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27. Oktober 2014

Blaue Fluchten: neuer Lesestoff!

Endlich ist es vollbracht - es gibt wieder neuen Lesestoff von mir. Diesmal versuche ich mich in einem kleinen Band in Kurzformen, hier der Klappentext zu "Blaue Fluchten: Etüden über das Leben im Zwischenraum":


Eine seltsam tönende Brücke, ein grell beleuchteter Kreisverkehr, eine Treppe im Dunkel – die Protagonistinnen dieser literarischen Kurzformen gehen allesamt unbekannte Wege. Längst sind ihre eigenen Wurzeln brüchig geworden. Zeitgeschehen oder Vergangenheit drohen sie einzuholen: ob in Paris oder Warschau, der Schweiz oder Deutschland, im unseligen Dorf T. oder fernab von Amerika.

In den „Etüden über das Leben im Zwischenraum“ erklingt Sprache wie Musik, verschmelzen Form und Inhalt von der notizenhaften Miniatur bis zur Kurzgeschichte. Oft von feiner Melancholie, immer liebevoll stellen sich die Menschen in diesen Geschichten mutig unvorhergesehenen Umbrüchen. Sie denken quer und fühlen tief.
Die elf literarischen Kurzgeschichten mit acht Fotonotizen sind bis 2. November einschließlich zum einmaligen Einführungspreis von 99 Cent erhältlich. Im Moment leider nur als Kindle, Epubs all meiner Bücher sollen folgen. Das Buch ist aber mit der kostenlosen Kindle-App auf fast allen gängigen Geräten zu lesen. Auf der Amazon-Seite gibt es außerem Zitate aus dem Buch, hier kann man es sofort herunterladen: Blaue Fluchten: Etüden über das Leben im Zwischenraum.

Und wie hieß es früher bei meinem Friseur auf einem Schild so schön: "Sind Sie mit etwas nicht zufrieden, sagen Sie es mir. Sind Sie zufrieden, sagen Sie es anderen!"

21. Oktober 2014

Der Edelverleger müffelte ...

Wer professionelle Dienste anbietet, bekommt in der Regel Anfragen oder Angebote. Von Menschen, die KundInnen werden wollen. Und in der Regel haben sie auch das Zeug dazu: Weil sie seriös sind. Weil sie die Arbeit von Profis - auch finanziell - zu schätzen wissen.
Vor etwa einem Jahr hatte ich dagegen eine Begegnung der absolut schrägen Art, deren abstrusen Anfang ich schon bei Facebook erzählt habe. Und weil die Welt so winzig ist, kam mir nun das Endergebnis unter die Augen, an dem ich schon von Anfang an nicht hatte mitarbeiten wollen, weil ich regelrecht roch, dass da etwas nicht stimmt. Auch Kunde werden will gelernt sein! Die Geschichte ist so schräg, dass ich sie erzählen will. Weil die Welt so winzig ist, habe ich sie derart anonymisiert und verändert, dass die Umstände nicht wiederzuerkennen sind.

Erfahrene Profis riechen unseriöse Angebote.
Ich war jemandem wegen meines literarischen Könnens aufgefallen und weil ich bei Verlagen wie Hanser und Suhrkamp verlegt wurde. So etwas passiert durchaus, es ist eine Visitenkarte, die mir auch schon einen Auftrag von der BBC eingebracht hatte. Nun kontaktierte mich ... sagen wir, Herr Z., seines Zeichens Edelverleger der höchsten Luxusklasse, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Er brauche dringend jemanden wie mich für ein Luxusprojekt. Neugierig ließ ich mich auf ein Treffen ein und war erstaunt: Der Herr Luxusverleger rauschte im Maßanzug ins Café, von anderen Insignien fehlender Armut ganz zu schweigen.

Da ist es passiert: Ich roch diesen nicht real vorhandenen Geruch. Es müffelte. Wenn ich mich sonst mit VerlegerInnen treffe, haben die meist Jeans an, sind eher bequem und lässig gekleidet, machen keinen Bohei um Äußerlichkeiten und tragen allenfalls eine besondere Brille. Die guten VerlegerInnen dieser Welt sind ja nicht zwingend reich, wenn ihnen nicht gerade ein Konzern gehört. Die leben in Büchern, nicht in Glamour. Ob Herr Z. wirklich echt war? Das Googeln des Namens auf der Visitenkarte nach dem Treffen brachte die andere Überraschung: ein Foto von einem Schloss. Schlau gemacht - man konnte beim besten Willen nicht erkennen, ob das der Firmensitz war oder einfach nur ein nettes Bildchen. Im ersten Fall würde das Ganze noch mehr müffeln, im zweiten wäre es schlau geschwindelt. Manchmal entwickle ich diese Neugier der verkappten Krimiautorin und will wissen, was für Abgründe sich noch auftun würden.

