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28. Dezember 2016

Dieses miese fiese Jahr?

Manche können es in Social Media schon nicht mehr lesen: "2016 soll gehen, das Jahr war schlecht, böse, löschen wir es am besten aus!" Fast wie ein Mem verbreitet sich das Draufhauen auf ein einziges Jahr und verspricht so viel Quote, dass Lanz gestern sogar eine Show drumherum bastelte. Pardon, eine Hommage an die Verstorbenen. Mathematisch ist die Sache einfach: Viele Idole aus der Kindheit der Babyboomer sind 2016 gestorben - und die kommen ja langsam selbst in die Jahre, in denen der ein oder andere Verlust unter Freunden und Verwandten zu beklagen ist. Eine zahlenmäßig sehr starke und vor allem medial sehr aktive Generation wird an den Tod und die eigene Sterblichkeit erinnert, während die Generation What womöglich über die "Omas und Opas" mit ihren lockeren Tränendrüsen lächelt. Aber die hockt bei Whatsapp und nicht bei Facebook.

Die Idole sterben, wer gibt uns Orientierung in unruhigen Zeiten? Zu viele Bauernfänger stehen bereit.

24. Dezember 2016

Allen ein frohes Fest!

Der Fliegenpilz ist ein typisches Glücks- und Weihnachtssymbol im Elsass. Damit wisst ihr nun auch, warum Rudi wirklich eine rote Nase hat und der Weihnachtsmann durch Kamine torkelt. Hierzulande bringt deshalb das "Krischtkindl" mit dem Lichterkranz die Geschenke - das ist die Fee, die die Pilze im Wichtelwald verteilt.
Fliegenpilze (Foto: Pixabay)

22. Dezember 2016

Bauarbeiten

Bis zum Jahresende wird an diesem Blog schwer gebastelt. Sprich: Es kann zwischendurch immer mal wieder zu einzelnen Störungen oder leeren Links kommen. Bitte nicht abschrecken lassen, ich muss am lebendigen Patienten operieren ;-)


21. Dezember 2016

Mehr!

Was unsere Welt mehr brauchen könnte.


Alle guten Wünsche

Der Overflow ist da. Medial wie multimedial. Ich ertrage derzeit keine Nachrichtensendungen mehr, in denen Interviewpartner wie mit dem Nudelholz ausgequetscht werden, um ihnen doch noch irgendein erwartetes Statement abzuringen. In denen die Terrorexperten sich und die Welt schon in Rage und Verdachtsmomente hineinredeten, bevor auch nur klar war, ob überhaupt ein terroristischer Anschlag verübt wurde. Manchmal weiß ich nach "Eilmeldungen" und "Sondersendungen" nicht mehr wirklich, ob nicht erst das aufgeregte Gerede Terrorgruppen zum Bekennen bringt. Oder ob es nicht sogar diejenigen inszeniert haben, die sich vernehmlich die Hände reiben und Politik auf dem Rücken der Opfer machen. Ich ertrage nur noch nackte Fakten, wenn es wirklich welche sind. Und wünsche mir so sehr Innehalten, Stillsein, Mitfühlen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen trotz aller Umstände hoffnungsvollen Ausblick!

18. Dezember 2016

Mehr Licht!

Goethe soll auf seinem Sterbebett "Mehr Licht!" verlangt haben. Eine Geschichte, die jedes Jahr von Neuem gut klingt und einem vor allem in der Winterzeit aus dem Herzen spricht. Immerhin, am Mittwoch ist es endlich so weit. Wintersonnenwende. Zwar haben wir dann astronomisch Winteranfang, aber die uralt heidnische Denke ist mir lieber: Nach der längsten Nacht des Jahres, dem größten Dunkel, kann es nur aufwärts gehen. Die Tage werden wieder länger! Nach einer Zeit eines Hochdruckgebiets im Nebelkessel - nur auf den Bergen scheint die Sonne - müsste ich eigentlich trübe und lustlos durch die Gegend schlurfen bis dahin.


Ich schlurfe schon. Im Moment bin ich ja mit einem Nebenjob fürs Heizungsgeld eine dieser ach so aktiven Multijobberinnen. Sprich, ich falle abends viel zu früh ins Bett und kann mich nicht einmal mehr aufraffen, mit Freunden zu telefonieren. Zu Weihnachtseinkäufen werde ich mich zwingen müssen, ich hasse die Hektik und sichtbare Raffgier in diesen Tagen ohnehin. Da ist so viel anderes, was mich unter Strom hält. Anstatt mich auszuruhen, brutzelt es nämlich kräftig in den Hirnwindungen und ich kann es kaum erwarten, die ruhigere Zeit bis zum Jahresbeginn kreativ herumzuwursteln. Ein kleines Fazit des bereits Erreichten zu ziehen und Pläne für 2017 zu machen.

Davon stehen nun einige fest. Dass mein Blog ein neues Kleidchen bekommt und ein schärferes Profil hin zum Konstruktiven, habe ich bereits erzählt. Es kommt aber noch schlimmer: Ich will bei meiner Website Tabula Rasa machen. Irgendwann, wenn ich die Nerven für die Technik dazu haben werde, setze ich sie komplett neu (!) auf, ebenfalls mit neuem Layout. Letzteres hat sehr konkrete technische Gründe: Ich möchte einen eigenen Shop auf der Website einrichten.

Auf die Idee brachte mich eine meiner Zulieferinnen, die ich per Instagram kennengelernt hatte, wo ich zuerst bei Dawanda kaufte und nun entdeckte, dass sie auch - zusätzlich - einen eigenen Webshop hat, der sehr viel mehr Auswahl und Möglichkeiten bietet. Hinzu kommt, dass Dawanda ab Januar kräftig bei den Provisionen zulangt - was natürlich meine KäuferInnen nicht scheren muss. Aber im Jahresfazit hat mir die Plattform ca. 1-2% meiner Kundschaft gebracht, der Rest kam, weil man mich von irgendwoher kannte. Letzteres hatte ich unterschätzt. Dawanda bleibt natürlich bestehen! Und es wird dauern, bis alles laufen wird. Ich will das nicht schlechtreden - es hat andere Vorteile.

Mit dem eigenen Shop bin ich in einer Hinsicht flexibler: Ich kann Maßanfertigungen besser anbieten und anhand von Beispielen strukturieren. Man wird hier also ähnlich wie bei Dawanda in Kollektionen kramen können, um dann bei einem Musterbeispiel bestellen zu können. Wenn ich das außerdem noch wie ein Baukastensystem einrichten könnte (keine Ahnung, ob das geht), wäre es super, wenn Kunden z.B. auch auswählen könnten zwischen Dingen wie "versilbert, Sterling Silber, gold filled". Kann ich alles machen, aber bisher habe ich nur die preiswerteste Variante angeboten, weil bei Dawanda die Stücke fertig sein müssen. Ich will ja nachher nicht auf vergoldetem Schmuck sitzenbleiben, nur weil alle lieber Silber mögen.

Ich entwerfe gerade wild neue Prototypen, inzwischen auch viel mit Papiergarn. Und das wäre schön: Wenn ich so ein Stück fotografiere und die KundInnen könnten sich dann ihre Lieblingsfarbe plus Metallart aussuchen - zu den jeweiligen Preisen. Denn eines hat 2016 deutlich gezeigt: Maßanfertigungen und individuell entworfener Schmuck sind sehr viel stärker gefragt als fertige Stücke. Genau das ist die Stärke eines kleinen Ateliers mit Unikaten - man kann sich wirklich "sein" Unikat auf den Leib fädeln lassen. Notiz an mich: 2017 in neuen Fotoapparat investieren. Einen, der Makro kann.

Vielleicht ist es das fehlende Licht ... nein, eine Freundin fragte mich, wieso ich eigentlich nur Papierschmuck anbiete? So ein Herz könne man doch auch in die Wohnung hängen? Klar doch! Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Ihre Ideen und Anregungen fielen auf fruchtbaren Boden. Und ja, 2017 wird es nicht nur Schmuck geben, sondern auch schöne Kleinigkeiten zur Innendekoration. Zwischenformen zwischen Körper- und Lebensschmuck. Heute habe ich die ersten Prototypen geklebt und kann es kaum abwarten, bis sie richtig durchgetrocknet sein werden. Dann erst dann wird die Schleifmaschine zeigen, ob dabei auch wirklich das herauskommt, was mir im Kopf vorschwebt.

Ach so, das Licht. Ich bin unter anderem deshalb süchtig nach Glaskristall: Wenn sich farbiges Licht darin bricht, fühle ich mich wie als Kind mit meinem Kaleidoskop. Ein Besuch im Baumarkt ließ meine Augen leuchten: Wunderbar, was mit LED-Technik inzwischen möglich ist! Wie kompakt das Zubehör geworden ist! In einem Discounter schlugen sich die Leute um eine winzige LED-Leuchte zum Anklemmen an ein Buch. Da war es um mich geschehen. Nicht, dass ich auch zugriff. Nicht etwa, dass ich so etwas basteln will. Aber plötzlich machte es "Klick" und ich hatte eine Kombination im Kopf: Papier und Licht. Kalte Lämpchen, die zum Glück nicht mehr brandgefährlich sind wie früher. Manche LED-Bänder könnte man glatt als Halsketten tragen, also hey ... warum nicht Buchpapier und anderes Papier und Licht kombinieren!?!

