine Industrie der Förderung. Ohne Erdöl und Benzin keine geschmierten Großwaffen, keine Fortbewegung von schwerem Kriegsgerät und Armeen über riesige Entfernungen und damit auch kein Welten-Krieg.

 

Die Armeen fressen sich in dieser Zeit dank Erdöl in die entfernten Länder. Der Mensch macht sich die Erde als Rohstoff fürs Töten untertan, bis in ihre Eingeweide hinein. Wissenschaft, Errungenschaften, Segen bringende Erfindungen - sie sind in jenen Zeiten nur allzu oft eher Kollateralzufall der Kriege, weil eben die großen Geldmengen in kriegswichtige Unternehmungen gesteckt werden. Sicher, Lampenöl, Paraffine, Heizmaterialien und Benzin, das kommt auch dem Leben der Menschen zugute. Doch die Zwischenzeit im Frieden mit überquellendem Lebenshunger und modernem Autotourismus währt allzu kurz, das Elsass zerreisst es immer wieder schmerzhaft zwischen zwei Nationen.


Die elektrische Zentrale


Heute rauscht leise der Verkehr von der Straße her, irgendwo schwatzt fröhlich eine Gruppe Menschen, die zu einem Konzert auf dem Areal gekommen sind. Spatzen streiten sich lauthals im Gebüsch. Zu meiner Rechten ragt die backsteinrote elektrische Zentrale empor, in der einst die Turbinen stampften und Strom erzeugten. Zu meiner Linken nimmt mir die alte Hauptwerkhalle den Atem - eine lichtdurchflutete Kathedrale des Erdöls, ein Lost Place wie aus einem Traum.

 

Wie eine Kathedrale des Erdöls: Die große Werkhalle

 

 Überbordende grüne Wildheit einer Natur, die mit Efeu Ruinen zerfrisst und hinwegwürgt, mit wildem Wein Fensterreste umschlingt, sich das Gelände zurückerobert, dass sich einst der Mensch von ihr abgetrotzt hat. Ein Platz wie ein Wirbel: Ein Müllberg von bis zur Unkenntlichkeit verrosteten Ölkanistern erstickt jegliche Vegetation, daneben musste mit dem Machetenmesser der Weg freigesenst werden. Brombeeren wachsen im immer noch teerhaltigen Sand, es wächst selbst in den "sterilen" Sanden, wie der ausgekochte Abraum genannt wird - Sand, nichts als Sand, durch den Prozess zu seiner Zeit einer jeden Lebensform beraubt. Heute blüht dort gelb der Rainfarn.


Menschenspuren - Schrott

 

Ein Wirbel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen menschlicher Zerstörung und einer Natur, die dem Menschen seine Winzigkeit lehrt. Zerschlagene Porzellanisolatoren, Kanister mit dem Logo von Erdölgesellschaften, herabstürzendes Dachwerk im Gras, all diese Menschenspuren der Vergangenheit erinnern wie ein roter Faden an die wichtigste Frage, immer wieder diese eine Frage: Wann hat das mit dem Anthropozän eigentlich angefangen? Wann kippte diese Spirale von der Faszination und Forschung in einen Wahn der Machbarkeit, Beherrschbarkeit? Wie kam die Gier dazu?


Robuste Pflanzen erobern das Ruinenfeld. Eines der häufigstes Gehölze hier ist die Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia).


Vor mir auf dem Boden leuchtet goldgelb etwas kleines Rundes, das auf rostigem Müll kaum zu vermuten ist. Ich greife danach, werde mehrfach gestochen. Eine alte Bauersfrau hat mir einmal gesagt: "Auf gestörten Böden wirst du zuerst all das finden, was sich den Menschen vom Leib hält. Giftpflanzen, Stachelpflanzen!" Ich werde auf dem Gelände noch viele dieser kleinen Schönheiten finden, vor allem auf dem Abraumberg, dem Terril I. Der sonnengetrocknete Blütenkopf von Carlina vulgaris, der stachelbewehrten Golddistel, deutet auf basischen, womöglich kalkhaltigen Boden. Diese kleine Schwester der Silberdistel ist winziger, aber nicht weniger schön, und sie birgt ungeahnte Kräfte.

 

Sie zählt zu den sogenannten extremophilen Pionierpflanzen, die sich auf Abraumhalden spezialisiert haben. Wohlgemerkt, so ein Terril, ein Abraumberg, besteht hier aus dem Erdreich, das beim Bau der unterirdischen Galerien herausbefördert wurde; oft gibt es ölhaltige Schieferarten, zuletzt kommt viel Sand. Mancher Sand in der Mine Clemenceau enthält noch Bitumen, ein anderer Hügel wurde nach dem Auskochen des zählen Rohöls aufgeschüttet. Heute also wächst hier die zweijährige Golddistel auch mitten im Metallmüll - wie der Efeu eine hervorragende Bienenweide

 

Pflanzen im Ruinenbereich der elektrischen Zentrale.

