Wenn man im Internet an verschiedenen Stellen herumschmökert, trifft man manchmal schreibende Menschen, die Glaubenssätze von Schreibratgeber-Gurus vor sich hertragen, ohne sie jemals kritisch hinterfragt zu haben (außerhalb des Internets begegnet mir das selten). Einer dieser Glaubenssätze, um den dann mit Gegnern wahre Glaubenskriege entbrennen können, heißt: Ein Roman braucht eine Prämisse. Ohne Prämisse kein verdammt guter Roman. (Prämisse = Romaninhalt oder Autorenideologie in einem Satz, z.B. "wer sich durchboxt, überlebt auch schlimme Nachbarn" oder "auch Prinzessinnen auf der Erbse finden Prinzen, wenn sie sexy Schuhe kaufen")
Und dann gibt es die Erfolgreichen, die einfach alles ganz anders machen und sich eins lachen. Alfred Hitchcock war so ein Prämissenverächter, ja für Drehbuchlogiker, Wahrscheinlichkeitsberechner und Psychologen hatte er nur Spott übrig. Truffaut gegenüber lüftete er sein spezielles Geheimnis des suspense: den MacGuffin.
Er erzählt dazu von zwei Reisenden in Schottland. Der eine stellt einen Karton ins Gepäcknetz. Fragt der andere neugierig, was denn das für ein Karton sei. - Ach, das sei ein MacGuffin. - Und was ist ein MacGuffin? - Ein Apparat, um in den Bergen von Adirondak Löwen zu fangen. - Diesen Bären lässt sich der andere nicht auf die Nase binden, schließlich gäbe es dort keine Löwen. - Ja dann sei das auch kein MacGuffin.
Nicht verstanden? Macht nichts, Truffaut hat auch nachgefragt.
Hitchcock wollte damit sagen, dass seine Geschichten keinen schlauen, einsichtigen Anlass wie etwa eine Prämisse brauchten. Im Gegenteil - er verwendete ein Gimmick, das er den MacGuffin nannte, um zu zeigen, dass der beste seiner Art leer, nichtig, lächerlich und unlogisch sein darf. Und genau dann hakten sich die Zuschauer daran fest, wurden neugierig, waren gespannt - nicht, wenn er irgendetwas Schlaues aussagte oder einen Inhalt hatte. Der MacGuffin als Mittel der suspense.
Seinen besten und leersten MacGuffin sah Hitchcock in seinem Erfolgsfilm "North by Northwest" (unvergessen: Cary Grant auf der Flucht im Maisfeld oder auf dem Mount Rushmore), diesem unheimlich reichen Spionagethriller, der so viel Abwechslung bietet, dass ihn manche als mehrere Filme in Erinnerung haben. Hitchcock hatte ein höllisches Vergnügen, gegen die Frage der Logiker und Prämissensucher ("Was suchen die Spione") nur Leere zu stellen, Blödsinn - im Dialog von Cary Grant mit dem CIA-Mann auf dem Flugfeld in Chicago. Was der Oberbösewicht mache? "Sagen wir Import-Export" - "Ja, aber was verkauft er denn?" - "Na, eben Regierungsgeheimnisse."
Es macht Spaß, in seinen Filmen die MacGuffins zu suchen. Die Geheimklausel in "Foreign Correspondent", das Liedchen in "The Lady Vanishes" oder den Uranium-MacGuffin in der Weinflasche in "Notorious", über den sich Hitchcock besonders amüsiert hat. Er wusste köstliche Geschichten zu erzählen, etwa wie er monatelang vom FBI wegen dieses MacGuffins überwacht wurde. Es gibt offenbar auch dort Menschen, die nach Prämissen suchen...
Da fiel mir ein anderer Platz ein, wo Leute nach Sinn suchen und einer Text schreibt und theoretisch ein Thema haben sollte. Damals im Theologiestudium lernte ich, dass es beim Predigen weder auf den Inhalt, noch den Sinn noch ein Thema ankäme, sondern zuerst einmal darauf, die Schäfchen in den Bänken mit Text und Vortrag zu fesseln. suspense in der Kirche sozusagen. Der Dozent hatte einen fabelhaften Trick. Er ließ seine Studenten wahllos irgendeinen Text vortragen und gab ihnen einen Backstein in die Hand. Mir geht jetzt erst auf: dieser Backstein war ein McGuffin!
Es funktionierte ganz einfach: Man musste zu Beginn der Predigt das Wort "Backstein" unterbringen, auf eine möglichst wichtige, ernsthafte und besondere Weise. Das Ding dabei schauspielerisch ins Interesse rücken. Also so, als sei der Backstein die Prämisse, die man ja gar nicht hatte. Alle Aufmerksamkeit auf den Backstein lenken. (Hitchcock hätte spöttisch gesagt, "unsere Freunde, die Wahrscheinlichkeitskrämer" befriedigen.) Während man dann predige, sei einem die Aufmerksamkeit der Schäfchen gewiss. Bei jedem drohenden Gähnen müsse man einfach den Backstein wieder ins Gespräch bringen. Backstein. Irgendwann reiche es, den Backstein nur kurz hochzuheben. Aber - auch das gehörte zur spannenden Predigt - am Ende sollte man irgendetwas Nettes über den Backstein sagen. Die Geschichte sozusagen auflösen. Nichts nehmen Zuhörer und Leser übler, als wenn sie keinen Sinn erkennen können. Auch wenn es gar keinen gibt.
Auch in dieser Beziehung war Hitchcock der große Könner: Er vermied es, den MacGuffin erst am Schluss aufzulösen. Denn wer das mache, verheddere sich in den berühmten ewig erklärenden und auflösenden Schlussszenen... Weil er zu all den anderen nötigen Auflösungen auch noch den zugfahrenden, ungläubigen Schotten befriedigen muss.
Ach übrigens: Hitchcock blieb natürlich immer frei und ironisch genug, sich an seine eigenen Mechanismen nicht immer zu halten. Vielleicht weil er wusste, welch organisches und lebendiges Gebilde eine Geschichte bis zum Schluss bleiben muss, um für das Leben gehalten zu werden.
Lesetipp: Francois Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? (Heyne)
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29. August 2008
28. August 2008
Was bleibt...
"Wo der Mais das Land noch nicht ausblutet und Artenvielfalt wie Landschaftsformen zerstört, blühen dann seltene Orchideen, Schlüsselblumen und im Sommer eine Fülle von längst vergessenen Blumen."
So ist auf S. 21 meines Elsassbuches über eine Wiese zu lesen, die ich genau deshalb immer wieder gern besuche. Das Buch erschien 2004 und ist inzwischen in seiner zweiten Auflage eigentlich noch nicht überholt, die Fakten dürften noch stimmen, selbst die Orchideen blühen noch im Elsass, wie im Riedkapitel beschrieben.
Als ich jedoch heute auf die Wiese kam, war alles wegrasiert. Der Mais hat sich weiter ins Land gefressen, und was er mit Land und Menschen anrichtet, zeigt inzwischen eine erschütternde Dokumentation von ARTE über Monsanto. Die Wiese in meinem Buch blieb bisher ausgespart, manchmal weiden dort Pferde und im Frühjahr blühen Orchideen in knalligem Pink und Gelb-und Brauntönen. Kürzlich noch war sie ein Farbenmeer aus sonnengelbem Hornklee, weißer Schafgarbe und wilder Möhre, blaulila wildem Salbei und violetten Blumen.
Jetzt wird sie exzessiv statt extensiv bewirtschaftet. Also nicht mehr zu den traditionellen Zeiten gemäht, die sich nach den Rhythmen der Natur richteten, sondern gleich zwei bis drei mal mehr. Mehr Heu, weniger Blumen. Weniger Blumen, kürzere Wiesen, weniger Wasserspeicherung. Daran sterben dann zuerst die Orchideen. In den kurzen Grasstoppeln haben nur wenige Herbstzeitlosen überlebt - die kleinsten. Die Wiese aus meinem Buch wird es in ein, zwei Jahren in dieser Form vielleicht nicht mehr geben.
Und dann ging ich ins Maisland hinein, wo ein Bauer derart mit Herbiziden um sich wirft, das wahrlich nichts mehr wächst. Nur die Hirse und ein seltsames, nicht heimisches Gras, das mit der Aussaat kommt, übersteht sogar das Gift und verdrängt die heimischen Gräser. Und wie ich so durch einen dieser engen Gänge laufe, immer das Gefühl von Hitchcocks North-Northwest im Nacken, dass das Giftsprühflugzeug gleich im Tiefflug heranrasen könne - da erlebe ich die Überraschung der anderen Art.
Der Mais stirbt in diesem Jahr vor sich hin, denn irgendwann ist ein Boden auch zu kaputt für Technologie. Keiner kommt mehr freiwillig hierher. Und so haben all die Trampel und die Leute, die sonst alles kaputt machen, zum ersten Mal einen Bachrain in Ruhe gelassen. Goldbronzefarben stehen dort die Samenschwengel des Mädesüß, nach Hochsommer duftend. Ruderalpflanzen machen sich breit; Pflanzen, die robust genug sind, Wüsten wieder zu begrünen. Vanillegelbes Leinkraut, rote Taubnessel und die hübschen lila Blüten des bittersüßen Nachtschattens. Wo das Gift aus dem Maisfeld einen Hang freigelegt hat, haben die Wasserratten eine ganze Neubausiedlung in die Erde gegraben. Wahrscheinlich huschen sie in der Dämmerung über die kaputte nackte Erde, die landwirtschaftliche Wüste ... hinein ins Brombeergeflecht.
Und das erinnerte mich an einen anderen Text, aus "Das Buch der Rose", wo es um Mesopotamien und die Anfänge geht (S. 16+19) :
"Dass sich Übersetzer streiten, ob es sich um eine Wildrose oder ein Brombeergewächs handelte, ist nicht verwunderlich. Denn selbst die uralte Rose der Phönizier (...) sieht fast so aus, als habe sie winzige Brombeerblüten. Und die Brombeere ist botanisch gesehen ein Rosengewächs, eine Verwandte."
Mit solchen robusten Wildpflanzen, mit dem Begrünen der Wüste entstand im alten Mesopotamien das Konzept der lebenserhaltenden Ebene "edin", schließlich der umhegte Garten der Perser, pairi-daeza - unsere Idee vom Paradies:
"Wenn die ältesten Mythen recht hatten und die Götter sich Menschen als Gärtner schufen, um ihre himmlischen Gärten zu pflegen und in alle Ewigkeit zu bewahren, dann musste es den Gärtnern auf Erden ebenso möglich sein, diesen Traum vom Paradies in die Wirklichkeit umzusetzen. (...) Leben in diesem Dualismus hieß, sich bereits auf der Erde darum zu kümmern und danach zu streben, einem paradiesischen Zustand nahezukommen, das Umfeld zum idealen Garten zu gestalten und vor allem für kommende Generationen zu erhalten." (S. 196f.)
Zitate aus:
Petra van Cronenburg: Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt (sanssouci bei Hanser)
Petra van Cronenburg: Das Buch der Rose (Parthas)
Beide Bücher rechts im Blog: Anklicken führt zur entprechenden Website
So ist auf S. 21 meines Elsassbuches über eine Wiese zu lesen, die ich genau deshalb immer wieder gern besuche. Das Buch erschien 2004 und ist inzwischen in seiner zweiten Auflage eigentlich noch nicht überholt, die Fakten dürften noch stimmen, selbst die Orchideen blühen noch im Elsass, wie im Riedkapitel beschrieben.
Als ich jedoch heute auf die Wiese kam, war alles wegrasiert. Der Mais hat sich weiter ins Land gefressen, und was er mit Land und Menschen anrichtet, zeigt inzwischen eine erschütternde Dokumentation von ARTE über Monsanto. Die Wiese in meinem Buch blieb bisher ausgespart, manchmal weiden dort Pferde und im Frühjahr blühen Orchideen in knalligem Pink und Gelb-und Brauntönen. Kürzlich noch war sie ein Farbenmeer aus sonnengelbem Hornklee, weißer Schafgarbe und wilder Möhre, blaulila wildem Salbei und violetten Blumen.
Jetzt wird sie exzessiv statt extensiv bewirtschaftet. Also nicht mehr zu den traditionellen Zeiten gemäht, die sich nach den Rhythmen der Natur richteten, sondern gleich zwei bis drei mal mehr. Mehr Heu, weniger Blumen. Weniger Blumen, kürzere Wiesen, weniger Wasserspeicherung. Daran sterben dann zuerst die Orchideen. In den kurzen Grasstoppeln haben nur wenige Herbstzeitlosen überlebt - die kleinsten. Die Wiese aus meinem Buch wird es in ein, zwei Jahren in dieser Form vielleicht nicht mehr geben.
Und dann ging ich ins Maisland hinein, wo ein Bauer derart mit Herbiziden um sich wirft, das wahrlich nichts mehr wächst. Nur die Hirse und ein seltsames, nicht heimisches Gras, das mit der Aussaat kommt, übersteht sogar das Gift und verdrängt die heimischen Gräser. Und wie ich so durch einen dieser engen Gänge laufe, immer das Gefühl von Hitchcocks North-Northwest im Nacken, dass das Giftsprühflugzeug gleich im Tiefflug heranrasen könne - da erlebe ich die Überraschung der anderen Art.
Der Mais stirbt in diesem Jahr vor sich hin, denn irgendwann ist ein Boden auch zu kaputt für Technologie. Keiner kommt mehr freiwillig hierher. Und so haben all die Trampel und die Leute, die sonst alles kaputt machen, zum ersten Mal einen Bachrain in Ruhe gelassen. Goldbronzefarben stehen dort die Samenschwengel des Mädesüß, nach Hochsommer duftend. Ruderalpflanzen machen sich breit; Pflanzen, die robust genug sind, Wüsten wieder zu begrünen. Vanillegelbes Leinkraut, rote Taubnessel und die hübschen lila Blüten des bittersüßen Nachtschattens. Wo das Gift aus dem Maisfeld einen Hang freigelegt hat, haben die Wasserratten eine ganze Neubausiedlung in die Erde gegraben. Wahrscheinlich huschen sie in der Dämmerung über die kaputte nackte Erde, die landwirtschaftliche Wüste ... hinein ins Brombeergeflecht.
Und das erinnerte mich an einen anderen Text, aus "Das Buch der Rose", wo es um Mesopotamien und die Anfänge geht (S. 16+19) :
"Dass sich Übersetzer streiten, ob es sich um eine Wildrose oder ein Brombeergewächs handelte, ist nicht verwunderlich. Denn selbst die uralte Rose der Phönizier (...) sieht fast so aus, als habe sie winzige Brombeerblüten. Und die Brombeere ist botanisch gesehen ein Rosengewächs, eine Verwandte."
Mit solchen robusten Wildpflanzen, mit dem Begrünen der Wüste entstand im alten Mesopotamien das Konzept der lebenserhaltenden Ebene "edin", schließlich der umhegte Garten der Perser, pairi-daeza - unsere Idee vom Paradies:
"Wenn die ältesten Mythen recht hatten und die Götter sich Menschen als Gärtner schufen, um ihre himmlischen Gärten zu pflegen und in alle Ewigkeit zu bewahren, dann musste es den Gärtnern auf Erden ebenso möglich sein, diesen Traum vom Paradies in die Wirklichkeit umzusetzen. (...) Leben in diesem Dualismus hieß, sich bereits auf der Erde darum zu kümmern und danach zu streben, einem paradiesischen Zustand nahezukommen, das Umfeld zum idealen Garten zu gestalten und vor allem für kommende Generationen zu erhalten." (S. 196f.)
Zitate aus:
Petra van Cronenburg: Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt (sanssouci bei Hanser)
Petra van Cronenburg: Das Buch der Rose (Parthas)
Beide Bücher rechts im Blog: Anklicken führt zur entprechenden Website
27. August 2008
Sonnengeschwätz
Zufrieden schlürft die Übersetzerin an einem süßen Espresso und erholt sich von der Sonne. Übersetzen macht Spaß - das lässt sich nämlich bei diesem herrlich hochsommerlichen Wetter unter blühenden Rosenbüschen tun, während sich die Vögel um die letzten Holunderbeeren balgen und der Hund Strandurlaub spielt. Noch dazu komme ich gut voran und werde wohl mal zwei Tage forcieren, sprich, die Buchautorenpflichten schleifen lassen.
Die Romanautorin hatte ebenfalls ihren Spaß und ärgert sich maßlos, dass sie immer noch nicht darüber reden darf, obwohl die heutige Recherche wirklich äußerst skurril war. Aber "dat Dingens" liegt zur Bewerbung (und harrt der ewig Urlaubenden). Und ich bin wie alle "Künschdler" maßlos abergläubisch, sprich, man redet nicht über ungelegte Eier. Zumal ich täglich damit rechne, dass ich es vielleicht auch gar nicht kann und mir lieber einen bürgerlichen Beruf suchen sollte.
Apropos "bürgerlicher Beruf"... bei der Blogumfrage (rechts unter dem Profil), die noch drei Tage läuft, meinen doch tatsächlich 44% der Befragten, mein Blog sei besser als ihre heutige Zeitung. Liebe Leute, lasst mir doch bei Gelegenheit einmal heimlich diese Zeitungsnamen zukommen. Vielleicht bewerbe ich mich dann dort, falls mal wieder einer dieser Tage kommt, wo mir irgendein freundlicher Zeitgenosse sagt: "Haben Sie denn nichts Ordentliches gelernt?"
Und ein Tipp an die Blogger: Das Blogtuning unten funktioniert wirklich lustig, weil ja eine gewisse Suchmaschinenfirma eine gewissen Blogfirma übernommen hat. Es funktioniert besser, als ich das wollte, denn jetzt kommen ständig neue Leser, die nach Sortenkursen und Siphons suchen. Merke: Stichworte sind wichtig, aber man sollte sie auf sein Zielpublikum abstimmen. Und sich vielleicht gut überlegen, welche noch unbekannten Leser man an seine Bücher führen möchte.
Neuer Versuch, zielgruppenaffin:
Freischwimmer, Badner, Asphaltiermaschinenhersteller, Tote, Mesopotamier, Sprücheklopfer, Spätzlesesser, Gärtner, Rosenliebhaber, Elsass-Touristen, Schnakenbekämpfer, Russenmafia (Witzle g'macht), Gourmets, Kunstdiebe, Mäzene, Literaturmäzene, Mäzene ... hahaha, ich fürchte, diese Liste muss ich noch einmal überarbeiten!
PS: Hiermit ist das Rätsel gelöst, warum deutsche Verlage immer genauere Schubladen und Unteruntergenres von Untergenres von Genres schaffen und ihre Autoren immer hemmungsloser mit schon Dagewesenem und Verwestem vergleichen: die warten nur - s. Blogger - auf die Übernahme ihrer Firma durch eine gewisse Suchmaschine!