Es bleibt spannend und ich habe das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Auch wenn da noch Unmengen an (erfüllender) Arbeit und einige Durststrecken auf mich warten, aber 2017 kann kommen: Eigener Webshop, Schärfung der eigenen Marke zum Individuellen und Edlen hin, noch bessere Präsentation und dann auch richtige PR-Arbeit. Und ein bißchen mehr ins Umfeld von Fashion und Innendekoration. Ich hätte sogar eine Idee für einen eigenen youtube-Kanal. Aber die scheitert - vielleicht ganz gut so - erst mal an den technischen Möglichkeiten. So bleibt mir zwischendurch doch etwas Zeit zum Schlafen übrig ;-)

11. Dezember 2016

Wie meine Hausmäuse

Wenn es im Winter kalt wird, tanzen die Hausmäuse. Zumindest ist das hier auf dem Land so - ganze Familien von Nagern ziehen von den Feldern in die Nähe der Häuser und arbeiten sich einen ab, um an menschliche Vorräte zu kommen. Manche sind so schlau, dass sie mehrere Baustellen gleichzeitig unterhalten. Ähnlich geht es mir nicht nur in diesem Jahr, sondern vor allem jetzt im Dezember.

Konfitüre aus Wildbirnen habe ich auch gekocht. Natürlich LEBE ich trotz aller Arbeit!

5. Dezember 2016

Big Data und der Glibbertest

"Das Netz" erregt sich gerade über das Thema Big Data, ohne leider der Bedeutung des Themas gerecht zu werden. Auslöser ist ein massenhaft geteilter Artikel über den Psychologen und Fachmenschen für Psychometrie Michal Kosinski: "Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt". Leider muss sich der Artikel vorwerfen lassen, den PR-Angaben und der Selbstdarstellung von Cambridge Analytica zu sehr auf den Leim gegangen zu sein und die Bombe doch zu vollmundig aufgebauscht zu haben: Angeblich habe allein diese Firma Trump an die Macht gebracht mit ihrer Datensammelei, den Datenanalysen und dem, was man damit anstellen kann.

Bild 1: Ich wollte es genau wissen und gab auf Kosinskis Testplattform einen Text ein.

17. November 2016

Harald, die Welt braucht dich!

Gestern kürte das Oxford Dictionary das Wort "post-truth", im Deutschen "postfaktisch", zum leider bestens treffenden Wort des Jahres 2016. Tatsächlich fühlt es sich an, als lebten wir in einem quietschebunten Illusionkarussell, das sich immer schneller dreht - und in dem diejenigen am mächtigsten werden, die am dreistesten lügen. Emotionen statt Fakten, schrill, aufgeblasen, wohlfeil. Wenn da nicht Harald wäre!

13. November 2016

Neue Narrative

"Wir brauchen neue Narrative!" - Das liest man in letzter Zeit angesichts der Weltlage oft in Social Media. Was aber steckt dahinter? Was bedeutet das Modewort "Narrativ"?
Als Autorin und Journalistin müsste mir die Definition leicht fallen, denn das Wort kommt vom lateinischen "narrare" = erzählen. Der Narrator ist der Erzähler, jene Figur, die wir etwa aus der russischen Literatur des 19. Jhdts. kennen und die für moderne Gewohnheiten oft nervig langsam erzählt, wie sie im Dörfchen S. ankam, um zu erleben, was sie berichten will. Quälend ist das für viele, werden wir doch heute darauf gedrillt, dass eine Geschichte bereits auf der ersten Seite mitten ins Geschehen ziehen sollte, am liebsten gleich im ersten Absatz. So kann man Bücher besser "scrollen", um den Rest wegzulegen, man konsumiert mehr. Das Wissen um einen persönlichen Filter verlegen wir in die Ich-Perspekte. Und so kommt es, dass die unbeteiligten Beobachter von einst heute selbst am Bungeeseil in die Tiefe stürzen müssen, damit der Fernsehzuschauer glaubt, sie könnten darüber berichten. Sind das Narrative? Keine Angst, das wird hier kein Schreibunterricht! Es geht mir hier nicht um das typische "narrative writing", oder wie wir mit einem Anglizismus sagen, den auktorialen Erzähler.

Früh übt sich. Oder: Wie ich als Kind Donald Duck sah. Ich denke noch heute gern über mein Statement nach.

9. November 2016

The Day After

Auf dem Foto ist ein Teil meiner Familie in den USA zu sehen, die das Schicksal vieler europäischer Emigrantenfamilien teilten: Entweder mussten sie irgendwann aus ihrer Heimat fliehen, wegen Verfolgung, wegen Unfreiheit oder Krieg - oder sie gingen freiwillig, um bitterster Armut und Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Für sie bedeutete das etwas, womit ich als Kind regelrecht geimpft wurde: The American Dream. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und schier endlosen Freiheit, in dem jeder etwas werden konnte. Manchmal sogar, wie der Tellerwäscherspruch lautete, Präsident.


31. Oktober 2016

Lieber Agrikultur als Kultur?

Der Bürgermeister eines der Dörfer im Umkreis hat einmal vor einem Theaterverein einen in meinen Augen bezeichnenden Spruch getan, aus dem Brustton der Überzeugung. Bezeichnend deshalb, weil der Spruch eine bestimmte Geisteshaltung auf den Punkt bringt, unter der KünstlerInnen (und eine ganze Gesellschaft obendrein) geistig verhungern können: "Culture, das ist doch auch wieder nur eine moderne Form von Agriculture?" Nein, der Mann wollte damals keine philosophische Rede halten und auch nicht spaßen, er hält nach wie vor Kultur für überflüssig, Kunst sowieso. Ob er immer noch dem Dorf vorsteht, in dem sich auch im Sommer keiner auf die Bänke am Kirchplatz zu setzen wagt, weil man dann von allen anderen als "Nichtstuer" beschimpft würde, weiß ich nicht.


26. Oktober 2016

Ausstellungs-Stress

Hier ist im Moment Pause, weil ich "real life" mit den Vorbereitungen für meine erste Ausstellung beschäftigt war/bin, die von Donnerstag bis Sonntag im Elsass zusammen mit anderen läuft. Nächste Woche bin ich wieder da! Für Infos hier klicken!

27. September 2016

Ist das Müll oder kann das weg?

Letzte Woche hatte ich ein Flashback von jener Rettungsaktion, die mich im letzten Jahr zeitversetzt aus den Latschen kippte - weil ich mir selbst gegenüber zu lustig den starken Maxe gespielt hatte. Ich habe weder in Afghanistan gekämpft noch musste ich andere grauenhafte Situationen durchmachen, aber ein Flashback läuft ganz genau so ab wie im Soldatenfilm, nur niedlicher. Kurz nach dem Beinaheunfall näherst du dich dem Ort zuerst mit Panik (und weißt, du musst schnellstmöglich da wieder hin, sonst wird es immer schwerer). Dann machst du schon im Ort vorher Atemübungen, um eine ganz normale Straße als das zu betrachten, was sie ist: eine Straße wie jede andere auch. Wiederholung trainiert und hilft. Irgendwann hast du nur noch ein wenig Herzklopfen und schließlich schleicht der Alltag zurück. Alles in Ordnung, das Leben kann weitergehen!

Wenn man auch dort wachsen kann, wo es die Wurzeln wirklich schwer haben ...

23. September 2016

Zähmung des Molochs

Es war längst an der Zeit, meinen Moloch von Website mal wieder aufzuräumen. Wer eine eigene hat, kennt das sicher: Das Ding wuchert in alle krummen Richtungen, selbst wenn man es gar nicht füttern möchte. Aber das Wichtigste fehlt immer. Deshalb gibt es jetzt endlich eine Seite, wo ich mein Atelier Tetebrec vorstelle, viele Fotos zeige und erkläre, wie das mit den Maßanfertigungen und all dem Gedöns eigentlich funktioniert. Neugierige, bitte hier entlang!


18. September 2016

Die Frühstücks-Abtörne

Als ich mich heute morgen in Social Media einloggte, wurde ich mit Frühstücksbildchen begrüsst, die unverhältnismäßig aufdringlich im Stream aufeinander folgten. Während ich einen schon fast kalten Café au lait nebst kleinem Sandgebäck auf dem Büroschreibtisch hatte (Freiberuflerleid: Arbeitstag), erschlug mich die Vielfalt meiner "Freunde". Schön aufgeräumt, mit Platzdeckchen und Serviettchen auf blank geschrubbten Holztischen drapiert, lachten mich Tees und mir unbekannte Heißgetränke an, Schinken roh und Schinken gekocht, Käse und Konfitüre, Backteilchen aller Art, süß und herzhaft, Gemüse, Obst, Eier, Müsli ... ich hätte Appetit bekommen können.