 

So ein Terril, auch wenn man es gemeinhin nicht erwarten mag, entwickelt sich mit der Zeit zu einem völlig eigenen Biotop. Zuerst kommen die unverwüstlichsten Bakterien und Pilze, bereiten den robusteren Pionierpflanzen den Boden vor, schließen chemische Stoffe auf zu Nährstoffen. Das können manche Arten von ihnen so effektiv, dass man inzwischen weltweit daran forscht, wie man mithilfe von bestimmten Bakterien und Pilzen gegen Ölverschmutzungen ankämpfen kann oder alte Förderstätten renaturalisieren könnte. Ein spannendes Forschungsgebiet, denn die natürlichen Helfer ließen sich im Labor in Massen züchten. Und doch auch hier ein Eingreifen des Menschen, das gut bedacht sein will: Wie wirken diese Arten auf die natürlichen Mikroben, was passiert, wenn sie sich weiter verbreiten?

 

Die Golddistel ist eine typische Vertreterin solcher extremophiler Pionierpflanzen. Sie will in Ruhe gelassen werden, mehrmaliges Mähen im Jahr vertreibt sie. Extreme Sonne und Trockenheit liebt sie, verträgt dabei weder Humus noch allzu viele Nährstoffe. Lehm darf sein, steinigen Boden nimmt die Golddistel gern und Bodenhitze steckt sie weg. Das ist besonders wichtig, weil sich manche Abraumhalden (vor allem im Kohlebergbau) durch chemische Prozesse immer wieder auch künstlich erwärmen könnten. Wo die Golddistel wächst, enthält der Boden keinerlei Salz - das würde sie töten.


Die Abraumhalde der Mine Clemenceau bietet ihr das ideale Umfeld: Nie wurden hier Pflanzen kultiviert, nie der Boden bewegt. Durch die konische Form erwärmt sich die Halde schnell durch Sonneneinstrahlung, bietet ein Mikroklima. Nie wurden in Abraumhalden Dünger ausgebracht, sehr lang hat der Mensch sie nach der Stilllegung nicht gestört. Oft sind sie abgesperrt. Samen verbreiten sich mit dem Wind, mit Wildtieren und ab und zu auch Vieh. Vor Jahren noch wurden auf dem Gelände der Mine Clemenceau Pferde gehalten. Auch hier sorgen Mikroklima und das spezielle Umfeld dafür, dass sich die Vegetation von der in der Region unterscheidet. In ganz Frankreich findet man auf Abraumhalden eine sehr eigene Biodiversität und bis in den Norden Mittelmeerpflanzen. Es ist, als gingen diese auf Wanderschaft und Suche nach vertrauten Bedingungen.

 

Auf dem Abraumhügel herrschen Waldkiefern vor, manche sehr hoch.

 

Als wir auf den Hügel steigen, wähne ich mich tatsächlich ein wenig wie am Mittelmeer, ich denke spontan an den Bewuchs von Steinmauern in den südlicheren Vogesen. Der breite Weg windet sich durch einen lichtdurchlässigen Kiefernwald. Manche Waldkiefern (Pinus sylvestris) ragen hoch hinauf, aber die Stämme der meisten Bäume sind nicht besonders dick. In Baumlebenszeiten gemessen ist der Bewuchs auch noch nicht alt. Solange die Mine in Betrieb war, herrschte hier Ölöde.

 

Die Arten der wenigen Laubgehölze sind schwer auszumachen, im heißen Dürresommer haben viele die Blätter verloren oder eingerollt. Vogelkirschen (Prunus avium) im unteren Bereich sind mir vertraut von den Waldrändern der Region, ein paar junge Buchen überraschen mich mit ihrer Robustheit. Ob ein Baum vor mir tatsächlich eine Linde sein kann? Ich bräuchte ein Fernrohr. Die sichtbaren Blätter sind überraschend winzig, aber auch das ist typisch für jene nährstoffarmen Böden. Man kennt es von den Sandsteinfelsen in den Nordvogesen: Bäume wachsen dort so extrem langsam, dass man kaum glauben mag, wenn ein Winzling 100 Jahre alt sein kann. Unmöglich, nach reinem Augenschein abzuschätzen, wie alt die höchsten Kiefern hier sein mögen, man müsste akribisch die Astquirle zählen, einen für jedes Jahr.