Die Romanautorin hatte ebenfalls ihren Spaß und ärgert sich maßlos, dass sie immer noch nicht darüber reden darf, obwohl die heutige Recherche wirklich äußerst skurril war. Aber "dat Dingens" liegt zur Bewerbung (und harrt der ewig Urlaubenden). Und ich bin wie alle "Künschdler" maßlos abergläubisch, sprich, man redet nicht über ungelegte Eier. Zumal ich täglich damit rechne, dass ich es vielleicht auch gar nicht kann und mir lieber einen bürgerlichen Beruf suchen sollte.
Apropos "bürgerlicher Beruf"... bei der Blogumfrage (rechts unter dem Profil), die noch drei Tage läuft, meinen doch tatsächlich 44% der Befragten, mein Blog sei besser als ihre heutige Zeitung. Liebe Leute, lasst mir doch bei Gelegenheit einmal heimlich diese Zeitungsnamen zukommen. Vielleicht bewerbe ich mich dann dort, falls mal wieder einer dieser Tage kommt, wo mir irgendein freundlicher Zeitgenosse sagt: "Haben Sie denn nichts Ordentliches gelernt?"
Und ein Tipp an die Blogger: Das Blogtuning unten funktioniert wirklich lustig, weil ja eine gewisse Suchmaschinenfirma eine gewissen Blogfirma übernommen hat. Es funktioniert besser, als ich das wollte, denn jetzt kommen ständig neue Leser, die nach Sortenkursen und Siphons suchen. Merke: Stichworte sind wichtig, aber man sollte sie auf sein Zielpublikum abstimmen. Und sich vielleicht gut überlegen, welche noch unbekannten Leser man an seine Bücher führen möchte.
Neuer Versuch, zielgruppenaffin:
Freischwimmer, Badner, Asphaltiermaschinenhersteller, Tote, Mesopotamier, Sprücheklopfer, Spätzlesesser, Gärtner, Rosenliebhaber, Elsass-Touristen, Schnakenbekämpfer, Russenmafia (Witzle g'macht), Gourmets, Kunstdiebe, Mäzene, Literaturmäzene, Mäzene ... hahaha, ich fürchte, diese Liste muss ich noch einmal überarbeiten!
PS: Hiermit ist das Rätsel gelöst, warum deutsche Verlage immer genauere Schubladen und Unteruntergenres von Untergenres von Genres schaffen und ihre Autoren immer hemmungsloser mit schon Dagewesenem und Verwestem vergleichen: die warten nur - s. Blogger - auf die Übernahme ihrer Firma durch eine gewisse Suchmaschine!
Das Buch der Rose
Die Zeitschrift "Rosen Faszination", die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien erscheint, hat "Das Buch der Rose" Gärtnern und Rosenliebhabern als umfangreiche Kulturgeschichte und faszinierenden Streifzug durch die Welt der Lieblingsblume der Menschheit empfohlen.
25. August 2008
Sparflamme
Nach dem Bombardement an Beiträgen kocht der Blog diese Woche auf Sparflamme. Die Arbeit an einem Roman (bisher 150 S.), einem Sachbuch (Feinrecherche und Kapitelplanung) nebst der Übersetzung eines Theaterstücks (nicht zu reden vom lauffreudigen Hund und anderen Sächelchen) reichen derzeit vollends aus, um privat tippfaul zu werden...
22. August 2008
Googlehupf I.
Kleine lose neue Rubrik, weil eine gewisse Suchmaschine mir ständig arme Krümel in den Blog schickt, die ganz andere Kuchen gesucht haben. Liebe Leute, ihr sollt nicht traurig weitersurfen, bleibt einfach. Ich helf euch bei euren Suchanfragen, schnell, subjektiv und suverlässig:
kaya + bregovic
ja, höre ich, aber nicht so oft, wie ihr danach sucht!
mazedonischer hirtenhund
Rocco protestiert: Belgischer Schäferhund plus Beauceron.
durchhaltesprüche
Suchanfrage nur via Firmencomputer. Ich sammle die Firmennamen und schicke Verwarnungen an eure Chefs. Muss ja übel bei euch zugehen.
sortenkurse
Würde ich die kennen, wäre ich kein armer Künstler mehr.
dichten
Kann ich, am liebsten mit Silikon.
mehltau+hanf
Ich wiederhole mich: Versteckt das Zeug halt nicht auf Omas Speicher!
pelztiere
Notiert einen Marder dazu.
fliegelflagel
klasse, gell?
abfluss gurgelt
Nehmt Salbeitee
rauchen bier
Und Hanf?
pfusch
Da seid ihr bei mir ausnahmsweise total falsch. Ich doch nicht!
sifon siphon
Ach waren das noch Zeiten vor der Rechtschreibreform!
kronenbourg
Das ist eine Rose oder ein Bier. Ich bin die mit "C" und ohne "o".
Was dieser dämliche Beitrag soll? Suchmaschinendoping. Jetzt bin ich im Gugl wieder gehupft! Das Buch der Rose, Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt, Lavendelblues, blablabla...
kaya + bregovic
ja, höre ich, aber nicht so oft, wie ihr danach sucht!
mazedonischer hirtenhund
Rocco protestiert: Belgischer Schäferhund plus Beauceron.
durchhaltesprüche
Suchanfrage nur via Firmencomputer. Ich sammle die Firmennamen und schicke Verwarnungen an eure Chefs. Muss ja übel bei euch zugehen.
sortenkurse
Würde ich die kennen, wäre ich kein armer Künstler mehr.
dichten
Kann ich, am liebsten mit Silikon.
mehltau+hanf
Ich wiederhole mich: Versteckt das Zeug halt nicht auf Omas Speicher!
pelztiere
Notiert einen Marder dazu.
fliegelflagel
klasse, gell?
abfluss gurgelt
Nehmt Salbeitee
rauchen bier
Und Hanf?
pfusch
Da seid ihr bei mir ausnahmsweise total falsch. Ich doch nicht!
sifon siphon
Ach waren das noch Zeiten vor der Rechtschreibreform!
kronenbourg
Das ist eine Rose oder ein Bier. Ich bin die mit "C" und ohne "o".
Was dieser dämliche Beitrag soll? Suchmaschinendoping. Jetzt bin ich im Gugl wieder gehupft! Das Buch der Rose, Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt, Lavendelblues, blablabla...
Mir ist so anders
Vorhin habe ich mit meiner Übersetzungsarbeit an dem französischen Theaterstück begonnen und bin richtig glücklich: Ich kann das tatsächlich. Sogar schneller, als ich tippen kann. Und es macht mir vor allem Spaß, die Sprachebenen der unterschiedlichen Personen zu erfühlen und umzusetzen.
Interessant finde ich, dass das Übersetzen ein völlig anderes Arbeiten ist und genau das bietet, was einem beim Bücherschreiben oft fehlt.
Ich stoppe die Zeit, zähle die Zeilen und kann genau die Portionen bestimmen, die ich bis zu einem Termin schaffen muss. Karenz für Hirnverrenkung und Altweibersommerfieber eingerechnet, weiß ich jetzt schon, wann ich auf den Punkt alles geschafft haben werde. Wenn ich dagegen an so manche Manuskriptabgabe-Panik und all die Nachtarbeiten am Buch denke, weil es mit der Kreativität nicht so lief und man aufholen muss!
Zweiter Punkt: Ich kann mich überraschend gut ausruhen. Die kreative Arbeit haben andere gemacht, linguistische Kreativität empfinde zumindest ich als nicht so anstrengend wie Plotarbeit. Trotzdem: Eine Anstrengung ist da. Eine ganz andere. Jetzt, nach den ersten zwei hochkonzentrierten Stunden nach meiner eigentlichen Arbeit, bin ich ziemlich Gemüse.
Ich lerne unwahrscheinlich viel. In diesem Fall, weil es fürs Theater ist, über gesprochene Sprache. Über ihre Gesetzmäßigkeiten, ihre Unterschiede zur geschriebenen. Es schärft auch in meiner Muttersprache den Blick dafür, wie man Dialoge authentisch gestaltet oder Sprache so klingen lassen kann, als sei sie spontan dahingeschwätzt.
In der Fremdsprache fällt mir auf, um wie viele Nuancen das Französische reicher ist, was Sprachebenen betrifft. Ich kann hören, welcher sozialen Schicht und Bildung einer angehört, ob jemand alt ist oder noch in die Schule geht. Diese Sprachebenen unterscheiden sich in Wendungen, eigenen Wörtern, aber auch in der Art, Sätze zu konstruieren, sich Dingen zu nähern. Dagegen klingt das Deutsche, wollte man keinen Spezialslang einführen, hoch- bis gemäßigt umgangssprachlich irgendwie immer gleich.
Lustig ist auch, dass ich ein ganz privates kurioses Geheimnis gelüftet habe. Eine Lektorin sagte mir einmal, man würde meinem Schreiben anmerken, dass ich in Frankreich lebe. Mir hat das damals Angst gemacht, ich fürchtete, meine Muttersprache zu verlieren. Jetzt weiß ich, was sie meinte - es ist der Sprachduktus, die Reihenfolge. Vor allem im Sachbuch konstruiere ich manchmal verdammt französische Sätze im Deutschen, die ich mit Doppelpunkten und Gedankenstrichen kaschiere... Jetzt erkenne ich die Bereicherung.
Kurzum: Spaß macht's, aber es wird ein hartes Stück Arbeit werden.
Interessant finde ich, dass das Übersetzen ein völlig anderes Arbeiten ist und genau das bietet, was einem beim Bücherschreiben oft fehlt.
Ich stoppe die Zeit, zähle die Zeilen und kann genau die Portionen bestimmen, die ich bis zu einem Termin schaffen muss. Karenz für Hirnverrenkung und Altweibersommerfieber eingerechnet, weiß ich jetzt schon, wann ich auf den Punkt alles geschafft haben werde. Wenn ich dagegen an so manche Manuskriptabgabe-Panik und all die Nachtarbeiten am Buch denke, weil es mit der Kreativität nicht so lief und man aufholen muss!
Zweiter Punkt: Ich kann mich überraschend gut ausruhen. Die kreative Arbeit haben andere gemacht, linguistische Kreativität empfinde zumindest ich als nicht so anstrengend wie Plotarbeit. Trotzdem: Eine Anstrengung ist da. Eine ganz andere. Jetzt, nach den ersten zwei hochkonzentrierten Stunden nach meiner eigentlichen Arbeit, bin ich ziemlich Gemüse.
Ich lerne unwahrscheinlich viel. In diesem Fall, weil es fürs Theater ist, über gesprochene Sprache. Über ihre Gesetzmäßigkeiten, ihre Unterschiede zur geschriebenen. Es schärft auch in meiner Muttersprache den Blick dafür, wie man Dialoge authentisch gestaltet oder Sprache so klingen lassen kann, als sei sie spontan dahingeschwätzt.
In der Fremdsprache fällt mir auf, um wie viele Nuancen das Französische reicher ist, was Sprachebenen betrifft. Ich kann hören, welcher sozialen Schicht und Bildung einer angehört, ob jemand alt ist oder noch in die Schule geht. Diese Sprachebenen unterscheiden sich in Wendungen, eigenen Wörtern, aber auch in der Art, Sätze zu konstruieren, sich Dingen zu nähern. Dagegen klingt das Deutsche, wollte man keinen Spezialslang einführen, hoch- bis gemäßigt umgangssprachlich irgendwie immer gleich.
Lustig ist auch, dass ich ein ganz privates kurioses Geheimnis gelüftet habe. Eine Lektorin sagte mir einmal, man würde meinem Schreiben anmerken, dass ich in Frankreich lebe. Mir hat das damals Angst gemacht, ich fürchtete, meine Muttersprache zu verlieren. Jetzt weiß ich, was sie meinte - es ist der Sprachduktus, die Reihenfolge. Vor allem im Sachbuch konstruiere ich manchmal verdammt französische Sätze im Deutschen, die ich mit Doppelpunkten und Gedankenstrichen kaschiere... Jetzt erkenne ich die Bereicherung.
Kurzum: Spaß macht's, aber es wird ein hartes Stück Arbeit werden.
Einkaufen im Elsass
Heute gibt es wieder einmal einen kleinen Service für die Leser meines literarischen Reisebuchs "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" (sanssouci bei Hanser / Hörbuch bei Gugis).
Viele fahren derzeit ja wieder nach hüben wie drüben zum Einkaufen, wo sich - wie ich bereits schrieb - Grundsätzliches verändert hat. Das Elsass ist nicht mehr das gelobte Billigland, sondern kommt als teuerstes Departement gleich hinter Paris /Ile de France und Cote d'Azur.
Tanken lohnt sich weiterhin auf alle Fälle in Frankreich, wobei je nach Tageskurs manchmal weitere Strecken nur lohnen, wenn man sowieso fährt. Typische regionale Spezialitäten sucht man lieber in kleineren Läden, denn Supermärkte und Hypermarchés verkaufen fast ausschließlich Konfektionsware auch beim Essen. Aber selbst bei den Kleinen muss man aufpassen: Nur ein Bäcker, der "artisanale" arbeitet, bäckt noch wirklich selbst, alles andere ist Fabrikware in Bäckerverkleidung. Die Blätterteigplatten für Croissants werden aber auch beim "artisanale" fertig geliefert - teure Handarbeit wissen Kunden kaum noch zu schätzen und in Frankreich hat man nicht mehr viel Geld in der Tasche. Viele Bäcker haben jetzt in der Saison Urlaub, das Geschäft mit den Touristen würde sich nicht lohnen. Märkte findet man mittlerweile im Internet und über Touristenbüros, Städte haben meist eine Markthalle.
Was man im Elsass besser nicht kauft, weil teurer, aber nicht besser als in Deutschland:
Elektronik und Computerzubehör, Kosmetik und französische Parfums (letztere sind nur in großen Ketten günstiger), nicht-französische Weine (da scheint eine Protektionsabgabe fällig zu sein, so irre sind die Preise), Olivenöl (das ist zwar in den Erzeugerregionen gut und günstig, ist aber in der Qualität und zu diesem Preis in den anderen nicht zu haben), Sauermilchprodukte (kennen die Elsässer nicht, Kefir gibt's allenfalls mal in von Türken frequentierten Läden), Bioware (selten zu finden, kaum Erzeugerhandel, Supermarktware horrend teuer), Marken-Tierfutter und Tierzubehör, Pflanzen und Blumen...
Überhaupt sind Lebensmitteleinkäufe im Elsass im Schnitt dreimal so teuer als im deutschen Grenzland, die Restaurantpreise dementsprechend gestiegen.
Was man besser und/oder billiger im Elsass kauft:
Französischen Wein (der Cotes du Rhone, der in D. als gut um die 6 E verkauft wird, ist bei uns der Billigsüffwein für 2,40 E), die gigantische Auswahl an Käse (besonders zu empfehlen: Rohmilchkäse, lait cru, und Käse direkt vom Erzeuger), italienische Pasta (gestern Markenware zu 2,75 E in einem deutschen Discounter gesehen, bei uns um 1 E), Kaffee und italienischen Espresso (wobei das Elsass mit Sati und Reck auch eigene Kaffeeröstereien hat, sati hat jetzt sogar Biokaffee und fair gehandelten, 250 g ab 3.05 E), Schaumwein (vin mousseux, ab 1,30 E gut trinkbar) und Sekt (Crémant, ab 3.99 E - der bei der teureren "methode traditionelle", womöglich mit AOC-Lage sogar dem Champagnerverfahren entspricht), all die Leckereien, die man von zu Hause her nicht kennt, Haushaltswaren vom "Johrmärik" oder fliegenden Märkten (wie wirklich ewig scharfe Sauerkrauthobel), Milchdesserts (riesige Auswahl), Fisch und Meeresfrüchte (kommt innerhalb von Stunden vom Meer, aber nur in den Monaten mit "r" im Binnenland, wo man im Sommer in die Hypermarchés muss), Stoffe (Strasbourg!), Spezialitäten und Produkte (Tahine-Formen, Teegläser, Haarteile etc.) aus arabischen und afrikanischen Ländern, Schnäpse und Liköre (am besten vom Erzeuger), Sirup (große Sortenauswahl), Flohmarktware (in den Dörfern als "vide grenier" oder "marché au puces" angekündigt...
Außerdem hat man auch in mittleren Städten eine weitaus größere kulturelle Vielfalt (ab Größe Haguenau), so kann man z.B. in Strasbourg koscher einkaufen und speisen, bekommt eine echte Mechoui oder Modedesign à la Tzigane. (Strassbuch: DER Führer, in jeder Buchhandlung und am Kiosk).
Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen und über manches lässt sich streiten. Etwa ob man lieber die traumhaft schicken Schuhe in Strasbourg kauft, weil man auch schmalere Füße hat - oder ob man für breitere Füße deutsche Markenware in Hauenstein in der Pfalz besorgt. In beiden Städten mischen sich Nationen und Vorlieben.
Und manchmal treibt das dann auch europäische Blüten, indem man die alte Winstubkultur besser in der Pfalz sucht, denn im Elsass haben sie die Touristen kaputt gemacht... Oder Europa schiebt einen Riegel vor, weil Europa ohne Grenzen ja zu schön wäre. So muss man z.B. aufpassen, ob man Badeinrichtungen und Installationen aus den Baumärkten zweier Länder kombinieren will: die Anschlussgrößen sind unterschiedlich. Hier kann man zwar Adapter zwischenschalten, verliert damit aber die Garantie des Originalteils, wenn es im falschen Land steht! Adapter braucht man auch für Telefone und diverse Fernsehtechnik, aber hier fällt wenigstens nur das Billigkabel aus der Garantie.
Viel Spaß beim nächsten Einkaufsausflug!
(Sorry, mein amerikanischer Server kassiert alle Akzente)
Viele fahren derzeit ja wieder nach hüben wie drüben zum Einkaufen, wo sich - wie ich bereits schrieb - Grundsätzliches verändert hat. Das Elsass ist nicht mehr das gelobte Billigland, sondern kommt als teuerstes Departement gleich hinter Paris /Ile de France und Cote d'Azur.
Tanken lohnt sich weiterhin auf alle Fälle in Frankreich, wobei je nach Tageskurs manchmal weitere Strecken nur lohnen, wenn man sowieso fährt. Typische regionale Spezialitäten sucht man lieber in kleineren Läden, denn Supermärkte und Hypermarchés verkaufen fast ausschließlich Konfektionsware auch beim Essen. Aber selbst bei den Kleinen muss man aufpassen: Nur ein Bäcker, der "artisanale" arbeitet, bäckt noch wirklich selbst, alles andere ist Fabrikware in Bäckerverkleidung. Die Blätterteigplatten für Croissants werden aber auch beim "artisanale" fertig geliefert - teure Handarbeit wissen Kunden kaum noch zu schätzen und in Frankreich hat man nicht mehr viel Geld in der Tasche. Viele Bäcker haben jetzt in der Saison Urlaub, das Geschäft mit den Touristen würde sich nicht lohnen. Märkte findet man mittlerweile im Internet und über Touristenbüros, Städte haben meist eine Markthalle.