Wir inszenieren uns zu Tode. Wie wirklich sitzen wir noch am Tisch?

11. September 2016

Über die Schulter geschaut

Heute ist fast so etwas wie Tag der offenen Tür im Atelier Tetebrec. Ich habe meinen Perfektionismus in die Tonne geklopft und einhändig mit dem Handy auf meinem Arbeitstisch gefilmt - ihr seid wacklig und ohne Schnitte bei einem Entwurf dabei. Und ganz besonders freue ich mich über das Interview, das Sophie Weigand von Literaturen mit mir geführt hat, hier nachzulesen: "Schmuckstücke aus Papier". Die Fragen fand ich sehr inspirierend!

31. August 2016

Wuseln, wirken, wagen

Sommerpause? Ich habe bewusst im Blog keine angekündigt wie sonst und werde nach der herrlichen Hitze wieder regelmäßig loslegen. Aber so viel ist seither passiert! Es ist, als würde ich die Welt durch einen Edelstein mit Facettenschliff betrachten und jeden Tag neue Farben und Seiten entdecken. Vor allem bin ich nicht allein mit dem Wagen, Wirken und Wuseln! So viele Menschen gehen diesen Weg. Das Leben bleibt spannend.

Natur und Kunst: Ich kann und will ohne beides nicht leben. Die Verbindung von beidem - eine Leidenschaft. (Böhmische Glaskunst auf bemoostem Vogesensandstein, Atelier Tetebrec)

25. August 2016

Blubberbilder

Facebook hat auf seinen Seiten nun ein neues Gimmick für Spielkinder. Und weil ich eins bin, habe ich gleich ein Video von meinem Papierschmuck gemacht. Bei der Gelegenheit noch mehr Eigenwerbung: Mich findet man auf FB, Twitter und Instagram - rechts im Menu die Links dazu. Und einen nicht aufdringlich oft erscheinenden Newsletter habe ich auch. Kann man hier abonnieren und im Archiv stöbern! Beim Anklicken ist die Qualität halb so lausig ;-)

16. August 2016

Live im Oktober im Elsass

Es gibt eine Menge Leute, die mich gern einmal persönlich kennenlernen würden. Viele von denen lieben auch das Elsass. Und so mancher ist neugierig auf meinen Paper-Art-Schmuck. Warum nicht einfach eine Schnittmenge bilden? Im Oktober gibt's all das und mehr zusammen auf einem Haufen!


Das Internationale Kreuzstichfestival des Bauernmuseums im nordelsässischen Kutzenhausen (bei Soultz-sous-Forets zwischen Wissembourg und Haguenau) ist seit Jahren ein Geheimtipp. Und wer es kennt, der weiß, dass man da nicht nur Kreuzstichkünstlerinnen und andere Stickerinnen samt ihrer Arbeit bewundern kann, sondern auch Ateliers im Umkreis ihre Pforten öffnen. So werde ich meinen Papierschmuck gemeinsam mit der Künstlerin Mato und ihren Werken in ihrer Galerie im idyllischen Fachwerkdörfchen Lobsann ausstellen: Ein langes Wochenende zum Schauen und Reden.
Thema ist übrigens: Glück und Glücksbringer - ich werde mir dazu etwas einfallen lassen! In diesem Jahr können wir das alle brauchen.

Die offiziellen Seiten und Prospekte kranken leider ein bißchen an fehlenden Übersetzungen - deshalb gibt's den Service direkt: Meine NewsletterabonnentInnen werden selbstverständlich als erste erfahren, wie, wo, was, warum und so. Und als Bonbon gibt's noch Ausflugstipps für ein langes Wochenende in der Region. Wenn ich schon das Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" geschrieben habe, kann ich doch auch da ein paar Perlchen zusammensuchen!

8. August 2016

Gedanken über Buchregale und Schmuck

Heute morgen las ich den hochinteressanten Artikel der SZ über einen Rundgang in Amazons erstem "real life"-Buchladen in Seattle. Spontan kamen mir zwei Gedanken: Jetzt wird die deutsche Buchbranche in Social Media womöglich wieder Gift spucken. Der zweite Gedanke war nachhaltiger: Spannend - ein paar von Bezos' Gedanken kommen mir verdammt bekannt vor. Es sind Dinge, die ich in den letzten Wochen ganz von selbst gelernt habe - mit einem Ohr an meinen KundInnen. Nicht etwa denen von Büchern, sondern den LiebhaberInnen von Schmuck! Warum eigentlich?


Verpackungen sind ein wichtiger Teil der Verführung zum Genuss. Sie sollen aber auch möglichst umweltfreundlich sein, am liebsten fast nichts kosten (sonst muss man die Kosten auf die Preise umlegen) und logistisch funktionieren.

26. Juli 2016

Kalt erwischt: Der Affe in uns sehnt sich

Ich musste mich heute anraunzen lassen. Weil ich mich erdreistete, das Leben als schön und die Welt als faszinierend zu bezeichnen. Ich bekam gestern Saures. Weil ich versucht habe, im Blog differenziert jenseits des Mainstreamplapperns nachzudenken und eine Lanze zu brechen für all die unschuldigen Opfer von Krankheiten, die nie und nimmer zu Tätern werden, auch wenn die Boulevardpresse das gerne einfacher hätte. Ich werde als unbequem empfunden, weil ich Kollegen frage, wieso sie schon von "Terrorismus" wissen, wenn die Täter gerade erst fünf Minuten tot sind und nicht einmal die Polizei mehr weiß. Jetzt erst recht! Mich kriegt ihr nicht in diesen verheerenden Sog der schieren Anbetung von Katastrophen. Ich bleibe auf der Seite des Lebens. Und deshalb möchte ich laut darüber nachdenken, ob man nicht diesem "Dingens" auf die Spur kommen könnte, das uns wider alle Vernunft glauben macht, die Welt wäre derzeit voller Untergang. Man bräuchte dazu ganze Bücher ... aber ich kann ja mal klein und unvollkommen anfangen? Mit einer Artikelserie: "Kalt erwischt".
Als der Mensch sich im Spiegel des Wassers selbst erkannte, war das ein Bewusstseinssprung. Narziss jedoch wollte sich selbstverliebt nicht lösen ... er hätte sonst womöglich eine Entfremdung gespürt. Michelangelo Caravaggio: Narziss (The York Project via Wikipedia, GNU Free Documentation License)

23. Juli 2016

Durchgeknallt?

Gestern ist einer "durchgeknallt". Nicht in München, sondern irgendwo in einem idyllischen deutschen Mittelgebirge. Eine Bekannte arbeitet in einer psychiatrischen Klinik und bekam einen "Dauergast" zu sehen, der ungefähr ein, zwei Mal im Jahr vorbeikommt, um sich die Medikamente wieder genau einstellen zu lassen. Oder eben wie gestern, wenn er wieder überlaut Stimmen hört und eine akute Psychose droht. Manchmal hat er solche Angst vor der Hilfe, dass es zu spät und der Aufstieg aus der Verwirrung ein langwieriger ist. Oft sorgen Angehörige mit dem Arzt in liebevoller Kleinarbeit dafür, dass er einer Einweisung zustimmt. Einmal hat eine Zwangseinweisung sein müssen, weil Selbstgefährdung vorlag. Diesmal aber hat er es ganz alleine geschafft, für eine Notfall-Erstversorgung vorbeizukommen. Ein Sieg gegen die Krankheit! Ihm wird dieser Schritt zunehmend schwerer. Nicht, weil die Therapie nichts taugen würde oder die Stimmen dazwischenreden würden. Schlimmer.


13. Juli 2016

Lavendelblues oder vom Arbeiten mit Sinn

"Wir wollen unsere Begabungen und die Ressourcen der Gegend nutzen. Und wir wollen eine Arbeit mit Sinn, eine Arbeit, die uns und unseren Kunden Spaß bringt." 
Diese Sätze lese ich, als ich ein Buch an zufälliger Stelle aufschlage. Und denke nicht zum ersten Mal: Das bin ja ich! Nicht sehr verwunderlich, denn es ist mein eigener Roman "Lavendelblues", der 2006 zum ersten Mal erschien. Und doch fühlt es sich schräg an. Hätte man mich nämlich damals gefragt, ob das Buch mit meinem Leben irgendetwas zu tun hätte, hätte ich noch antworten müssen: nicht viel, das ist alles zusammengesponnen! Aus der Realität habe ich mich nur an zwei Fakten bedient: der Krisenstimmung in Deutschland und einer Boutique im Elsass, in der ich damals gern einkaufte. Sie ist längst pleite ... die Krisenstimmung herrscht immer noch in Europa.


8. Juli 2016

Muss ich immer etwas sagen?