In einem natürlichen Wald sorgen Kiefern in der Überzahl schon einmal für eine Versauerung der Böden. Auf diesem stark basischen Untergrund wirken sie eher ausgleichend und bereiten den Boden für empfindlichere Pflanzen vor. Ihre Nadeln schaffen Humus, falls das Bodenleben stimmt. Pinus sylvestris, die Waldkiefer, kommt im Biosphärenschutzgebiet Pfälzerwald - Nordvogesen an stark besonnten Trockenhängen vor, der Wind treibt ihre Samen weiter, Tiere sammeln und vergessen Zapfen. Sie wurzelt bis zu sechs Meter tief, ist dadurch recht dürrehart und sie ist ein typischer Lichtbaum. Fehlt es an Sonne, bildet sie fast nur einen Wipfel aus, die Seitentriebe bis nach unten fehlen dann. Waldkiefern zählen zu den bodentolerantesten Bäumen, in Tschernobyl haben sie sich durch Mutationen sogar an die erhöhte Radioaktivität angepasst.


Und da schlummert noch ein faszinierendes Geheimnis zu ihren Füßen: Waldkiefern bilden eine spezielle Symbiose mit unterirdischem Pilzgeflecht. Das machen die meisten Bäume und man nennt dieses Geflecht Mykorrhiza. Bekannt geworden ist die Mykorrhiza (altgr. mykes = Pilz, riza = Wurzel) gemeinhin auch als Wood Wide Web, denn es tauschen nicht nur Bäume und Pilze miteinander Nährstoffe aus, das Pilzgeflecht dient außerdem zur Kommunikation unter Bäumen.

 

Nun gibt es zwei Arten davon: Entweder die Pilzärmchen wachsen bis in die Zellen der Pflanzenpartner hinein (Endomykorrhiza von altgriech. endon = innen) - oder sie reichen nur bis in die Wurzelrinde (Ektomykorrhiza von altgriech. ekton = außen). Letzteres kommt am häufigsten bei Bäumen vor. Wie aber muss man sich die biologischen Vorgänge im Boden der Abraumhalde nun vorstellen?


Der stark verkrümmte Wuchs vieler Bäume zeigt deutlich, dass dies kein normaler Waldboden ist. Trotzdem sorgen die großen Bäume für das Überleben der empfindlicheren Arten - dank der Mykorrhiza, einem unterirdischen Pilzgeflecht. Es hilft, den Boden aufzubereiten.


Die Wurzeln der Bäume - und hier spielt die Waldkiefer eine große Rolle - gehen mit einer Ektomykorrhiza eine Symbiose ein. Bei der Waldkiefer kennt man das z.B. mit Fliegelpilz (Amanita muscaria), Reizkerarten (Lactarius sect. Deliciosi) oder Butterpilz (Suillus luteus). Was wir gemeinhin als Pilz mit Hut kennen, sind nur die oberirdischen Fruchtkörper. Das eigentliche Lebewesen aber - denn dazu zählen Pilze mit ihren Eigenschaften zwischen Pflanze und Tier - lebt unsichtbar im Boden, breitet sich durch weiße Pilzfäden, die sogenannten Hyphen aus. Alle Hyphen zusammen bilden ein Myzel - das kennen wir als weiße Schicht auf dem Camembert.


So ein Myzel sucht sich nun Wurzeln von Bäumen, die noch weich sind. Dann wachsen die Hyphen, diese kleinen Pilzärmchen, in die Wurzelrinde. Die Waldkiefer lässt jetzt durch den Kontakt ihre Wurzelenden wie kleine Keulchen anschwellen und bildet keine Haarwurzeln mehr aus. Diese Arbeit übernimmt nämlich jetzt das Pilzmyzel! Der Pilz sucht für den Baum nach Nährstoffen und Wasser, eine überaus praktische Sache in sehr trockenen oder gestörten Böden: Er kann sich viel weiter und tiefer ausbreiten und ist damit beweglicher als der Baum. Und Wood Wide Web nennt man das auch darum, weil an so einem riesigen unterirdischen Pilzkörper viele Bäume hängen. Selbst wenn Bäume sterben, überlebt das Myzel.

 

Damit die Symbiose nicht gestört wird, wehrt der Pilz außerdem andere für den Baum schädliche Pilze und Bakterien ab. Der Baum, der derart gepäppelt wird, revanchiert sich mit Zucker - denn davon lebt wiederum der Pilz! Der Pilz braucht den Baum, denn er kann ja selbst keinen Zucker durch Fotosynthese herstellen. Eine perfekte Partnerschaft also, die Bäume und Pflanzen resistenter macht und den Boden durch die nützlichen Pilze verbessert.


Die Erforschung der Vorhänge in so einer Mykorrhiza sind noch in vollem Gange. Spannend ist dabei, dass es ihr - vor allem bei Waldkiefern - gelingt, Ammonium in den pflanzenwichtigen Stickstoff umzubauen, ein Element, das im Zusammenhang mit Erdöl durchaus vorkommen kann. Das ist wieder so ein Trick der Natur, unter unwirtlichsten Umständen zu überleben. Auf den Abraumhalden gibt es weder Humus noch nennenswertes Bodenleben, die sonst Pflanzen mit dem lebenswichtigen Stickstoff aus organischen Stoffen versorgen könnten. Pflanzen brauchen Stickstoff vor allem, um Eiweiße herzustellen, er fördert das Wachstum. Fehlt es an Stickstoff, bleiben die Pflanzen kümmerlich, vergilben und bilden Notblüten. Irgendwann welken sie, sterben ab.

