Workshops und Kunst für alle

Im Hinterkopf habe ich es schon lange, wie eine fleißige Spinne knüpfe ich Kontakte, schaue mir Orte an, lerne Leute kennen ... weil ich gern wieder etwas mit Menschen machen möchte. Kurse nämlich. Aber es soll passen, die Chemie muss stimmen. Und das nimmt nun langsam konkrete Formen an.

Mit einfachsten Mitteln kann man aus "Abfällen" besondere Seiten gestalten. Die Grundlage dieses Triptychons ist ein alter Verpackungskarton, für die Collage wurden alte Zeitschriften verwendet. Dazu etwas Gesso, Farben und Weißleim - fertig.



Der Ort als Kulturzentrum ist ideal, die Räumlichkeiten sind inspirierend. Und so habe ich mich gestern überreden lassen, zuerst einmal am Feiertag Mariä Himmelfahrt, dem 15. August, am Markt für regionale Produkte, Kunst und Kunsthandwerk im elsässischen Kutzenhausen teilzunehmen. Das ist ein Markt mit Verkaufsständen, aber man hat mich auf die Idee gebracht, dort auch etwas vorzuführen, was Lust auf die späteren "Stages", die Workshops macht: wildes Sticken auf Papier beispielsweise (ist noch offen). Ich nannte es spontan "broderie sauvage", um es überhaupt beschreiben zu können. Und natürlich ist es nur ein winziger Teil der Papierkunst, wie ich ihn auch auf Schmuck anwende.

Aber der Reihe nach, bevor ich hier so wirr herumsprudle! Ich möchte mit einer überschaubaren Gruppe Papierkunst machen, wusste bisher nur nicht so recht wie. Beim Schmuck kann ich nicht alles zeigen, da gibt es schlicht Firmengeheimnisse. Es wird von HändlerInnen schon genug kopiert, tw. dann in China nachproduziert - ohne Geheimnis lässt sich in diesem Metier nicht lange überleben. Außerdem verlangt vieles doch sehr viel Fingerfertigkeit oder dauert einfach zu lange. Der Trocknungsprozess von Papierperlen etwa, mit all den Schichten - da kann eine Woche vergehen. Nichts für ein paar Stunden Zusammensein. Es sollte also etwas werden, das alle Menschen können, ohne Vorkenntnisse, ohne je in Sachen "Kunst" unterwegs gewesen zu sein.

Collagen mit Fundstücken aus der Natur sind ebenfalls leicht gemacht. Es braucht nur eine Idee, Papier, Stifte, Farbe.


So bin ich beim Art Journaling hängengeblieben. Grob fällt unter diese "Kunst-Tagebücher" eigentlich alles, was Seiten hat und selbst frei gestaltet wird, ob gemalt, gezeichnet, als Collage geklebt oder gestempelt und gedruckt. Inzwischen hat sich eine ganze Bastelindustrie draufgesetzt und in einschlägigen Facebook-Gruppen staune ich dann manchmal Bauklötze, wie sehr sich alle Seiten ähneln. Diejenigen, die sie fertigen, folgen schlicht brav und akribisch den jeweiligen Influencerinnen auf Youtube, kopieren und zeigen, dass sie auch alle Produkte gekauft haben. Das geht so weit, dass man sich schon Material für Collagen, wie man es früher aus alten Zeitschriften schnitt, zum Ausdrucken kaufen kann!

Mir geht so etwas fürchterlich auf den Zeiger und dementsprechend werden meine Kurse ganz anders ablaufen. Getreu dem Motto: "Wie kann ich als absolut Unerfahrene/r mit einfachsten Mitteln, ja sogar Müll, etwas gestalten?" Ich möchte Fantasie fördern statt Markenkram. Und eine Atmosphäre schaffen, wo ich nicht die einzige Lehrende bin, sondern wir auch voneinander lernen können.

Und darum brauche ich für ein Triptychon einfach nur einen alten Pizzakarton, Billig-Gesso, Farben, alte Zeitschriften, Leim. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig: Ich kann damit die Fotos von meinen Lieben genauso präsentieren wie einen kleinen Miniaturaltar basteln. Ich kann mit einem Art Journal ein Thema bearbeiten - vielleicht mein Lieblingstier zeigen, illustrieren, ausschneiden, kalligrafieren ... ich kann aber auch Gefühle ausdrücken oder Tagesgefühle bildhaft umsetzen, damit "abarbeiten". Es gibt so viele Möglichkeiten, auch der Zusammenarbeit. Es lässt sich ein kleines Buch binden, wenn jede Frau eine Doppelseite gestaltet und dazu beiträgt. Wenn man die Seiten nicht bindet, kann man sie aufhängen, ein Gesamtkunstwerk schaffen.

Man kann sogar mit Fundstücken aus der Natur drucken. Wie etwa mit diesem von Insekten zerfressenen Blatt und einfachen Wasserfarben auf altem Buchpapier. So entsteht eine Zwiesprache zwischen dem Blattwurm ... und vielleicht dem Bücherwurm?

Kurzum - die Möglichkeiten sind so reichhaltig, dass ich mir jetzt erst einmal ein stimmiges Konzept und einen Plan ausarbeiten muss, den ich einreichen werde. Bis zum 15.08. will ich dazu einen Prospekt haben.
Die Workshops finden zwar in französischer Sprache statt, aber wir sind ja im Elsass und in überschaubaren Gruppen kann ich hemmungslos "Europlais" sprechen, sprich, dreisprachig mitten im Satz "um und num" schalten. Ich bin gespannt ... und ein wenig aufgeregt.

4 Kommentare:

  1. Viel Erfolg! Es ist spannend, dass aus den Workshopplänen nun etwas Konkreteres wird, und ich könnte mir vorstellen, dass dabei großartige Sachen herauskommen und viele Leute einen ganz neuen Zugang zur eigenen Kreativität entdecken. Du berichtest doch irgendwann im Blog darüber, wie es gelaufen ist, nicht wahr?

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    1. Danke, liebe Maike!
      Ich werde wahrscheinlich schon lang vorher über meine Kopfgeburten berichten, im Moment habe ich ja nur Knoten drin auf der Suche nach einem stimmigen vorführbaren Konzept. Um es vorzustellen, brauche ich auch handfeste Beispiele, was machbar ist, muss also auch basteln. Das zeig ich irgendwann sicher im Blog und auf Instagram, wo man mich unter https://www.instagram.com/tetebrec/ findet.

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  2. Das klingt gut! Und wie schön, dass du dein Wissen jetzt auch unter die Leute bringen kannst. Dein Konzept finde ich sehr sympathisch, mir geht das "Nachbasteln" und tolle Sachen dafür kaufen (müssen) auch sehr auf den Geist.......
    Schöne Grüße, Susanne

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  3. Merci, Susanne!
    Das Maison Rurale hat ja auch Ökologie als Schwerpunkt und es liegt im Naturpark Nordvogesen - insofern passt auch das alles zusammen. Ich freu mich schon auf die Augen, wenn ich den Leuten zeige, was für Schätzchen sich allein in ihrem Verpackungsmüll finden lassen. Natürlich werden sie z.B. Farben brauchen, aber da spielt es keine Rolle, ob es die Billigmarke für Schulen ist oder die teure Künstlerausgabe - damit umgehen können, darauf kommt es an.
    Dir auch schöne Grüße!

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