Schon mindestens fünf Blogbeiträge habe ich angefangen und wieder in die Tonne geklopft. So viel wäre zu sagen in diesen überhitzten Zeiten, in denen endlich auch das Klima ein wenig den Emotionen hinterher hinkt. So viel Wichtiges wäre zu sagen. Über eine Vision von Europa, an die ich trotz all der viel zu kurz gedachten Grabreden jetzt erst recht glaube. Über die Frage, ob man nun ständig etwas über die AfD und Rechtsradikale mitteilen muss. Über das seltsame Gebaren, dass wir alle Charlie waren, aber keiner Bagdad sein will. Oder zu den Streitereien in Frankreich, ob Linke nicht auch nur Rechte seien oder eine Volksbewegung gezielt kleingehalten werden soll. Dabei reden doch schon alle darüber und teilen sich die Finger wund. Es ändert sich nur nichts, es breitet sich eine lähmende, absolut negative Stimmung aus. Viele glauben schon gar nicht mehr an eine Zukunft. Toxische Erregungskultur nennt das der Trendforscher Matthias Horx, der einen Neustart fordert und sagt: "Menschen sind letzten Endes Dorfbewohner. Und wir versuchen mit dem Internet natürlich oft, eine Großstadt quasi im Dorf zu simulieren. Das kann nicht gut gehen."

Wieviel Dorf verträgt die Welt? Und was wäre, wenn wir miteinander spielen würden, anstatt uns mit Sand zu bewerfen?
In solchen Zeiten mache ich genau das, was Horx für gefährlich hält: Ich fokussiere aufs Dorf. Ich schaue genau hin, aber aufs echte. "Herunterfahren" könnte man das im Internetzeitalter nennen, als Autorin will ich einfach genau wissen, wie und warum Menschen so ticken, wie sie ticken.

Deshalb möchte ich eine Geschichte aus dem fiktiven Dorf Grandvillage erzählen, eine fiktive Geschichte, die sich womöglich so ähnlich zugetragen hat oder auch nicht. Grandvillage hat ein großes Fest gefeiert, wie jedes Jahr, mit gemütlichem Beisammensein und Bummdarassa. Es begab sich aber in diesem Dorf, dass ein Pferdezüchter ausscherte, auf dessen Hof in jedem Jahr gern die Tassen, pardon Weingläser, gehoben wurden. Weil es so gemütlich war, der Mann so nett und gastfreundlich, das Leben dort so schön.

Jenes Dorf wollte nun plötzlich Großstadt simulieren. Winzer und Restaurateur hatten nämlich die Idee, dass so ein Fest doch Kundschaft ins Dorf und Geld in die eigenen Beutel spülen könne. Also wollte man einen Verein gründen und jeden hineinpressen, der irgendwie zum Anschaffen geschaffen schien. Das ist wie bei Facebook - Klickvieh macht Mist und erst mit genügend Daten ist die Community valide. Und so schaufelten sie fröhlich Leute herbei zum "Befreunden": Eine alte Dame, die für Hobbymärkte häkelte, den Pfarrer wegen der vielen Schäfchen und den Schafbauern gleich mit - vor allem aber jenen Pferdezüchter. Der war ja so gastfreundlich und gab so gern, dachten Winzer und Restaurateur und sahen im Geiste all die Reitenden bei sich einkehren.

Es gab Sitzungen, es gab lange Gespräche, in denen immer klarer wurde: Eigentlich wollten Winzer und Restaurateur nur elend viel Geld machen auf dem Rücken der anderen. Der Pferdezüchter war nicht dumm und wurde zum Widerständler. Denn die beiden wollten seinen Hof okkupieren, alle Leistung umsonst, kein Risiko - einen Dummen suchten sie. Was dann folgte, hätte in Clochemerle spielen können.

Anders betrachtet, spielte sich ab, was sich in Social Media auch oft zeigt: Man drohte und keifte. Bildete untereinander verlinkte Kleinstparteien. Meldete jemanden, entfreundete den nächsten, trollte und spammte einen anderen. Dorf eben, das Großstadt spielt, denn in der Großstadt sind sie nicht besser, nur anonymer. Und alles irgendwie nicht der Rede wert, weil sich alle zusammen viel zu wichtig nahmen. Die Welt kann ganz gut ohne dieses Dorf.

Spannender ist es zu sehen, wie sich Wahrnehmungen verschieben. Im Dorf selbst, in der Filterbubble, hatten alle schreckliche Angst vor dem Winzer. Der könnte sich ja womöglich mit seinen Freunden gegen einen verbünden - also müsse man vorsichtig sein. Darum drosch der Winzer nochmal so lustig los. Für mich als Außenstehende deshalb interessant, weil ich weiß: Dieser spezielle Winzer hat gar keine Freunde. Der ist über die Grenzen hinaus unbeliebt, sein Wein erntet auf Bewertungsplattformen auch schon mal Häme. Keiner mag den wirklich, man redet eigentlich nur so gern mit ihm, weil man dabei Wein trinken kann. Angst haben vor so einem? Vor einem, der außerhalb der Filterbubble gar nicht wahrgenommen wird?

Muss ich noch sagen, dass auch der Restaurateur einer ist, der wegen seiner Gier ums Überleben kämpft und meint, mit Kriegereien und Ausnutzen anderer mache man mehr Umsatz? Der hat das Kommunizieren in Social Media sozusagen noch nicht begriffen. Geschnitten haben sie dann den Pferdezüchter. Und der hat sich amüsiert. Mit seinen echten Freunden hat er zugeschaut, wie die falsche Filterblase einfach platzt. Poff. Des Königs neue Kleider: Ganz ohne jeden Tratsch und aufgeregtes Teilen haben sich da einige selbst die Hosen heruntergelassen. Das Dorf lebt weiter, für die Zukunft haben diese Leute absolut nichts geschaffen, zum Positiven verändert schon gar nicht.

Warum ich solchen Quatsch erzähle? Weil es mir in Social Media immer öfter so geht wie beim Dorffest in Grandvillage, wo ein Wein aus Clochemerle kredenzt wird. Ich stelle mir immer öfter die Frage bei einem Posting, bei einem geteilten Link: Cui bono - wem nützt es?
Oder andersherum gefragt: Was bewirke ich tatsächlich, wenn ich das jetzt auch noch teile?

Mir fällt nämlich derzeit auf, wie Phrasen bestimmter rechtsradikaler Politiker bis zum Umfallen geteilt werden. So oft, dass ich sie schon bald auswendig kann. Sie setzen sich in meinem Kopf fest, ohne dass ich das möchte. Nach dem so und so vielten Mal klingen sie fast normal, wenn ich nicht aufpasse. Denn man gewöhnt sich daran. Nicht, dass ich Rechtsradikale unter meinen "Freunden" hätte. Es sind wackere BürgerInnen, die sich aufregen. Die in Empörung Schlimmes teilen. Und sich von ebenso Empörten Bestätigung holen, denn andere haben sie nicht in der Filterbubbel.

Wen also soll das aufklären und worüber? Erreichen sie irgendetwas bei denen, die solche Reden bejubeln? Wie viel Widerstand leisten sie wirklich und wie effektiv ist das gegen Rechts? Was machen eigentlich diese miesen, fiesen Energien mit einem selbst, wenn man sie tagtäglich aufsaugt?

Ich habe immer öfter meine Zweifel. Denn so arbeitet Propaganda ja. Der Winzer mault ja nur deshalb wie ein wildgewordenes Viech bei den Versammlungen herum, weil er darauf hofft, dass er nur wegen der Provokation schon damit ins Dorfblättchen kommt. Der will, dass sich Tante Erna, der Pfarrer und der Pferdezüchter erregen, denn dann bleibt von seinem Geschwalle vielleicht auch ein wenig bei deren Freunden im Ohr. Und entfaltet seine Wirkung ...

Der Pferdezüchter hat sich herausgenommen. Er hat dem Winzer und seinen Genossen das Podium entzogen und sie ins Festzelt verwiesen. Dort feierten die dann ziemlich allein, weil die wackeren Dorfbewohner lieber zu einem ganz anderen Fest fuhren. Die miesen Enrgien breiteten sich sozusagen aus, um dann mit Wucht auf die Verursacher zurückzufallen. Nicht, dass die irgend etwas bemerkt hätten oder schlauer geworden wären. Aber der Pferdezüchter macht jetzt sein eigenes Ding. Er weiß, was sein Hof, seine Gastfreundschaft und seine Art wert sind, wenn es um Convivialität geht. Das Potential will er nutzen. Er hat sich aus dem Stream ausgeklingt, aus den Automatismen. Und agiert nun, statt zu re-agieren. Bringt seine Visionen und Zukunft ins Spiel. Er hat Ideen fürs Dorf und redet nicht lang, sondern macht. Noch hat er nicht die Masse an blinden Followern wie der Winzer mit seinem Wein. Aber es spricht sich herum. Hier ein Like, dort ein Like. Er steckt an. Andere scheren aus den Automatismen aus und fragen sich: Was bewirke ich mit meiner Kommunikation, meiner Handlung wirklich? Was will ich erreichen? Gibt es dafür effektivere Wege? Es werden täglich mehr, die agieren statt zu reagieren.

