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21. September 2014

Wie wär's mal mit Gemütlichkeit?

Ich hatte schon immer ein Herz für Krimis. Nicht zuletzt deshalb durfte sich der kuriose Dan Rocco alias Dirt Diggin' Dog bei mir mit seinem skurrilen E-Book "Rouge & Revolver" austoben, auch wenn seine Leichen reichlich abstrus in Gurkenfässer und Karmafluid fallen. Was ich aber gar nicht abkann: Diese ach so hippe Serienmörderperversionsbrutaloblutsuppe, die sich angeblich vor allem brave Hausfrauen am laufenden Kilometer reinziehen, anstatt ihrem Ehemann laut zu sagen, warum sie so aggressiv gelaunt sind.

Der Mörder ist nicht immer der Gärtner!

Ich mag auch nicht immer brutalere und grausamere Fernsehkrimis, wo ich quasi live beim Sezieren in Brustkörbe eintauche oder mir in minutenlangen Einstellungen mitansehen muss, wie ein gescheiterter skandinavischer Alkoholiker jungen blonden Frauen bei lebendigem Leib die Leber in Stückchen herausschneidet, nur, weil ihm seine blonde Mutter gesagt hat, er solle gefälligst aufhören, auf den Nägeln zu kauen!

Ausgerechnet ich, die ich die gesammelten Werke besitze von Leuchten wie Dashiell Hammett, Ross MacDonald oder Raymond Chandler ... ganz zu schweigen von den großen Engländerinnen wie Dorothy Sayers, Agatha Christie, Martha Grimes oder P. D. James, finde in meinem Lieblings-Genre zwar jede Menge einfallsloser Cover in Schwarz-Weiß-Rot-Optik, aber kaum noch Lesbares. Tana French und Ian Rankin waren meine letzten Entdeckungen - bevor ich allerdings einen skandinavischen Krimi lese, kann ich gleich zu viel Wodka trinken. Aber ich kann doch nicht immer nur Inspektor Barnaby anschauen (und dabei einschlafen)!

Ich weiß, in Midsomer fallen wahrscheinlich mehr Menschen tot um als unter der Schreckensherrschaft des durchgeknalltesten Serienmörders. Man kann solchen Krimis eine Menge vorwerfen: Vom öden Seniorenfutter bis zur fragwürdigen Perversion, mordlüsterne Dorfbewohner zu verharmlosen, als seien sie Dekor aus einem Pilcherfilm. Aber eines sind sie immer: Whodunnits, die guten alten Rätselkrimis, bei denen man sich eigentlich am eigenen Scharfsinn ergötzt und daran, dass die chaotische Weltlage am Ende endlich wieder in Ordnung gebracht wird. Kann es sein, dass mit der derzeit grausamen und brandgefährlichen Weltlage das Bedürfnis nach einem schön gestylten "Kuschelmord" wieder wächst? Für alles andere haben wir doch die IS und die Ukraine?

Gärten verraten viel über Menschen. Auch über Mörder ...

Jedenfalls ist mir etwas Nettes passiert: Durch meinen frisch operierten Hund ein paar Tage außer Gefecht gesetzt an einem Laptop ohne Internet, kramte ich meine Festplatte durch. Und fand einen nunmehr sechs Jahre alten Text, der so beginnt:
Es war einer jener Tage, an denen zwei Dinge besonders nervten: hohe Brennnesseln und wunderliche alte Damen.
Nie wieder werde ich Romane schreiben, dachte ich ein Jahr nach Verfassen der rund 160 Seiten. Denn ich hatte damals einen völlig unerklärlichen Reinfall erlebt: Mein Agent bekam das Manuskript auch im großen Verlagsdurchgang nicht los. Nicht etwa, weil es schlecht gewesen wäre. Lob kam aus den feinsten Verlagen, ein paar besonders mutige Lektorinnen gestanden heimlich, echtes Vergnügen empfunden zu haben. Aber solche Krimis wolle keiner. Das dürften sie nicht ankaufen. Viel zu gemütlich! Das könne ich in England loswerden, wenn ich Engländerin wäre, womöglich sogar als Lizenz nach Deutschland verkaufen (welche Perversion!). Das seien ja Dorfzustände wie in dieser "neuen" Serie, wenn auch rasanter und humorvoller ... also dieser komische Barnaby, den ja garantiert kaum jemand gucken würde. Ob ich nicht was mit Serienmördern hätte. Härter bitte, ein wenig Folter, mehr Blut. In meinem Manuskript floss leider gar keins sichtbar.