 

Das ist das Faszinierende an diesem Lost Place, dieser uralten Industriebrache:  Da lebt es mehr, als vermutet. Inzwischen hat man sogar lebende Bakterien in tief liegenden geothermalen Erdölschichten entdeckt. Unter unseren Füßen wird bereits der Abraumhügel fleißig umgebaut von einem Miteinander von Bakterien, Kleinstlebewesen, Pilzen und Pflanzen. Wir sehen nur eine Kiefer aus scheinbar sterilem Sandboden aufragen. Aber wenn man genauer hinschaut, kann man sehen, dass in so einem Baumverbund Kleinstpflanzen vom unterirdischen Umfeld profitieren und sich empfindlichere Bäumchen ansiedeln. Da lebt und wuselt es von innen - und von oben fallen Nadeln und Blätter, zerfallen ihrerseits wieder in organische Stoffe. Sobald es genug Bodenleben gibt, werden die in Humus umgebaut. Wenn es einmal so weit ist, werden die extremen Pionierpflanzen verschwinden, Platz machen für Pflanzen, die Humus benötigen.

 

Der Ausblick vom Abraumhügel Richtung Preuschdorf und den Vogesenwald.

 

Es gibt auf dem Minengelände nichts, was es nicht auch irgendwo in der Region geben würde und doch ist die Kombination der Pflanzenwelt eigen und aufschlussreich. Um die Ruinen herum wuchern die Waldrebe Clematis und die Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus vitacea) auch über den Boden, beschatten ihn. Brombeeren und Brennnesseln sind typisch für Plätze, an denen früher Müll aufgeschichtet worden war oder die Pferde gehalten wurden. Leider sind kleinere Kräuter und Gräser nicht zu erkennen - sie sind allesamt von Hitze und Dürre verbrannt. Hartriegel lässt die Blätter hängen, ich erkenne einzelne Eschen im Mauerschatten und Pappeln. Oben im Wäldchen wachsen Ahornarten und auch da gibt es ein Bestimmungsproblem: Viele Laubbäume haben ihre Blätter bereits abgeworfen, um die Trockenheit zu überleben. Im späten Frühjahr dürfte eine Exkursion spannend werden!

 

Blick vom heutigen Veranstaltungsgelände nach unten auf die Ruinen.

 

Die Industriebrache ist ein Lehrstück, wie der Mensch über sich hinauswachsen kann, zu welchen Erfindungen und Forschungen, Arbeiten und Entwicklungen Frauen und Männer fähig sind. Sie kann aber auch bei genauem Hinschauen lehren, dass die Gattung Homo sapiens nur ein kleines Lebewesen in der Natur ist, das sich viel zu oft in Hybris aufgeblasen hat - ohne Rücksicht auf Verluste. Früher auch ohne unser heutiges Wissen, was man damit anrichtet. Wir sind heute klüger und auch das ist ein Fortschritt: Wir sind lernfähig. Die Natur braucht uns nicht, das erkennt man zwischen diesen Ruinen - wir aber brauchen die Natur!

 

Wie wir zu einer neuen Gegenseitigkeit mit der Natur kommen könnten, lehren uns nicht nur zerbrechliche Pilzärmchen im Innern von Abraum. Es ist unsere eigene Geschichte, wenn wir sie nicht mit verklärtem Blick betrachten Sie kann uns ein neues Verständnis von Energien und umweltbewusstem Energieverbrauch zeigen.


Auch deshalb ist dieses Gelände vielversprechend. Es gibt seit zwei Jahren ein äußerst ambitioniertes Projekt mit dem provisorischen Namen "Cité des Énergies" (Viertel / Siedlung der Energien). Über mehrere Jahre hinweg soll in diesem Viertel das französische Erdölmuseum neu, modern und vor allem größer untergebracht werden. Das Minengelände soll dabei zu einer Art Freilichtmuseum werden, eines Tages die gesammelten Großgeräte wie Ölpumpen beherbergen. Vor allem aber will man an dieser Stelle zum wertvollen Kulturerbe von Pechelbronn das Wissen um erneuerbare Energien einbinden, einen vom Naturpark Nordvogesen errichteten Experimental-Gebäudekomplex aus heimischem Holz einbeziehen. Schon heute gibt es dort Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Erdölmuseum.