Der vor allem von sich selbst begeisterte Herr Z. ruderte viel mit den Armen, um mir ein "absolutes Traumprojekt" vorzuschlagen, das sowas von Luxusklasse schien, dass Suhrkamp wie eine Altpapierfirma dagegen erscheinen würde. Er versprach mir Ruhm, Karriere, ein Aushängeschild und leider keinen Dauerwohnsitz im Schloss. Es müffelte nun nicht mehr, die Sache stank. Ein Verleger, der einem sofortigen Ruhm verspricht, ist so real wie eine Arbeitsagentur, die den nächstbesten Dauerarbeitslosen als Chef der Agentur einstellt. Ich wurde noch neugieriger ... ich habe da eine durchaus marode Ader ...

In einem Team mit anderen Superprofis der maßgeschneiderten Schlossklasse sollte ich das zur Verfügung stellen, was ich richtig gut kann: Recherche, Wissen, Spezialkenntnisse zu einem Sujet und natürlich meine einzigartige Einzigart, Genusstexte für Leib und Seele und das Fegefeuer danach zu schreiben. Jüngere und unerfahrene KollegInnen wären hier womöglich eingeknickt. Lobhudeln streichelt ja das Schriftstellerseelchen. Aber ich habe gelernt: Profis können Talente würdigen, ohne zu schleimen. Sie rücken vor allem mit dem Anliegen heraus und wollen wissen, wie man zusammenkommen könnte. Ich kann nur eins sagen: Es klang sooooo verführerisch! Es wäre ein Leib- und Magenprojekt gewesen. Der Mann zog wirklich alle Register, um mich zu kapern.

Jetzt bin ich aber eine von den emotionslosen Tanten, die sich lächelnd verabschieden und darum bitten, einfach ein Angebot und einen Vertragstext zur Begutachtung zu schicken. Dann würde ich mir das überlegen und mich wieder melden. Leib und Magen kann ich nämlich nur füllen, wenn ich Geld verdiene. Von Lobhudel und Gesülze kann ich nicht abbeißen.

In den höchsten Tönen wurde mir ein ellenlanger Vertragstext zugesandt, den ich gleich an meinen Anwalt weiterleitete. Frau ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Währenddessen hatte ich ergoogelt, dass Herr Z. mal unter reichlich unklaren Umständen einen Job in der Buchbranche verloren hatte und auf den alten Fotos Jeans und Pullover trug. Trau schau wem. Mein Anwalt rief an und feixte am Telefon. Ob er den Vertrag für seine Monstersammlung behalten dürfe. Der sei ja sowas von sittenwidrig, da wäre vielleicht ein einziger Paragraph von allen tragbar. Alles andere sittenwidrig. So betrachtete ich auch das Honorarangebot. Ein Buy-out für einen Preis, gegen den die Hausfrau, die fürs Anzeigenblättchen 30 Zeilen über den Häkelkurs schreibt, richtig reich ist. Nonchalant schrieb ich dem Herrn Z., wir könnten zusammenkommen, wenn mein Anwalt den Vertrag neu verfassen dürfe und das Honorar auf die übliche Höhe erhöht würde.

Herr Z. war entsetzt. Ich will meinen LeserInnen sein Greinen und Weinen ersparen, mit dem er Mitleid bei mir zu erregen suchte. Fast klang es so, als würde er nur wegen meiner Forderungen seinen Maßanzug ins Pfandleihhaus tragen müssen. Nun ist aber die Welt eben recht winzig, die von Maßanzugträgern sowieso. Mir kam zu Ohren, dass Herr Z. das Projekt bei anderen Kunden verkaufte - es nahm Eintritt dafür! Er nahm sehr viel Eintritt. Und weil jeden Tag ein Dummer aufsteht, weil jeden Tag jemand gebauchpinselt werden will und öffentlichkeitsgeil ist, bekam er offenbar genügend Eintrittszahler zusammen. Er wusste nicht, dass ich jetzt kalkulieren konnte und umso erschrockener über das Honorar war, das die Bezeichnung nicht verdient hatte. Zumal ich obendrein wusste: Er würde von den Eintrittszahlern verlangen, dass sie wiederum Geld für ihn verdienten. Aber alles in Schloß-und-Maßanzugsqualität! Ich lehnte ab mit dem netten Formbrief, er würde ja vielleicht für dieses Honorar ein paar StudentInnen finden. Mir tut das heute noch leid, wegen der StudentInnen. Die haben so einen nicht verdient. Aber ich dachte, endlich wäre Ruhe.