Die Ideen liegen auf dem Lande auf der Straße ...

Regiokrimi wollte ich auch nicht. Zu viel Lektorenbaukastenwünsche. Nein, mein Rosenried ist eine fiktive Region wie Midsomer ... nur die Orte am Rande lassen einen rätseln, ob es diese Landschaft nicht doch gibt - aber die Welt selbst mit ihren skurrilen Bewohnern ist natürlich dreist erfunden und erlogen!

Tja, damals war ich noch naiv und glaubte den Verlagsleuten ihr Bild vom "gemeinen Leser". Sechs Jahre später lese ich das Manuskript äußerst selbstkritisch und bin ... begeistert! Das bin ich selten von eigenen Texten. Aber ich bin mir sicher, dass heute der Hunger da draußen nach mehr Gemütlichkeit noch größer ist als damals. "Cozy mystery" ("cozies"), ein echt englisches Untergenre wie die "amateur sleuths", muss ganz und gar nicht daherkommen wie eine Seniorensendung zum Altenheimabendbrot um 17 Uhr! Es darf durchaus psychologisch genau Menschen nachzeichnen und die heutige Gesellschaft vorführen. Aber es soll, verdammt noch mal, vor allem richtig gut unterhalten und darf dann auch mal die Folterbilder aus den Nachrichten mit Bildern von netten, sauberen Leichen überlagern, wie sie sie Tante Erna und Onkel Erwin am heimischen Kamin ermordet haben könnten. Meine Liebe zu Miss Marple kann ich nicht leugnen.

Ich wollte nie wieder Romane schreiben. Aber was geht mich mein Geschwätz von gestern an?

Nie war die Zeit reifer für Gemütlichkeit. Und mein Ermittlertrio um die Hilfsgärtnerin Amanda Joos ist nicht totzukriegen!
Nicht, dass ich jetzt demnächst damit herauskäme oder sonst nichts zu tun habe. Geldverdienen geht natürlich vor. Aber ich gestehe: Ich habe die konzentrierten Tage damit zugebracht, das Manuskript aus dem wohltuenden zeitlichen Abstand heraus gründlich zu lektorieren. Heute kann ich Dinge, die ich damals nur ungenügend schaffte. Heute weiß ich, wie es geht. Und wenn mal wieder ein mieses Fernsehprogramm mit blutstrotzenden Folterkrimis läuft, dann schreibe ich mir meine Leichen selbst schön. Man hat ja sonst keine Hobbys.

Aber mal ehrlich: Ich kann doch nicht einen Text von 160 Seiten, wo gerade eine zweite Leiche auf einem Komposthaufen gefunden wird, der auch noch frisch überarbeitet wurde (der Text, nicht der Kompost), einfach wegwerfen? Was für ein Verbrechen! (Was für ein mieser Bandwurmsatz). Zumal mir dieser lange Schlaks von scheinbar (!) dämlichem Kommissar mit seiner Marzipansucht schon genauso ans Herz gewachsen ist wie die schräge Ela mit ihrem polnisch-absurden Humor. Ich kichere immer noch, wie die ihren Schwiegersohn in spe beim angeblichen Augenzeugen einschleust ... oder über Hildegard Nöten, die Dorffrau in Kittelschürze, die um den Kaplan herumscharwenzelt, der sich viel zu gut mit Pflanzengiften auskennt. Ach, hab ich schon von der schönen jungen Frau erzählt, die alles mit einem tiefen Lungenhauch spricht? Oder wie Amanda in die Kondolenzrunde auf dem Dorf platzt, die in ein lustiges Bierbesäufnis ausartet?

PS: Ja, ich erzähle diese Geschichte seit wahrscheinlich sechs Jahren immer wieder. Aber Schriftsteller brauchen das manchmal. Während sich der Rest der Welt Mut mit Alkohol antrinkt, müssen wir uns Mut anschreiben.

