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27. April 2016

Tschernobyl oder die roten Eier

Halbwertszeit: 30,17 Jahre braucht das radioaktive Element Cäsium 137, um zur Hälfte in andere Bestandteile zu zerfallen. Es reichert sich im Boden an und wird vor allem von Pilzen aufgenommen, wegen einer Stoffwechselbesonderheit. Es wandert weiter in Tiere und in Menschen, die Pilze oder diese Tiere essen. Bei Lebewesen lagert es sich im Muskelgewebe ein. In 60,34 Jahren ist die Hälfte von der anderen Hälfte des Cäsium 137 zerfallen.

Ukrainische Ostereier aus Tschernobyl. Ostern 1986 wurden die letzten Menschen aus der "Zone" evakuiert.

19. April 2016

SF: Oscar - The Modular Body

Ich fühle mich als Buch- und Textautorin gerade richtiggehend behindert. Manche halten ja schon die 1:1-Digitalisierung eines Printbuchs für zu modern. Aber was man mit heutigen Technologien wirklich erzählen kann, reizt kaum jemand aus. Es sind Geschichten, die erfunden und produziert werden wie ein Film. Aber durch Social Media nutzen sie den Polarisierungseffekt, Leichtgläubigkeit und Sharing-Durst: Sie machen sich selbstständig.


12. April 2016

Böhmi - nicht schon wieder!?

Es geht inzwischen vielen auf den Keks. Manche verstanden es schon zum Sendezeitpunkt nicht, manche verstehen es erst jetzt nicht. Es sei zuviel, der Bohei um Böhmi. Als ob es nicht wichtigere Probleme gäbe. So ein "Sendehansel", der mache doch nur PR - sollen wir uns jetzt auch noch um jeden Satiriker scheren? Irgendwie scheint alles gesagt, am umfassendsten und kompetentesten hier über den rechtlichen Aspekt und hier über den verfassungsrechtlichen Aspekt. Da wird nämlich endlich auch mal der Kontext betrachtet, ohne den das Gedicht nicht gesehen werden darf.

Waren das noch Zeiten, als Politiker, Feuilletonisten, Bürgerinnen und Bürger an der Seite einer Satirezeitung standen, die die Grenzen des Erlaubten immer wieder auslotet. Bild von Joachim Roncin (proof), Charlie Hebdo (charliehebdo.fr)

6. April 2016

Mir geht der Müll aus!

Ich arbeite derzeit auf Hochtouren im Atelier Tetebrec. An der Installation des Dawanda-Shops, der möglichst bald in Betrieb gehen soll. Und dem Rattenschwanz, der daran hängt, wenn man das auf einem bestimmten Niveau machen möchte: Wie soll ich meine Produkte verpacken, wie den Aussendungen eine eigene Note geben? Was passt und was ist aber auch für den Versand am stabilsten, am preiswertesten? Das ist fast so aufwändig wie das Verfassen einer wasserdichten AGB in mehreren Sprachen. Macht aber ungleich mehr Spaß. Natürlich produziere ich auch fleißig ... und plötzlich geht mir der Müll aus!

Hart und dick wie Holz: So ein Anhänger besteht aus mehreren miteinander verleimten Lagen Pappe, die zurechtgefeilt werden - und einer Lage feinsten Aquarellpapiers für die Zeichnung und das Metallpulver. Die Perlen wurden aus einem alten Konzertheft gemacht und zeigen die Originalfarbe des Papiers. Eine Versiegelung gibt Glanz und macht es wasserfest.
Mein Schmuck ist nicht umsonst dem Upcycling-Gedanken verhaftet: Neben Künstlerperlen und Kristallglas ist der Hauptbestandteil Papier. Ich verwende aber auch Knochenperlen oder durch eine eigens entwickelte Technik haltbar gemachte Baumpilze. Fast ein wenig magisch wirkend entstehen Kreisläufe: So ein Baumpilz wandelt Holz in Zellulose um - die wiederum steckt im Papier, das einst ein Baum war. Und man kann so herrlich Abfall aus der Recyclingtonne ziehen: Zeitungen, Prospekte, Verpackungskartons. Aber auch mein Atelier ist mit "Müll" eingerichtet: Das Material sortiere ich in abgeschnittenen Plastikflaschen, weil ich so perfekt die Übersicht habe. Winzige Perlchen finden Platz in Eierkartons. Selbst meine Werkzeuge haben praktische Halter aus Müll.

Ich schaue Dreck mit völlig neuen Augen an: Was ist praktisch? Was lässt sich zu Preziosen verarbeiten? Und hat der unnütze Werbeprospekt nicht zwei Seiten mit einem wunderschönen Rot? Nur nicht den Reiskarton wegwerfen - die ideale Stärke für feine, kleine Anhänger. Und eigentlich sollte ich Fertigpizza essen. Der Karton weicht perfekt im Leim und lässt sich später leicht feilen. Bücher von Verlag X haben das richtige Papier für feine Verkleidungen und biegsame Kreationen - die von Verlag Y dagegen bekommen aufgearbeitet fast eine Anmutung von Textilem.

Dumm nur, dass ich sowieso schon umweltbewusst einkaufe und Müll spare, wo es nur geht. Die Nachbarn wundern sich, wie selten ich die Tonne voll bekomme. Das "Problem" vergrößert sich. Mir sind die Kartons ausgegangen! Ich muss morgen welche im Supermarkt holen. Vielleicht irgendwann die Nachbarn um Müll bitten. Und das macht mir jetzt richtig Spaß: All diese Preziosen helfen, Müll zu vermeiden. Dieser Schmuck wird nicht nur durch die Natur inspiriert - ich arbeite auch mit der Natur ... Ein Traum.

Bei den Verpackungen geht es weiter. Damit nichts bei der Post verquetscht wird, arbeite ich mit Pappboxen, aber auch schönen Dosen - gebrauchten. Die Tüte drumherum ist handgefaltet - aus einem Blatt Papier ... aus alten Zeitschriften. Lange habe ich nach einer brauchbaren Anleitung gesucht und per Video geübt, die schicksten Tüten sind ganz fix gefaltet und brauchen nur ein wenig Leim.

Eins meiner Schätzchen - eine flach zylindrische Perle von 4,5 cm Länge. Gefertigt aus aquarelliertem und geschliffenem Buchpapier. Die Schönheit liegt im Detail: Die Enden sind mit Künstlermetall aus feinsten Blättchen "vergoldet". Eine Übung, weil ich irgendwann auch Papier mit echtem Gold kombinieren möchte.
Die Perlen machen etwas mit mir. Es ist irre, was wir alles so bedenkenlos wegwerfen. Es wird zwar recycelt, aber wer macht sich schon Gedanken, welche Schönheiten selbst im Müll stecken können? Verrückt: Ich hänge mir vielleicht einen halben Pizzakarton um den Hals. Aber Handwerk, manchmal ziemlich viele Arbeitsstunden und viel Liebe haben ihn vollkommen verwandelt. Wenn man doch aus allem Unliebsamen so Schönheit entstehen lassen könnte!

1. April 2016

Das Leben ist schön

Als ich heute morgen die Zeitung aufschlug, traute ich meinen Augen nicht: Keine einzige Horrormeldung! Könnte es sein, dass wir mal endlich wenigstens einen Tag zum Ausschnaufen haben? So wie die Demonstranten in Paris und anderswo, die trotz der friedlichen Auflösung der Demo durch die Polizei heute abend weitermachen wollen? Aber es kommt noch besser!

#Grenzenpinkeln - der neue Hashtag bei Twitter, um zu zeigen, was freiheitsliebende Wesen von Grenzzäunen halten