Was man im Elsass besser nicht kauft, weil teurer, aber nicht besser als in Deutschland:
Elektronik und Computerzubehör, Kosmetik und französische Parfums (letztere sind nur in großen Ketten günstiger), nicht-französische Weine (da scheint eine Protektionsabgabe fällig zu sein, so irre sind die Preise), Olivenöl (das ist zwar in den Erzeugerregionen gut und günstig, ist aber in der Qualität und zu diesem Preis in den anderen nicht zu haben), Sauermilchprodukte (kennen die Elsässer nicht, Kefir gibt's allenfalls mal in von Türken frequentierten Läden), Bioware (selten zu finden, kaum Erzeugerhandel, Supermarktware horrend teuer), Marken-Tierfutter und Tierzubehör, Pflanzen und Blumen...
Überhaupt sind Lebensmitteleinkäufe im Elsass im Schnitt dreimal so teuer als im deutschen Grenzland, die Restaurantpreise dementsprechend gestiegen.
Was man besser und/oder billiger im Elsass kauft:
Französischen Wein (der Cotes du Rhone, der in D. als gut um die 6 E verkauft wird, ist bei uns der Billigsüffwein für 2,40 E), die gigantische Auswahl an Käse (besonders zu empfehlen: Rohmilchkäse, lait cru, und Käse direkt vom Erzeuger), italienische Pasta (gestern Markenware zu 2,75 E in einem deutschen Discounter gesehen, bei uns um 1 E), Kaffee und italienischen Espresso (wobei das Elsass mit Sati und Reck auch eigene Kaffeeröstereien hat, sati hat jetzt sogar Biokaffee und fair gehandelten, 250 g ab 3.05 E), Schaumwein (vin mousseux, ab 1,30 E gut trinkbar) und Sekt (Crémant, ab 3.99 E - der bei der teureren "methode traditionelle", womöglich mit AOC-Lage sogar dem Champagnerverfahren entspricht), all die Leckereien, die man von zu Hause her nicht kennt, Haushaltswaren vom "Johrmärik" oder fliegenden Märkten (wie wirklich ewig scharfe Sauerkrauthobel), Milchdesserts (riesige Auswahl), Fisch und Meeresfrüchte (kommt innerhalb von Stunden vom Meer, aber nur in den Monaten mit "r" im Binnenland, wo man im Sommer in die Hypermarchés muss), Stoffe (Strasbourg!), Spezialitäten und Produkte (Tahine-Formen, Teegläser, Haarteile etc.) aus arabischen und afrikanischen Ländern, Schnäpse und Liköre (am besten vom Erzeuger), Sirup (große Sortenauswahl), Flohmarktware (in den Dörfern als "vide grenier" oder "marché au puces" angekündigt...
Außerdem hat man auch in mittleren Städten eine weitaus größere kulturelle Vielfalt (ab Größe Haguenau), so kann man z.B. in Strasbourg koscher einkaufen und speisen, bekommt eine echte Mechoui oder Modedesign à la Tzigane. (Strassbuch: DER Führer, in jeder Buchhandlung und am Kiosk).
Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen und über manches lässt sich streiten. Etwa ob man lieber die traumhaft schicken Schuhe in Strasbourg kauft, weil man auch schmalere Füße hat - oder ob man für breitere Füße deutsche Markenware in Hauenstein in der Pfalz besorgt. In beiden Städten mischen sich Nationen und Vorlieben.
Und manchmal treibt das dann auch europäische Blüten, indem man die alte Winstubkultur besser in der Pfalz sucht, denn im Elsass haben sie die Touristen kaputt gemacht... Oder Europa schiebt einen Riegel vor, weil Europa ohne Grenzen ja zu schön wäre. So muss man z.B. aufpassen, ob man Badeinrichtungen und Installationen aus den Baumärkten zweier Länder kombinieren will: die Anschlussgrößen sind unterschiedlich. Hier kann man zwar Adapter zwischenschalten, verliert damit aber die Garantie des Originalteils, wenn es im falschen Land steht! Adapter braucht man auch für Telefone und diverse Fernsehtechnik, aber hier fällt wenigstens nur das Billigkabel aus der Garantie.
Viel Spaß beim nächsten Einkaufsausflug!
(Sorry, mein amerikanischer Server kassiert alle Akzente)
20. August 2008
Blurb, die Zweite
Heute habe ich es irgendwie mit Auszeichnungen. Na ja, wir Autoren brauchen auch unsere tägliche Dosis Soap fürs melancholische Künstlerherz im Öffentlichkeitsregen...
Nun habe ich ja bereits darüber geschrieben, warum Verlage seit hundert Jahren LeserInnen mit Sex & Sülze marinieren, um ihre Ware an den Mann, pardon, die Frau, zu bringen. Jetzt hat sich Hendrik Werner in der Welt die sogenannten "Blurbs" genauer angeschaut, und kommt zu dem entsetzten Fazit: die Verlage mogeln!
Wir Autoren wissen das ja längst. Brancheninsider könnten Herrn Werner Horrorgeschichten zur guten Nacht erzählen, dass ihm das Blut schon im Buch gefriert! Es ist doch wirklich läppisch, nicht wortgetreu zu zitieren - das lernen Verlage schließlich von den Medien, die ihren Autoren im Interview zu gern das Wort im Mund verdrehen. Boulevard is everywhere, lieber Kollege!
Also, liebe Literaturkritiker, lernt aus der geheimen Medienbibel gebeutelter Autoren:
1. Gebot: Überlege dir gut, was du sagst, wozu man es wenden könnte. Es wird immer anders zitiert, als du es gemeint hast.
2. Gebot: Lass jeden Satz einzeln authentizieren. Oder sagt man authentifizieren? Also brav deutsch genehmigen, absegnen, Gütesiegel, Echtwahrheitsschwur.
3. Gebot: Nimm dir vielleicht ein Pseudonym, denn es könnte peinlich werden.
Ich finde allerdings auch, einen Blurb nach Journalistenmanier zu fälschen, ist verdammt einfallslos. Wie wäre es stattdessen damit:
Man lege Schwiegermama Daumenschrauben an, in Deutschlands Supermarkt der Hobbyrezensionen den absolut geilsten, knackigsten Lobhudel abzusondern, den die Welt je zu solch einem durchschnittlichen Buch gelesen hat. Selbstverständlich schreibt der Autor Schwiegermama den Satz vor, damit er auch knackig kurz ins Buchdeckel-Layout passt und pünktlich vor Druckabnahme erscheint.
Dann gibt der Verlag den Satz an die Vertreterkonferenz, ohne zu lügen und ohne rot zu werden: "Die erste Vorabmeldung zum Roman. Das Buch kommt gigantisch an!"
Gleichzeitig druckt der Verlag Schwiegermamas Satz auf den Buchdeckel und in die Vorschau für den Buchhandel. Er druckt ihn gigantisch fett und nimmt den Namen des betreffenden Online-Händlers und... (währenddessen löscht Schwiegermama den Hudel wieder).
Was und? Jetzt spielt der zuständige Mensch Scrabble! Das ist dieses Spiel mit den Buchstaben: Online-Buchhändler am... wie Amica? Oder a... wie Aachener Nachrichten, Aargauer Kulturblatt, Amoralische Philosophie-Rundschau, fAz, Arte?
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, der Kandidat hat immer 100 Punkte und Schwiegermama wird befördert. Kritikernamen brauchen wir längst nicht mehr. Medial muss es klingen. Und zur Not erfindet der findige Scrabbler auch mal Medien, die es noch nicht gibt.
PS: Bitte nicht nachahmen. Der Trick ist auch schon etwas älter.
PPS: Und wer, verdammt noch mal, ist an allem schuld? Die Kritiker, die nur noch besprechen, was eh schon hundertfach vorgekaut, besprochen und angepriesen worden ist? Diese Rezensenten, die auf jeden Kollegen-Blurb hereinfallen?
PPPS: Ich darf so was sagen. Ich war selbst viele Jahre lang Berufskritikerin.
Nun habe ich ja bereits darüber geschrieben, warum Verlage seit hundert Jahren LeserInnen mit Sex & Sülze marinieren, um ihre Ware an den Mann, pardon, die Frau, zu bringen. Jetzt hat sich Hendrik Werner in der Welt die sogenannten "Blurbs" genauer angeschaut, und kommt zu dem entsetzten Fazit: die Verlage mogeln!
Wir Autoren wissen das ja längst. Brancheninsider könnten Herrn Werner Horrorgeschichten zur guten Nacht erzählen, dass ihm das Blut schon im Buch gefriert! Es ist doch wirklich läppisch, nicht wortgetreu zu zitieren - das lernen Verlage schließlich von den Medien, die ihren Autoren im Interview zu gern das Wort im Mund verdrehen. Boulevard is everywhere, lieber Kollege!
Also, liebe Literaturkritiker, lernt aus der geheimen Medienbibel gebeutelter Autoren:
1. Gebot: Überlege dir gut, was du sagst, wozu man es wenden könnte. Es wird immer anders zitiert, als du es gemeint hast.
2. Gebot: Lass jeden Satz einzeln authentizieren. Oder sagt man authentifizieren? Also brav deutsch genehmigen, absegnen, Gütesiegel, Echtwahrheitsschwur.
3. Gebot: Nimm dir vielleicht ein Pseudonym, denn es könnte peinlich werden.
Ich finde allerdings auch, einen Blurb nach Journalistenmanier zu fälschen, ist verdammt einfallslos. Wie wäre es stattdessen damit:
Man lege Schwiegermama Daumenschrauben an, in Deutschlands Supermarkt der Hobbyrezensionen den absolut geilsten, knackigsten Lobhudel abzusondern, den die Welt je zu solch einem durchschnittlichen Buch gelesen hat. Selbstverständlich schreibt der Autor Schwiegermama den Satz vor, damit er auch knackig kurz ins Buchdeckel-Layout passt und pünktlich vor Druckabnahme erscheint.
Dann gibt der Verlag den Satz an die Vertreterkonferenz, ohne zu lügen und ohne rot zu werden: "Die erste Vorabmeldung zum Roman. Das Buch kommt gigantisch an!"
Gleichzeitig druckt der Verlag Schwiegermamas Satz auf den Buchdeckel und in die Vorschau für den Buchhandel. Er druckt ihn gigantisch fett und nimmt den Namen des betreffenden Online-Händlers und... (währenddessen löscht Schwiegermama den Hudel wieder).
Was und? Jetzt spielt der zuständige Mensch Scrabble! Das ist dieses Spiel mit den Buchstaben: Online-Buchhändler am... wie Amica? Oder a... wie Aachener Nachrichten, Aargauer Kulturblatt, Amoralische Philosophie-Rundschau, fAz, Arte?
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, der Kandidat hat immer 100 Punkte und Schwiegermama wird befördert. Kritikernamen brauchen wir längst nicht mehr. Medial muss es klingen. Und zur Not erfindet der findige Scrabbler auch mal Medien, die es noch nicht gibt.
PS: Bitte nicht nachahmen. Der Trick ist auch schon etwas älter.
PPS: Und wer, verdammt noch mal, ist an allem schuld? Die Kritiker, die nur noch besprechen, was eh schon hundertfach vorgekaut, besprochen und angepriesen worden ist? Diese Rezensenten, die auf jeden Kollegen-Blurb hereinfallen?
PPPS: Ich darf so was sagen. Ich war selbst viele Jahre lang Berufskritikerin.
Deutscher Buchpreis
Noch ein Buchpreis heute, diesmal handelt es sich um den edelsten der Nation: den Deutschen Buchpreis. Literaten, die es auf die Longlist geschafft haben, dürfen heute den Schampus köpfen. Wenn dann am 17. September die Shortlist kommt, werden die Übriggebliebenen mehr als eine Flasche brauchen, um die Nervosität bis zur Preisverleihung bei der Buchmesse zu bekämpfen. Die Werbemaschine brummt jedenfalls seit heute auf vollen Touren - und sämtliche Medien werden sich um die Namen reißen.
Viel spannender als den großen Hype in den Kultursendern finde ich Plätze, wo man noch versteckt Talente kennenlernen kann. Menschen, denen man irgendwo in normalem Umfeld die Hand schütteln darf, bevor sie berühmt von Talkhow zu Talkshow hetzen. Und manchmal gibt es Veranstalter, die haben ähnlich wie Agenten eine sehr feine Nase für solche Künstler.
Familie Schoelch mit ihrem "Galand", der "Galerie auf dem Land", ist so ein Geheimtipp. Im idyllischen Odelshofen bei Kehl, unweit der deutsch-französischen Grenze nach Straßburg und nahe der Autobahn A 5, treten im Tabakschuppen der Schoelchs Künstler mit einem Abendprogramm auf - und in der kleinen Galerie stellen bildende Künstler aus. Viele junge Künstler sind dabei, denen man aufgrund von Qualität und Kreativität den Absprung in die große Welt wünscht. Und dann schafft es der eine plötzlich in die Kunstzeitschrift Arte und der andere stattet eine Suite eines New Yorker Luxushotels mit seinen Blechmöbeln aus, die vorher in Odelshofen standen. Im "Galand" hat John von Düffel gelesen, ist Siemen Rühaak wiederkehrender Gast.
Und jetzt haben die Schoelchs wieder eine Nase! Einer, der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, liest dort nämlich demnächst. Und wie immer gibt es ein feines Menu an malerisch gedeckter Tafel, feine Weine und die Möglichkeit, sich mit dem Künstler zwanglos im Garten zu unterhalten. Kommt er in die Shortlist, werden Möglichkeiten in solch privatem Rahmen rar.
Noch sind Karten zu bekommen für die Lesung von Karl-Heinz Ott, der mit seinem Buch "Ob wir wollen oder nicht" für den Deutschen Buchpreis nominiert ist.
Er liest am 05.09.2008 um 19 Uhr im Galand in Odelshofen aus seiner "Heimatkunde Baden", den Einsichten eines Schwaben in die badische Seele. Dass dafür Reservierung nötig ist, braucht man sicher nicht zu betonen.
Viel spannender als den großen Hype in den Kultursendern finde ich Plätze, wo man noch versteckt Talente kennenlernen kann. Menschen, denen man irgendwo in normalem Umfeld die Hand schütteln darf, bevor sie berühmt von Talkhow zu Talkshow hetzen. Und manchmal gibt es Veranstalter, die haben ähnlich wie Agenten eine sehr feine Nase für solche Künstler.
Familie Schoelch mit ihrem "Galand", der "Galerie auf dem Land", ist so ein Geheimtipp. Im idyllischen Odelshofen bei Kehl, unweit der deutsch-französischen Grenze nach Straßburg und nahe der Autobahn A 5, treten im Tabakschuppen der Schoelchs Künstler mit einem Abendprogramm auf - und in der kleinen Galerie stellen bildende Künstler aus. Viele junge Künstler sind dabei, denen man aufgrund von Qualität und Kreativität den Absprung in die große Welt wünscht. Und dann schafft es der eine plötzlich in die Kunstzeitschrift Arte und der andere stattet eine Suite eines New Yorker Luxushotels mit seinen Blechmöbeln aus, die vorher in Odelshofen standen. Im "Galand" hat John von Düffel gelesen, ist Siemen Rühaak wiederkehrender Gast.
Und jetzt haben die Schoelchs wieder eine Nase! Einer, der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat, liest dort nämlich demnächst. Und wie immer gibt es ein feines Menu an malerisch gedeckter Tafel, feine Weine und die Möglichkeit, sich mit dem Künstler zwanglos im Garten zu unterhalten. Kommt er in die Shortlist, werden Möglichkeiten in solch privatem Rahmen rar.
Noch sind Karten zu bekommen für die Lesung von Karl-Heinz Ott, der mit seinem Buch "Ob wir wollen oder nicht" für den Deutschen Buchpreis nominiert ist.
Er liest am 05.09.2008 um 19 Uhr im Galand in Odelshofen aus seiner "Heimatkunde Baden", den Einsichten eines Schwaben in die badische Seele. Dass dafür Reservierung nötig ist, braucht man sicher nicht zu betonen.
Buchpreis
Endlich gibt's mal wieder einen Buchpreis zum fröhlichen Mitmachen. Gesucht wird der kurioseste Titel, bis zu drei Kandidaten darf das Volk aus der bereits zusammengestellten Shortlist wählen. Annahmeschluss ist Ende September.
Schade nur, dass ich den Anfang mit den Vorschlägen verpasst habe, "Die Ritterin des Königs" wäre so ein Kandidat gewesen. Aber eigentlich sind Titel von historischen Romanen schon viel zu langweilig für diese Blütenlese.
Auffallend bei der spaßigen Preisverleihung von Börsenblatt und Schott's Sammelsurium: Es sind diesmal viele Selbstverleger à la BoD nominiert. Das zeigt, dass selbst das angeblich ach so einfache Titelschreiben gelernt sein will. Aber: Ob Profi oder Amateur, für depperte Titel ist nichts zu schwör!
Schade nur, dass ich den Anfang mit den Vorschlägen verpasst habe, "Die Ritterin des Königs" wäre so ein Kandidat gewesen. Aber eigentlich sind Titel von historischen Romanen schon viel zu langweilig für diese Blütenlese.
Auffallend bei der spaßigen Preisverleihung von Börsenblatt und Schott's Sammelsurium: Es sind diesmal viele Selbstverleger à la BoD nominiert. Das zeigt, dass selbst das angeblich ach so einfache Titelschreiben gelernt sein will. Aber: Ob Profi oder Amateur, für depperte Titel ist nichts zu schwör!
19. August 2008
Grenzgängerträume
Gestern scheinte die Sonne und ich wollte auswandern, heute regnet es in Strömen und ich will nicht mehr weg. Typisch Emigrantengene, typisch Grenzgängerweh...
Wenn man Grenzen übertritt, im Kopf wie in der Welt, eingebildete und reale, findet man oft Wege in die Träume hinein. Man muss nur den eigenen Weg verfolgen, bis zum Starrsinn. Lockt einer am Wegesrand, durch das Touristengebiet ginge es doch viel leichter, sollte man Nein sagen lernen. Überraschungen lauern dort, wo man mutig vertrautes Terrain verlässt.
Ich habe ja bereits von meinen zunächst hobbyhaften Abstechern ins Baden-Badener Theater erzählt, wo dann immer mehr Workshops plötzlich zur schriftstellerischen Arbeit passen - und noch besser, zu einer Schnapsidee. Noch ist da nur ein großer Koffer im Kopf, ein Emigrantenkoffer. Ich sehe all die Vorfahren, fern in der Vergangenheit, aber auch noch recht nah, die sich mit solchen Koffern aufmachten ins Unbekannte. Um zu überleben, um zu entkommen, aber auch, um zu erleben, um anzukommen. Kofferzauber in einem seltsamen Fantasieland, Geschichten erzählen und spielen statt trocken Bücher vorlesen.