9. September 2014

Jagdfieber

Kürzlich habe ich mein neues Buchprojekt beschrieben. Darin heißt es: "Und vielleicht kann ich das ein oder andere Foto aus jener Zeit, aus jener exotischen Gegend beschaffen." Das ist nun Schnee von gestern. Es kommt mir zugute, dass ich professionelle Recherche gelernt habe und auch schon für Verlage Abbildungen suchen durfte - nun bin ich nämlich in eigener Sache versumpft in Museen und Archiven, Fotodatenbanken, rund um den Globus dank Internet. Und nach ein paar Stunden bin ich derart vom Jagdfieber gepackt wie schon lange nicht mehr!

Ich habe nämlich Fotos gefunden, die alles übertreffen, was ich mir erhofft habe. Es geht um die Zeit um etwa 1900 - allein deshalb ist es schon ein Glück, wenn man Bildmaterial in ausreichender Qualität findet. Nun aber bin ich sogar auf eine damals absolut populäre Erfindung gestoßen: Stereokarten! Man hat um die Jahrhundertwende Stereoskopien verschickt, die man mit einem speziellen Aparat anschaute, die aber auch bei leichtem Schielen zu einem 3-D-Bild werden. Kaum zu glauben, aber ich halte solche Bilder von den Schauplätzen jenes Romans und der Tagebücher in Händen. Ob das auch auf dem E-Reader funktionieren wird? Doch nicht nur das ... anderes Material zeigt Menschen, die im Buch vorkommen, selbst vom Schiff, mit dem die Autorin ans andere Ende der Welt reiste, gibt es Fotos! Das Material ist so fantastisch, dass es nicht nur mein Essay beeinflussen wird, sondern parallel zu den Texten eine beredte Sprache spricht. Teilweise ist es allerdings auch von einer Brutalität, wie man sie heutigen Medien vorwirft, Bilder, die sich damals durchaus auch in den Boudoirs der Damen der Gesellschaft wiederfanden. Kurzum: Zeitzeugenmaterial, von dem man nur träumen kann.

Zu früh frohlocken sollte man jedoch nie: Es bleibt mir noch ein gutes Stück Recherchearbeit um die Rechte vor allem einer Firma, nebst Rücksprache mit dem Anwalt bei den kniffligeren Fällen. Leider wurden da Copyrights nach Auflösung der Firma weiterverkauft. Internationale Fotorechte sind ein schwieriges Kapitel, zumal sich die Gesetze sei 1900 auch ständig verändert haben. Aber selbst mit dem garantiert rechtefreien Material kann ich schon fein illustrieren.

Damit kommt eine weitere herausgeberische Frage auf mich zu. Der Text hat jetzt schon ca. 400 Seiten. Natürlich kann man E-Books unendlich aufblasen, sie kosten ja kein Papier. Aber sind sie dann noch lesefreundlich? Oder verträgt ein solch reichhaltiges Buch nicht vielleicht sogar zwei Bände? Sollte ich lieber auf zu viele Fotos verzichten? Es bleibt spannend.

PS: Ich hätte gern eine Kostprobe der Bilder hier gezeigt, aber dann ist eindeutig klar, wo das Buch spielt. So viel will ich noch nicht verraten.

5. September 2014

Projekt Blau: eine faszinierende Frau

Es gibt doch nichts Schöneres auf der Welt, als endlich mal wieder ein Buchprojekt zu machen, das ich mir selbst mit Herzblut ausgedacht habe, das mich fasziniert und von dem ich finde: das muss die Welt lesen! Keine Angst, ich spreche diesmal nicht von mir, so selbstverliebt bin ich dann doch nicht. Alles fing mit einem zufälligen Trüffelfund an, einer Jagd in den Antiquariaten und einiger Recherche rund um den Globus. Die Edition Tetebrec hat damit für die Zukunft eine neue Reihe - faszinierende Frauen. Und ein erstes Projekt, das bereits etwa 400 Normseiten hat, und das ich "Projekt Blau" nenne, um nicht zu viel zu verraten.

