Es wird Zeit, eine Geschichte vom "Altern" zu erzählen. Denn die ersten meiner Bekannten unterhalten sich über den Rentenschock und die anderen können es kaum erwarten, einen zu bekommen. Vielleicht wird es aber auch eine Geschichte über eine Therapie? Weil ich so wütend wurde, als mir eine Ärztin sagte: "Ihr Schriftstellerinnen habt es gut, ihr habt eure eigene Therapie täglich zur Hand. Ihr müsst einfach nur alles aufschreiben!" Es könnte auch eine Story über Pippi-Langstrumpf-Frauen werden, die endlich erwachsen genug sind, sich keine Erwartungen und Schubladen von außen mehr aufstülpen zu lassen. Ich erzähle von einer Existenz(wieder/neu/um)gründung in einem Landstrich, in dem sich die Arbeitslosigkeit seit 2002 verdoppelt hat und das Prekariat wächst.
Seiten
▼
28. Mai 2016
19. Mai 2016
80 Tage Nuit Debout: Vor der Zerreissprobe?
Wir sitzen gemeinsam in einem uralten Elsässer Haus gemütlich beim Essen. Dreierlei Quiche mit Gemüse aus dem Garten, den Salat würzen Wildkräuter. Der Rotwein ist billig und süffig - das Gros der französischen Künstler lebt arm, aber mit Genuss. Etwas ist anders geworden und zwar ziemlich genau seit den terroristischen Anschlägen auf Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt: Kein gemeinsames Essen vergeht mehr ohne Politik. Früher hat man die bis zum Digéstif aufgespart und sich bis dahin einfach nur miteinander amüsiert. Heute gibt es genügend, woran man sich abarbeiten kann: der verlängerte Ausnahmezustand mit seinen Folgen fürs Alltagsleben und die Parteienlandschaft, die explodierende Arbeitslosigkeit, die Gefahren von rechts und immer wieder neue Korruptions- und Sexskandale unter Politikern. "Lasst uns eine Zelle bilden!" ruft Jean-Claude plötzlich über den Tisch. Er steht nahe am Rentenalter und wirkt so gar nicht wie ein Verschwörer. Auch ich bin irritiert: "Was für eine Zelle, wozu?"
Lebensgefühl der Jugend?
Lebensgefühl der Jugend?
12. Mai 2016
Fungimania: Plastikersatz der Zukunft?
Als ich Ende letzten Jahres die Idee hatte, Schmuck im Atelier Tetebrec zu fertigen, ahnte ich nicht, welch wundersame neue Welten ich entdecken würde. Denn mein Programm, nicht nur möglichst ökologisch zu wirtschaften, sondern auch Upcycling mit "Müll" auszuprobieren, verlangte neue Techniken, intensive Materialrecherche und vor allem Kenntnisse der Materialeigenschaften. Es ist faszinierend genug, sich mit alten und neuen Papieren aus Büchern oder Zeitschriften zu beschäftigen. Man kann daraus Produkte herstellen, die hart und unverwüstlich wie Holz wirken oder weich und schmiegsam scheinen wie Plastik. Meine Fantasie wurde angeregt, ich suchte nach immer mehr Ideen für selbstgemachte Perlen. Bis ich eines Tages im Wald vor einem Baumstamm voller herrlicher Pilze stand: farbige Preziosen!
Schmetterlingstrameten, im Englischen bezeichnen sie die farbliche Ähnlichkeit mit Truthahnschwänzen: Turkey Tails. Sie zeigen je nach Untergrund alle Braun- und Ockertöne bis ins Grau und Blau; sind sie von Algen besiedelt, kommt ein samtenes Grün hinzu. In der Esoterik-Gesundheitsszene werden sie als angeblich krebshemmendes Superfood propagiert, aber das ist wissenschaftlich gesehen Humbug. Die Experimente, auf die man sich bezieht, wurden mit zwei isolierten Stoffen als Medikament gemacht, nicht mit dem Pilz. Zu dessen Verzehr möchte ich nicht raten, denn Pilze enthalten auch in Zukunft noch hohe Dosen an Radioaktivität, sammeln Schwermetalle aus dem Untergrund und Trameten dürften obendrein zwischen den Zähnen quietschen wie geschmacklose Schuhsohlen. Das teure Geld bei einschlägigen Firmen sind sie außerdem nicht wert - es ist einer der häufigsten Holzpilze überhaupt.
Ich wollte sie ja auch nicht essen, sondern zu Schmuck verarbeiten! Wer je Pilze getrocknet hat, weiß, wie lange das dauert, ihnen wirklich alle Feuchtigkeit zu entziehen. Und dann ist das Ding schlicht zerbrechlich! Also nahm ich Biologienachhilfe und beschäftigte mich damit, woraus ein Pilz entsteht, wie er Holz zersetzt und umwandelt und worauf er reagieren könnte. Ich habe ein Verfahren entwickelt, dass die Pilze hart wie Holz macht - nur viel leichter. Sie werden außerdem gegen Feuchtigkeit versiegelt - sonst würden sie sich wieder vollsaugen. Und können dann gesägt, geschliffen oder gebohrt werden. (Mein Schmuck ist auch nicht essbar, man muss das heutzutage echt dazusagen).
