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28. November 2017

Unsere Konkurrenz: Geiz und Gier

Kaum ist der Black Friday ausgestanden, quellen die Timelines in Social Media über mit dem Cyber Monday. Es handelt sich hierbei nicht etwa um einen weiteren weltweiten Börsencrash und das Verfrachten der Schuldigen in den Cyberspace - es sind aus den USA importierte Rabatttage, die einem Schnäppchen versprechen, die noch billiger sind als billig. In den USA machen Händler an diesen Traditionseinkaufstagen um Thanksgiving das Hauptgeschäft des Jahres - deshalb wurde der Brauch der Brückentage ums Fest so erfolgreich. Und weil man, wenn man Ware verkauft, bei all der Konkurrenz schauen muss, wo man bleibt, werden solche Ideen dann auch ganz schnell mal global adaptiert. Auch ich verkaufe, meine Kunst nämlich - und müsste jetzt eigentlich im Triple-Turbo-Gang ums Weihnachtsgeschäft rasen, damit der Verdienst auch für trübe Monate reicht. Und warum sitze ich noch herum?

Zwischen Luxus und Fadenscheinigkeit besteht oft nur ein schmaler Grat.

23. November 2017

Gucklöcher

Diesen Beitrag schrieb ich im Oktober bei Facebook. Und jetzt ziehe ich mich selbst an der Nase, warum ich so etwas nur bei FB verschleudere, wo es untergeht. Ich muss solche Dinge öfter im Blog festhalten, es müssen ja eben nicht immer ellenlange Beiträge sein. Die Drucke sollen einmal Teil von Künstlerbüchern werden. Vielleicht könnte man sie auch einzeln rahmen?



5. November 2017

Schachtelzauber

Bei meinen Streifzügen durch den Naturpark Nordvogesen führt mich mein Hund manchmal auf seltsame Pfade, wo es von unentdeckten Arten nur so wimmelt. Manchmal konserviere ich welche in Schachteln, um die schnöde Welt damit zu infiltrieren. Darf ich vorstellen: Flavocorax paradisiacus, der Gelbseidige Paradiesapfelhäher.

Ein handgeschnitzter Vintagevogel lebt in einer Welt aus Fundstücken

1. November 2017

Mein misanthropischer Tag

Ich habe heute einen echten Hass auf Social Media. Denn selten habe ich derart viel Hass, Abscheu und Intoleranz - gepaart mit erschreckendem Unwissen - zum Thema Halloween erlebt. Als ob nicht Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Anschauungen einfach unterschiedlich leben und feiern könnten, womöglich sogar miteinander Feste teilen, miteinander an einem Tisch sitzen könnten (ich weiß, es gibt die auch, aber sie gehen im Abscheugeschrei leider immer allzu leise unter).

Postkarten, wie sie früher ganzjährig beliebt waren, nicht nur zu Halloween.
Was zu diesem Thema tw. "abgesondert" wurde, hat mit Halloween selbst längst nichts mehr zu tun, sondern zeigte einmal mehr Engstirnigkeit, religiöse Ausgrenzung und nationalistisch geprägten Hass, der sich mehr und mehr auch hinter dem Deckmäntelchen von Konsumkritik verbirgt. Und da geben sich beide Seiten nichts, beim fröhlichen Hinrichten Andersartiger gäben sich so mancher Halloweenfan, Neoheide, Lutherverehrer und was da noch so aufeinanderprallte, die Hand im Publikum.

Würde die Welt nur aus Social Media bestehen, dann wäre sie endgültig zerfallen in ein Gegeneinander, in die Anbetung des Ego: Ich bin richtig und wenn du nicht bist wie ich, bist du falsch. Und weil ich richtig bin, habe ich jedes Recht der Welt, dich niederzuschreien, niederzuknüppeln, am liebsten auszulöschen. Wir schützen nicht mehr nur unsere Gärten mit leblosen Steinverfüllungen und hohen Wänden.