Spenden in die Kaffeekasse gehen diesmal voll an meinen Assistenten Bilbo Möchtegern-Beagle: herrlich stinkendes Kauzeug!


PS: Die Links in diesem Beitrag führen auf sehr ausführliche Beiträge, die allerdings höchst spannend sind für Hintergründe und Debatten - für alle, die gern noch ein wenig mehr nachdenken wollen.

24. Juni 2016

Aufregung pur: Shoperöffnung!

Wann war ich das letzte Mal so kribbelig und aufgeregt? Als ich mein erstes Buch gedruckt in der Hand hielt? Nein, damals agierten ja andere für mich und ich musste mich nur zurücklehnen und abwarten. Oder andersherum gesagt: Ich hatte auch kaum Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg. Diesmal habe ich alles, wirklich alles in einem halben Jahr harter Arbeit (bei wenig Brot und Schlaf) alleine aufgebaut. Wenn ich scheitern sollte, bin ich also selbst schuld. Oder positiv gesagt: Ich wünsche meinem Schmuckladen bei Dawanda jetzt erst mal das Allerbeste. Denn der eröffnet morgen!

Alles neu, auch das Design: Mein neuer Newsletter ist draußen! Abonnieren kann man ihn HIER. Nachlesen HIER.

16. Juni 2016

Papp-karr-tong oder Dosenköpfe?

Man hat's nicht leicht mit dem Einzelhandel, aber leicht hat's einen! Ich bin ein Mensch, der daran glaubt, dass sich kleinere und regionale Strukturen gegenseitig unterstützen sollten. Immer noch versuche ich mein Glück deshalb auch im stationären Einzelhandel, selbst wenn das Benzin derzeit in Frankreich teuer und der nächste Laden immer nur mit dem Auto erreichbar ist.Und wie ich öfter in Social Media berichtet habe, bin ich durch bitterböse bis strunzdumme Begegnungen oft schon untreu geworden, ins Internet abgewandert. Dort gibt es übrigens auch Einzelhandel: den, der es kann.

Bei der Spezies Dosenkopf sind die Scheuklappen besonders eng und rigide. Ja nicht aus der eigenen kleinen, schon längst angerosteten Welt blicken und nicht den Kopf drehen, das könnte quietschen.

11. Juni 2016

Die wunderbare Langsamkeit des Schönen

Jetzt, wo meine Shoperöffnung des Atelier Tetebrec in absehbare Nähe rückt, möchte ich mir über die Schulter sehen lassen beim Perlendrehen. Manche von diesen Papierperlen nenne ich bei mir "Bonbons", weil sie so schön bunt sind und glänzen. Die einfachsten kann jedes Schulkind herstellen, aber die Unterschiede liegen im Detail. Und diese Details sind es, die viel Geduld und eine ruhige Hand erfordern, vor allem aber immer wieder Trocknungszeiten zwischendurch - ergo Wartezeiten. Deshalb sind Spezialanfertigungen auf Kundenwunsch auch nicht in wenigen Tagen zu machen. Ich liebe es, wenn im Zeitalter der Digitalisierung und Echtzeiterlebnisse Handarbeit wieder richtig aufwändig sein darf!

In einer Papierperle dieser Art stecken viele Arbeitsschritte inklusive dem späteren Auftragen von Kupferpulver. Darum kommt sie auch am besten in edler Gesellschaft mit echtem Bernstein und Glaskunst aus böhmischen Manufakturen.

28. Mai 2016

Altersstarrsinn? Langstrumpf-Gene?

Es wird Zeit, eine Geschichte vom "Altern" zu erzählen. Denn die ersten meiner Bekannten unterhalten sich über den Rentenschock und die anderen können es kaum erwarten, einen zu bekommen. Vielleicht wird es aber auch eine Geschichte über eine Therapie? Weil ich so wütend wurde, als mir eine Ärztin sagte: "Ihr Schriftstellerinnen habt es gut, ihr habt eure eigene Therapie täglich zur Hand. Ihr müsst einfach nur alles aufschreiben!" Es könnte auch eine Story über Pippi-Langstrumpf-Frauen werden, die endlich erwachsen genug sind, sich keine Erwartungen und Schubladen von außen mehr aufstülpen zu lassen. Ich erzähle von einer Existenz(wieder/neu/um)gründung in einem Landstrich, in dem sich die Arbeitslosigkeit seit 2002 verdoppelt hat und das Prekariat wächst.
"Ein Atelier ist immer ein Schweinestall", sagt eine befreundete bildende Künstlerin. Es sind die unsichtbaren Verbindungen zwischen Farben, Formen und Ebenen, die miteinander kommunizieren. Ich muss nur aufmerksam genug zuhören, um zu wissen, welche Geschichten ich wie umsetzen kann.

19. Mai 2016

80 Tage Nuit Debout: Vor der Zerreissprobe?

Wir sitzen gemeinsam in einem uralten Elsässer Haus gemütlich beim Essen. Dreierlei Quiche mit Gemüse aus dem Garten, den Salat würzen Wildkräuter. Der Rotwein ist billig und süffig - das Gros der französischen Künstler lebt arm, aber mit Genuss. Etwas ist anders geworden und zwar ziemlich genau seit den terroristischen Anschlägen auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt: Kein gemeinsames Essen vergeht mehr ohne Politik. Früher hat man die bis zum Digéstif aufgespart und sich bis dahin einfach nur miteinander amüsiert. Heute gibt es genügend, woran man sich abarbeiten kann: der verlängerte Ausnahmezustand mit seinen Folgen fürs Alltagsleben und die Parteienlandschaft, die explodierende Arbeitslosigkeit, die Gefahren von rechts und immer wieder neue Korruptions- und Sexskandale unter Politikern. "Lasst uns eine Zelle bilden!" ruft Jean-Claude plötzlich über den Tisch. Er steht nahe am Rentenalter und wirkt so gar nicht wie ein Verschwörer. Auch ich bin irritiert: "Was für eine Zelle, wozu?"

Lebensgefühl der Jugend?

12. Mai 2016

Fungimania: Plastikersatz der Zukunft?

Als ich Ende letzten Jahres die Idee hatte, Schmuck im Atelier Tetebrec zu fertigen, ahnte ich nicht, welch wundersame neue Welten ich entdecken würde. Denn mein Programm, nicht nur möglichst ökologisch zu wirtschaften, sondern auch Upcycling mit "Müll" auszuprobieren, verlangte neue Techniken, intensive Materialrecherche und vor allem Kenntnisse der Materialeigenschaften. Es ist faszinierend genug, sich mit alten und neuen Papieren aus Büchern oder Zeitschriften zu beschäftigen. Man kann daraus Produkte herstellen, die hart und unverwüstlich wie Holz wirken oder weich und schmiegsam scheinen wie Plastik. Meine Fantasie wurde angeregt, ich suchte nach immer mehr Ideen für selbstgemachte Perlen. Bis ich eines Tages im Wald vor einem Baumstamm voller herrlicher Pilze stand: farbige Preziosen!

Hosentaschen reichen mir schon lange nicht mehr, wenn ich im Wald bin, Jackentaschen müssen auch herhalten. Dann wird die Pracht erst einmal getrocknet. Ich sammle übrigens nur sehr häufig vorkommende Arten, nur von Totholz und immer in kleinen Mengen, so dass sich der Pilz weiter ausbreiten kann.
Die schönsten dieser flachen Schichtpilze nennt man klangreich Schmetterlingstrameten, im Englischen bezeichnen sie die farbliche Ähnlichkeit mit Truthahnschwänzen: Turkey Tails. Sie zeigen je nach Untergrund alle Braun- und Ockertöne bis ins Grau und Blau; sind sie von Algen besiedelt, kommt ein samtenes Grün hinzu. In der Esoterik-Gesundheitsszene werden sie als angeblich krebshemmendes Superfood propagiert, aber das ist wissenschaftlich gesehen Humbug. Die Experimente, auf die man sich bezieht, wurden mit zwei isolierten Stoffen als Medikament gemacht, nicht mit dem Pilz. Zu dessen Verzehr möchte ich nicht raten, denn Pilze enthalten auch in Zukunft noch hohe Dosen an Radioaktivität, sammeln Schwermetalle aus dem Untergrund und Trameten dürften obendrein zwischen den Zähnen quietschen wie geschmacklose Schuhsohlen. Das teure Geld bei einschlägigen Firmen sind sie außerdem nicht wert - es ist einer der häufigsten Holzpilze überhaupt.