Es fasziniert mich, das Thema "Grenze". Weil ich nie ohne Grenzübertritte leben konnte, so nah an der Rheinbrücke nach Frankreich geboren. Im Binnenland, egal wo, fühle ich mich eingesperrt. Bin ich hier, will ich dort sein, ob in meinem Kopf oder am großen Strom. Mich dem ausliefern, was hinter den Grenzen stecken mag. Hoffnungen, Chancen, Gefahren, Träume, Fremdes, Überraschendes. Immer weiter, bis zum Horizont - und dann schauen, was hinter dem Horizont noch alles liegen mag.
Früher hat man gesagt, die badisch-elsässischen Sümpfe im Ried seien nicht ganz geheuer, atmeten Schimären und seltsame Wesen aus. Manchmal kocht sich noch heute im Nebel Geheimnisvolles aus. Wege krümmen sich, laufen in neue Richtungen, treffen aufeinander. Und so etwas ist mir dann auch passiert, als ich meinen Faible für die Innereien des Theaters entdeckte.
War es Zufall? Grenzgängerzauber? Ich lernte kürzlich Leute kennen, die Kultur und Theater in meinen Canton bringen wollen und derzeit ein dreisprachiges Theaterprojekt vorbereiten. Und wie das Leben so spielt, werde ich das französische Theaterstück ins Deutsche übersetzen. Und wenn es so weit ist, hier natürlich hemmungslos Werbung machen für die Aufführungen im Elsass und im deutschen Grenzland. Denn das Thema könnte aus einem meiner Träume stammen: Frontiérès - Grenzen.
Wenn man Grenzen übertritt, im Kopf wie in der Welt, eingebildete und reale, findet man oft Wege in die Träume hinein. Man muss nur den eigenen Weg verfolgen, bis zum Starrsinn. Lockt einer am Wegesrand, durch das Touristengebiet ginge es doch viel leichter, sollte man Nein sagen lernen. Überraschungen lauern dort, wo man mutig vertrautes Terrain verlässt.
Ich habe ja bereits von meinen zunächst hobbyhaften Abstechern ins Baden-Badener Theater erzählt, wo dann immer mehr Workshops plötzlich zur schriftstellerischen Arbeit passen - und noch besser, zu einer Schnapsidee. Noch ist da nur ein großer Koffer im Kopf, ein Emigrantenkoffer. Ich sehe all die Vorfahren, fern in der Vergangenheit, aber auch noch recht nah, die sich mit solchen Koffern aufmachten ins Unbekannte. Um zu überleben, um zu entkommen, aber auch, um zu erleben, um anzukommen. Kofferzauber in einem seltsamen Fantasieland, Geschichten erzählen und spielen statt trocken Bücher vorlesen.
Es fasziniert mich, das Thema "Grenze". Weil ich nie ohne Grenzübertritte leben konnte, so nah an der Rheinbrücke nach Frankreich geboren. Im Binnenland, egal wo, fühle ich mich eingesperrt. Bin ich hier, will ich dort sein, ob in meinem Kopf oder am großen Strom. Mich dem ausliefern, was hinter den Grenzen stecken mag. Hoffnungen, Chancen, Gefahren, Träume, Fremdes, Überraschendes. Immer weiter, bis zum Horizont - und dann schauen, was hinter dem Horizont noch alles liegen mag.
Früher hat man gesagt, die badisch-elsässischen Sümpfe im Ried seien nicht ganz geheuer, atmeten Schimären und seltsame Wesen aus. Manchmal kocht sich noch heute im Nebel Geheimnisvolles aus. Wege krümmen sich, laufen in neue Richtungen, treffen aufeinander. Und so etwas ist mir dann auch passiert, als ich meinen Faible für die Innereien des Theaters entdeckte.
War es Zufall? Grenzgängerzauber? Ich lernte kürzlich Leute kennen, die Kultur und Theater in meinen Canton bringen wollen und derzeit ein dreisprachiges Theaterprojekt vorbereiten. Und wie das Leben so spielt, werde ich das französische Theaterstück ins Deutsche übersetzen. Und wenn es so weit ist, hier natürlich hemmungslos Werbung machen für die Aufführungen im Elsass und im deutschen Grenzland. Denn das Thema könnte aus einem meiner Träume stammen: Frontiérès - Grenzen.
18. August 2008
Sinnesreisen: Hörsturz
Es ist erstaunlich, wie viele Kollegen es zum Schreiben und manchmal sogar zum Leben nach Frankreich zieht. Vorhin las ich in einem Blog von solch einer Zuflucht in die Idylle, dass mir fast die Tränen kamen. Neidtränen! Da war von Dorfsonne und Felsen die Rede, von holzhackenden Menschen und einem Nachbarn mit pfupferndem Moped, von den Geräuschen eines kleinen Restaurants mit Mittagstisch draußen. Blumen und Vogelsang inbegriffen. Ich sehne mich heute nach solch einem Fleckchen!
Nach dem üblichen französischen Sonntagsterror durch kriminell getunte Mopeds der Dorfjugend, die nicht unter 80 km/h durch die kleinen Straßen ohne Gehweg brettern, gab es heute wieder Baulärm aller Sorten. Die Elsässer klagen über Armut und Arbeitslosigkeit und zimmern ihre Familienarchen, als käme morgen die Sintflut. Hinten am Berg steht der "Steinfresser" für den Bauschutt, perfekt platziert, um den Höllenlärm im Echo zurück zu schlagen. Jetzt, nach Feierabend, haben wir das durchdringende Pieppieppiep der Baumaschinen noch in den Ohren, das es mir erschwerte, mich auf meinen Text zu konzentrieren. Wie schnell werden Bauarbeiter taub, wenn sie sich das aus nächster Nähe anhören müssen? Oder tragen sie zum Schutz Kopfhörer, so dass das Piep nur allen anderen sagt: Achtung, Maschine fährt rückwärts?
Der Vogel in der Zeder vor meinem Fenster klingt wie ein Handy. Es gibt hier immer mehr Vögel, die Handyklingeltöne nachahmen. In der Straße schreit einer Frau und Kinder zusammen, dass es an Gewalt grenzt. Seine Frau schreit ihn und die Kinder an, dass es schmerzt. Die Kinder schweigen. Die Sonne scheint, nach den Wolkenbrüchen blüht meine duftende Frédéric Mistral porzellanrosa. Unter der Dichterrose wärmt sich mein Hund auf dem Stein. Rose, Autorin und Hund schrecken zusammen, als eine Hip-Hop-Disco auf vier Rädern vorbeirauscht, die man drei Straßen weit hört.
Ich schreibe mit Blick auf die Nordvogesen, der Apfelgarten darunter steht saftig und prall wie ein Paradiesgarten da. Die fetten Schmeißfliegen aus Nachbars Ziegenstall versammeln sich zu einer Besprechung in meinem Arbeitszimmer. "Culture" wird in meinem Canton sogar vom Bürgermeister für eine Sonderform von "agriculture" gehalten und wer schreibt, den ganzen Tag nur schreibt, gilt als "gitane". Ich sollte die Straße fegen oder die Fenster putzen, bevor man mir die Aufenthaltsgenehmigung entzieht, die dieses europäische Land noch an seine europäischen Nachbarn vergibt.
Vielleicht sollte ich auch an solchen Tagen wie heute zurück nach Deutschland emigrieren. Um dann wie manche Kollegen zum Schreiben nach Frankreich zu fahren und wieder schätzen zu lernen, was ich hier habe. Immerhin, der Handyvogel schweigt. Heimelig brummt ein Traktor übers Feld und die reparierte Stelle in der winzigen Feldstraße riecht aromatisch nach Bitumen. Endlich Ruhe zum Schreiben! Dommdommmbadabommbomm... die nächste Discobüchse rast vorbei.
Nach dem üblichen französischen Sonntagsterror durch kriminell getunte Mopeds der Dorfjugend, die nicht unter 80 km/h durch die kleinen Straßen ohne Gehweg brettern, gab es heute wieder Baulärm aller Sorten. Die Elsässer klagen über Armut und Arbeitslosigkeit und zimmern ihre Familienarchen, als käme morgen die Sintflut. Hinten am Berg steht der "Steinfresser" für den Bauschutt, perfekt platziert, um den Höllenlärm im Echo zurück zu schlagen. Jetzt, nach Feierabend, haben wir das durchdringende Pieppieppiep der Baumaschinen noch in den Ohren, das es mir erschwerte, mich auf meinen Text zu konzentrieren. Wie schnell werden Bauarbeiter taub, wenn sie sich das aus nächster Nähe anhören müssen? Oder tragen sie zum Schutz Kopfhörer, so dass das Piep nur allen anderen sagt: Achtung, Maschine fährt rückwärts?
Der Vogel in der Zeder vor meinem Fenster klingt wie ein Handy. Es gibt hier immer mehr Vögel, die Handyklingeltöne nachahmen. In der Straße schreit einer Frau und Kinder zusammen, dass es an Gewalt grenzt. Seine Frau schreit ihn und die Kinder an, dass es schmerzt. Die Kinder schweigen. Die Sonne scheint, nach den Wolkenbrüchen blüht meine duftende Frédéric Mistral porzellanrosa. Unter der Dichterrose wärmt sich mein Hund auf dem Stein. Rose, Autorin und Hund schrecken zusammen, als eine Hip-Hop-Disco auf vier Rädern vorbeirauscht, die man drei Straßen weit hört.
Ich schreibe mit Blick auf die Nordvogesen, der Apfelgarten darunter steht saftig und prall wie ein Paradiesgarten da. Die fetten Schmeißfliegen aus Nachbars Ziegenstall versammeln sich zu einer Besprechung in meinem Arbeitszimmer. "Culture" wird in meinem Canton sogar vom Bürgermeister für eine Sonderform von "agriculture" gehalten und wer schreibt, den ganzen Tag nur schreibt, gilt als "gitane". Ich sollte die Straße fegen oder die Fenster putzen, bevor man mir die Aufenthaltsgenehmigung entzieht, die dieses europäische Land noch an seine europäischen Nachbarn vergibt.
Vielleicht sollte ich auch an solchen Tagen wie heute zurück nach Deutschland emigrieren. Um dann wie manche Kollegen zum Schreiben nach Frankreich zu fahren und wieder schätzen zu lernen, was ich hier habe. Immerhin, der Handyvogel schweigt. Heimelig brummt ein Traktor übers Feld und die reparierte Stelle in der winzigen Feldstraße riecht aromatisch nach Bitumen. Endlich Ruhe zum Schreiben! Dommdommmbadabommbomm... die nächste Discobüchse rast vorbei.
17. August 2008
Währungsreform?
"Ich finde das nicht gut, dass man für alles Mögliche, was man lesen will, auch noch zahlen soll. Wenn Ihr von Euren Texten nicht mehr leben könnt, weil sich die Zeiten ändern, müsst Ihr es eben anders machen." Originalausspruch eines jungen Menschen, der es gewohnt ist, im Internet seine Musik kostenlos herunterzuladen und e-books zu tauschen.
Ich denke genauso: Etwas muss grundlegend anders werden! Es geht nicht an, dass kreativ Schaffende bei der derzeit sich verbreitenden gesellschaftlichen und politischen Entwertung von Kultur und der Entwertung geistiger Arbeitsleistungen in der Opferhaltung verharren. Aber was tun, wenn man "nur" Texte produziert?
Nun könnte man in meinem Fall sagen, ich sei selbst schuld, mich als hauptberufliche Buchautorin über Wasser halten zu wollen. Dumm nur, dass ich nichts anderes gelernt habe als Schreiben. Das aber mit allen Fertigkeiten, die dazu gehören, bis hin zum Layout und Fotografieren. Denn im "Brotberuf" bin ich Journalistin, eine echte, zur Redakteurin ausgebildete - das muss man heutzutage ja schon dazusagen. Was ganz besonders schlimm ist: Mir machen beide Berufe verdammt viel Spaß. Ich liebe sie. Und deshalb mache ich mir ständig Gedanken, wie man damit in einer Welt überlebt, in der Texte immer weniger bis nichts wert sind.
Die Situation klingt pervers. Nie wurde in der westlichen Welt von so vielen Menschen so viel gelesen und geschrieben wie heute. Vor geschichtlich noch nicht langer Zeit waren Lesen und Schreiben einer machtausübenden Elite vorbehalten und Analphabetismus im Volk die Norm. Noch im 19. Jhdt. bezichtigte man Frauen der Geisteskrankheit, Sucht und Hirnerweichung, wenn sie ernsthafte Bücher lasen, die über das ihnen zugestandene Niveau seichter Unterhaltung hinausgingen. Wer lesen und schreiben konnte, war verdächtig und unbequem, weil gebildet, weil dadurch informiert, weil kritisch. Wenn einer texten konnte, stand ihm die Welt offen. Schriftsteller mischten sich in die Politik ein, Journalisten entlarvten menschenfeindliche Systeme.
Und dann kam etwas, was sich anfühlte wie eine Währungskrise. Entgegen der aktuellen Lamentiererei, wo man die Ursache im Internet festmachen will, kam der Umbruch lange vorher: durch den blinden Konsumismus einer Überflussgesellschaft, die in bisher ungeahnter Weise Werbung zum Kunst- und Kulturausdruck aufwertete. Bereits Anfang der Neunziger sagte mir zynisch ein Fernsehproduzent: "Vergiss in Zukunft die Inhalte. Vergiss in etablierten Medien die Qualität. Privatfernsehen ist Werbung. Alles andere ist nur Vorwand, füllt die Pausen so, dass noch geeigneteres Zielpublikum bei der Werbung noch seltener abschaltet. Und die öffentlich rechtlichen Sender werden eines Tages Unterprivilegiertenfütterung werden. Da wird man daran arbeiten, Rentner, Sozialhilfeempfänger und Frauen (!) still zu halten, ein wenig zu verblöden - heile Welt mit Pseudobildungsanspruch."
Auch Radio und Printmedien jonglierten mit dem Geldfaktor Werbung. Zeitungen und Zeitschriften betrieben Monokultur mit Anzeigenkunden. Das führte dazu, dass zuerst nur der ein oder andere Artikel entschärft oder gekippt wurde, um potente Anzeigenkunden nicht zu vergraulen. Und als diese zunehmend abwanderten, weil sie die Macht hatten und woanders bessere Konditionen fanden, hagelte es Massenentlassungen. Irgendwann sparte man an erfahrenen, weil teureren Journalisten; irgendwann bediente man sich noch häufiger an Freien, weil die aus Not weniger aufmuckten. Wer es rechtzeitig schaffte, sprang ab, wurde Weinhändler oder Werbetexter. Irgendwann stand auch ich mit eigenem PR-Büro da und kratzte mich am Kopf, warum ich dort mit dem gleichen popeligen Dreißigzeiler das Fünffache dessen verdiente, was ich als Journalistin bekommen hätte.
Die Medienkrise war nicht das Ergebnis angeblich dummer Kunden, sondern wurde von Machern geschaffen, die ihre Kunden für dumm hielten und weiter verblöden wollten. Und Kunden sind dann richtig verblödet, wenn sie kaufen kaufen kaufen, egal was, auch den letzten Schund. Fatal war, dass die Kunden das auch taten. Keiner widersprach, keiner muckte auf. Und wenn sie nicht gestorben sind, kaufen sie noch heute. Haben also die recht, die sie für blöde halten?
Jedenfalls hatte ich es irgendwann satt, wie man mit den schreibenden Profis umging: "Sie wollen mehr als 20 Cent für die Zeile? Gute Frau, da draußen stehen Hunderte, die es für acht machen!" - "20 Euro für ein Aufmacherfoto finden Sie zu wenig? Sie haben doch eine Digitalkamera, kostet sie doch keinen Cent und die Kamera macht die Fotos von selbst, das kann sogar meine Oma!" - "Klasse Artikel, da steckt noch richtig Arbeit drin. Unterschreiben Sie bitte unseren Buy-out-Vertrag."
So ist damals dieser Blog entstanden. Als Protest gegen Buy-out zu Billigsthonoraren. Ich sagte mir: Wenn ich mit Text ohnehin zu wenig verdiene und der Auftraggeber diesen für seine eigene Tasche noch zigfach verkaufen und verwerten kann - dann kann ich ihn gleich ans Volk verschenken. Und habe noch obendrein den Vorteil, dass mir keiner Vorschriften macht. Es hat schon befreiende Wirkung, sich dem maroden System zu entziehen - leider bringt es zum Leben nichts ein.
Viele Journalistenkollegen sind damals diesen Weg gegangen und bauten die Blogkultur auf - als Gegenentwurf, als Experimentierfeld. Oder einfach um den Frust loszuwerden, den man bei den Berufsverhältnissen sammelte. Und dann ist das ganze explodiert. Irgendwann war auch das Internet nicht mehr Minderheitensache. Wer sich keinen Computer leisten kann, vernetzt sich im Internet-Café oder in vielen Ländern in Bibliotheken kostenlos. Jetzt schreiben auch die, die zuvor das Schreiben und Lesen nicht gewagt haben, wegen all ihrer Schwächen. Im Internet fällt es nicht auf. Vielleicht fällt es aber auch einfach überhaupt nicht mehr auf, weil Bildung entwertet wird? Weil sie, wie man in Deutschland zuweilen den Eindruck bekommt, vielleicht sogar absolut nicht hip ist?
Was unsere Generation in hektographierten Fanzines oder heimlich im Tagebuch wagte, ist demokratisiert worden: die Nachahmung. Auch wir lernten so die ersten Schritte im Handwerk. Heute übt man öffentlich im Internet. Spielt den Journalisten, den Autor, den Kritiker. Ein faszinierendes Spiel, bei dem man im besten Fall eine Menge lernen kann, im schlimmsten Fall sich selbst und die Realitäten grenzenlos überschätzt. Früher hat man vor den Amateuren keine Angst gehabt. Man hat sie gefördert. Alte Hasen und Profis haben sie unter ihre Fittiche genommen. Und heute?
Die alten Hasen haben Angst. Verleger und Medienchefs greinen, weil ihnen die Felle davonschwimmen. Die Industrie platziert Werbung gewinnbringender bei YouTube als im Feuilleton der FAZ. Zu dumm, dass man sich einst den Werbeleuten so heftig an die Brust geworfen hat und saftig am Konsumismus verdienen wollte, ohne passendere, kulturtauglichere Konzepte zu erproben. Zu dumm, dass man die eigenen Leute, die Qualität noch beherrschten, so mies behandelt hat über die Jahre. Die haben ihr Know-how längst ins Internet getragen und in Firmen, die ahnten, wie sich die Welt verändern wird.