Projekt Blau: drei Bücher in einem?
Die "pinke Reihe" - Protest gegen Barbie auf dem Ponyhof

Die Reihe, die im Laufe der Zeit entstehen soll, heißt in meinem Kopf noch "die pinke Reihe", weil sie aus Auflehnung gegen das Barbiekonzept der Frau und all die modernen rosa Verlagsbücher entsteht, in denen es vor unbedarften Prinzessinnen nur so wimmelt. Mir erscheint das wie ein Rückschritt, denn in meiner Studentenzeit boomte nicht nur die feministische Bewegung, wir lasen auch reihenweise gescheite und aufregende Bücher in Reihen wie z.B. "neue frau" bei rororo (1977 am Start). Heute findet man unter diesem Titel eine Buntpapiersammlung, pardon Zeitschrift, mit Kochrezepten und Yellowpress-Geschwätz.

Und das ist in meinen Augen so symptomatisch für unsere Zeit: Wir haben scheinbar die Frau zur Protagonistin in der Literatur befreit, aber sie ist zum Abziehbild oft extrem konservativer Rollenklischees verkommen. Die toughe Chicklit-Heldin hat hippe Trendberufe, schmeißt Haushalt, Kinder und Beruf mit Links und sucht doch auch nur wie das verlorene Mädel von einst nach dem Märchenprinzen. Parallel dazu verdingen sich Autorinnen überproportional oft in unteren Honorarbereichen, schaffen Kilometer und Tonnen massenkompatibler Unterhaltungsbücher, während die Herren der Schöpfung nach wie vor die literarischen Buchpreise, Stipendien und Kritikerposten im Feuilleton dominieren. Wir Frauen wollten in den 1970ern und 80ern die Welt verbessern, in vielen Teilen haben wir das auch geschafft. Aber die Buchwelt ist heute so "rosa" wie nie!

Ich bin ein Mensch, der sich bei Büchern wenig um Geschlechter schert. Ich hatte noch nie Probleme damit, mich mit männlichen Haupftfiguren zu identifizieren und manche weiblichen doof zu finden. Ich finde Menschen spannend. Und deshalb kann ich auch gut über Männer schreiben - wenn sie guten Stoff hergeben. Mich regen Bücher von Männern und über Männer nicht auf. Drastisch gesagt: Mich regen diese rosa Weibsbilder auf, die auf dem Ponyhof dem nächsten Zweibeiner entgegenschmachten und ihr Hirn im Spitzenhöschen verlieren. Denn da draußen gibt es so viele hochspannende, erschreckend aktuelle, absolut faszinierenden Frauengestalten, die wir unter all unseren Hypes und Trends vergessen haben. Die will ich sichtbar machen. Denen will ich einen Platz für ihre wunderbaren Texte geben und Gehör verschaffen. Nichts gegen Ponyhöfe - auch die haben ihre Berechtigung. Nur mir persönlich reichen sie nicht.

Meine "pinken", frech magentafarbenen Frauen sind leider alle schon länger tot. Aber genau deshalb können sie etwas, was den lebenden Autorinnen in diesem Ausmaß oft nicht gelingen mag: Sie spiegeln unsere Zeit, unsere Gesellschaft, uns selbst. Wie weit haben wir uns von dieser Welt entfernt? Wie sehr sind wir ihr noch verhaftet? Sind wir wirklich so modern, wie wir glauben? Könnten wir an dieser Spiegelung wachsen, von ihr lernen?

Das Projekt Blau

Am Anfang steht ein mitreissender Roman einer völlig vergessenen Autorin. Die Protagonistin ist edel und unglücklich verheiratet, bewegt sich in adligen Kreisen und jettet mit den damaligen Fortbewegungsmöglichkeiten um die Welt. Innerlich vereinsamt in der High Society von New York gelandet, geht sie mindestens brieflich fremd und zeigt ihr wahres Frausein einem Mann gegenüber, der unerreichbar am anderen Ende der Welt verschollen scheint. Er ist Abenteurer, Forscher, Weltenbummler - lebt genau das, was die gut behütete Protagonistin gerne leben würde, wäre sie denn frei. So bleiben ihr ein entlarvender Humor und die Feder als Seziermesser, um die Gesellschaft um sich herum zu entlarven und nebenbei auch recht klug zu politisieren. Letzteres ist fast unauswechlich, denn die Welt scheint zum Pulverfass geworden zu sein. Unerwartete Konflikte putschen sich in eine Waffengewalt hinein, die das gesamte System bedroht.