In Holland arbeitet man genau mit diesen Eigenschaften. Das Video ist absolut faszinierend - und ich gäbe etwas darum, könnte ich meine Experimentierküche zu solch einem Labor "upcyceln": Da lassen Pilze Möbel wachsen, deren Form man zuvor aus Holzabfall ausgedruckt hat. Verpackungsmaterial aus Pilzmycel entsteht - und vielleicht wird eines Tages unser Plastik dadurch ersetzt. Fast berauschend finde ich die heutige Zusammenarbeit von Berufszweigen, die man noch vor Jahren nie zusammen gedacht hätte: Designer und Wissenschaftler, Künstler, Verpackungstechniker und Laboranten arbeiten hier Hand in Hand. 3-D-Drucker werden unser Leben vollkommen revolutionieren. Dass man mit ihnen auch aus Müll Neues drucken kann, lässt für die Zukunft hoffen!
Schmetterlingstrameten, im Englischen bezeichnen sie die farbliche Ähnlichkeit mit Truthahnschwänzen: Turkey Tails. Sie zeigen je nach Untergrund alle Braun- und Ockertöne bis ins Grau und Blau; sind sie von Algen besiedelt, kommt ein samtenes Grün hinzu. In der Esoterik-Gesundheitsszene werden sie als angeblich krebshemmendes Superfood propagiert, aber das ist wissenschaftlich gesehen Humbug. Die Experimente, auf die man sich bezieht, wurden mit zwei isolierten Stoffen als Medikament gemacht, nicht mit dem Pilz. Zu dessen Verzehr möchte ich nicht raten, denn Pilze enthalten auch in Zukunft noch hohe Dosen an Radioaktivität, sammeln Schwermetalle aus dem Untergrund und Trameten dürften obendrein zwischen den Zähnen quietschen wie geschmacklose Schuhsohlen. Das teure Geld bei einschlägigen Firmen sind sie außerdem nicht wert - es ist einer der häufigsten Holzpilze überhaupt.
Ich wollte sie ja auch nicht essen, sondern zu Schmuck verarbeiten! Wer je Pilze getrocknet hat, weiß, wie lange das dauert, ihnen wirklich alle Feuchtigkeit zu entziehen. Und dann ist das Ding schlicht zerbrechlich! Also nahm ich Biologienachhilfe und beschäftigte mich damit, woraus ein Pilz entsteht, wie er Holz zersetzt und umwandelt und worauf er reagieren könnte. Ich habe ein Verfahren entwickelt, dass die Pilze hart wie Holz macht - nur viel leichter. Sie werden außerdem gegen Feuchtigkeit versiegelt - sonst würden sie sich wieder vollsaugen. Und können dann gesägt, geschliffen oder gebohrt werden. (Mein Schmuck ist auch nicht essbar, man muss das heutzutage echt dazusagen).
In Holland arbeitet man genau mit diesen Eigenschaften. Das Video ist absolut faszinierend - und ich gäbe etwas darum, könnte ich meine Experimentierküche zu solch einem Labor "upcyceln": Da lassen Pilze Möbel wachsen, deren Form man zuvor aus Holzabfall ausgedruckt hat. Verpackungsmaterial aus Pilzmycel entsteht - und vielleicht wird eines Tages unser Plastik dadurch ersetzt. Fast berauschend finde ich die heutige Zusammenarbeit von Berufszweigen, die man noch vor Jahren nie zusammen gedacht hätte: Designer und Wissenschaftler, Künstler, Verpackungstechniker und Laboranten arbeiten hier Hand in Hand. 3-D-Drucker werden unser Leben vollkommen revolutionieren. Dass man mit ihnen auch aus Müll Neues drucken kann, lässt für die Zukunft hoffen!
8. Mai 2016
Paypal - wie funktioniert das?
Mich erreichen zu meinem Spendenbutton und Paypal-Account (rechts im Menu) derzeit einige Anfragen, so dass ich die Erklärungen hier extra für alle poste, damit sie nicht untergehen. Wahrscheinlich haben viele schon mitbekommen, dass ich daran arbeite, einen Dawanda-Shop für Schmuck aus meinem Atelier Tetebrec zu installieren (Shop ist zwar schon online, aber noch nicht fertig). Da gehört es fürs internationale Klientel dazu, bequeme Zahlungsmethoden wie Paypal anzubieten. Und weil ich so schon mal ein Paypal-Account habe, entdeckte ich alle möglichen Buttons, mit denen es möglich ist, auch Micropayments zu machen. Klickt man auf den Button, bekommt man das Formular auf dem Foto (ich sehe es in F auf Französisch).
2. Mai 2016
Die Himmelsgabel
In der conditio humana sind wir eine leidende Menschheit. In der conditio vitae aber sind wir verschwistert mit allem, was fühlt - und darin vom ewigen Wiederaufleben über das vereinzelte Leiden hinweggetragen.
Kennt jemand dieses Gefühl, wenn man plötzlich von einer solch überwältigenden Schönheit erfüllt wird, dass es regelrecht weh tut? Weil es sich so groß anfühlt, dass man glaubt, es keine Sekunde länger aushalten zu können, ohne in Milliarden von Sternen zu zerspringen? Dieser Moment, wo einem klar ist: Wenn ich jetzt tot umfallen würde, dann hätte sich das Leben allein für diesen Moment gelohnt ...
aus Andreas Weber: Alles fühlt
Kennt jemand dieses Gefühl, wenn man plötzlich von einer solch überwältigenden Schönheit erfüllt wird, dass es regelrecht weh tut? Weil es sich so groß anfühlt, dass man glaubt, es keine Sekunde länger aushalten zu können, ohne in Milliarden von Sternen zu zerspringen? Dieser Moment, wo einem klar ist: Wenn ich jetzt tot umfallen würde, dann hätte sich das Leben allein für diesen Moment gelohnt ...
![]() |
Die "Himmelsgabel" habe ich ohne Handy und Fotoapparat besucht. Aber diese Farben herrschen heute im Wald vor. |