 

Das Areal der Mine Clemenceau könnte einmal zu einem Ort werden, wo sich die heimische Bevölkerung, Unternehmen und Universitäten, Tourist:innen und Animateur:innen treffen, um sich über Themen auszutauschen, die hier weit in die Vergangenheit reichen und die doch unser Überleben in einer Zukunft der Klimakrise bestimmen werden. Wenn es gelingt, sichtbar zu machen, welche Geschichten in dieser Erde von Pechelbronn schlummern (mit der Tiefengeothermie in der Nachbarschaft), könnten wir vieles besser verstehen, wofür der Begriff Anthropozän steht. Wir könnten lernen, warum wir dort gelandet sind, wo wir stehen - und wie wir künftig mit dem Planeten umgehen möchten.


Ich habe auch eine Kaffeekasse,

die eigentlich eine Hundeleckerlikasse ist! Monsieur Bilbo dankt für Spenden. Der Arme muss sich bei solchen Ausflügen nämlich zuhause allein langweilen.

Als Journalistin nehme ich Aufträge zum Thema entgegen.

 

Ich danke herzlich Sonja Fath von der ComCom Sauer-Pechelbronn für die spannende Führung und die Genehmigung, hier meine Fotos zu zeigen - und den MitarbeiterInnen des Erdölmuseums Pechelbronn für die Zusammenarbeit bei jahrelangen Recherchen zum Thema Erdöl, vor allem Daniel Rodier und Pascale Roll-Schneider.

Alle Fotos (C) Petra van Cronenburg

23. September 2020

Hoffnung finden in Umbruchzeiten

Es passiert leider selten, dass ich einen Text lese, der mich Wort für Wort mitreißt, wo ich ständig Beifall klatschen möchte oder einfach nach jedem Satz nicke. Weil er mich tief berührt, vieles anspricht, was tief im Innern in mir vorgeht. Solch ein Essay möchte ich euch nicht vorenthalten, weil ich auch schon lange nicht mehr einen solch wichtigen Text gelesen habe.

 


 


Nehmt euch genügend Zeit und lest "Hoffnung in der Klimakrise. Ein Text für Menschen, die Angst haben" von Rico Grimm bei den Krautreportern. Er hat dankenswerterweise die Paywall dafür herausgenommen. (Die Krautreporter finanzieren sich über Mitgliederpakete, leider kann man nicht für Einzelartikel zahlen.)

 

Er beschreibt wunderbar, wie wir gemeinsam einen Weg finden können - und wie wir lernen können, trotz aller Ängste das Notwendige anzupacken:

Deswegen müssen wir diese Angst nehmen und ins Licht halten und drehen und inspizieren – woraus ist sie wirklich gemacht? Was können wir ihr entgegensetzen? Worauf können wir hoffen?

 

Eines der Geheimnisse liegt darin, dass wir uns eigentlich an allen Ecken für eine bessere und gemeinschaftlichere Welt engagieren. Rico Grimm schreibt: 

Was wäre, wenn es nicht nur darum ginge, die Klimakrise zu beenden? Nicht nur darum die Welt, wie sie jetzt ist, zu bewahren? Sondern sie in dieser Krise gleichzeitig besser zu machen? Sicherer, freier, gerechter für alle? Dann verändert sich die Bedeutung dieser Krise.

 

Wir leben mitten in einer Umbruchzeit, in der so viele Selbstverständlichkeiten wegbrechen. Aber Umbruch bedeutet auch immer, dass es eine Entwicklung hin zum Besseren geben kann. Dass wir das Neue am anderen Ende wahrscheinlich sogar viel mehr mögen werden als das Alte, das uns in Scheinsicherheit wiegt.


Ich wünsche mir nach diesem brillanten Essay eigentlich nur noch eins: Ein zweites über unser Verhältnis zur Natur. Darüber müssen wir dringend reden, wenn wir etwas verändern wollen. Wir müssen lernen, uns als gleichwertigen Teil zu empfinden und nicht immer nur in den Kategorien "hier Mensch - dort Natur" zu reden. Selbst im Umweltschutz haben wir ein Narrativ, das uns Menschen größer macht als wir sind: Menschen retten die Natur, Menschen machen dies und das. Natürlich müssen wir dafür kämpfen, nicht weiter Mist zu bauen oder auszubeuten. Aber wir müssen die Natur in den Mittelpunkt stellen, sie verstärkt zum Subjekt machen. Wir sind winzige Würmchen, das Bodenleben der Erde ist wichtiger für den Fortbestand aller Spezies als wir.


Daraus entstünde womöglich so etwas wie Faszination, eine neue Beurteilung dessen, wie übel wir allesamt auf diesem Planeten hausen. Es entstünde aber auch eine neue Rückbindung an die Natur, womöglich sogar Liebe. Und dann würde all dieses Kämpfen und Machen und Tun sich nämlich auch völlig anders anfühlen: Was man liebt, würde man nicht so schlecht behandeln. Liebende handeln aus Sorge, aus Angst, aber auch aus Freude - und weil sie wollen, dass es den geliebten Mitwesen gut geht. Ich bin mir sicher, in nächster Zeit werden sich noch viele Narrative ändern müssen.

