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31. August 2015

Bleib dir treu!

Heute Schlag Mitternacht endet eine Bewerbungsfrist, die ich nicht einhalten werde. Und für dieses Nichtstun habe ich einen Monat lang hart gearbeitet, oft bis in die Nacht. Ich hatte sogar in diesem Blog damit angegeben, dass ich mich beim Edeldingens XY bewerben möchte - und dann den Beitrag gelöscht, um mich nicht gleich zum Affen zu machen. Aber wie blöd ist das denn: Arbeiten für etwas, das man dann doch nicht will?

Tiere finden instinktiv zur Quelle, die ihnen die Kraft gibt, ihren Weg zu gehen. Wir Menschen dagegen müssen aufpassen, nicht zum Schatten unserer selbst zu werden, nur um uns passend aufzublasen für die Erwartungen anderer.

23. August 2015

Was bin ich verliebt!

In meinem Alter denke ich öfter mal: Ist das wirklich wiederholbar? Kann man sich wieder so frisch verlieben, als sei es vorher noch nie passiert? Man kann! Es kribbelt zwar immer wieder anders, aber es kribbelt. Es macht high, die Farben bunter und die Gerüche intensiver. Ich möchte nachts gar nicht mehr schlafen und kann morgens nicht früh genug aufstehen ... denn es hat mich wieder voll erwischt.

Ein Gefühl, als würde man unter einer Kaskade von Rosen liegen, die man in sich selbst über den Winter retten kann.

21. August 2015

Ausflugstipp: olle Steine

Strasbourg / Straßburg, ein kulturelles Zentrum seit dem Altertum, macht immer wieder von sich reden, wenn es um archäologische Funde geht. Da zeigt etwa die Bauloge des Straßburger Münsters im Jubiläumsjahr Einblicke in die einst geheimen Katakomben. Beim Bau der Tramtrasse wurden auch schon mal Relikte aus der Merowingerzeit geborgen. Das kommt in anderen Städten auch vor. Umso spannender, wenn eine Grabung, die ebenso "zufällig" begann und morgen zu Ende geht, quasi in letzter Minute von einem weiteren Erfolg gekrönt wird.

Straßburg war bereits als römisches Argentorate einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Europas. Aber schon im Neolithikum trafen in der Region unterschiedlichste Kulturen aufeinander. Die reichen Funde aus diesen Zeiten sind allein einen Ausflug wert.

18. August 2015

Mein sprechender Zauberkoffer

Man sagt SchriftstellerInnen gern nach, etwas schrullig zu sein. Tatsächlich haben wir für unsere Kunst zuweilen ausgefallene Techniken. Für mich spielen Gegenstände eine sehr große Rolle, vor allem Gegenstände mit Geschichte. Da wäre etwa der seidene Sonnenschirm aus Thailand oder Indonesien, der von einer alten, einst weltreisenden Gouvernante eines amerikanischen Multimillionärs auf mich gekommen ist. Als ich ein Kind war, erzählte sie mir von ihren Weltreisen, zeigte mir uralte Papiere von Dampfschiffen und sprach darüber, wie sie einmal knapp die Passage auf der Titanic verpasst hätte, weil es keine Billets mehr gab. Diese Luxusfahrt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten ...

Der sprechende Koffer, der erzählende Schirm, der geheimnisvolle Spazierstock - all diese Gegenstände haben ein langes Leben hinter sich, haben Menschen begleitet.

13. August 2015

Mein Freund vom anderen Stern

In Zeiten, in denen Rassisten ihre menschenfeindlichen Parolen über die Menschen kübeln, ist es ganz nützlich, das ach so angstmachende "Fremde" einmal ins Extrem zu denken. Könnten wir das "Andere" nicht lieben? Fans von Science Fiction oder Startrek-Gucker werden darin geübt sein, sich Aliens von fernen Planeten vorzustellen. Und anders als in den meisten Hau-Druff-Stories gibt es eben immer wieder die Geschichten, wo Menschen und Aliens in Beziehung zueinander treten und zumindest merken: Ich bin genauso fremd für den anderen wie der für mich. Wir können uns aber kennenlernen. Und dann merken wir: So sehr unterscheiden sich unsere Ängste, Sehnsüchte oder Hoffnungen gar nicht.

Faszinierende winzige Wesen erkunden ihre kleine Welt. Was sind das für große Wesen, die sie anstarren?

9. August 2015

Öfter mal herunterbrechen!

Herunterbrechen - das ist ein Ausdruck aus dem Journalismus. Man "bricht eine Story herunter". Würden wir manche Ereignisse oder Sachverhalte nur allgemein oder umfassend schildern, entstünden nämlich oft zwei Gefahren: Die Schreibenden werden der zu komplexen Sache nicht mehr gerecht - oder der Text berührt niemanden mehr. Also setzt man sozusagen die Lupe an, sucht nach einem persönlichen Bezug zu den LeserInnen oder nach jenem magischen mikroskopischen Etwas, das uns die große wilde Welt erklären könnte.

Lascaux. Mischtechnik (Aquarell, Ölkreide, Bronze). Wird die Welt immer komplexer?

7. August 2015

Tomatensalat: ein Geschäft

Sie liegen zuweilen als lieblose Dekoration auf Tellern herum, umschmeicheln Mozarella von manchmal zweifelhafter Herkunft und sind das beliebteste Sommergemüse: vollreif, saftig, hocharomatisch - Tomaten. Moment. Kommando zurück. Sind sie das wirklich? Müssen Tomaten nicht einfach nur ewig haltbar und leicht stapelbar sein? Nicht nur Vegetarier greifen deshalb mit Freude zu sogenannten alten Sorten und Großmütterchens handgezogenen Früchten - aber da kann man neuerdings böse Überraschungen erleben!

"Prinzentomaten" aus dem eigenen Kübel. Klein, aber extrafein. Nie gespritzt, alte Sorten, kann man jedes Jahr selbst neu aussäen. Falls man eine Tomate mit Kernen übrig lässt ... oder im französischen Tomatenschloss Nachschub holt.

3. August 2015

Kill your darlings!

Wenn es nicht so heiß wäre, hätte ich jetzt kunstvoll meine Finger mit Tomatenmark verschmiert und aufregend drapiert abgelichtet, als Illustration der Massenmörderei, die ich gerade hinter mir habe. Wie heißt es immer so schön in amerikanischen Schreibratgebern: Kill your darlings! Ich hab das mal gemacht ...

Anleitung aus einem Schreibratgeber des 19. Jahrhunderts