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1. März 2020

Graue Grübeltage?

Ich muss doch endlich mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben, auch wenn es solche regelmäßig auf Twitter gibt. Ich komme leider auch mit Mails kaum hinterher und muss um Entschuldigung bitten, dass ich manchmal einfach verstumme.

An Grübeltagen kann es durchaus helfen, sich Schönes anzusehen, auf das man sich freut - wie etwa die Fotos vom letzten Frühling! So sehr lange dauert es nicht mehr bis zur nächsten Apfelblüte.


Das liegt zum einen am immensen Arbeitsaufkommen, denn ich schufte mir wirklich Hornhaut, um die immensen Zahnarztrechnungen abzahlen zu können, die einem in Frankreich selbst trotz Zusatzkasse bleiben. Und das, obwohl ein Zahn immer noch nicht wirklich Ruhe gibt und ich die Entzündung nicht loswerde. Wenigstens ist sie im Moment nicht lebensgefährlich. Gleichzeitig müsste ich mich nach Neuem umtun, denn ein digitales Großprojekt, das ursprünglich sicher schien, wird wegen Umstrukturierungen pausiert, zugunsten von Print. Und ein anderes, kleines, hat sich noch nicht konkretisiert. Ab Ende März existiere ich also mal wieder ohne Netz und doppelten Boden, falls sich da nicht mehr tut. Das ermüdet zusätzlich.

Immerhin stehen die Termine für meine beiden Workshops und mal schauen, was sich da ausbauen lässt. Falls bis dahin nicht alle in der Virenpanik zuhause bleiben ...

Ansonsten bin ich angesichts der Umstände in der Welt und in Social Media öfter in diesem zerrissenen Zustand zwischen explosivem Sarkasmus, Kopfschütteln und der Sehnsucht nach fernen Planeten. Was ich darüber denke, mag ich im Blog oft gar nicht breittreten, weil es nur herunterziehen würde und auch nichts daran ändert, dass Homo sapiens in seiner Version 2.0 vielleicht doch wenigstens die Bezeichnung sapiens aberkannt werden sollte. Aber irgendwann bin ich mal so zynisch aufgelegt, dass ich wieder "lustig" darüber schreiben kann, ganz sicher!

Einen ganz wunderbaren Thread bei Twitter habe ich gerade dazu entdeckt, der Hilfestellung gibt, wie man mit den stündlich hereindreschenden "Breaking News" umgehen kann, um bei sich und ganz zu bleiben und nicht genauso hohlzudrehen wie das Karussell der Nachrichten. Ich will das verkürzt auf Deutsch und in meinen eigenen Worten zusammenfassen:

  1. Pressekonferenzen und weltweite Nachrichten drehen heutzutage im 24-Stunden-Takt sehr viel schneller, als sich Dinge wirklich ändern. Oder als Nachrichten neuen Erkenntnisgewinn oder Hilfe brächten. Sich selbst diesem Rhythmus zu unterwerfen, macht auf die Dauer krank (oder abgestumpft) - übrigens auch JournalistInnen. Also raus aus dem Teufelskreis!
  2. Einmal am Tag reicht für aktuelle Nachrichten. Man sucht sich am besten eine Zeit aus, in der man relativ stabil ist und nicht vor dem Schlafengehen. Wer sich nicht im Griff hat, kann auf Twitter Hashtags blockieren oder deabonniert bestimmte Accounts auf Facebook & Co.
  3. Wenn eine Nachricht älter ist, besteht die Möglichkeit, dass es statt Schlagzeilenschinderei bereits gut recherchierte Hintergründe gibt. Das hilft mehr als Social-Media-Gerüchte und Boulevardjournalismus.
  4. Je höher die Qualität der Quellen, desto weniger Panikmache. Nicht irgendwelchen Aufregern von Privatleuten glauben. Am besten verlässliche Quellen sogar ganz ohne Social Media direkt ansteuern. Das kann eine für seriös befundene Zeitung genauso sein wie einzelne Journalistinnen, Wissenschaftsplattformen oder Fachblätter.
  5. Es ist absolut nicht egoistisch, in Zeiten von Krisen aller Art auf sich selbst zu achten, nämlich darauf, dass man psychisch und seelisch stabil bleibt. Nur so lässt sich dann gemeinschaftlich mit anderen etwas bewältigen - es hilft niemandem, wenn wir vor Angst vor die Hunde gehen oder ausflippen. Zu dieser Sorge um die eigene Resilienz gehören tatsächlich auch das Wohlfühlen und Glücklichsein, die Freude im Alltag. Dann haben wir nämlich auch die Kraft, etwas anzupacken.
  6. Es ist sehr wichtig, mit wem wir uns umgeben. In Social Media bekommen wir, wenn wir nicht ordentlich filtern (und selbst dann) eine Menge übel toxischer Menschen ab. Das kann so stark sein, dass man - wie ich zeitweilig - wirklich an der Menschheit als Ganzes (ver)zweifeln möchte. Aber auch davon wird die Menschheit nicht besser oder schlechter - nur wir selbst fühlen uns schlechter und werden schwächer. Was hier hilft: Sich mit Menschen zu umgeben, die einem gut tun oder die einfach Empathie für andere haben, die sich miteinander für etwas engagieren oder einfach nur etwas Schönes machen. Wo man reden kann und einfach sein, wie man ist. Stichwort Verein, Ehrenamt, wenn jemand einsam ist. Wir können uns gegenseitig Kraft geben.
  7. Sich professionelle Hilfe suchen, wenn Angst, Panik und andere Probleme einen zu überwältigen drohen, ist absolut nichts Ehrenrühriges - es geht sehr vielen Menschen so! Und manchmal kommt man allein vielleicht nicht aus dem Loch heraus, vor allem nicht so schnell.
  8. Punkt 6 bedeutet natürlich nicht, dass man blind wird für Barbarei, Hass oder Rassismus. Aber wenn ich mehr in mir ruhe und resilient bin, kann ich auch gezielter und unangreifbarer dagegen aufstehen oder im Alltag reagieren, wenn es mir begegnet. Damit stärke ich wiederum andere Menschen, die mit Worten oder Taten angegriffen werden. Gemeinsam sind wir stärker als allein.
Die WHO hat dazu ein Blatt zum Ausdrucken auf Englisch verfasst: Coping With Stress (pdf).
Essentiell: Mit Menschen über alles reden. Stressfaktoren minimieren. Sich Gutes tun.

Kommt gut durch diese Zeit und genießt den Vorfrühling, die erwachende Natur!

2 Kommentare:

  1. Oh je, alles Gute mit deinem Zahn! Das klingt ja wirklich nach einem Dauerbrenner der unschönen Sorte, den du bei all dem anderen Stress nicht auch noch brauchst. Gute Besserung also!

    Was den Umgang mit aufregenden Nachrichten angeht, habe ich inzwischen wirklich das Gefühl, dass es das Beste ist, um Social Media einen großen Bogen zu machen, lieber direkt seriöse Quellen anzusteuern und - ganz wichtig - dort keine Nutzerkommentare zu lesen, die genauso ausarten können wie manche Social-Media-Äußerungen.

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    1. Stimmt Maike, Kommentare lese ich auch nie.
      Ich bekomme halt auf Twitter jede Menge sehr wertvoller Nachrichten und Kontakte mit, aber man muss dann aktiv vom Müll wegschauen. An manchen Tagen stelle ich die Trends z.B. auf ein Land, dessen Sprache ich nicht lesen kann, das hilft ungemein.
      Und danke für die guten Wünsche, die kann ich brauchen, denn es zermürbt. Ich kann ja nicht eine neue Brücke für Tausende von Euro schnell mal wieder runterreißen lassen. Ich weiß auch nicht, ob das normal sein kann, aber eine Freundin erlebt Ähnliches ... also Augen zu und durch.

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