 

Das Ding mit dem Aushalten der Angst und der Hoffnung ist erst einmal das Wichtigste! Darum lesen!

20. September 2020

Und sie bewegt sich doch, die Erde ...

Dieser Artikel und die Fotos sind registriert. Jegliche Kopie oder Weiterveröffentlichung ohne meine ausdrückliche Zustimmung sind strengstens untersagt.

Ich parke mein Auto vor einer leerstehenden Fabrikhalle zwischen den Zeiten. Solange ich denken kann, war hier eine Autowerkstatt; länger, als ich denken kann, diente sie als Magazin für das Material einer Erdölmine. Leicht verblichene Zettel mit Zitaten von einer Kunstaktion künden von einer möglichen Zukunft für das französische Erdölmuseum von Pechelbronn. Der Termin erfüllt mich mit aufgeregter Vorfreude und Spannung.

 

Halle mit Spiegelungen
Zwischen den Zeiten - Spiegelungen im Magazin der Mine Clemenceau. - Wie alle Fotos hier: (C) Petra van Cronenburg - mit freundl. Genehmigung der ComCom Sauer-Pechelbronn

 


Obwohl ich vor Jahrzehnten noch viele Plätze elsässischer Erdölgeschichte privat betreten konnte, weil sie damals weder abgesperrt noch genauer untersucht waren, ist mir dieser immer versperrt geblieben: zu gefährlich oder privat genutzt, stets eingezäunt. Jetzt sind zumindest die neu angelegten Wege gesichert und das Gelände wird vom Erdölmuseum genutzt: Ich bekomme eine Führung durch das Areal der ehemaligen Mine Clemenceau, das insgesamt etwa zwei Hektar groß ist. Wo wir laufen, wurden früher die Loren auf Schienen aus den Galerien gezogen.


Trotz des viel zu heißen Dürresommers wirkt die Industriebrache erstaunlich grün. Kaskaden von Blättern winden sich in die Höhe, durchbrechen Öffnungen, fallen vor Schwere herab. Es ist der Baumwürger, der Mauerbrecher Efeu, der den großen Eroberer gibt. Sonnenhungrige Scheinakazien schießen dazwischen hoch, sogar unverwüstliche Buchen. Letztere stehen etwas schwachbrüstig im für die Region ungewöhnlichen sandigen Boden. Genauso wie unser Ziel, der Terril I oder auf Deutsch weniger elegant die "Abraumhalde 1", besteht dieser Boden aus dem, was einst unter der Erde steckte.


Auf den Boden der allgegenwärtigen Gefahr zurück holt mich das Warnschild an einer modernen Rohrkonstruktion hinter einer Umzäunung. Auf Französisch wirkt der Text "une atmosphère explosive peut se présenter" fast wie ein charmanter Sprachspaziergang, im Deutschen würde man wohl mindestens einmal "Achtung" mit Ausrufezeichen schreien und grellfarbiges "Verboten". Es könnte also zu Explosionen in der Luft kommen; die technische Zeichnung daneben zeigt, warum.

 

Warnschild mit Rohr
Warnschilder auf der Entgasungsanlage des Puits I.

 


Genau hier sausten früher die Kumpel im Puits I, dem Schacht I, in die Tiefe. Zunächst nur 150 Meter tief, später ins nächste Stockwerk. Etwa 425 km Galerien sollen das Gebiet von Pechelbronn bis zu einer Tiefe von 400 m durchzogen haben. Die Extraktionsmethode in dieser Mine des frühen 20. Jhdts. war einzigartig: Kamen die Bohrtürme nicht vorwärts oder lohnte ihr Ausstoß nicht, gruben sich Menschen unter Tage über eine Rohöllinse tief unten im Erdreich und senkten vom Galerieboden alle zehn Meter Rohre mit Pumpen ab. Über für heutige Verhältnisse lächerlich dünn aussehende Pipelines wurde das Öl dann von oben hochgepumpt. Auf diese Weise ließ sich auch der weniger lohnende bitumenhaltige Sand abbauen, aus dem das Öl mit Hitze abgeschieden wurde.

 

Heute ist dieser Eingang, wie alle anderen auch, massiv mit Beton verschlossen, die Entgasungsanlage ist mit einer fernüberwachten piezoelektrischen Sonde versehen, was auch immer das für uns heißen mag, falls sich Minengase bilden sollten und nach oben strömen.

 

Puits I und Magazin
Die Entgasungsanlage von Puits I, im Hintergrund die Rückseite des Magazins, das eines Tages das neue Museum beherbergen könnte. Auf den breiten Sandwegen kann man sich gefahrlos bewegen.