Die Profis haben auch Angst. Der Niedergang der Qualitätsmedien, die weiter das Klischee vom verblödeten Leser / Hörer / Zuschauer predigen, geht einher mit einer Hebung im Niveau von Amateuren. Nicht von allen, das Internet ist auch eine unermesslich große Müllhalde! Aber in einer großen Masse gibt es immer auch Menschen, die heftig dazulernen. Das Internet ist interaktiv, kommunikativ - Diskurs über die eigene Arbeit ebenso möglich wie aktives Lernen an Bildungsquellen, die mehr bieten als Wikipedia.
Die Kluft zwischen denen, die Zugang zu Information, Wissen und Bildung haben - und denen, die sich aktiv verweigern oder schuldlos abgeschnitten sind, wird in den nächsten Jahren extrem wachsen. Die Welt spaltet sich jetzt schon in Menschen mit und ohne Internetzugang. Unzensiertes Wissen, Information und Bildung entscheiden nach wie vor über Macht und Einfluss - da hat sich seit der Prähistorie auch durch das Internet nichts geändert. Aber der Abgrund verschiebt sich. Er verläuft nicht mehr entlang der alten Machtlinie zwischen Amateuren und Profis. Die neue Machtlinie, so darf man mutmaßen, wird sehr viel mit sozialen Verhältnissen zu tun haben, mit Armut und Reichtum, aber auch mit politischer Freiheit und Vielfalt.
Was nutzt uns Textarbeitern das, um unsere Arbeit aufzuwerten, um davon ordentlich leben zu können? Zunächst nicht viel. Instantlösungen habe ich nicht einmal für mich selbst. Langfristig hilft Erkenntnisgewinn. Etwa die Erkenntnis, dass uns wieder einmal ein Pseudokrieg eingeredet wird. Der Pseudokrieg zwischen Amateuren und Profis, an dem sich jetzt schon diverse Branchenbeteiligte bereichern. Der echte Preis- und Entwertungskrieg findet dagegen dort statt, wo man beide auspresst - die Amateure und die Profis. Auch da hat sich seit der Antike nicht viel verändert: Lenke die Unbequemen mit Nebenschauplätzen ab und du hast freie Hand dort, wo es wirklich um die Wurst geht.
Buy-out-Klauseln gibt es inzwischen auch für Buchautoren. Da tritt man lustig locker elektronische Rechte aller Art ab, selbst die, die noch gar nicht erfunden sind. Immer mehr Verlage mischen im Internetgeschäft mit und ahmen dabei Amateurideen nach. Alles natürlich zum Besten der Autoren, die dafür nie Geld sehen. Da werden ganze Bücher kostenlos feilgeboten, andere werden für Plattformen eingescannt, Amateurrezensenten bereichern die Werbeindustrie und die Händler sowieso, Profis werden verschenkt, feilgeboten wie Sauerbier. Wer nicht mitmachen will, bekommt gesagt: "Wir müssen auf den Zug des Verschenkens aufspringen, bevor es zu spät ist!" Gewunken wird mit einer verschwindenden Promillzahl von Promis und Berühmtheiten: Wenn ihr brav seid, könnt ihr auch da landen. Deutschland sucht immer einen Superstar.
Und pervers sind wir doch schon alle. Im Partnerprogramm von Onlinebuchhändlern bekommt ein Schriftsteller pro verkauftem Buch mehr als durch seine Verlagstantiemen! Der Zug ist längst abgefahren - für die am Ende der Nahrungskette, die Autoren, die Schöpfer der Ware.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Heute werden nicht mehr nur die Kunden für doof gehalten. Sondern die kreativ Schaffenden auch. Und wie damals, als die ersten Privatsender aufkamen, gibt es auch heute nur eine Möglichkeit, Qualität und Auskommen zu erhalten: Im rechten Moment NEIN zu sagen. Denn bei einer wachsenden Demokratisierung von Informationen und Wissen wächst da draußen auch die Zahl derer, die nicht verblödet. Die Zahl derer, die Durst haben nach mehr Qualität, die es über haben, für dumm verkauft zu werden. Lassen wir diese Leute nicht im Regen stehen!
Neu ist das trotzdem alles nicht. Man konnte schon immer Journalist werden durch geregelte Ausbildung oder durch Do-it-Yourself. Neu ist die Entwertung der Arbeitsleistung durch Auftragsgeber, aber auch durch Kunden. Diese riesige Masse, die glaubt "ich kann das ja auch" oder "das ist doch ein schönes Hobby und keine Arbeit" - diese Masse glaubt, alles abgreifen zu können, geschenkt, umsonst. (Stellt euch vor, ihr müsstet ab morgen alles selbst herstellen...)
Wie wir von einer Kultur wegkommen, die wir mit Werbung und Konsum selbst geschaffen haben, einer Kultur von Billigheimern, von "für umme" und "ich bin doch nicht blöd" - das wird die größte Herausforderung der nächsten Jahre werden. Vielleicht schaffen wir es, Kultur und Kunst wieder aufzuwerten als überlebenswichtigen Ausdruck ganzer Nationen. Wir haben unsere Zukunft in der Hand.
Ich denke genauso: Etwas muss grundlegend anders werden! Es geht nicht an, dass kreativ Schaffende bei der derzeit sich verbreitenden gesellschaftlichen und politischen Entwertung von Kultur und der Entwertung geistiger Arbeitsleistungen in der Opferhaltung verharren. Aber was tun, wenn man "nur" Texte produziert?
Nun könnte man in meinem Fall sagen, ich sei selbst schuld, mich als hauptberufliche Buchautorin über Wasser halten zu wollen. Dumm nur, dass ich nichts anderes gelernt habe als Schreiben. Das aber mit allen Fertigkeiten, die dazu gehören, bis hin zum Layout und Fotografieren. Denn im "Brotberuf" bin ich Journalistin, eine echte, zur Redakteurin ausgebildete - das muss man heutzutage ja schon dazusagen. Was ganz besonders schlimm ist: Mir machen beide Berufe verdammt viel Spaß. Ich liebe sie. Und deshalb mache ich mir ständig Gedanken, wie man damit in einer Welt überlebt, in der Texte immer weniger bis nichts wert sind.
Die Situation klingt pervers. Nie wurde in der westlichen Welt von so vielen Menschen so viel gelesen und geschrieben wie heute. Vor geschichtlich noch nicht langer Zeit waren Lesen und Schreiben einer machtausübenden Elite vorbehalten und Analphabetismus im Volk die Norm. Noch im 19. Jhdt. bezichtigte man Frauen der Geisteskrankheit, Sucht und Hirnerweichung, wenn sie ernsthafte Bücher lasen, die über das ihnen zugestandene Niveau seichter Unterhaltung hinausgingen. Wer lesen und schreiben konnte, war verdächtig und unbequem, weil gebildet, weil dadurch informiert, weil kritisch. Wenn einer texten konnte, stand ihm die Welt offen. Schriftsteller mischten sich in die Politik ein, Journalisten entlarvten menschenfeindliche Systeme.
Und dann kam etwas, was sich anfühlte wie eine Währungskrise. Entgegen der aktuellen Lamentiererei, wo man die Ursache im Internet festmachen will, kam der Umbruch lange vorher: durch den blinden Konsumismus einer Überflussgesellschaft, die in bisher ungeahnter Weise Werbung zum Kunst- und Kulturausdruck aufwertete. Bereits Anfang der Neunziger sagte mir zynisch ein Fernsehproduzent: "Vergiss in Zukunft die Inhalte. Vergiss in etablierten Medien die Qualität. Privatfernsehen ist Werbung. Alles andere ist nur Vorwand, füllt die Pausen so, dass noch geeigneteres Zielpublikum bei der Werbung noch seltener abschaltet. Und die öffentlich rechtlichen Sender werden eines Tages Unterprivilegiertenfütterung werden. Da wird man daran arbeiten, Rentner, Sozialhilfeempfänger und Frauen (!) still zu halten, ein wenig zu verblöden - heile Welt mit Pseudobildungsanspruch."
Auch Radio und Printmedien jonglierten mit dem Geldfaktor Werbung. Zeitungen und Zeitschriften betrieben Monokultur mit Anzeigenkunden. Das führte dazu, dass zuerst nur der ein oder andere Artikel entschärft oder gekippt wurde, um potente Anzeigenkunden nicht zu vergraulen. Und als diese zunehmend abwanderten, weil sie die Macht hatten und woanders bessere Konditionen fanden, hagelte es Massenentlassungen. Irgendwann sparte man an erfahrenen, weil teureren Journalisten; irgendwann bediente man sich noch häufiger an Freien, weil die aus Not weniger aufmuckten. Wer es rechtzeitig schaffte, sprang ab, wurde Weinhändler oder Werbetexter. Irgendwann stand auch ich mit eigenem PR-Büro da und kratzte mich am Kopf, warum ich dort mit dem gleichen popeligen Dreißigzeiler das Fünffache dessen verdiente, was ich als Journalistin bekommen hätte.
Die Medienkrise war nicht das Ergebnis angeblich dummer Kunden, sondern wurde von Machern geschaffen, die ihre Kunden für dumm hielten und weiter verblöden wollten. Und Kunden sind dann richtig verblödet, wenn sie kaufen kaufen kaufen, egal was, auch den letzten Schund. Fatal war, dass die Kunden das auch taten. Keiner widersprach, keiner muckte auf. Und wenn sie nicht gestorben sind, kaufen sie noch heute. Haben also die recht, die sie für blöde halten?
Jedenfalls hatte ich es irgendwann satt, wie man mit den schreibenden Profis umging: "Sie wollen mehr als 20 Cent für die Zeile? Gute Frau, da draußen stehen Hunderte, die es für acht machen!" - "20 Euro für ein Aufmacherfoto finden Sie zu wenig? Sie haben doch eine Digitalkamera, kostet sie doch keinen Cent und die Kamera macht die Fotos von selbst, das kann sogar meine Oma!" - "Klasse Artikel, da steckt noch richtig Arbeit drin. Unterschreiben Sie bitte unseren Buy-out-Vertrag."
So ist damals dieser Blog entstanden. Als Protest gegen Buy-out zu Billigsthonoraren. Ich sagte mir: Wenn ich mit Text ohnehin zu wenig verdiene und der Auftraggeber diesen für seine eigene Tasche noch zigfach verkaufen und verwerten kann - dann kann ich ihn gleich ans Volk verschenken. Und habe noch obendrein den Vorteil, dass mir keiner Vorschriften macht. Es hat schon befreiende Wirkung, sich dem maroden System zu entziehen - leider bringt es zum Leben nichts ein.
Viele Journalistenkollegen sind damals diesen Weg gegangen und bauten die Blogkultur auf - als Gegenentwurf, als Experimentierfeld. Oder einfach um den Frust loszuwerden, den man bei den Berufsverhältnissen sammelte. Und dann ist das ganze explodiert. Irgendwann war auch das Internet nicht mehr Minderheitensache. Wer sich keinen Computer leisten kann, vernetzt sich im Internet-Café oder in vielen Ländern in Bibliotheken kostenlos. Jetzt schreiben auch die, die zuvor das Schreiben und Lesen nicht gewagt haben, wegen all ihrer Schwächen. Im Internet fällt es nicht auf. Vielleicht fällt es aber auch einfach überhaupt nicht mehr auf, weil Bildung entwertet wird? Weil sie, wie man in Deutschland zuweilen den Eindruck bekommt, vielleicht sogar absolut nicht hip ist?
Was unsere Generation in hektographierten Fanzines oder heimlich im Tagebuch wagte, ist demokratisiert worden: die Nachahmung. Auch wir lernten so die ersten Schritte im Handwerk. Heute übt man öffentlich im Internet. Spielt den Journalisten, den Autor, den Kritiker. Ein faszinierendes Spiel, bei dem man im besten Fall eine Menge lernen kann, im schlimmsten Fall sich selbst und die Realitäten grenzenlos überschätzt. Früher hat man vor den Amateuren keine Angst gehabt. Man hat sie gefördert. Alte Hasen und Profis haben sie unter ihre Fittiche genommen. Und heute?
Die alten Hasen haben Angst. Verleger und Medienchefs greinen, weil ihnen die Felle davonschwimmen. Die Industrie platziert Werbung gewinnbringender bei YouTube als im Feuilleton der FAZ. Zu dumm, dass man sich einst den Werbeleuten so heftig an die Brust geworfen hat und saftig am Konsumismus verdienen wollte, ohne passendere, kulturtauglichere Konzepte zu erproben. Zu dumm, dass man die eigenen Leute, die Qualität noch beherrschten, so mies behandelt hat über die Jahre. Die haben ihr Know-how längst ins Internet getragen und in Firmen, die ahnten, wie sich die Welt verändern wird.
Die Profis haben auch Angst. Der Niedergang der Qualitätsmedien, die weiter das Klischee vom verblödeten Leser / Hörer / Zuschauer predigen, geht einher mit einer Hebung im Niveau von Amateuren. Nicht von allen, das Internet ist auch eine unermesslich große Müllhalde! Aber in einer großen Masse gibt es immer auch Menschen, die heftig dazulernen. Das Internet ist interaktiv, kommunikativ - Diskurs über die eigene Arbeit ebenso möglich wie aktives Lernen an Bildungsquellen, die mehr bieten als Wikipedia.
Die Kluft zwischen denen, die Zugang zu Information, Wissen und Bildung haben - und denen, die sich aktiv verweigern oder schuldlos abgeschnitten sind, wird in den nächsten Jahren extrem wachsen. Die Welt spaltet sich jetzt schon in Menschen mit und ohne Internetzugang. Unzensiertes Wissen, Information und Bildung entscheiden nach wie vor über Macht und Einfluss - da hat sich seit der Prähistorie auch durch das Internet nichts geändert. Aber der Abgrund verschiebt sich. Er verläuft nicht mehr entlang der alten Machtlinie zwischen Amateuren und Profis. Die neue Machtlinie, so darf man mutmaßen, wird sehr viel mit sozialen Verhältnissen zu tun haben, mit Armut und Reichtum, aber auch mit politischer Freiheit und Vielfalt.
Was nutzt uns Textarbeitern das, um unsere Arbeit aufzuwerten, um davon ordentlich leben zu können? Zunächst nicht viel. Instantlösungen habe ich nicht einmal für mich selbst. Langfristig hilft Erkenntnisgewinn. Etwa die Erkenntnis, dass uns wieder einmal ein Pseudokrieg eingeredet wird. Der Pseudokrieg zwischen Amateuren und Profis, an dem sich jetzt schon diverse Branchenbeteiligte bereichern. Der echte Preis- und Entwertungskrieg findet dagegen dort statt, wo man beide auspresst - die Amateure und die Profis. Auch da hat sich seit der Antike nicht viel verändert: Lenke die Unbequemen mit Nebenschauplätzen ab und du hast freie Hand dort, wo es wirklich um die Wurst geht.
Buy-out-Klauseln gibt es inzwischen auch für Buchautoren. Da tritt man lustig locker elektronische Rechte aller Art ab, selbst die, die noch gar nicht erfunden sind. Immer mehr Verlage mischen im Internetgeschäft mit und ahmen dabei Amateurideen nach. Alles natürlich zum Besten der Autoren, die dafür nie Geld sehen. Da werden ganze Bücher kostenlos feilgeboten, andere werden für Plattformen eingescannt, Amateurrezensenten bereichern die Werbeindustrie und die Händler sowieso, Profis werden verschenkt, feilgeboten wie Sauerbier. Wer nicht mitmachen will, bekommt gesagt: "Wir müssen auf den Zug des Verschenkens aufspringen, bevor es zu spät ist!" Gewunken wird mit einer verschwindenden Promillzahl von Promis und Berühmtheiten: Wenn ihr brav seid, könnt ihr auch da landen. Deutschland sucht immer einen Superstar.
Und pervers sind wir doch schon alle. Im Partnerprogramm von Onlinebuchhändlern bekommt ein Schriftsteller pro verkauftem Buch mehr als durch seine Verlagstantiemen! Der Zug ist längst abgefahren - für die am Ende der Nahrungskette, die Autoren, die Schöpfer der Ware.
Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Heute werden nicht mehr nur die Kunden für doof gehalten. Sondern die kreativ Schaffenden auch. Und wie damals, als die ersten Privatsender aufkamen, gibt es auch heute nur eine Möglichkeit, Qualität und Auskommen zu erhalten: Im rechten Moment NEIN zu sagen. Denn bei einer wachsenden Demokratisierung von Informationen und Wissen wächst da draußen auch die Zahl derer, die nicht verblödet. Die Zahl derer, die Durst haben nach mehr Qualität, die es über haben, für dumm verkauft zu werden. Lassen wir diese Leute nicht im Regen stehen!
Neu ist das trotzdem alles nicht. Man konnte schon immer Journalist werden durch geregelte Ausbildung oder durch Do-it-Yourself. Neu ist die Entwertung der Arbeitsleistung durch Auftragsgeber, aber auch durch Kunden. Diese riesige Masse, die glaubt "ich kann das ja auch" oder "das ist doch ein schönes Hobby und keine Arbeit" - diese Masse glaubt, alles abgreifen zu können, geschenkt, umsonst. (Stellt euch vor, ihr müsstet ab morgen alles selbst herstellen...)
Wie wir von einer Kultur wegkommen, die wir mit Werbung und Konsum selbst geschaffen haben, einer Kultur von Billigheimern, von "für umme" und "ich bin doch nicht blöd" - das wird die größte Herausforderung der nächsten Jahre werden. Vielleicht schaffen wir es, Kultur und Kunst wieder aufzuwerten als überlebenswichtigen Ausdruck ganzer Nationen. Wir haben unsere Zukunft in der Hand.
16. August 2008
Renovierung II.
So, die neuen Tapeten kleben. Die Perfektionistin in mir schielt zwar noch nach ein paar Schwächen, müsste den Tapetenkleister dafür aber per Hand anrühren. Und dazu bin ich jetzt zum sonnigen Feierabend zu faul.
Ein paar neue Gimmicks gibt es auch, theoretisch sollte sich der Blog jetzt endlich abonnieren lassen (wenn nicht, bitte melden), man kann nach Labels suchen und eine dämliche Umfrage beantworten - Mehrfachnennungen sind möglich. Leider will der Button nur Englisch sprechen - also immer draufdrücken, wird schon...
Ich werde jetzt draußen den Altweibersommer genießen und nicht auf die ersten Herbstzeitlosen in den Wiesen schauen. Stattdessen freue ich mich über die Entfernung zum polnischen Winter. Als ich in Warschau lebte, gab es eine Bauernregel zu irgendeiner Heiligen am 20. August, die besagte, dass nun die ersten Frostnächte kommen könnten. Die war leider kein Witz... Und während ich hier spät abends in der hellen Sonne sitze, war es dort um 20 Uhr schon finster.
