Seiten

17. November 2016

Harald, die Welt braucht dich!

Gestern kürte das Oxford Dictionary das Wort "post-truth", im Deutschen "postfaktisch", zum leider bestens treffenden Wort des Jahres 2016. Tatsächlich fühlt es sich an, als lebten wir in einem quietschebunten Illusionkarussell, das sich immer schneller dreht - und in dem diejenigen am mächtigsten werden, die am dreistesten lügen. Emotionen statt Fakten, schrill, aufgeblasen, wohlfeil. Wenn da nicht Harald wäre!

13. November 2016

Neue Narrative

"Wir brauchen neue Narrative!" - Das liest man in letzter Zeit angesichts der Weltlage oft in Social Media. Was aber steckt dahinter? Was bedeutet das Modewort "Narrativ"?
Als Autorin und Journalistin müsste mir die Definition leicht fallen, denn das Wort kommt vom lateinischen "narrare" = erzählen. Der Narrator ist der Erzähler, jene Figur, die wir etwa aus der russischen Literatur des 19. Jhdts. kennen und die für moderne Gewohnheiten oft nervig langsam erzählt, wie sie im Dörfchen S. ankam, um zu erleben, was sie berichten will. Quälend ist das für viele, werden wir doch heute darauf gedrillt, dass eine Geschichte bereits auf der ersten Seite mitten ins Geschehen ziehen sollte, am liebsten gleich im ersten Absatz. So kann man Bücher besser "scrollen", um den Rest wegzulegen, man konsumiert mehr. Das Wissen um einen persönlichen Filter verlegen wir in die Ich-Perspekte. Und so kommt es, dass die unbeteiligten Beobachter von einst heute selbst am Bungeeseil in die Tiefe stürzen müssen, damit der Fernsehzuschauer glaubt, sie könnten darüber berichten. Sind das Narrative? Keine Angst, das wird hier kein Schreibunterricht! Es geht mir hier nicht um das typische "narrative writing", oder wie wir mit einem Anglizismus sagen, den auktorialen Erzähler.

Früh übt sich. Oder: Wie ich als Kind Donald Duck sah. Ich denke noch heute gern über mein Statement nach.

9. November 2016

The Day After

Auf dem Foto ist ein Teil meiner Familie in den USA zu sehen, die das Schicksal vieler europäischer Emigrantenfamilien teilten: Entweder mussten sie irgendwann aus ihrer Heimat fliehen, wegen Verfolgung, wegen Unfreiheit oder Krieg - oder sie gingen freiwillig, um bitterster Armut und Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Für sie bedeutete das etwas, womit ich als Kind regelrecht geimpft wurde: The American Dream. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und schier endlosen Freiheit, in dem jeder etwas werden konnte. Manchmal sogar, wie der Tellerwäscherspruch lautete, Präsident.