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30. November 2019

Ein anderes Schreiben

Es ist ein wenig still derzeit (abgesehen von meiner Teeküchentwitterei). Das liegt schlicht daran, dass ich einen Feuerwehrjob zwischendurch angenommen habe, eine Fleißarbeit auf Zeit. Ich bin danach einfach froh, wenn ich den Computer ausschalten kann.

Im Moment bin ich etwas eingesponnen, äh, eingespannt ...


Wenn mein Hirn am Abend noch ein paar Windungen übrig hat (hahaha), denke ich oft über mein Nature Writing Projekt nach und habe da auch einen neuen Artikel geschrieben, wie ich vor Jahren loszog, um im Wald nach einer der berühmtesten Erdölquellen der Welt zu suchen und etwas abzufüllen. Wichtig dabei: Wildschweine!

Ich taste noch herum und stelle fest, dass es ein völlig anderes Schreiben ist, ob man bloggt oder längere Texte verfasst. Nicht, dass das eine neue Erkenntnis wäre, aber inzwischen weiß ich die Unterschiede zu schätzen. In dem Moment, in dem ich für ein Buch wochenlang in Recherchen versunken bin oder erst einmal ausholen kann, weil der Atem eines Buchs ein langsamerer und längerer ist - in dem Moment ist ein Blogbeitrag schon zu lang. Zuerst war mir ein wenig ungemütlich, ob ich nicht viel zu viel über mein Projekt verraten würde - die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. Aber dem ist nicht so, weil die für mich persönlich wirklich spannenden Dinge ungesagt bleiben, zum Nachdenken in mir nachwirken.

Nachdem ich mich künstlerisch mit Sketchbooks beschäftigt habe, erlebe ich mein Blog "Landscapes of Change" als eine Art Notizbuch der besonderen Art. Ich mäandere zwischen Denklinien, die ich nicht vergessen will, erzähle kurze Geschichten, die mir sagen: Hier lohnt es sich, in die Tiefe zu gehen. Oder: hier musst du diesen spannenden Beleg wiederfinden, der irgendwo in der Recherchekiste liegt. Und gleichzeitig fühlt es sich wie die berühmten Mausbisse an.

Das war mal ein Ratschlag von jemandem, wenn man eine schier überwältigende, elefantengroße Sache vor sich habe. Elefanten hätten Angst vor Mäusen, hieß es, also würde es reichen, als kleine, ängstliche Maus einfach dem Elefanten ins Bein zu beißen. Ich habe keine Ahnung, ob sich Elefanten tatsächlich um Mäuse scheren. Und ich empfinde es auch als gar nicht nett, nicht nett zu Elefanten zu sein. Aber das mit den hartnäckigen Mausbissen funktioniert, wie mich so manche leergefressene Mausefalle lehrte, die von den Mäusen ausgetrickst wurde.

Über ein unendlich scheinendes Thema bloggen zu müssen, fördert das Fokussieren ungemein. Ich muss ständig überlegen, was ich eigentlich darstellen und erreichen will - und was andere interessieren könnte. Denn nichts ist schlimmer als langweiliges Gefasel der Dorfchronistenart. In meiner Kiste liegen Texte, wo sich jemand akribisch über die Holzpreise im 18. Jahrhundert auslässt und man beim Lesen fast einschläft. Hundert Seiten lang. Solche Texte haben ihre Berechtigung im musealen Raum, ich picke mir den einzigen Satz heraus, der für mich wichtig ist und bedaure, dass man diese Wortgräber nicht digital durchsuchen kann. In einem Blog kann man sich so etwas nicht leisten. Ich komme also gar nicht erst in Versuchung, zu lange über Holzpreise zu faseln.

Anderes Thema: Ich freue mich sehr, dass ich viele FB-Bekanntschaften auf Twitter oder Instagram wiedergefunden habe. Für letzteres habe ich leider auch kaum Zeit im Moment. Es ist einfach so: Ich arbeite hart dafür, dass mein Zahnarzt und sein Zahntechniker ein tolles Weihnachten haben. Wir haben leider, durch 30 Jahre verfehlte Politik diesbezüglich, dreimal so hohe Preise wie in Deutschland, von denen auch mit Zusatzkasse nur extrem wenig erstattet wird. Das neue Gesetz von Macron, das verhindern soll, dass sich FranzösInnen am Zahnersatz echt ruinieren, wird leider erst 2020 richtig greifen. Ich verstehe jetzt plötzlich, warum bei uns Websites boomen mit Anleitungen, wie man sich einen eigenen Zahn in eine Lücke kleben könne - und warum immer mehr Menschen nicht mehr mit offenem Mund lachen. Es ist gruslig. Und so weit will ich einfach nicht abstürzen müssen. Also arbeite ich gerade für zwei. Deshalb bitte nicht böse sein, wenn ich mich mal nicht melde und auch Mails ewig herumliegen!

2 Kommentare:

  1. Oh je, dann vor allem viel Glück in Sachen Zahnarzt (bzw. Zahnarztrechnungsbegleichung)! Ich finde es schön, dass du trotzdem an den "Landscapes of Change" dranbleibst - das mit den Wildschweinsuhlen im Rohöl finde ich sehr spannend, und auch die Frage, die du aufwirfst, wann sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur entscheidend verändert hat.

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    1. Danke dir, liebe Maike,
      die Wünsche kann ich gut gebrauchen, bis zur Weihnachtszeit bin ich wöchentlich beim Zahnarzt und im Januar geht es weiter. Immerhin bin ich nach Monaten endlich schmerzfrei, was für ein Luxusleben!

      Das Nature Writing ist für mich auch Ablenkung von all dem, weil es mich ja fasziniert. Im nächsten Jahr will ich auch wieder Kontakte zu ein paar Fachleuten knüpfen, die mich zu manchen "lost places" führen könnten. Aber erst, wenn man nicht mehr bis über den Gummistiefelrand einsinkt. ;-)

      Und danke für dein Feedback, mir ist das sehr wertvoll, wenn ich nicht "in den luftleeren Raum hinein" schreibe.

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