Weit gefehlt! Drei Monate später klopfte Herr Z. wieder an - er hatte offenbar niemand Dummen gefunden! Das Honorar sollte verdoppelt werden und war damit immer noch lachhaft. Ich hätte in seinen Kreisen vom Netto wohl zwei Mal essen gehen können. Dafür sparte er sich jetzt den Vertrag völlig: Wir machen das ohne Vertrag!

Ja, so dreist und irre können manche Maßanzugträger sein. Ich lachte mich krank. Ich erzählte Freunden, was mir passiert war. Wir lachten uns gemeinsam krank. Leider hielten mich ein paar Bekannte für überkandidelt, eingebildet und unmöglich: Ich sei einfach abgedreht, so einen Prunkauftrag abzulehnen. Ich lachte weiter und vergaß die Sache. Vorher googelte ich aber noch fleißig, weil ich durch ein vorheriges Luxusprojekt weitere, neue Daten an der Hand hatte. Und siehe da, der Herr Z. hatte Geschäftsverbindungen zu einer gewissen Firma, die sich mit dem Luxusnamen eines der größten deutschen Dichter neben Schiller schmückt - und lobte diese gar sehr. Ei, wer hätte das (nicht) gedacht! Ist es nicht eigenartig, dass manche Möchtegernkunden wie schlecht vergorener Teig sind? Sie müffeln nicht nur, sie stinken aus allen Poren. Faul.

Und wenn doch nur die Welt nicht so winzig wäre! Bei Facebook entdeckte ich eine, die der Herr Z. gekapert hatte und die jetzt für sich und den Herrn Z. Fotos gemacht hatte und ach so glücklich war. Und ich hatte mal wieder das Problem, Milchkaffee vom Bildschirm wischen zu müssen, weil ich so unbeherrscht losprustete. Es gibt nichts klebrigeres als Milchkaffee auf Bildschirmen und sittenwidrig handelnde Maßanzügler!

Nicht nur, dass ich mir Ruf und Karriere ernsthaft beschädigt hätte, wenn ich mit so einem gearbeitet hätte. Nein, das Endergebnis war auch noch so dilettantisch, geschmacklos und schlecht, dass es das Zwerchfell zusätzlich reizte. Ich kann die Kombination kaum beschreiben - es war etwas, als würde ein Edelzahnchirurg sein Wartezimmer mit seltenem Marmor auskleiden und die BLÖD-Zeitung auslegen. Es wirkte, als habe man vermeintlichen Genuss in die versiffte, von kaltem Rauch stinkende rote Plüschtapete eines Puffs kleiden wollen, das schon bessere Jahre gesehen hatte. Es war wie ein Verleger im falschen Schloss, wie verdorbener Teig im Maßanzug. Es war zum Fremdschämen.

Natürlich hat der grandiose Herr Z. keine wirklichen Profis gewinnen können. Das entsprechende Ergebnis wurde von Leuten erstellt wie meiner Tante Erna. Die lässt sich auch manchmal von vermeintlichem Geld und Protz blenden und wäre bereit, ihre Einkaufszettel mit Goldprägung zu verkaufen. Und weil die Welt so winzig ist, kommt mir auch zu Ohren, dass die ersten, die viel Geld gelöhnt haben, entsetzt sind. Tja. Pech gehabt. DAS Geld ist weg. Von solchen kaufen solche falsche Schlösser.

Trau schau wem. Seriöse und gute Verleger kommen selten im Maßanzug und leben selten in Schlössern. Und schon gar nicht verteilen sie sittenwidrige Verträge. Aber jeden Tag steht auf diesem Planeten eine neue Dumme, ein neuer Dummer auf. Und mit denen kann man's ja. Versprich einem Menschen Ruhm und Ehre - und du kannst dir das Rattenfängerflöten sparen. Nur: mit mir nicht!

6. Oktober 2014

Feuertaufe als Verlegerin

Endlich ist es so weit: "Das Buch" ist da und nun kann auch das Geheimnis darum gelüftet werden. "Der Garten der Malerin BiKo" war ein privates Auftragswerk, bei dem die Edition Tetebrec als Dienstleisterin fungierte. Hier bekam die Kundin nicht nur die Autorenarbeit, sondern eine komplette Verlagsbetreuung aus einer Hand, ohne dass sie sich um Zulieferungen und Management kümmern musste - ich übernahm das Projekt also von der ersten Idee bis zur Auslieferung aus der Druckerei. Als Privatdruck wird es von der Kundin direkt verkauft werden.