Aus dieser Perspektive tut es nur halb so weh, dass der Heizöltank endlich gefüllt werden müsste.
Sonniges Wochenende!
Ein paar neue Gimmicks gibt es auch, theoretisch sollte sich der Blog jetzt endlich abonnieren lassen (wenn nicht, bitte melden), man kann nach Labels suchen und eine dämliche Umfrage beantworten - Mehrfachnennungen sind möglich. Leider will der Button nur Englisch sprechen - also immer draufdrücken, wird schon...
Ich werde jetzt draußen den Altweibersommer genießen und nicht auf die ersten Herbstzeitlosen in den Wiesen schauen. Stattdessen freue ich mich über die Entfernung zum polnischen Winter. Als ich in Warschau lebte, gab es eine Bauernregel zu irgendeiner Heiligen am 20. August, die besagte, dass nun die ersten Frostnächte kommen könnten. Die war leider kein Witz... Und während ich hier spät abends in der hellen Sonne sitze, war es dort um 20 Uhr schon finster.
Aus dieser Perspektive tut es nur halb so weh, dass der Heizöltank endlich gefüllt werden müsste.
Sonniges Wochenende!
Renovierung
Dieser Blog wird jetzt renoviert, weil ich die ollen vertrockneten Blätter nicht mehr sehen kann, auch wenn sie so schön zu feuilles et ton passen...
Ich hoffe, dass es ohne jeden html-Unfall abgeht und bitte mögliche Störungen zu entschuldigen.
Ich hoffe, dass es ohne jeden html-Unfall abgeht und bitte mögliche Störungen zu entschuldigen.
15. August 2008
Fortbildung
Gestern habe ich mir völlig übermüdet im Bett noch Lesestoff eingezwängt, weil es einfach zu interessant war: Francois Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? (heyne). Nicht nur ein absolutes Muss für alle Hitchcock-Fans und eines der besten Bücher über suspense, sondern auch sehr lehrreich für Buchautoren, wenn man beim Lesen in unterschiedliche Medien "übersetzen" kann.
Und wie ich so träume, sitzen da immer noch Monsieur Truffaut und Mister Hitchcock an ihrem Interview. Aber plötzlich bin ich dabei, räume riesige Filmrollen auf, scheppere herum und soll die schließlich bringen. Ich mache die Dosen auf und finde mehrere Zelluloidrollen eines Films, den ich vorführe und den mir die beiden Herren auseinandernehmen. Der Spielfilm kam mir seltsam bekannt vor: es war mein Roman, an dem ich gerade schreibe. Und ich habe selten so intensiv und lang geträumt, das war Analyse und Unterricht in einem. Welch Privileg!
Leider hat mich dann mein Hund besonders herzlich wachgeküsst... Zum Glück hat er damit so lange gewartet, bis Hitchcock sowieso gehen wollte. Aber was mach ich armer Tropf jetzt, um mich an all die brillanten Kommentare zu erinnern? Trance? Hypnose? Noch einen Hundekuss?
Und wie ich so träume, sitzen da immer noch Monsieur Truffaut und Mister Hitchcock an ihrem Interview. Aber plötzlich bin ich dabei, räume riesige Filmrollen auf, scheppere herum und soll die schließlich bringen. Ich mache die Dosen auf und finde mehrere Zelluloidrollen eines Films, den ich vorführe und den mir die beiden Herren auseinandernehmen. Der Spielfilm kam mir seltsam bekannt vor: es war mein Roman, an dem ich gerade schreibe. Und ich habe selten so intensiv und lang geträumt, das war Analyse und Unterricht in einem. Welch Privileg!
Leider hat mich dann mein Hund besonders herzlich wachgeküsst... Zum Glück hat er damit so lange gewartet, bis Hitchcock sowieso gehen wollte. Aber was mach ich armer Tropf jetzt, um mich an all die brillanten Kommentare zu erinnern? Trance? Hypnose? Noch einen Hundekuss?
14. August 2008
Wartezimmer
Vladimir: What do we do now?
Estragon: Wait.
Vladimir: Yes, but while waiting.
Estragon: What about hanging ourselves?
Vladimir: Hmm. It'd give us an erection.
Estragon: (highly excited). An erection!
Vladimir: With all that follows. Where it falls mandrakes grow. That's why they shriek when you pull them up. Did you not know that?
Estragon: Let's hang ourselves immediately!
Weil wir gerade drei sind, die warten und nicht wissen, ob sie sich vor Ungeduld die Zehennägel anknabbern sollen, finde ich: Wir können das mit ein wenig Godot-Feeling auf die Spitze treiben. Schließlich hat Beckett in seinem Leben auch jede Menge gewartet, auf die Aufführung des Stücks "Warten auf Godot" sogar fünf Jahre lang. Sind wir nicht alle ein wenig Estragon?
Warten gehört zum täglichen Brot eines Autors, wenn man nicht zufällig mit einem Hausverlag gesegnet ist, der nur mit Peitsche und Daumenschrauben zu wedeln braucht, damit der kreative Hausautor sein nächstes Projekt in drei Sätzen aufs Papier schmeißt. Der écrivain commun, der gemeine Autor, gehört dagegen zu einer Spezies, die sich unter schlimmsten Geburtswehen und Kritikerblicken ein Exposé nebst Probetexten aus dem Hirn winden muss, um sich mit jedem Projekt immer wieder von Neuem zu bewerben. Und weil die Branche zunehmend gewinnmaximierend und risikominimierend denkt, könnte der écrivain galant, der branchenfreundliche Schriftsteller, eigentlich gleich ein ganzes Manuskipt liefern, in unbezahlter Vorarbeit erstellt.
Egal wie - in der Wartephase sind zumindest die KollegInnen, die ich kenne, nicht mehr ganz zurechnungsfähig - mich eingeschlossen. Andere haben gut lachen, aber man stelle sich vor, ein Finanzbeamter oder eine Lehrerin müssten sich alle halbe Jahre neu bei ihrem Arbeitgeber bewerben! Oder ein Unternehmer müsste jährlich von Null an bei allen Behörden und Kunden beweisen, dass er seiner Firmenidee überhaupt mächtig ist! Während die unbezahlten Rechnungen im Hintergrund auflaufen, rechnet man sich die Überlebenschancen fürs nächste Jahr aus, tüftelt an abartigen Rettungs-Szenarios herum, falls es schief geht. Denn jede Verlagsbewerbung ist ein Spiel im Kolosseum: Wird wenigstens ein Daumen nach oben zeigen? Es ist schlimmer als Brot und Spiele! Wenn kein Verlag anbeißt, wenn alle Daumen nach unten zeigen, dann beißt einem auch kein Löwe erlösend den Kopf ab. Man muss mit der Schmach leben und kann nicht schnell mal umschulen.
Wartende Schriftsteller entwickeln seltsame Verhaltensweisen. In Gesellschaft erscheinen sie extrem still oder quasseln unkontrolliert selbst an Orten herum, wo man ihr Mundwerk am liebsten totschlagen würde. Im Zeitalter des Internet werden Mails minütlich abgerufen. Was, wenn jetzt die Zusage kommt, während ich auf dem Klo sitze? Lieber gleich schauen, wer wieder eine Absage in einer Weise formuliert hat, dass man sich aufhängen möchte. Man unterbricht Telefonate mit Freunden: "Ich muss mal schnell schauen, ob mein Agent gemailt hat." Keine Absage. Seit Tagen keine Absage. Das Hirn des Schriftstellers läuft Amok und malt sich all die schrecklichen Dinge aus, die das bedeuten könnte. Im Ernstfall hat noch keiner gelesen. Im Ernstfall hat der Lektor Urlaub, ist die Lektorin in die Schwangerschaftspause verschwunden. Aber nein. Man denkt: Die mögen mich nicht! Keiner mag mich!
Manche werden dick beim Warten, manche besoffen. Die meisten greifen zur einzigen Droge, die in solchen Fällen hilft: Weiterschreiben. Einfach so tun, als wolle da draußen irgendwer all diesen Schmus lesen, als würde man es irgendwann doch schaffen. Und schließlich geht nachher, wenn es denn tatsächlich zur Unterschrift kommen sollte, alles ganz schnell. Verlage warten nämlich nicht. Die wollen dann alles am liebsten vorgestern. Wer sich bewirbt, ist selbst schuld, der darf seine Zeit nicht mit anderen Arbeiten vergeuden. Und deshalb hilft gegen das Warten das schnelle Scheiben und der Glaube daran, dass nachher alles ganz schnell gehen kann.
Wir glauben fest an Godot. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen barfuß zum leeren Kühlschrank und träumen vom Tag der Erlösung, wenn unser Leben wieder einmal für ein paar Monate ein Ziel haben wird, an das noch ein paar mehr Menschen glauben als man selbst. Wir vergessen, dass wir mit dem künftigen Honorar auch die Wartezeit finanzieren müssen und kaufen teure fette Pralinen. Irgendwann, liebe wartende KollegInnen, wird Godot kommen, denn zu Beckett kam er schließlich auch. Und bis dahin, würde ich vorschlagen, hängen wir uns auf!
Lesetipp: Samuel Beckett, Waiting for Godot
Estragon: Wait.
Vladimir: Yes, but while waiting.
Estragon: What about hanging ourselves?
Vladimir: Hmm. It'd give us an erection.
Estragon: (highly excited). An erection!
Vladimir: With all that follows. Where it falls mandrakes grow. That's why they shriek when you pull them up. Did you not know that?
Estragon: Let's hang ourselves immediately!
Weil wir gerade drei sind, die warten und nicht wissen, ob sie sich vor Ungeduld die Zehennägel anknabbern sollen, finde ich: Wir können das mit ein wenig Godot-Feeling auf die Spitze treiben. Schließlich hat Beckett in seinem Leben auch jede Menge gewartet, auf die Aufführung des Stücks "Warten auf Godot" sogar fünf Jahre lang. Sind wir nicht alle ein wenig Estragon?
Warten gehört zum täglichen Brot eines Autors, wenn man nicht zufällig mit einem Hausverlag gesegnet ist, der nur mit Peitsche und Daumenschrauben zu wedeln braucht, damit der kreative Hausautor sein nächstes Projekt in drei Sätzen aufs Papier schmeißt. Der écrivain commun, der gemeine Autor, gehört dagegen zu einer Spezies, die sich unter schlimmsten Geburtswehen und Kritikerblicken ein Exposé nebst Probetexten aus dem Hirn winden muss, um sich mit jedem Projekt immer wieder von Neuem zu bewerben. Und weil die Branche zunehmend gewinnmaximierend und risikominimierend denkt, könnte der écrivain galant, der branchenfreundliche Schriftsteller, eigentlich gleich ein ganzes Manuskipt liefern, in unbezahlter Vorarbeit erstellt.
Egal wie - in der Wartephase sind zumindest die KollegInnen, die ich kenne, nicht mehr ganz zurechnungsfähig - mich eingeschlossen. Andere haben gut lachen, aber man stelle sich vor, ein Finanzbeamter oder eine Lehrerin müssten sich alle halbe Jahre neu bei ihrem Arbeitgeber bewerben! Oder ein Unternehmer müsste jährlich von Null an bei allen Behörden und Kunden beweisen, dass er seiner Firmenidee überhaupt mächtig ist! Während die unbezahlten Rechnungen im Hintergrund auflaufen, rechnet man sich die Überlebenschancen fürs nächste Jahr aus, tüftelt an abartigen Rettungs-Szenarios herum, falls es schief geht. Denn jede Verlagsbewerbung ist ein Spiel im Kolosseum: Wird wenigstens ein Daumen nach oben zeigen? Es ist schlimmer als Brot und Spiele! Wenn kein Verlag anbeißt, wenn alle Daumen nach unten zeigen, dann beißt einem auch kein Löwe erlösend den Kopf ab. Man muss mit der Schmach leben und kann nicht schnell mal umschulen.
Wartende Schriftsteller entwickeln seltsame Verhaltensweisen. In Gesellschaft erscheinen sie extrem still oder quasseln unkontrolliert selbst an Orten herum, wo man ihr Mundwerk am liebsten totschlagen würde. Im Zeitalter des Internet werden Mails minütlich abgerufen. Was, wenn jetzt die Zusage kommt, während ich auf dem Klo sitze? Lieber gleich schauen, wer wieder eine Absage in einer Weise formuliert hat, dass man sich aufhängen möchte. Man unterbricht Telefonate mit Freunden: "Ich muss mal schnell schauen, ob mein Agent gemailt hat." Keine Absage. Seit Tagen keine Absage. Das Hirn des Schriftstellers läuft Amok und malt sich all die schrecklichen Dinge aus, die das bedeuten könnte. Im Ernstfall hat noch keiner gelesen. Im Ernstfall hat der Lektor Urlaub, ist die Lektorin in die Schwangerschaftspause verschwunden. Aber nein. Man denkt: Die mögen mich nicht! Keiner mag mich!
Manche werden dick beim Warten, manche besoffen. Die meisten greifen zur einzigen Droge, die in solchen Fällen hilft: Weiterschreiben. Einfach so tun, als wolle da draußen irgendwer all diesen Schmus lesen, als würde man es irgendwann doch schaffen. Und schließlich geht nachher, wenn es denn tatsächlich zur Unterschrift kommen sollte, alles ganz schnell. Verlage warten nämlich nicht. Die wollen dann alles am liebsten vorgestern. Wer sich bewirbt, ist selbst schuld, der darf seine Zeit nicht mit anderen Arbeiten vergeuden. Und deshalb hilft gegen das Warten das schnelle Scheiben und der Glaube daran, dass nachher alles ganz schnell gehen kann.
Wir glauben fest an Godot. Wir ziehen die Schuhe aus und laufen barfuß zum leeren Kühlschrank und träumen vom Tag der Erlösung, wenn unser Leben wieder einmal für ein paar Monate ein Ziel haben wird, an das noch ein paar mehr Menschen glauben als man selbst. Wir vergessen, dass wir mit dem künftigen Honorar auch die Wartezeit finanzieren müssen und kaufen teure fette Pralinen. Irgendwann, liebe wartende KollegInnen, wird Godot kommen, denn zu Beckett kam er schließlich auch. Und bis dahin, würde ich vorschlagen, hängen wir uns auf!
Lesetipp: Samuel Beckett, Waiting for Godot
13. August 2008
Tod in Venedig
Starke Südwestwinde im globalen Dorf. In Südkorea lässt eine Frau ausgerechnet ihren Pitbull klonen und in Amerika fragt man sich, ob sie in den wilden Seventies ihren Geliebten gekidnappt hat, um ihn zum Sex zu zwingen. Die Frau hat jetzt fünf Pitbull-Klone und keinen Geliebten mehr. Dafür fehlt dem toten Pitbull-Original ein Ohr. Während also in Korea ein amerikanisches Pitbullohr im Klinikmüll verrottet, suchen neue Leser aus aller Welt meinen Blog heim. Firmenangestellte erhoffen sich davon heimlich während der Arbeitszeit Durchhaltesprüche. Google schickt Haschischgärtner mit Mehltau in der Pfeife auf meine Rosentipps.
Ich bin in einer komischen Stimmung. "Raucht Rosen!", möchte ich als Durchhaltespruch in miefige Büros rufen. Und mir dann aus einer Nase einen Lektor oder Programmchef klonen, Männlein oder Weiblein, aber es müsste jemand sein, der Angst vor Entscheidungen hat. Nach der schweren Geburt beiße ich einem Pitbull ins Ohr. Fünf Mal. Ist das schon Mehltau?
Ich bin in einer komischen Stimmung. "Raucht Rosen!", möchte ich als Durchhaltespruch in miefige Büros rufen. Und mir dann aus einer Nase einen Lektor oder Programmchef klonen, Männlein oder Weiblein, aber es müsste jemand sein, der Angst vor Entscheidungen hat. Nach der schweren Geburt beiße ich einem Pitbull ins Ohr. Fünf Mal. Ist das schon Mehltau?
11. August 2008
Aus dem Mülleimer der Geschichte
An Regentagen lese ich für mein Leben gern uralte Zeitungen, in die längst der Hering eingewickelt gehört hätte, und schaue mir An- und Verkaufsläden an, die an den Mann bringen, was Mann nicht mehr will.
Und weil es so schön regnet heute, teile ich mit allen hier einen gewissen Herrn Lunkewitz aus dem Jahr 1998 (das Internet vergisst nichts), der sich damals mehr Emotionen für Auschwitz und Ingo Schulze wünschte.
Und ein gewisser Herr Eichborn macht jetzt auch in Trödel und Recycling, das macht er aber geschäftstüchtig nicht selbst, sondern lässt sich den Verlagsmüll frei Haus liefern. Nach dem Motto:"Schenk mir deine Idee für mein Geschäft". Sollte ich unbedingt den Gitanes berichten, die hier noch so blöd sind, das Alteisen selbst zu schleppen und zu zerlegen.
Fazit eines Regentages: Das Geld liegt auf der Straße. Man muss nur richtig zugreifen.
Und weil es so schön regnet heute, teile ich mit allen hier einen gewissen Herrn Lunkewitz aus dem Jahr 1998 (das Internet vergisst nichts), der sich damals mehr Emotionen für Auschwitz und Ingo Schulze wünschte.
Und ein gewisser Herr Eichborn macht jetzt auch in Trödel und Recycling, das macht er aber geschäftstüchtig nicht selbst, sondern lässt sich den Verlagsmüll frei Haus liefern. Nach dem Motto:"Schenk mir deine Idee für mein Geschäft". Sollte ich unbedingt den Gitanes berichten, die hier noch so blöd sind, das Alteisen selbst zu schleppen und zu zerlegen.
Fazit eines Regentages: Das Geld liegt auf der Straße. Man muss nur richtig zugreifen.
10. August 2008
Grundsteinlegung
Andere Leute bauen Häuser, ich baue Bücher.
Normalerweise schreibe ich Sachbücher nicht vorab, aber diesmal überfiel mich der Einstieg beim Laufen mit Rocco derart stark, dass ich den ersten Absatz unterwegs auswendig lernte, um ihn sofort in die Tasten hauen zu können. Jetzt stehen zwei Seiten.
Der Grundstein zum neuen Sachbuch ist also gelegt, in bestem mesopotamischen Mörtel gemauert. Diesmal führe ich meine Leser allerdings nicht bis ins Oligozän zurück, sondern "nur" bis etwa 40.000 v. Chr. Auf der Reise bis ins 20. Jahrhundert wird es aber jede Menge Krimis, Tragödien, Faszinationen und Überraschungen geben - das verspreche ich jetzt schon!
Und ich muss ab morgen mal wieder üben, Romanwelt und Sachbuchwelten auf Knopfdruck wechseln zu können. Nicht ganz einfach diesmal, weil sie mich beide so sehr gebissen haben, dass ich gern vier Hände und zwei Köpfe hätte. Mein verrückter Traum vom Reichwerden (hahaha): Mir einmal im Leben eine/n Privatsekretär/in leisten zu können...