Ich wollte sie ja auch nicht essen, sondern zu Schmuck verarbeiten! Wer je Pilze getrocknet hat, weiß, wie lange das dauert, ihnen wirklich alle Feuchtigkeit zu entziehen. Und dann ist das Ding schlicht zerbrechlich! Also nahm ich Biologienachhilfe und beschäftigte mich damit, woraus ein Pilz entsteht, wie er Holz zersetzt und umwandelt und worauf er reagieren könnte. Ich habe ein Verfahren entwickelt, dass die Pilze hart wie Holz macht - nur viel leichter. Sie werden außerdem gegen Feuchtigkeit versiegelt - sonst würden sie sich wieder vollsaugen. Und können dann gesägt, geschliffen oder gebohrt werden. (Mein Schmuck ist auch nicht essbar, man muss das heutzutage echt dazusagen).

Eine Scheibe aus einem Baumpilz bekommt ein Mycel aus Papierspitze verpasst und Sporen aus Kupferglitter - nichts ist inspirierender als die Natur! Kette mit zwei Papierperlen, Glas und Knochenperlen.
So kam es, dass ich "pilzverrückt" wurde. Ich folge bei Instagram Mykologen und ihren faszinierenden Makroaufnahmen aus der Welt der Pilze und schaue mir Videos an. Wenn ich schon am heimischen Ateliertisch Pilze, die einmal Holz aufgelöst haben, dazu bringen kann, wie Holz zu werden - was müsste dann noch alles möglich sein?

In Holland arbeitet man genau mit diesen Eigenschaften. Das Video ist absolut faszinierend - und ich gäbe etwas darum, könnte ich meine Experimentierküche zu solch einem Labor "upcyceln": Da lassen Pilze Möbel wachsen, deren Form man zuvor aus Holzabfall ausgedruckt hat. Verpackungsmaterial aus Pilzmycel entsteht - und vielleicht wird eines Tages unser Plastik dadurch ersetzt. Fast berauschend finde ich die heutige Zusammenarbeit von Berufszweigen, die man noch vor Jahren nie zusammen gedacht hätte: Designer und Wissenschaftler, Künstler, Verpackungstechniker und Laboranten arbeiten hier Hand in Hand. 3-D-Drucker werden unser Leben vollkommen revolutionieren. Dass man mit ihnen auch aus Müll Neues drucken kann, lässt für die Zukunft hoffen!




8. Mai 2016

Paypal - wie funktioniert das?

Mich erreichen zu meinem Spendenbutton und Paypal-Account (rechts im Menu) derzeit einige Anfragen, so dass ich die Erklärungen hier extra für alle poste, damit sie nicht untergehen. Wahrscheinlich haben viele schon mitbekommen, dass ich daran arbeite, einen Dawanda-Shop für Schmuck aus meinem Atelier Tetebrec zu installieren (Shop ist zwar schon online, aber noch nicht fertig). Da gehört es fürs internationale Klientel dazu, bequeme Zahlungsmethoden wie Paypal anzubieten. Und weil ich so schon mal ein Paypal-Account habe, entdeckte ich alle möglichen Buttons, mit denen es möglich ist, auch Micropayments zu machen. Klickt man auf den Button, bekommt man das Formular auf dem Foto (ich sehe es in F auf Französisch).

Im blauen Feld legt man die einmalige Summe fest, bei Ankreuzen wird daraus eine regelmäßige monatliche Zahlung (Abo). Wer bei Paypal registriert ist, loggt sich ein und zahlt ohne viel Schnickschnack, alle anderen zahlen per Kreditkarte. (Fotos zum Vergrößern anklicken!)

2. Mai 2016

Die Himmelsgabel

In der conditio humana sind wir eine leidende Menschheit. In der conditio vitae aber sind wir verschwistert mit allem, was fühlt - und darin vom ewigen Wiederaufleben über das vereinzelte Leiden hinweggetragen.
aus Andreas Weber: Alles fühlt

Kennt jemand dieses Gefühl, wenn man plötzlich von einer solch überwältigenden Schönheit erfüllt wird, dass es regelrecht weh tut? Weil es sich so groß anfühlt, dass man glaubt, es keine Sekunde länger aushalten zu können, ohne in Milliarden von Sternen zu zerspringen? Dieser Moment, wo einem klar ist: Wenn ich jetzt tot umfallen würde, dann hätte sich das Leben allein für diesen Moment gelohnt ...

Die "Himmelsgabel" habe ich ohne Handy und Fotoapparat besucht. Aber diese Farben herrschen heute im Wald vor.

27. April 2016

Tschernobyl oder die roten Eier

Halbwertszeit: 30,17 Jahre braucht das radioaktive Element Cäsium 137, um zur Hälfte in andere Bestandteile zu zerfallen. Es reichert sich im Boden an und wird vor allem von Pilzen aufgenommen, wegen einer Stoffwechselbesonderheit. Es wandert weiter in Tiere und in Menschen, die Pilze oder diese Tiere essen. Bei Lebewesen lagert es sich im Muskelgewebe ein. In 60,34 Jahren ist die Hälfte von der anderen Hälfte des Cäsium 137 zerfallen.

Ukrainische Ostereier aus Tschernobyl. Ostern 1986 wurden die letzten Menschen aus der "Zone" evakuiert.

19. April 2016

SF: Oscar - The Modular Body

Ich fühle mich als Buch- und Textautorin gerade richtiggehend behindert. Manche halten ja schon die 1:1-Digitalisierung eines Printbuchs für zu modern. Aber was man mit heutigen Technologien wirklich erzählen kann, reizt kaum jemand aus. Es sind Geschichten, die erfunden und produziert werden wie ein Film. Aber durch Social Media nutzen sie den Polarisierungseffekt, Leichtgläubigkeit und Sharing-Durst: Sie machen sich selbstständig.


12. April 2016

Böhmi - nicht schon wieder!?

Es geht inzwischen vielen auf den Keks. Manche verstanden es schon zum Sendezeitpunkt nicht, manche verstehen es erst jetzt nicht. Es sei zuviel, der Bohei um Böhmi. Als ob es nicht wichtigere Probleme gäbe. So ein "Sendehansel", der mache doch nur PR - sollen wir uns jetzt auch noch um jeden Satiriker scheren? Irgendwie scheint alles gesagt, am umfassendsten und kompetentesten hier über den rechtlichen Aspekt und hier über den verfassungsrechtlichen Aspekt. Da wird nämlich endlich auch mal der Kontext betrachtet, ohne den das Gedicht nicht gesehen werden darf.

Waren das noch Zeiten, als Politiker, Feuilletonisten, Bürgerinnen und Bürger an der Seite einer Satirezeitung standen, die die Grenzen des Erlaubten immer wieder auslotet. Bild von Joachim Roncin (proof), Charlie Hebdo (charliehebdo.fr)

6. April 2016

Mir geht der Müll aus!

Ich arbeite derzeit auf Hochtouren im Atelier Tetebrec. An der Installation des Dawanda-Shops, der möglichst bald in Betrieb gehen soll. Und dem Rattenschwanz, der daran hängt, wenn man das auf einem bestimmten Niveau machen möchte: Wie soll ich meine Produkte verpacken, wie den Aussendungen eine eigene Note geben? Was passt und was ist aber auch für den Versand am stabilsten, am preiswertesten? Das ist fast so aufwändig wie das Verfassen einer wasserdichten AGB in mehreren Sprachen. Macht aber ungleich mehr Spaß. Natürlich produziere ich auch fleißig ... und plötzlich geht mir der Müll aus!

Hart und dick wie Holz: So ein Anhänger besteht aus mehreren miteinander verleimten Lagen Pappe, die zurechtgefeilt werden - und einer Lage feinsten Aquarellpapiers für die Zeichnung und das Metallpulver. Die Perlen wurden aus einem alten Konzertheft gemacht und zeigen die Originalfarbe des Papiers. Eine Versiegelung gibt Glanz und macht es wasserfest.
Mein Schmuck ist nicht umsonst dem Upcycling-Gedanken verhaftet: Neben Künstlerperlen und Kristallglas ist der Hauptbestandteil Papier. Ich verwende aber auch Knochenperlen oder durch eine eigens entwickelte Technik haltbar gemachte Baumpilze. Fast ein wenig magisch wirkend entstehen Kreisläufe: So ein Baumpilz wandelt Holz in Zellulose um - die wiederum steckt im Papier, das einst ein Baum war. Und man kann so herrlich Abfall aus der Recyclingtonne ziehen: Zeitungen, Prospekte, Verpackungskartons. Aber auch mein Atelier ist mit "Müll" eingerichtet: Das Material sortiere ich in abgeschnittenen Plastikflaschen, weil ich so perfekt die Übersicht habe. Winzige Perlchen finden Platz in Eierkartons. Selbst meine Werkzeuge haben praktische Halter aus Müll.

Ich schaue Dreck mit völlig neuen Augen an: Was ist praktisch? Was lässt sich zu Preziosen verarbeiten? Und hat der unnütze Werbeprospekt nicht zwei Seiten mit einem wunderschönen Rot? Nur nicht den Reiskarton wegwerfen - die ideale Stärke für feine, kleine Anhänger. Und eigentlich sollte ich Fertigpizza essen. Der Karton weicht perfekt im Leim und lässt sich später leicht feilen. Bücher von Verlag X haben das richtige Papier für feine Verkleidungen und biegsame Kreationen - die von Verlag Y dagegen bekommen aufgearbeitet fast eine Anmutung von Textilem.