Vorderseite. Das Buch ist real schilfgrün mit einem Japanpapierdruck

Rückseite von "Der Garten der Malerin BiKo"
Die Aufgabe: Das Lebenswerk der Malerin Heiderose Birkenstock-Kotalla, genannt BiKo, in einem edlen, repräsentativen Bildband mit beiliegender Musik-CD festzuhalten. Auflagendruck im Offset mit Fadenheftung, Hardcover (seidenmatt), 103 Seiten, Format 26,5 x 25,5 cm, durchweg vierfarbig, mit Einlegelasche für die CD. Die Texte, die auch ohne realen Gartenbesuch zum sinnenreichen Erleben einladen sollen, stammen von mir. Das Lektorat besorgte Jan Schuld mit genauem Blick, feinem Gespür für Sprache und das Sujet. Die Gestaltung kam von Hanspeter Ludwig, mit dem die Zusammenarbeit eine Freude war, so dass ich mich bei der Konzeption des Buchs blind auf seinen professionellen Blick verlassen konnte. Drucken ließen wir bei Monsenstein & Vannerdat mit viel persönlichem Service der Mitarbeiterinnen und Extrabeistand von Johannes Monse für die Extrawürste. Nadia Birkenstock lieferte ihre CD zum Buch mit keltischen Harfenklängen, die ideal zum Wesen des Parks passen.

Die großen Fotos anklicken für einen Gesamteindruck (sie werden sonst rechts abgeschnitten)

Architektur, Skulpturen und ausgewählte Pflanzen machen diesen Garten zum Gesamtkunstwerk

Die Herausforderung: Dieses Lebenswerk besteht aus den Gemälden der Malerin, aber auch aus einem parkähnlichen Garten mit Kunstobjekten befreundeter KünstlerInnen in Leichlingen bei Solingen. Kunst trifft auf Garten - und das mit Fotos von mehreren Fotografen sehr unterschiedlicher Prägung. Da sind Fotos vom preisgekrönten Gartenfotografen Jürgen Becker, aber auch von Peter Berth, Frank Scheier, Hans-Jürgen Schmatz und ein paar wenige von mir selbst - also die Bandbreite vom Spezialisten bis zum Laien, und das in sehr unterschiedlichen Stilen und gefühlt in "Tonnen" von Material, das jedoch nicht durchweg für das Projekt oder für den Druck geeignet war und darum akribisch gesichtet werden musste.




Fotoprofi Jürgen Becker und Gestaltungsprofi Hanspeter Ludwig: Einzelblicke wirken wie ein Panoramabild

Meine Konzeptionsidee: Kein Sachbuch, sondern ähnlich wie bei meinem Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" ein erzähltes "Genussbuch". Die übliche Herangehensweise von Gartenabhandlung und "Kunstkatalog" völlig aufzubrechen, indem ich Garten und Kunst in Beziehung zueinander setze und die Kunstreproduktionen so zu Gartenbildern kombiniere, dass beides miteinander spricht und über die Bildtexte außerdem eine weitere Erzählebene liefert. Dafür die drei Kapitel des Buchs relativ kurz gehalten: Eine erzählerische Einführung in die Geschichte des Gartens und worum es darin geht, dann eine Art erzählter Rundgang, bei dem das Gesehene (und mit anderen Sinnen Aufgenommene) im Wesen des Gartens und seinem besonderen Charakter gipfelt ... um dann im dritten Teil die Bedeutung der Kunstwerke mit dem Garten in Beziehung zu setzen. Das alles natürlich immer fokussiert auf die Künstlerin und Gestalterin, ihre Persönlichkeit, ihr Leben. Zwischen die Kapitel haben wir reine Bildstrecken geschaltet, wo etwas poetischere Bildtexte die inneren Bilder der Betrachter zum Foto anregen sollen. Titelbild und Stil (klar, edel) wurden von der Kundin aus mehreren Entwürfen ausgewählt.

Sprechende Motive in Einklang mit dem Text bringen ...

Gestalterisches Element: Unterschiedliche Rhythmen und Farbgebungen bei der Fotoauswahl
Ich lasse jetzt einfach Fotos vom Buch sprechen. Gebe allerdings zu bedenken, dass weder ich noch meine Kamera für Reprofotos geeignet sind und das Licht lausig war. Das seidenmatte Papier schaut sich real sehr schön an - ich mag es lieber als Hochglanzpapiere. Leider spiegelt es dann auf manchen Fotos durchs Sonnenlicht. Kurzum: Real ist das ein wunderschöner Coffee Table Band mit brillanten Farben geworden.

Drittes Erzählelement: Bildtexte. Betont sachlich bei der Kunst, poetischer beim Garten.

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