Normalerweise schreibe ich Sachbücher nicht vorab, aber diesmal überfiel mich der Einstieg beim Laufen mit Rocco derart stark, dass ich den ersten Absatz unterwegs auswendig lernte, um ihn sofort in die Tasten hauen zu können. Jetzt stehen zwei Seiten.
Der Grundstein zum neuen Sachbuch ist also gelegt, in bestem mesopotamischen Mörtel gemauert. Diesmal führe ich meine Leser allerdings nicht bis ins Oligozän zurück, sondern "nur" bis etwa 40.000 v. Chr. Auf der Reise bis ins 20. Jahrhundert wird es aber jede Menge Krimis, Tragödien, Faszinationen und Überraschungen geben - das verspreche ich jetzt schon!
Und ich muss ab morgen mal wieder üben, Romanwelt und Sachbuchwelten auf Knopfdruck wechseln zu können. Nicht ganz einfach diesmal, weil sie mich beide so sehr gebissen haben, dass ich gern vier Hände und zwei Köpfe hätte. Mein verrückter Traum vom Reichwerden (hahaha): Mir einmal im Leben eine/n Privatsekretär/in leisten zu können...
8. August 2008
Schreibkater
Schreiben ist gesund. Denn es strengt überhaupt nicht an, ist ein befriedigendes nettes Hobby und viel lustiger als "Töpfern mit dem inneren Manager" oder der "Zen des inneren Schweinehunds". Außerdem kann man als Schriftsteller schlafen, solange man will, ständig Party haben und in der Sonne liegen. So denken sich das viele in meinem Bekanntenkreis.
Schreiben kann brutal sein, finde ich. Und ich weiß, wovon ich rede nach zwei Stunden Tiefschlaf, der keulenschlagartig über mich kam (jaja, als Schriftsteller kann man schlafen etc.). Auch nach einem Espresso, der Faultiere fürs Leben wach macht, hänge ich mit einem granatenen Schreibkater in den Seilen.
Ein Alkoholiker würde jetzt erst mal noch ein Bier kippen. Also tippe ich hier schon wieder, aber diese Mischung aus Entzug und Erschöpfung fühlt sich weiter an, als hätte ein galaktisches Sprengkommando meine innere Küche geputzt. Mein innerer Manager ist im Zenkloster. Ich musste vorhin erst einmal auf den Kalender schauen, welches Jahrhundert wir schreiben. Wie hieß gleich noch mal meine beste Freundin? Hab ich eigentlich schon das Abitur gemacht?
Süchtig schleiche ich um die Papiere herum, die noch vom Vortag daliegen. Heimlich will ich lesen, klopfe mir aber im richtigen Moment noch auf die Finger. Nur jetzt nicht den goldenen Schuss setzen! Ich muss meine Energien einteilen, das ist erst der Anfang. Wow, erst der Anfang. Noch so viele Highs vor mir. Eine kleine Dopaminüberschwemmung am Montag, ein wenig Adrenalin am Mittwoch... STOP. So wirst du nicht alt. Du willst noch viele Bücher schreiben.
Also verordnet mir mein innerer Arzt einen Urlaubstag. Die Zwangsjacke des Nichtstuns. Die dann so aussieht: Ich renne mit meinem Hund über die Wiesen, rede mit ihm, freue mich an den bunten Blumen und rede plötzlich vor mich hin. Mit Leuten, die nicht da sind. Mein Bühnenabend entsteht, den ich als Schnapsidee im Hinterkopf habe. Zwischendurch schimpfe ich mit dem Labermaul: Nee, das muss witziger kommen, da muss gleich am Anfang ein Hook rein. Noch mal. Brav entwirft die scheinbar mit sich selbst redende Frau einen neuen Text. Und das geht so lang, bis sie fast umfällt, weil sie nicht aufgepasst hat, was ihr Hund treibt. Der reißt ihr mit der Leine fast den Arm aus, weil er mit einem ausgewachsenen Hasen Haken schlägt. STOP. Nichtstun. Pause.
Und das alles nur, weil ich gestern in einen Rechercherausch geriet. Weil da plötzlich dieses Gefühl da war, ein wahnsinns Thema zu bearbeiten und einen irre Stoff gefunden zu haben. So irre, das ich gar nicht weiß, ob ich dem gewachsen bin mit meinen Einsvierundsechzig. Ich hab mich berauschen lassen. Habe Essen und nachher sogar das Trinken vergessen, die Zeit und die Welt. Danach hat es ziemlich lang gedauert, bis ich mich wieder in die Wirklichkeit sortiert hatte. Vielleicht fühlen sich Archäologen so, wenn sie auf den Schatz des Königs stoßen? Wenn sie nicht mehr aufhören können, die wichtigste Scherbe freizulegen, um endlich zu sehen, was sie schon lange vermuten?
Was machst du eigentlich den ganzen Tag, du schreibst doch nur? Fragen mich viele, die es eigentlich wissen müssten. Ich habe jetzt eine neue Antwort: Die andere Hälfte des Tages bin ich high.
Schreiben kann brutal sein, finde ich. Und ich weiß, wovon ich rede nach zwei Stunden Tiefschlaf, der keulenschlagartig über mich kam (jaja, als Schriftsteller kann man schlafen etc.). Auch nach einem Espresso, der Faultiere fürs Leben wach macht, hänge ich mit einem granatenen Schreibkater in den Seilen.
Ein Alkoholiker würde jetzt erst mal noch ein Bier kippen. Also tippe ich hier schon wieder, aber diese Mischung aus Entzug und Erschöpfung fühlt sich weiter an, als hätte ein galaktisches Sprengkommando meine innere Küche geputzt. Mein innerer Manager ist im Zenkloster. Ich musste vorhin erst einmal auf den Kalender schauen, welches Jahrhundert wir schreiben. Wie hieß gleich noch mal meine beste Freundin? Hab ich eigentlich schon das Abitur gemacht?
Süchtig schleiche ich um die Papiere herum, die noch vom Vortag daliegen. Heimlich will ich lesen, klopfe mir aber im richtigen Moment noch auf die Finger. Nur jetzt nicht den goldenen Schuss setzen! Ich muss meine Energien einteilen, das ist erst der Anfang. Wow, erst der Anfang. Noch so viele Highs vor mir. Eine kleine Dopaminüberschwemmung am Montag, ein wenig Adrenalin am Mittwoch... STOP. So wirst du nicht alt. Du willst noch viele Bücher schreiben.
Also verordnet mir mein innerer Arzt einen Urlaubstag. Die Zwangsjacke des Nichtstuns. Die dann so aussieht: Ich renne mit meinem Hund über die Wiesen, rede mit ihm, freue mich an den bunten Blumen und rede plötzlich vor mich hin. Mit Leuten, die nicht da sind. Mein Bühnenabend entsteht, den ich als Schnapsidee im Hinterkopf habe. Zwischendurch schimpfe ich mit dem Labermaul: Nee, das muss witziger kommen, da muss gleich am Anfang ein Hook rein. Noch mal. Brav entwirft die scheinbar mit sich selbst redende Frau einen neuen Text. Und das geht so lang, bis sie fast umfällt, weil sie nicht aufgepasst hat, was ihr Hund treibt. Der reißt ihr mit der Leine fast den Arm aus, weil er mit einem ausgewachsenen Hasen Haken schlägt. STOP. Nichtstun. Pause.
Und das alles nur, weil ich gestern in einen Rechercherausch geriet. Weil da plötzlich dieses Gefühl da war, ein wahnsinns Thema zu bearbeiten und einen irre Stoff gefunden zu haben. So irre, das ich gar nicht weiß, ob ich dem gewachsen bin mit meinen Einsvierundsechzig. Ich hab mich berauschen lassen. Habe Essen und nachher sogar das Trinken vergessen, die Zeit und die Welt. Danach hat es ziemlich lang gedauert, bis ich mich wieder in die Wirklichkeit sortiert hatte. Vielleicht fühlen sich Archäologen so, wenn sie auf den Schatz des Königs stoßen? Wenn sie nicht mehr aufhören können, die wichtigste Scherbe freizulegen, um endlich zu sehen, was sie schon lange vermuten?
Was machst du eigentlich den ganzen Tag, du schreibst doch nur? Fragen mich viele, die es eigentlich wissen müssten. Ich habe jetzt eine neue Antwort: Die andere Hälfte des Tages bin ich high.
7. August 2008
Fröhliche Urständ
Als ich in meinem "Das Buch der Rose" über die Umwertung des Rosensymbols im viktorianischen Zeitalter nachdachte, fand ich jede Menge Erschreckendes. Das fing bei der Verkitschung und vorsätzlichen Verblödung von Frauen an und hörte bei der Ächtung gleichgeschlechtlicher Liebe auf, die das bürgerliche Rollenspiel und seine Ordnung zu bedrohen schien. Alles längst Vergangenheit, dachte ich und atmete auf.
In England feiert diese Attitüde nun wieder fröhliche Urständ, könnte man auch nach hiesigen Presseberichten meinen. Jetzt müssen nicht mehr die Rosen und die Frauen dran glauben, jetzt ist Kafka dran. Kafka, der Mann mit der angeblichen Pornosammlung. Ulrich Weinzierl zeigt es den Banausen und doppelmoralischen Puritanern in der Welt aber so richtig, sein Artikel ist ein einziges Vergnügen.
Wenn man erfährt, dass der Autor, der an allem schuld ist, sonst als humoristischer Belletrist gilt, könnte man auf die verwegene Idee kommen, sein Sachbuch sei Satire. Dass er aber lesbischen Sex in der Kunst öffentlich als finster und unschön beurteilt, pfui Mr Hawes, das lässt tief blicken, sehr tief. Ich gebe zu, das sagt eine, die öffentlich in ihrem Salon "lesbische Pornografie" von Gustav Klimt an der Wand hängen hat. Ganz zu schweigen von den seltsamen Menschtieren eines Kufko... Ob sich Mr Hawes der englischen Pferdemalerei widmet?
Und noch etwas Altmodisches feiert fröhliche Urständ: Der vollidiotische Blurb!
Ob die Times noch auf der Höhe von Hirn ist, wenn sie über Hawes neues Buch blurbt: "„Franz Kafka’s porn brought out of the closet” - "Franz Kafkas Porno aus dem Klo geholt"?
Sommerloch in England. Aber wetten, dass der Porno von Goethe und Beardsley trotzdem ein Bestseller wird? Man kann auch so Bücher aus dem Klo heraus berühmt machen.
Und jetzt gehen Sie mal ganz schnell und misten ihre Pornobibliothek aus, unter obigem Link kann man die verbotenen Bücher nachlesen. Falls Sie jemals neoviktorianische Gäste empfangen, sollten Sie außerdem Aktmalereien und antike Statuen wegschließen. Und die echt viktorianischen Gemälde von halbnackten, aufreizenden Damen - die hängen wir künftig auf die Toilette.
In England feiert diese Attitüde nun wieder fröhliche Urständ, könnte man auch nach hiesigen Presseberichten meinen. Jetzt müssen nicht mehr die Rosen und die Frauen dran glauben, jetzt ist Kafka dran. Kafka, der Mann mit der angeblichen Pornosammlung. Ulrich Weinzierl zeigt es den Banausen und doppelmoralischen Puritanern in der Welt aber so richtig, sein Artikel ist ein einziges Vergnügen.
Wenn man erfährt, dass der Autor, der an allem schuld ist, sonst als humoristischer Belletrist gilt, könnte man auf die verwegene Idee kommen, sein Sachbuch sei Satire. Dass er aber lesbischen Sex in der Kunst öffentlich als finster und unschön beurteilt, pfui Mr Hawes, das lässt tief blicken, sehr tief. Ich gebe zu, das sagt eine, die öffentlich in ihrem Salon "lesbische Pornografie" von Gustav Klimt an der Wand hängen hat. Ganz zu schweigen von den seltsamen Menschtieren eines Kufko... Ob sich Mr Hawes der englischen Pferdemalerei widmet?
Und noch etwas Altmodisches feiert fröhliche Urständ: Der vollidiotische Blurb!
Ob die Times noch auf der Höhe von Hirn ist, wenn sie über Hawes neues Buch blurbt: "„Franz Kafka’s porn brought out of the closet” - "Franz Kafkas Porno aus dem Klo geholt"?
Sommerloch in England. Aber wetten, dass der Porno von Goethe und Beardsley trotzdem ein Bestseller wird? Man kann auch so Bücher aus dem Klo heraus berühmt machen.
Und jetzt gehen Sie mal ganz schnell und misten ihre Pornobibliothek aus, unter obigem Link kann man die verbotenen Bücher nachlesen. Falls Sie jemals neoviktorianische Gäste empfangen, sollten Sie außerdem Aktmalereien und antike Statuen wegschließen. Und die echt viktorianischen Gemälde von halbnackten, aufreizenden Damen - die hängen wir künftig auf die Toilette.
6. August 2008
Badewanne, die Zweite
Es ist schon lustig, kaum nennt man das Wort "Arabien" (s. Badewannen-Effekt), da wird der Blog auch schon von Continental Airlines in Houston, Texas, angeflogen. Mr Pender würde sich jetzt richtig fürchten und nachts in dunkle Ecken schauen. Die Autorin dagegen jammert sich eins, dass sie kein mittelalterliches Arabisch kann und vor lauter Quellenübersetzungen in allerhand Sprachen nicht mehr weiß, welche sie selbst spricht.
Aber so einen ganz klitzekleinen Mr Pender hat sie nun auch im Ohr. Der fragt sich, ob die wissen können, dass mein Probetext zu diesem Projekt unter anderem auch in Houston, Texas spielt. Ob jemand geheime Keilschriften ausgetauscht hat? Ob Gedanken Flugzeuge nehmen?
Da fällt mir ein... in jenem Probetext kommt auch eine Badewanne vor! Eine aus Kupfer, in der die Weltgeschichte geschrieben wird, über die ich schreibe. Ob Wasser Geschichten trägt? Ob Amerikaner in Kupfer baden? Ob reale Krimis auf der Straße liegen? Oder fliegen?
Ich sag euch: Nehmt euch in Acht. Die Badewannen sind überall. Und Mr Pender war noch nie so sauber.
Die Autorin verschwindet von der Bühne, spuckt dreimal hinter ihre Schulter, wirft Salz aus dem Toten Meer hintennach und klopft sich zur Sicherheit noch dreimal an den Holzkopf. Wenn das nicht alles ein Omen für das Projekt ist, das derzeit in den Verlagen harrt...
PS: Der Mann im Zug verschmäht Mr Penders Krimi weiterhin und flüstert der Autorin ein, sie solle sich doch mal um ein gewisses Stipendium aus Texas bemühen. Wenn schon Weltverschwörung, dann richtig! Yeah. Salaam. Oder so ähnlich.
Aber so einen ganz klitzekleinen Mr Pender hat sie nun auch im Ohr. Der fragt sich, ob die wissen können, dass mein Probetext zu diesem Projekt unter anderem auch in Houston, Texas spielt. Ob jemand geheime Keilschriften ausgetauscht hat? Ob Gedanken Flugzeuge nehmen?
Da fällt mir ein... in jenem Probetext kommt auch eine Badewanne vor! Eine aus Kupfer, in der die Weltgeschichte geschrieben wird, über die ich schreibe. Ob Wasser Geschichten trägt? Ob Amerikaner in Kupfer baden? Ob reale Krimis auf der Straße liegen? Oder fliegen?
Ich sag euch: Nehmt euch in Acht. Die Badewannen sind überall. Und Mr Pender war noch nie so sauber.
Die Autorin verschwindet von der Bühne, spuckt dreimal hinter ihre Schulter, wirft Salz aus dem Toten Meer hintennach und klopft sich zur Sicherheit noch dreimal an den Holzkopf. Wenn das nicht alles ein Omen für das Projekt ist, das derzeit in den Verlagen harrt...
PS: Der Mann im Zug verschmäht Mr Penders Krimi weiterhin und flüstert der Autorin ein, sie solle sich doch mal um ein gewisses Stipendium aus Texas bemühen. Wenn schon Weltverschwörung, dann richtig! Yeah. Salaam. Oder so ähnlich.
black isn't beautiful
...jedenfalls nicht unbedingt als Klamotte...
Gestern habe ich mir mal ein Bonbon geleistet und für meine harte Arbeit geschenkt. Mein elsässischer Nobelfriseur, zu dem in den USA angeblich auch Hollywoodstars gehen (merke: da ist ein großer Teich dazwischen), hatte mich nämlich verunstaltet. Von wegen Kurzhaarmode. Mutti vom Lande! Als ich einwarf, ich würde gern ein wenig frecher aussehen, nicht so langweilig, entfuhr meiner Friseuse ein Entsetzensschrei. "Was, Sie wollen frech aussehen? In IHREM Alter?"
Wwwwwommmmm. Solche Tiefschläge bin ich von Arbeitsvermittlungen gewöhnt oder von irgendwelchen durchgeknallten Werbetypen, die mir vorgaukeln wollen, ich müsse wie eine zwölfjährige, magersüchtige, dauergeliftete Barbiepuppe aussehen. Aber jetzt auch noch meine Friseuse? Ich bin noch kein halbes Jahrhundert alt und Johannes Heesters läuft auch noch herum. Jeder Mensch ist auf seine Weise schön und ich will endlich aussehen, wie ich mich fühle - jedenfalls nicht nach ländlichem Scheintod! Also habe ich mir eine Farb- und Typberatung gegönnt, natürlich mit dem Hintergedanken: Wie präsentiert man sich eigentlich wirkungsvoller bei Lesungen oder auf der Bühne? Was ist da anders als beim Nahkontakt? Kann man sich tatsächlich aufwerten oder verunstalten, ohne sich groß zu verändern? Kann man noch mehr man selbst werden - ohne all diese Schönheitsklischees und die Diktatur der Retortenjugend? Ohne auszusehen wie der Klon von nebenan?
Es war hochspannend. Zum Glück ertrage ich an mir den intellektuellen schwarzen Rolli zur Lesung überhaupt nicht. Wieder was gelernt: Schwarz steht nur den wenigsten Leuten wirklich. Die meisten macht es älter, müde, es verdirbt den Teint oder wirkt sogar billig. Wie sehr aber allein Farben von einer glatten Fläche wirken, hätte ich nicht geglaubt. Da gibt es z.B. Farben (bei jedem andere), die zaubern einem ein Doppelkinn, obwohl man keines hat! Andere geben einem den perfekten Säuferteint oder ungesunde Augenringe. Und genauso hat jeder Mensch seine Farben, die ihn regelrecht aufblühen lassen. Findet man die instinktiv? Leider nein. Obwohl ich mit meiner Lieblingsfarbe richtig liege und viel mit Farben umgehe, habe ich die schönsten Farben für mich wie als Überraschung kennengelernt - einfach deshalb, weil sie so selten Modefarbe sind und darum kaum in Läden zu finden, wenn man nicht danach sucht.