 

 

Dass ich die Wege nicht verlassen darf, weil es hier explodieren und anderswo sich plötzlich das Terrain senken könnte, theoretisch die Erde alles verschlucken würde, erfüllt mich im Katastrophenjahr 2020 eher mit Sarkasmus. Wäre es nicht der krönende Abschluss nach all dem, wie wir die Erde trotz Wissens um die Klimakrise schinden, wenn die sich einfach kurz aufbäumen würde, und uns Menschen mit einem Happs verschlänge? Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt?

 

Efeu erobert Ruinen
Die Natur erobert die Ruinen

 


Da ist er wieder, der Zeitsprung im Kopf. Ich denke daran, wie zynisch meine Gedanken für die Menschen wäre, die an dieser Stelle ihre Kumpel verloren haben. Auf einem historischen Foto sah ich sogar ein Mädchen und mehrere Frauen, die unter der Erde schufteten. In Texten und Ausstellungen kommen sie viel zu selten vor. Es ist heiß unter Tage, bis zu 40 Grad. Die bitumenhaltige schwarze Schmiere, die sich auf die Haut legt, rubbeln sich die Kumpel vor dem Duschen mit Lampenöl oder destilliertem Petroleum ab.


Die Zeit der ersten Bohrung hier war ein doppelt gefährliches Datum. 1916 haben sie am Puits I die unterirdischen Galerien in die Erde getrieben, zwei Meter breit und 2,50 m hoch. Seit zwei Jahren tobt der Erste Weltkrieg, dessen industrialisiertes Töten zum ersten Mal auch in großem Stil Erdöl verschlingt, die Ausbeutung der Ressourcen erst so richtig anheizt. 800 Arbeiter sind es 1917, 1920 schließlich 3000. Durch den Bedarf wiederum entsteht technischer Fortschritt: Die Erfahrungen in den Minen wachsen. Die Ironie der Geschichte dabei: Es ist die DEA, die Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft, die in der von Paul de Chambrier angelegten Mine fördert, denn zu der Zeit befindet sich das Elsass unter deutscher Besatzung. Der Treibstoff geht also ans Militär, das die eigenen Brüder und Schwestern tötet. Aber wer hier arbeitet, muss wenigstens nicht an die Front, kann als Arbeiterbauer zuhause die Felder bestellen - neben der Minenarbeit, versteht sich. Trotzdem ist die Schufterei in den unterirdischen Galerien lebensgefährlich.


Obwohl man die Gefahr von Grubengasen schon seit dem 17. Jhdt. untersuchte und 1815 die ersten Sicherheitslampen zur Verfügung standen, hat es die Kumpels von Pechelbronn an dieser Stelle doch erwischt. 1919 ist gerade der ganz große Weltenbrand erloschen, da schlagen in dieser Mine mehrere Feuer und eine Explosion zu. Es ist so schlimm, dass der Betrieb ein Jahr stillsteht. Was da hochkommt beim Ölbohren ist Methan. Vereinfacht gesagt, sammelt sich beim Abbau des Rohöls aus einer im Erdreich eingeschlossenen Linse das natürliche Methangas und steigt nach oben. Endlich werden in der Mine Clemenceau die Sicherheitsauflagen strenger. Puits IV, Schacht IV., wird als Entlüftungsschacht gebohrt.  

Durchblick ins Fenster einer Ruine
Auf dem Minengelände herrscht eine eigenartig faszinierende Stimmung zwischen überbordendem Grün, sprechenden historischen Installationen und Vergänglichkeit. Erst auf den zweiten Blick geben die Ruinen ihre Geheimnisse preis. Die Menschen haben Spuren über 100 Jahre hinterlassen.

 


Es lebt da unten immer noch. Bis 1998 haben die Hightechinstrumente angezeigt, wie beide Bohrstellen miteinander in Verbindung standen. Seit zwanzig Jahren kommunizierten die beiden Bohrstellen nicht mehr miteinander, was auch immer das für uns bedeuten mag, die wir nun über ein Gelände spazieren, das in ungesicherten Bereichen absinken könnte. Ich habe das Gefühl, unter mir lauerten die Gedärme verschütteter Urzeittiere, als wir den eigentlichen "Lost Place" betreten, jene faszinierende Ansammlung einsturzgefährdeter Ruinen. Von dort führt der Weg direkt auf die größte Abraumhalde, wo mich die Natur überraschen wird.

 

Zum zweiten Teil der Exkursion.

Spenden in die Kaffeekasse

 


Ich danke herzlich Sonja Fath von der ComCom Sauer-Pechelbronn für die spannende Führung und die Genehmigung, hier meine Fotos zu zeigen - und den MitarbeiterInnen des Erdölmuseums Pechelbronn für die Zusammenarbeit bei jahrelangen Recherchen zum Thema Erdöl, vor allem Daniel Rodier und Pascale Roll-Schneider.