Dumm nur, dass ich sowieso schon umweltbewusst einkaufe und Müll spare, wo es nur geht. Die Nachbarn wundern sich, wie selten ich die Tonne voll bekomme. Das "Problem" vergrößert sich. Mir sind die Kartons ausgegangen! Ich muss morgen welche im Supermarkt holen. Vielleicht irgendwann die Nachbarn um Müll bitten. Und das macht mir jetzt richtig Spaß: All diese Preziosen helfen, Müll zu vermeiden. Dieser Schmuck wird nicht nur durch die Natur inspiriert - ich arbeite auch mit der Natur ... Ein Traum.

Bei den Verpackungen geht es weiter. Damit nichts bei der Post verquetscht wird, arbeite ich mit Pappboxen, aber auch schönen Dosen - gebrauchten. Die Tüte drumherum ist handgefaltet - aus einem Blatt Papier ... aus alten Zeitschriften. Lange habe ich nach einer brauchbaren Anleitung gesucht und per Video geübt, die schicksten Tüten sind ganz fix gefaltet und brauchen nur ein wenig Leim.

Eins meiner Schätzchen - eine flach zylindrische Perle von 4,5 cm Länge. Gefertigt aus aquarelliertem und geschliffenem Buchpapier. Die Schönheit liegt im Detail: Die Enden sind mit Künstlermetall aus feinsten Blättchen "vergoldet". Eine Übung, weil ich irgendwann auch Papier mit echtem Gold kombinieren möchte.
Die Perlen machen etwas mit mir. Es ist irre, was wir alles so bedenkenlos wegwerfen. Es wird zwar recycelt, aber wer macht sich schon Gedanken, welche Schönheiten selbst im Müll stecken können? Verrückt: Ich hänge mir vielleicht einen halben Pizzakarton um den Hals. Aber Handwerk, manchmal ziemlich viele Arbeitsstunden und viel Liebe haben ihn vollkommen verwandelt. Wenn man doch aus allem Unliebsamen so Schönheit entstehen lassen könnte!

1. April 2016

Das Leben ist schön

Als ich heute morgen die Zeitung aufschlug, traute ich meinen Augen nicht: Keine einzige Horrormeldung! Könnte es sein, dass wir mal endlich wenigstens einen Tag zum Ausschnaufen haben? So wie die Demonstranten in Paris und anderswo, die trotz der friedlichen Auflösung der Demo durch die Polizei heute abend weitermachen wollen? Aber es kommt noch besser!

#Grenzenpinkeln - der neue Hashtag bei Twitter, um zu zeigen, was freiheitsliebende Wesen von Grenzzäunen halten

30. März 2016

Steineklopfen oder zurück zum Buch

Alle warten auf Morgen. Da soll der Winterkoller ein plötzliches Ende finden. Diese Dauermüdigkeit, mit der manche ihren Osterputz auf warme Zeiten verschoben haben, weil sich Ostern dieses Jahr einfach zu stürmisch und zu früh anfühlte. Es wird dann auch wieder mehr zum Bloggen geben, weil die Welt eine Dimension mehr erhält: das bunte Draußen. Ist ja alles so unbunt in dieser Welt, wenn man sich runterziehen lässt von Katastrophennachrichten.

Steineklopfen für die Kunst - auch eine Art Therapie.

23. März 2016

Da hilft nur Fugenkitt!

Als ich heute morgen aufwachte, war es wieder da: dieses seltsame Gefühl, auf einem falschen Planeten aufgewacht zu sein. Oder womöglich wieder in das zu stürzen, was so viele Menschen "Wirklichkeit" nennen. Oder war es umgekehrt? War ich nicht in der Nacht mit geschlossenen Augen wach? Und das Davor, jener Tag gestern also, einfach nur ein von Durchgeknallten unter dreckigen Drogen gebastelter Alptraum? Bin ich jetzt - schreibend - wach oder träume ich noch?

Ist das alles wirklich? Ist das die Welt, in der wir leben möchten? Haben wir sie nicht selbst gestaltet?

18. März 2016

Storchenblubberblasenland

Am ersten Oktober werde ich wohl eins meiner liebsten Bücher umbenennen müssen: "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt". Denn das Elsass wird es dann als behördlichen Namen nicht mehr geben. Aber keine Angst - wie so viele andere Querköpfe lebe ich in dem Dorf, von dem es heißt: "Ganz Gallien ist von der Regierung aus Lutecia besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Elsässern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten." Touristen werden es bemerkt haben: In ganz Frankreich blüht seit bald zwei Jahren der Lokalpatriotismus und im Elsass weht vermehrt die rot-weiße Fahne, Rot un Wiss. Die ist nicht die offizielle Fahne - eine Geschichte für sich.

Frankreichs neue Superregionen auf einen Blick: Steuergelder fließen nun in eine gemeinsame Wanne, dafür wird in einzelnen Wannen Bürgerservice massiv abgebaut, indem man Behörden einfach schließt oder verkleinert. BürgerInnen sind ja heutzutage mobil, auch wenn die Entfernungen verdammt groß sind im Land. Muss man eben den Hals strecken. Logisch, oder?

13. März 2016

Wäre Empathie eine Lösung?

Als kleines Kind wollte ich eine zeitlang Wissenschaftlerin für Marienkäfer werden. Ich wollte damit zwei Dinge verbinden: Meine Neugier und Faszination bezüglich dieses Naturphänomens zu stillen - und durch das Züchten der "Glücksbringer" Schönheit in die Welt zu streuen. Während meine Mitschülerinnen fleißig Tagebuch schrieben, notierte ich in kleinen Büchlein akribisch die Tagesentwicklung vom Ei bis zum fertigen Käfer, experimentierte mit Ernährung und Pflanzen, schrieb Maße auf und zeichnete Blattläuse, die ausgesaugt werden. Für den ersten Dämpfer sorgte leider meine Mutter, die mit Abscheu reagierte, wenn sie wieder einmal eins meiner hastig unterm Bett versteckten stoffbespannten Gläser fand, in denen Larven durch Minigärten wuselten. "Kleine Mädchen räumen ihre Zimmer fein brav auf ..."

Naturpark Nordvogesen - Biosphärenreservat mit dem Pfälzer Wald - mein Lebensmittelpunkt, meine Kraftquelle.

10. März 2016

Sichere Websites

Manche haben es vielleicht noch nicht bemerkt: Dieses Blog ist umgestellt auf sicheres Hypertext-Übertragungsprotokoll. Vereinfacht gesagt: Wer jetzt die URL mit einem https:// anwählt statt mit einfachem http://, empfängt die Daten sicher und verschlüsselt.
Also https://cronenburg.blogspot.com

8. März 2016

Leidenschaftlich farbig - ein Gesamtkunstwerk

Eigentlich will ich ein besonderes Buch rezensieren. Aber das funktioniert nicht, ohne etwas über die Frau zu erzählen, die hinter dem Projekt steht. Anders zu erzählen, als es in den üblichen Kurzbiografien vorgesehen ist. Als ich das gestern versuchte, verschwand der Beitrag unabgespeichert im Datennirwhana. Also fange ich heute vielleicht ... ganz am Anfang an?

Das Geschlecht kann bei solchen Anleitungen keine Ausrede mehr sein. Das macht sogar Leuten Lust, die Knöpfe am liebsten ankleben würden.

23. Februar 2016

Launisch, grummelig und trotzdem gut

Im Moment schleiche ich oft um mein Blog und schreibe dann doch nichts. Manchmal muss ich mich sogar regelrecht auf die Hände setzen, damit ich mich angesichts der Weltlage und fröhlich umtriebigem Faschismus nicht gleich in die Tastatur auskotze. Ein paar Wehwehchen davon landen bei Facebook oder Twitter - und die Frau, die so wütend ist angesichts der galoppierenden Dummheit mancher Menschen, in der Natur. Stille. Pflanzen und Tiere scheinen doch die besseren Menschen zu sein. Und selbst ein Schleimpilz führt augenscheinlich ein sinnvolles Leben im Schleimpilzverband.

Highlandcattle in den Nordvogesen. Sie halten auf ökologische Weise die Bachtäler und Sumpfniederungen baumfrei. Mich beruhigen diese Rinder so sehr, dass ich manchmal extra hinfahre, um sie zu beobachten.
Keine Angst, ich erzähle jetzt keine Geschichten von Pilzen. Soll ich erzählen, dass wir trotz relativer Wärme hier am unteren Gebirge mal wieder den Winterkoller haben? Weil die Leute sich im Winter nicht mehr ins Auto setzen mögen, Angst vor den Straßen haben, sitzen wir Halbgebirgler meist nur unter uns und werden dann auch zu faul, herumzufahren. Selbst der Hund weigert sich neuerdings, vor die Tür zu gehen, denn hier stehen die Wiesen unter Wasser, fließen einige Maisfelder schlicht auf die Straße. Es haben sich wohl in letzter Zeit zu viele gewünscht, Gott möge Hirn regnen lassen. Weil sich aber so viele dem Hirn verweigerten, floss es ungenutzt zur Erde ...