Erstaunlich, wie wenig man tun muss, um natürlich schön zu sein. Und wie durchschlagend kleine professionelle Tricks wirken. Natürlich kann man sich einfach hinsetzen und vorlesen. Man kann aber auch mit Farben und Formen wirken, bevor man den Mund aufmacht - und das ist unterschiedlich, ob ich in Augenkontakt zu jemandem stehe, in der winzigen Buchhandlung lese oder auf einer Bühne in die Weite wirken muss. Ich selbst bestimme, wie ich wirken will, was ich vermitteln will - nicht die Friseuse vom Land.
Eine Sache fand ich besonders spannend. Kann jeder nachmachen. Nennen Sie beliebte Fernsehserien, die nicht mehr laufen. Wer waren die Hauptfiguren und wie sahen die aus? Es gibt diese Leute, die man sofort vergisst, selbst im Alltag. Man weiß vielleicht noch den Namen, was sie gemacht haben - aber sie werden schnell unsichtbar. Und dann gibt es Figuren wie Krystle und Alexis aus dem Denver Clan. Auch nach zwanzig Jahren wissen selbst Verächter der Serie, wie die Gute und die Böse aussahen. Was ich nicht wusste: Diese Serie wurde von Anfang an mit Hilfe von Stilberatern für jede einzelne Figur "durchgestylt". Wie sieht ein richtig hinterhältiges Biest im Kopf der meisten Menschen aus? Welche Haarfarbe und welcher Typus verkörpern das Sanfte? Danach wurden die Schauspieler besetzt und zurechtgemacht. Wenn wir Schriftsteller es doch mit Farben und Bildern auch so einfach hätten!
Aber ist es im Roman nicht so ähnlich? Würden wir unsere Geschichten mit lauter geklonten Schönheitsidealen und Barbiepuppen besetzen, könnte sich niemand mehr an unsere Figuren erinnern. Ach, da war doch dieser Roman mit der jungen schönen X, die Figur hab ich vergessen...
Wie sehen die großen Figuren der Literatur eigentlich aus? Die beliebten, unvergesslichen Romanfiguren?
Wer hat sie nicht gleich vor Augen: Miss Marple oder Hercule Poirot, Phil Marlowe, Faust, die Tony in Buddenbrooks, Effi Briest, Pippi Langstrumpf, Kurt Wallander, Orlando, Madame Bovary oder Sherlock Holmes, Don Quijote oder Dr. Jekyll und Mr Hyde...
Es sind durchweg Figuren, die nicht nur als Charakter einzigartig daherkommen, sondern auch im Aussehen sich selbst und diesem Charakter treu bleiben. Diese Figuren, die so viele Herzen eroberten, fragten sich nie, ob sie ein paar Falten zuviel haben oder ein paar Kilos abnehmen sollen! Aber weil sie eben künstlich geschaffen sind, hat der jeweilige Autor ihren unverwechselbaren Typus ganz genau durchdacht erschaffen, nicht zufällig gekleidet und aus Versehen modelliert.
Eine Pippi Langstrumpf ist nicht nur eine Pippi Langstrumpf - sie sieht auch so aus wie sie ist. Blondgefärbt und im Businesskostüm wäre sie ein Nichts. Miss Marple wäre nach einem Aufenthalt in der Wellness-Farm unerträglich. Ob Dr. Jekyll Anti-Aging-Produkte getrunken hat? Und nicht auszudenken, wenn Lord Peter Wimsey sein leicht blödes Aussehen nicht noch selbst unterstrichen hätte! So eine Stil- und Typberatung ist gar nicht so übel für Romanfiguren...
Gestern habe ich mir mal ein Bonbon geleistet und für meine harte Arbeit geschenkt. Mein elsässischer Nobelfriseur, zu dem in den USA angeblich auch Hollywoodstars gehen (merke: da ist ein großer Teich dazwischen), hatte mich nämlich verunstaltet. Von wegen Kurzhaarmode. Mutti vom Lande! Als ich einwarf, ich würde gern ein wenig frecher aussehen, nicht so langweilig, entfuhr meiner Friseuse ein Entsetzensschrei. "Was, Sie wollen frech aussehen? In IHREM Alter?"
Wwwwwommmmm. Solche Tiefschläge bin ich von Arbeitsvermittlungen gewöhnt oder von irgendwelchen durchgeknallten Werbetypen, die mir vorgaukeln wollen, ich müsse wie eine zwölfjährige, magersüchtige, dauergeliftete Barbiepuppe aussehen. Aber jetzt auch noch meine Friseuse? Ich bin noch kein halbes Jahrhundert alt und Johannes Heesters läuft auch noch herum. Jeder Mensch ist auf seine Weise schön und ich will endlich aussehen, wie ich mich fühle - jedenfalls nicht nach ländlichem Scheintod! Also habe ich mir eine Farb- und Typberatung gegönnt, natürlich mit dem Hintergedanken: Wie präsentiert man sich eigentlich wirkungsvoller bei Lesungen oder auf der Bühne? Was ist da anders als beim Nahkontakt? Kann man sich tatsächlich aufwerten oder verunstalten, ohne sich groß zu verändern? Kann man noch mehr man selbst werden - ohne all diese Schönheitsklischees und die Diktatur der Retortenjugend? Ohne auszusehen wie der Klon von nebenan?
Es war hochspannend. Zum Glück ertrage ich an mir den intellektuellen schwarzen Rolli zur Lesung überhaupt nicht. Wieder was gelernt: Schwarz steht nur den wenigsten Leuten wirklich. Die meisten macht es älter, müde, es verdirbt den Teint oder wirkt sogar billig. Wie sehr aber allein Farben von einer glatten Fläche wirken, hätte ich nicht geglaubt. Da gibt es z.B. Farben (bei jedem andere), die zaubern einem ein Doppelkinn, obwohl man keines hat! Andere geben einem den perfekten Säuferteint oder ungesunde Augenringe. Und genauso hat jeder Mensch seine Farben, die ihn regelrecht aufblühen lassen. Findet man die instinktiv? Leider nein. Obwohl ich mit meiner Lieblingsfarbe richtig liege und viel mit Farben umgehe, habe ich die schönsten Farben für mich wie als Überraschung kennengelernt - einfach deshalb, weil sie so selten Modefarbe sind und darum kaum in Läden zu finden, wenn man nicht danach sucht.
Erstaunlich, wie wenig man tun muss, um natürlich schön zu sein. Und wie durchschlagend kleine professionelle Tricks wirken. Natürlich kann man sich einfach hinsetzen und vorlesen. Man kann aber auch mit Farben und Formen wirken, bevor man den Mund aufmacht - und das ist unterschiedlich, ob ich in Augenkontakt zu jemandem stehe, in der winzigen Buchhandlung lese oder auf einer Bühne in die Weite wirken muss. Ich selbst bestimme, wie ich wirken will, was ich vermitteln will - nicht die Friseuse vom Land.
Eine Sache fand ich besonders spannend. Kann jeder nachmachen. Nennen Sie beliebte Fernsehserien, die nicht mehr laufen. Wer waren die Hauptfiguren und wie sahen die aus? Es gibt diese Leute, die man sofort vergisst, selbst im Alltag. Man weiß vielleicht noch den Namen, was sie gemacht haben - aber sie werden schnell unsichtbar. Und dann gibt es Figuren wie Krystle und Alexis aus dem Denver Clan. Auch nach zwanzig Jahren wissen selbst Verächter der Serie, wie die Gute und die Böse aussahen. Was ich nicht wusste: Diese Serie wurde von Anfang an mit Hilfe von Stilberatern für jede einzelne Figur "durchgestylt". Wie sieht ein richtig hinterhältiges Biest im Kopf der meisten Menschen aus? Welche Haarfarbe und welcher Typus verkörpern das Sanfte? Danach wurden die Schauspieler besetzt und zurechtgemacht. Wenn wir Schriftsteller es doch mit Farben und Bildern auch so einfach hätten!
Aber ist es im Roman nicht so ähnlich? Würden wir unsere Geschichten mit lauter geklonten Schönheitsidealen und Barbiepuppen besetzen, könnte sich niemand mehr an unsere Figuren erinnern. Ach, da war doch dieser Roman mit der jungen schönen X, die Figur hab ich vergessen...
Wie sehen die großen Figuren der Literatur eigentlich aus? Die beliebten, unvergesslichen Romanfiguren?
Wer hat sie nicht gleich vor Augen: Miss Marple oder Hercule Poirot, Phil Marlowe, Faust, die Tony in Buddenbrooks, Effi Briest, Pippi Langstrumpf, Kurt Wallander, Orlando, Madame Bovary oder Sherlock Holmes, Don Quijote oder Dr. Jekyll und Mr Hyde...
Es sind durchweg Figuren, die nicht nur als Charakter einzigartig daherkommen, sondern auch im Aussehen sich selbst und diesem Charakter treu bleiben. Diese Figuren, die so viele Herzen eroberten, fragten sich nie, ob sie ein paar Falten zuviel haben oder ein paar Kilos abnehmen sollen! Aber weil sie eben künstlich geschaffen sind, hat der jeweilige Autor ihren unverwechselbaren Typus ganz genau durchdacht erschaffen, nicht zufällig gekleidet und aus Versehen modelliert.
Eine Pippi Langstrumpf ist nicht nur eine Pippi Langstrumpf - sie sieht auch so aus wie sie ist. Blondgefärbt und im Businesskostüm wäre sie ein Nichts. Miss Marple wäre nach einem Aufenthalt in der Wellness-Farm unerträglich. Ob Dr. Jekyll Anti-Aging-Produkte getrunken hat? Und nicht auszudenken, wenn Lord Peter Wimsey sein leicht blödes Aussehen nicht noch selbst unterstrichen hätte! So eine Stil- und Typberatung ist gar nicht so übel für Romanfiguren...
4. August 2008
Der Badewanneneffekt
Ein Mann namens Pender fährt im Zug und ärgert sich über einen schlechten Krimi. Kein Wunder, dass er sich von einem Mitreisenden ablenken lässt, den Krimis anöden. Es entspinnt sich ein Gespräch über schlecht gemachte Kriminalromane - und über den perfekten Mord. Mr Pender ist natürlich ganz der Skeptiker seiner Zeit und steigt irgendwann unbeeindruckt aus. Das wäre es, wenn die Kurzgeschichte "Der Mann, der Bescheid wusste" nicht von Dorothy L. Sayers stammen würde. Meiner Meinung nach einer der besten Lehrstoffe für Suspense.
Sie ist deshalb so unvergesslich, weil Sayers nicht mit Gift und Gewalt arbeitet, sondern mit einem Phänomen des menschlichen Bewusstseins, das Kreativität ebenso hervorbringt wie irrsinnige Verschwörungstheorien. Und den perfekten Mord natürlich auch. Nur so viel darf verraten werden: Der findet in der Badewanne statt, immer in der Badewanne. Achten Sie einmal darauf, wie viele Menschen angeblich auf natürlich Weise in der Badewanne sterben!
Bewusstseinsforscher nennen das, was dem armen Mr Pender zustößt, einen "Flow" mit verschärftem Fokussieren (s. Badewanne). Und der hat mich jetzt ebenfalls mordsmäßig erwischt. Nachdem sich der Roman gestern beim Frühstück wie von selbst schrieb, habe ich mich mit einer Ausstellung zum Thema meines neuen Sachbuchprojekts belohnt. So wie "Das Buch der Rose" eine der ganz großen menschlichen Leidenschaften über 5000 Jahre begleitet, wird es auch im nächsten Projekt um eine große Leidenschaft gehen. Diesmal stehen zwar das 18. bis 21. Jahrhundert im Mittelpunkt, aber vor der großen "Lücke" geht es bis ins Paläolithikum zurück, erstaunlicherweise auf vielen Straßen, denen ich schon in meiner Kulturgeschichte der Rose gefolgt bin.
Natürlich kann ich dann nicht mehr unvoreingenommen durch Ausstellungen laufen. Ähnlich wie Mr Pender bin ich hellhörig für meine Themen. Meine Ausbeute an Stichworten und Namen für weitere Recherchen war nicht übel. Und wie Mr Pender einfach nur ein entspannendes Bad nehmen wollte, gab ich ein paar Stichworte im Computer ein ... nur mal so abschätzen, was an Arbeit auf mich zukommt, wie zugänglich die Quellen sind.
Plötzlich eine neue Ausgrabung mit einem archäologischen Experiment, die das Museum noch nicht hatte. Grabungsstolz bei der Autorin, weitere Recherchen. Zwei, drei Assoziationen von der Ausstellung verknüpfen sich mit dem Gelesenen, weitere Ideen führen zu weiteren Quellen. Abends zappe ich zufällig etwas durchs Fernsehen und stoße auf eine ältere Wiederholung. Es geht um den Fund, und das Experiment, das ich recherchieren wollte.
Heute stehe ich schon unter Strom, es zeichnen sich langsam Linien im Thema ab. Die Recherche nähert sich den wirklich guten Texten und Tiefen. Das erkennt man immer daran, dass man Gugel längst verlassen hat und auf irgendwelchen Universitäts- oder Regierungsservern um Geld für das Einlesen der Fachzeitschriften gebeten wird. Endlich habe ich einen Fachmann, die Ausbeute ist riesig, ein anderer Fachmann wird empfohlen. Mein detektivischer Spürsinn läuft heiß. Ich verfolge seine Spuren. Noch kann ich nicht genau sagen, ob er in Syrien oder Arabien, den USA oder England weilt.
Ich fange an zu träumen: Hach, diesen Menschen interviewen zu können, das wäre irre. Dann habe ich ihn. Bei der Royal Society. Anderthalb Stunden wilde Recherche um den Globus und ein Kilo Ausdrucke später habe ich nicht nur fast den ersten Teil meines Buches an Material zusammen, sondern auch diesen Menschen gefunden. Und wie sollte es anders sein - es ist wie mit der Badewanne. Der Fachmann arbeitet beim CNRS in Strasbourg. Vierzig Minuten von meiner Haustür entfernt. Ausfahrt Cronenbourg...
Sie ist deshalb so unvergesslich, weil Sayers nicht mit Gift und Gewalt arbeitet, sondern mit einem Phänomen des menschlichen Bewusstseins, das Kreativität ebenso hervorbringt wie irrsinnige Verschwörungstheorien. Und den perfekten Mord natürlich auch. Nur so viel darf verraten werden: Der findet in der Badewanne statt, immer in der Badewanne. Achten Sie einmal darauf, wie viele Menschen angeblich auf natürlich Weise in der Badewanne sterben!
Bewusstseinsforscher nennen das, was dem armen Mr Pender zustößt, einen "Flow" mit verschärftem Fokussieren (s. Badewanne). Und der hat mich jetzt ebenfalls mordsmäßig erwischt. Nachdem sich der Roman gestern beim Frühstück wie von selbst schrieb, habe ich mich mit einer Ausstellung zum Thema meines neuen Sachbuchprojekts belohnt. So wie "Das Buch der Rose" eine der ganz großen menschlichen Leidenschaften über 5000 Jahre begleitet, wird es auch im nächsten Projekt um eine große Leidenschaft gehen. Diesmal stehen zwar das 18. bis 21. Jahrhundert im Mittelpunkt, aber vor der großen "Lücke" geht es bis ins Paläolithikum zurück, erstaunlicherweise auf vielen Straßen, denen ich schon in meiner Kulturgeschichte der Rose gefolgt bin.
Natürlich kann ich dann nicht mehr unvoreingenommen durch Ausstellungen laufen. Ähnlich wie Mr Pender bin ich hellhörig für meine Themen. Meine Ausbeute an Stichworten und Namen für weitere Recherchen war nicht übel. Und wie Mr Pender einfach nur ein entspannendes Bad nehmen wollte, gab ich ein paar Stichworte im Computer ein ... nur mal so abschätzen, was an Arbeit auf mich zukommt, wie zugänglich die Quellen sind.
Plötzlich eine neue Ausgrabung mit einem archäologischen Experiment, die das Museum noch nicht hatte. Grabungsstolz bei der Autorin, weitere Recherchen. Zwei, drei Assoziationen von der Ausstellung verknüpfen sich mit dem Gelesenen, weitere Ideen führen zu weiteren Quellen. Abends zappe ich zufällig etwas durchs Fernsehen und stoße auf eine ältere Wiederholung. Es geht um den Fund, und das Experiment, das ich recherchieren wollte.
Heute stehe ich schon unter Strom, es zeichnen sich langsam Linien im Thema ab. Die Recherche nähert sich den wirklich guten Texten und Tiefen. Das erkennt man immer daran, dass man Gugel längst verlassen hat und auf irgendwelchen Universitäts- oder Regierungsservern um Geld für das Einlesen der Fachzeitschriften gebeten wird. Endlich habe ich einen Fachmann, die Ausbeute ist riesig, ein anderer Fachmann wird empfohlen. Mein detektivischer Spürsinn läuft heiß. Ich verfolge seine Spuren. Noch kann ich nicht genau sagen, ob er in Syrien oder Arabien, den USA oder England weilt.
Ich fange an zu träumen: Hach, diesen Menschen interviewen zu können, das wäre irre. Dann habe ich ihn. Bei der Royal Society. Anderthalb Stunden wilde Recherche um den Globus und ein Kilo Ausdrucke später habe ich nicht nur fast den ersten Teil meines Buches an Material zusammen, sondern auch diesen Menschen gefunden. Und wie sollte es anders sein - es ist wie mit der Badewanne. Der Fachmann arbeitet beim CNRS in Strasbourg. Vierzig Minuten von meiner Haustür entfernt. Ausfahrt Cronenbourg...
1. August 2008
Hundstage
Wir radieren jetzt diese Woche aus. Am Mittwoch kam ich überraschend und plötzlich unters Messer (Weisheitszahn gezogen) und heute musste Rocco genauso ungeplant und fix gleich in Narkose (Widerhakensamen von geum urbanum ans Trommelfell gewandert.). Jetzt trinken wir zusammen Sekt, das heißt, Rocco schläft seinen Narkoserausch aus und ich trinke. Und dann lassen wir diesen Blog eine Weile einen Blog sein und genießen das Leben, den Vogesenwald, das Leben und überhaupt.
Dieser Eintrag in memoriam einer deutschen Freundin, die mich einmal entsetzt fragte: "Was, du gehst in Frankreich zum Arzt!?!" Tja, meine Liebe, sogar auf dem Dorf!
La vie est belle. Tout va bien. Santé à tous!
Dieser Eintrag in memoriam einer deutschen Freundin, die mich einmal entsetzt fragte: "Was, du gehst in Frankreich zum Arzt!?!" Tja, meine Liebe, sogar auf dem Dorf!
La vie est belle. Tout va bien. Santé à tous!