Alle Fotos (C) Petra van Cronenburg

12. September 2020

Ich bin ganz aufgeregt!

Es gibt mich noch! Langsam tauche ich aus der kreativen Versenkung auf, in die ich mich begeben hatte, um neben dem Atelier meinen Beruf auf völlig neue Beine zu stellen - dank der Pandemie. Es sieht nicht gut aus in Frankreich und die kalte Jahreszeit wird schlimm werden.

 

Vermessungslastwagen für Ölfelder
Vermessungslastwagen für Ölfelder

 

Jetzt aber die guten Nachrichten! Es ist mir endlich gelungen, meinen Moloch von Website "umzutopfen", was nicht ganz so einfach war. Damals, als Website-Newbie, hatte ich Wordpress per 1-click installiert, sprich, dafür wurde ein eigener Ordner angelegt, die URLs waren ellenlang und die Startseite lag außerhalb. Kurzfazit: 1. Meide alles, was Einfachheit verspricht, es verkompliziert alles. 2. WP ist nicht so doll für Anfänger. Ich musste an die Datenbanken ran und schaffte es dann mit Tricks, abgestorbenen Synapsen, viel Schweiß und letztendlich der Hilfe von Peter Hellinger, der das alles richtig gut kann. 3. Beauftragt ihn gleich, wenn ihr eure Synapsen erhalten wollt!

 

Jetzt arbeite ich mich langsam durch (Richtung Workshops), aber ihr könnt schon mal sehen, dass es wirklich auf der Domain losgeht: www.cronenburg.net

 

Zweite gute Nachricht: Ich habe meine Online-Workshops so weit durchgeplant und schreibe gerade an den Programmtexten, Handouts und dem AGB-Kram dafür. Das kann nur noch 2,5 kleine Ewigkeiten dauern. Und dann geht's aber los! Wer es nicht verpassen will, erfährt es brühwarm im Newsletter.

 

Ein weiteres neues Standbein ist langfristiger angelegt und braucht noch Entwicklung, weil ich da selbst noch sehr viel lerne, vor allem in Sachen Software und Umsetzungen. Solange da nichts spruchreif ist, werde ich besser darüber schweigen. Nur so viel: Es hat mit Beratung zu tun, ein wenig auch mit Nature Writing und sehr viel mit den Herausforderungen der Gegenwart in Sachen Natur, Klimakrise, Artensterben. Und darum bin ich auch so aufgeregt: Während ich selbst im in Planungsphasen üblichen Zweifelmodus stecke, begegnen mir "Zu-Fälle", die mich darin bestärken, dass ich auf dem richtigen Weg sein könnte. Begegnungen, Situationen ...

 

Am verrücktesten ist die Tatsache, dass mir jetzt eine Arbeit zugute kommen könnte, die ich vor mehr als zwölf (!) Jahren begann, als ich Europas Erdölgeschichte recherchierte. Während des Confinements begann ich mit einem Essay zum Thema, das dann durch die Zeitumstände und Arbeit an den Workshops stockte. Und im Winter zuvor hatte ich zufällig bei einer Vernissage im Museum Getränke serviert und die richtigen Leute kennengelernt ... und jetzt verwurschtelt sich das gerade alles.

 

Ich kann mir demnächst einen Traum erfüllen: Einen "lost place" besuchen, der mir leider auch damals bei den Recherchen nicht zugänglich war, weil lebensgefährlich. Der ist nun endlich für die Öffentlichkeit abgesichert worden und darf mit Führung betreten werden. Das wird ein Gefühl sein, nach all den historischen Fotos, den Recherchen und dem nicht sehr ergiebigen Schauen über die Absperrungen mir nach zwölf Jahren all das anschauen zu können. Ich werde natürlich Fotos machen!

 

Während ich noch nicht weiß, ob neue Pandemie-Regeln erlassen werden und alles ins Wasser fallen wird, freue ich mich außerdem auf einen Geländegang in Sachen Erdöl, weil den ein Forscher des CNRS, des nationalen Forschungsinstituts, leiten wird, ein Spezialist für Erdölgeologie.

 

Und weil das Ganze mit dem Naturpark zu tun hat, entsteht da gerade ein Großprojekt in Sachen Aufklärung über die Klimakrise, Transition in Sachen Energie etc. - und ich kann dazu brühwarm die Leiterin ausfragen. Das ist die, der ich zufällig im vergangenen Winter einen Sekt serviert hatte ...

 

Man sollte sich also für keinen Job zu schade sein und Gelegenheiten an der Pipeline packen. Ich bin gespannt wie schon lange nicht mehr in den letzten Jahren, was bei diesem Besuch herauskommen wird.