Ein Roman, mitreißend, rasant und auch sehr gefühlvoll geschrieben, überraschend modern und lesbar, erfreulich klug, humorvoll und sensibel in seiner Beobachtung. Sofort nach Erscheinen wurde er in mehrere Sprachen übersetzt und ein Weltbestseller.

Aber der Clou kommt erst noch. Die Autorin ist nämlich ebenfalls höchst unglücklich verheiratet, zwei Mal sogar. Sie geht in höchsten Adels- und Politikerkreisen ein und aus, hat Beziehungen zum kaiserlichen Hof. Sie reist um die Welt. Und viele der Figuren in ihrem Roman erscheinen so lebendig, dass sie echt sein könnten. Das hat auch ihre Umwelt damals begriffen. Die Autorin war eine der ersten in der Geschichte, die von der damals aufkommenden Boulevardpresse wahrhaft verhackstückt wurde. Man warf ihr vor, sich an respektablen Berühmtheiten vergangen zu haben. Man warf ihr vor, in ihrem Roman mehr Tatsachen als Erfindung eingebaut zu haben. Hat sie das?

Den Roman der Autorin kann man beim Projekt Gutenberg und anderswo kostenlos nachlesen. Die Leistung in meiner Neuausgabe besteht darin, dass ich ihn nicht einfach nur vervielfältige und gar allein stehen lasse. Ich habe ihre Tagebücher gefunden und stelle zum Roman genau die Passagen, die der Geschichte des Romans vom Handlungsort her entsprechen. Plötzlich bekommt die fiktive Geschichte Verknüpfungen in eine Realität hinein. In die Realität eines brutalen politischen Machtkampfes und einer zerbröckelnden Gesellschaftswelt, in die Vorwehen eines Untergangs hinein, die erschreckend an moderne Konflikte der jetzigen Zeit erinnern. Werden wir die Weltlage so klug mit Abstand betrachten können? Oder blind in die Zukunft wanken wie jene dem Kapitalismus verfallene Adelswelt jener Zeit, die betrunken auf dem Vulkan tanzt?

Und da oszilliert noch etwas: Selbst die Tagebücher sind brillant geschrieben. Inwieweit inszeniert sich eine Schriftstellerin bis ins private Schreiben hinein - und wie stark entlarvt sie ihr Selbst in der Fiktion? Wo und wie lebt diese Frau ihre wahre Wunschrolle aus, wo scheitert sie an Konventionen?

Beide Texte habe ich behutsam an heutige Schreibweisen angeglichen und vor allem mit Kommentaren und Übersetzungen versehen. Der Roman ist flüssig zu lesen. Aber das polyglotte Deutsch der Oberschicht von damals, wie sie es in den Tagebüchern benutzt, ist heute nicht mehr für alle verständlich. Hier hat sich in Sachen Bildung von breiten Schichten leider wenig getan.

Aus der Gegenüberstellung von Fiktion und Realität mögen sich die Leserinnen und Leser eigene Bilder und Vorstellungen erschaffen. Das liest sich dann stellenweise, als hätet jene Autorin neben ihrem Roman gebloggt oder bei Facebook aus ihrem Leben erzählt. Aber bleibt da nicht ein Hunger? Den will ich mit einem Essay stillen. Einem Essay über jene faszinierende, völlig vergessene Schriftstellerin und ihre Zeit, auch mit geschichtlichen Erklärungen, was damals wirklich geschah. Politisch wie im privaten Leben. Und vielleicht kann ich das ein oder andere Foto aus jener Zeit, aus jener exotischen Gegend beschaffen.

Der Text der Printversionen, die ich beschafft habe, ist so weit überarbeitet und korrigiert, dass er erfasst werden kann. Es müssen nun die Übersetzungen und Kommentare eingefügt werden und dann geht es an das Essay. Ich komme gut voran. Nur muss ich mir einen besseren Reihentitel ausdenken als "die pinke Reihe" ...