Vielleicht merkt man es: Meine Stimmung ist nicht die Beste, weil das Schreiben nicht laufen will. In meinem Krimi hatte ich bei der ersten Idee vor einigen Jahren an wichtiger Stelle einen schleimigen, gutbürgerlichen Rassisten eingebaut. Den ich als Autorin auch noch lieben können muss, weil man alle Figuren lieben muss, damit sie gelingen. Ich gebe ihm Saures und habe mich selbst herrlich amüsiert, auf welche Weise. Aber seit im wahren Leben brennende Asylunterkünfte offenbar "Gewohnheit" werden und Rassisten immer unmenschlichere, brutalere, menschenverachtendere Fratzen zeigen, sind mir meine Krimifinten viel zu niedlich, klingen mir fast lächerlich. Ich will aber auch keinen düsteren Sozialkrimi schreiben. So schleiche ich auch um mein Manuskript und weiß nicht, wie ich es wieder lieben können soll. Wie ich diese Figur weiter behandeln werde, damit es kein Klischee wird und kein Kinderkram. Rausschreiben kann ich den Mann nicht, er ist ein tragendes Teilchen.

Auch das ist normal. Solche Phasen müssen sein und wenn sie sich noch so eklig anfühlen. So reifen Manuskripte. So wächst man. Wenn es doch nur einen Dünger gäbe, den man einfach schluckt und gut ist! Grummelig macht mich das, bis es vorbei ist. Eigentlich darf ich in solchen Phasen dann gar nicht noch mehr schlechte Nachrichten lesen.

Natürlich habe ich bei Kollegin Christa S. Lotz ins Blog geschaut. Immer wieder berichtet auch sie von dem, was man manchmal sogar in der Branchenpresse liest oder was man in AutorInnenkreisen sonst nur hinter vorgehaltener Hand erzählt: Das Self Publishing ist endgültig weg von der Goldgräberzeit, die Einbrüche bei Amazon Unlimited an Tantiemen sind immens, E-Books werden immer unsichtbarer, die Laufzeiten immer kürzer.

Das bestätigt auch meinen persönlichen Eindruck: Exponential steigende Trashmengen im Kindle-Shop, wo man immer häufiger nicht mehr vor Plagiaten gefeit ist. Was seltsam ist: Es klauen vor allem die eigentlich sehr Erfolgreichen so dreist. Vielleicht merkt es bei den anderen auch nur keiner? Nicht zu sprechen von einer Junk-Wüste an "Kundenmeinungen", wo die Konkurrenz von der Klobürstenfabrik über die Kondomfirma bis hin zu Selfpublishern ihren Dampf ablässt, einfach, um auch mal reinhauen zu dürfen. Als Kundin kann ich so etwas schon lange nicht mehr ernstnehmen.

Mein Eindruck: Das E-Book wird einerseits zum neuen Groschenroman, andererseits wird es irgendwann mal als kostenlose Dreingabe zum Bundle mit der Printausgabe enden. Denn längst fragen die LeserInnen wieder nach Print, wenn es kein "Wegwerfbuch" ist, das man nur einmal liest. Und diejenigen, die Genre schreiben? So ein E-Book soll anscheinend im Schnitt vier Monate laufen, dann müsste das nächste kommen. Nun denn ...

Mit meinen zeitlosen Büchern erlebe ich dagegen immer wieder persönliche Highlights. Unlängst hat jemand "Faszination Nijinsky" für jemanden aus dem Sektor Tanz signieren lassen - und eine solche Wertschätzung baut auf. Es macht mich glücklich, wenn meine Bücher bei genau dem richtigen Publikum landen. Aber wirtschaftlich ist es die Katastrophe: Ich habe den Eindruck, je besser ein Buch wertgeschätzt wird, desto schlechter verkauft es sich. Es für den stationären Buchhandel vorzuhalten, rechnet sich jedenfalls nicht, auch wenn ich das aus alter Verbundenheit trotzdem mache. Schnelldreherin werde ich jedenfalls nicht, im Gegenteil, es stößt mir sehr auf, dieses Algorithmengeschäft.

Konsequenz? Wenn ich endlich mal dazukomme, muss ich meine E-Books für Tolino fertig machen. Wäre längst gelaufen, wenn die nicht ein größeres Coverformat wollten als Amazon und wenn ich drei Arme mehr hätte und Zeit und Lust ... Kommt aber, versprochen.

Ja, ich fühle Überdruss. Weil die "Ware Buch" immer schlimmer verkommt, immer weniger geschätzt wird und die Menschschreibmaschine am besten im Dreimonatstakt 99-Cent-Büchlein raushaut. Bei fast 25% Sozialabgaben vor Steuer ist mir das zu heftig. Vielleicht überwinde ich mein Tief bald, vielleicht kann ich mich demnächst wieder fürs Bücherschreiben begeistern. Wie gesagt, solche Phasen sind normal, sie vergehen. Und die edlen Verlage haben ja ähnliche Probleme - kaum ein Buch im Feuilleton platziert, ist es schon fast wieder veraltet.

Die Arbeit in meinem Atelier Tetebrec und für den Dawanda-Shop dagegen macht mir riesigen Spaß. Auch wenn es hier wie in jedem Geschäft Rückschläge gibt. Der Mensch, der mir vielleicht den besten aller Lacke, der nun leer ist, hätte besorgen können, ist erst mal nicht verfügbar. Ist oft so in Frankreich. La vie en rose und dann wartet man und wartet und wartet. Den Lack selbst besorgen ... reichlich abenteuerlich. Ich habe viel gelernt. Etwa, dass man dank Ausnahmegesetzgebung in Frankreich nicht mehr so einfach Chemikalien per Post bestellen kann, jedenfalls nicht aus dem Ausland. Innerhalb von zwei Tagen Recherche wurde ich zur Spezialistin für Holz- und Papierlacke und deren Einkaufsquellen. Wieder ein neues Produkt testen ... Es soll ja nicht nur ökologisch und giftfrei sein, sondern auch hautverträglich. Abenteuerlich, was manche in dem Metier einfach so draufkleistern!

Gleichzeitig freue ich mich wie ein kleines Kind auf meine erste Lieferung vom Großhändler. Die Firma allein ist eine Freude - vor zehn Jahren habe ich da mal fürs Hobby bestellt und es war ein Einfrauunternehmen vom heimischen Herd aus. Inzwischen arbeitet die Firma international und mit Angestellten (immer eine Freude, solche Entwicklungen). Trotz nigelnagelneuer professioneller Website fand ich noch meine Produkte von vor zehn Jahren gespeichert und der Kundenservice ist extraklasse (schneller als bei Amazon). Demnächst kann ich dann mein Paket auspacken, mit Zubehör wie Kettenschließen, Zwischenringen und allem möglichen Band- und Fadenmaterial. Vor allem aber auf die Perlen freue ich mich: Cloisonné aus Indien, Holzmalerei aus Russland, Silberblatt-Glas aus Murano oder Kristall aus Tschechien. Mein Kopf explodiert vor Ideen, wenn ich die Farben und Formen sehe.

Die Arbeit an meinem Schmuck fühlt sich in der Tat an wie Therapie. Sie erdet, bringt einen aufs Wesentliche wie eine gute Meditation und kurbelt vor allem wieder diesen kreativen Vernetzungsgenerator im Hirn an, der einem in der Buchbranche manchmal abhanden zu kommen droht. Deshalb wende ich das auch gegen meinen Überdruss an.

Ich mache mir dabei aber nichts vor: Geschäftsdenken und Planung brauche ich auch hierfür, Dawanda ist ähnlich hart wie Amazon ... sprich, wer nichts für sich tut, bleibt auch da unsichtbar. Einen Shop einzurichten und mit Warentexten und Fotos zu bestücken, das wird demnächst "nebenher" entstehen. Nebenher ist ein Witz, denn ich muss AGBs nach französischer / europäischer Gesetzeslage haben und die mindestens ins Englische, aber eigentlich auch ins Deutsche übersetzen. Ich muss nicht laut sagen, dass ich sowas hasse? Aber da muss ich durch, andere haben es auch geschafft.

Kurzum: Ich lasse mich weder von durchgeknallt erscheinenden Teilen der Weltlage entmutigen noch von der Entwertung in der Buchwelt. Während ich aus alten Büchern Perlen drehe, muss ich manchmal sogar lachen, weil ich denke: Ihr wollt reine "Ware"? Sollt ihr haben. Könnt ihr stückweise anfassen. Und Haptik bekommt ihr obendrein extrafett und dann könnt ihr euch sogar mit fremden Büchern schmücken. Wenn das mal keine Zweitverwertung ist!