Derweil ist ein wichtiges Buch erschienen: "Die Weisheit der Wölfe" von Elli H. Radinger - und ich habe den Verdacht, dass wir uns von einem solch empathischen Sozialverhalten weit entfernt haben. Von Mitgeschöpflichkeit sind immer mehr Menschen entfernt, denn sie achten nicht einmal die Mitglieder der eigenen Art.

Derart hassende Intoleranz, absolut a-sozial, steht dem Prinzip des Lebens und der Evolution entgegen. Vielleicht ist es Zeit, daran zu glauben, dass der todesverliebte Mensch sich schlicht endlich selbst abschaffen will. So viele Probleme auf diesem Planeten wären mit einem Schlag gelöst. Und wir haben die freie Auswahl, wie wir gerne abtreten würden, selbst schnelle Methoden sind wohlfeil zu haben, vom Atomtod bis zur Pest.

Ja, ich habe heute meinen misanthropischen Tag! Mir ist die Leichtigkeit in diesem Medium Facebook abhanden gekommen, die Empathie, das soziale Miteinander. Mir fehlen die wilde Lust auf menschliche Fantasie, auf Visionen, die Freude am Leben. Morgen kann das natürlich schon wieder anders aussehen. Heute glaube ich erst einmal, dass es vielleicht gar nicht so übel wäre, wenn Ratten und Viren die Weltherrschaft übernähmen.

Der Zustand hält nicht lange vor, keine Angst. Mir hilft er beim (leider oft schmerzlichen) Nachdenken. Und er macht trotzig. Vor nicht allzu langer Zeit glaubte ich, es gäbe gar keinen so großen Unterschied zwischen Facebook, Twitter und der "Kohlenstoffwelt". Denn es sind ja die Menschen, die beide Welten bevölkern. Ist das wirklich so? In meiner Kohlenstoffwelt war es absolut kein Thema, wer was feiert und mit wem. Da bringen eher Museen die Fantasie von Kindern und das menschliche Urbedürfnis nach Verkleidung zusammen. Es entsteht etwas Wunderbares: gelebte Kunst. Fantasie, Spieltrieb, Riesenspaß. So einfach könnte das alles sein.

Stattdessen lassen wir immer mehr von unserer Energie und Zeit von Facebook vergiften, denn es belohnt die niederen Instinkte und verstärkt böses Gebrüll, nicht konstruktive Stimmen. Facebook ist eben nicht die echte Welt, diese Unschuld hat die Plattform längst verloren, wenn sie denn je vorhanden war. Facebook wählt vorab aus, manipuliert uns, appelliert an unsere niedersten Instinkte, immer stärker zu emotionalisieren, zu polarisieren. Es wird zur Gegenmaschine des sozialen, empathischen Miteinanders. An Tagen wie diesen habe ich das Gefühl, ich müsste Desinfektionsmittel über meine Maus schütten. Und irgendwie möchte ich anders an der Welt "basteln", mich besser ausklinken können, ohne die halbe Welt blockieren zu müssen. Ich weiß nur noch nicht wie.

PS: Der letzte Satz ist natürlich ein wenig geschwindelt. Dieses Blog ist so ein positiver Ort. Aber Facebook unterdrückt selbst Links zum Blog, es wird für die bequemeren User dort unsichtbar. Und die machen das mit: Kommentiert wird fast nur noch auf FB, selten in den Blogs selbst. "Ich weiß noch nicht wie" beschreibt aber auch den Zustand von Gedanken in meinem Hinterkopf. Ich würde gern wieder Kurse im echten Leben anbieten. Noch ist offen, in welche Richtung ich gehen möchte, aber ich glaube, das kann ein Weg sein, damit sich Menschen verbinden können, denen Empathie und Mitmenschlichkeit noch nicht egal sind. Kommt Zeit, kommt Rat.

Mit den europäischen, in diesem Fall elsässischen Wurzeln von Halloween beginnt übrigens mein Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt." Leider habe ich damals den Namen der Nacht noch nicht gekannt: die Rommelbootzenaaht. Man lernt eben immer wieder dazu!