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31. Juli 2012

Mein Umgang mit Social Media

Ich will das auch meinen BlogleserInnen nicht vorenthalten: Der zweite Teil zu dem Interview, das Gesine von Prittwitz mit mir über meine Arbeit im digitalen Zeitalter führte, ist online. Darin wird gezeigt, was sich auf meinem Profilbild hinter dem Buch versteckt und wie ich über Social Media denke und damit umgehe. Hier entlang bitte: "Zu Facebook wollte ich auch nie. Wie kam ich da nur hin?"

26. Juli 2012

Aufweichung der Fronten

Früher war alles viel einfacher, so ähnlich stöhnten bereits die alten Griechen in der Antike und ereiferten sich über die unmögliche Jugend. Ein ähnliches Stöhnen ist durch die Zeiten immer wieder zu hören, in allen Lebensbereichen. In der Buchbranche hört man es heuer besonders gern. Früher war alles viel einfacher: Da ging Autor Otto Neuling noch mit dem handgetippten Manuskriptberg zum Verleger, um sich vorzustellen und einen der begehrten Plätze an dessen Kaffeetisch zu bekommen. Heute trinken nur noch die wenigsten Verleger mit Bewerbern Kaffee, aber elektronisch lief bisher das gleiche Spiel ab: Otto Neuling wird entweder zum Verlagsautor oder er wird Wirt. Ohne Verlag kein Autor, denn Vanity Press adelte nicht, sondern machte Karrieren kaputt.

Und jetzt wird die Sache richtig kompliziert. Otto Neuling kann nämlich dank der neuen Techniken und Zugänge sein Buch selbst herausgeben. Das konnte er früher auch, nur haben ihm nicht so viele Leute die altmodischen Hektografien und Fanzines aus dem Copyshop abkaufen können. Nun ist auch das professionalisiert. Schlimmer noch - Otto Neuling ist nicht mehr auf nur noch einen Kanal angewiesen. Er kann sein zweites Buch an einen Verlag geben, kann sein gedrucktes Buch vom Verlag machen lassen und die E-Book-Rechte selbst nutzen, kann selbst einen Verlag gründen oder mit Verlegern als Partner zusammenarbeiten. Die Fronten verschwimmen zusehends. Hat man bisher den Autoren angelastet, nicht brav im Schema bleiben zu wollen, so wechseln plötzlich auch Verlage die Seiten.

Die FAZ, die ich wegen ihrer Leistungsschutzhaberei nicht mehr zitiere oder empfehle, schaut mit bildungsbürgerlichem Erschrecken darauf, dass Penguin Books jetzt mit der aufgekauften Author Solutions Inc. kooperieren will. Penguin ist einer der mächtigsten Verlage der englischsprachigen Welt. Author Solutions Inc. ist eine Vanity Press Firma - in unserer Welt nennen wir das DKZV. Längst investieren hierzulande Holtzbrinck / Droemer & Knaur nicht mehr nur vornehmlich in die internen Lektorate und Verlagsabläufe, sondern in eigene Self-Publishing- und Dienstleistungsplattformen. Bei der Menge der abgelehnten Manuskripte lauert da draußen ein immenser Markt, der sich wie eh und je von Hoffnungen nährt.

Ich persönlich bin mittlerweile so frech, auch "ordentliche" Verlage auf mein neues Self-Publishing-Projekt hin anzusprechen, ob man vielleicht als Partner zusammen kommen könnte. Also nicht als Autor und Verlag, sondern von Macher zu Macher. Einen Verlagsvertrag würde ich dafür nicht bekommen, aber wenn ich das Wort "Sponsoren" fallenlasse, erfahre ich mit Schrecken, wie sich so mancher seit Jahren die Kassen nebenher aufbessert. Regionalia, Facharbeiten, Schriften für Vereine und Firmen - das alles wurde schon immer in diesem Verfahren hergestellt. In ganz ordentlichen etablierten Verlagen. "Es erscheint ja nicht in unserem Verlagsprogramm" und "wir lektorieren und drucken doch sowieso" heißt es da zur Erklärung des seltsamen Hybridstatus, den bereits viele Verlage haben, von denen wir es nicht wissen und nicht glauben.

Wie aber kommt es, dass immer mehr konventionelle Verlage zur Dienstleistungsschiene schielen? Da dürfte natürlich zum einen die Verlockung groß sein, sich die alten Kernkompetenzen einzeln vergolden zu lassen. Autoren, die fürs Lektorat löhnen, finanzieren das Lektorat der Autoren, die es zusammen mit dem "Qualitätslabel" des Verlagsnamens umsonst bekommen. Abstimmungsplattformen setzen Arbeitskräfte frei, die sonst damit beschäftigt waren, all das Ungewollte einfach in den Müll zu befördern. Denn auch Recycling hat baren Geldwert. Du jammerst, dass nur Spitzentitel Werbung bekommen? Bezahle unsere outgesourcte Presseabteilung, crowdfunde dir einen Vertreter, pimp, pardon, pay your book!

Hoppla, da ist die Utopie mit mir durchgegangen. Nach dem Hybridautor der Hybridverlag. Dienstleistung mit weißer Weste. Da ist, falls denn die Preise und Leistungen auch wirklich stimmen und keine Betrugsmafia dahintersteckt, nichts Schändliches dabei. Aber mal ehrlich: Sind solche Verlagsnamen dann wirklich noch ein Qualitätslabel? Können sie dann wirklich noch selbstbewusst auftreten und von sich behaupten, das "Gute, Schöne und Wahre" auszufiltern? Können sie dann noch in der in Deutschland beliebten Igitt-Pose auf Self Publisher herabschauen, wenn sie sich doch mit deren Hilfe finanzieren? Alles nicht mehr so einfach. Denn der Druck wächst. Der Druck wächst durch die wirklich erfolgreichen Indie-AutorInnen, die den Verlagen zeigen, wo der Bartel den Most holt.

Das Literaturcafé beweist eindrücklich: Beim Marktführer in Sachen E-Books haben die Self Publisher in Sachen Abverkauf längst die Verlage überholt. Das ist peinlich und bedrohlich zugleich für die konventionelle Branche. Da läuft Geld in andere Kanäle, nämlich in die Taschen der Autoren, viel Geld. Martina Gercke hat in einem guten halben Jahr 30.000 Exemplare ihres selbstverlegten Romans "Holunderküsschen" verkauft - ein E-Book-Erstling.

Da hilft es nichts, in Zeitschriften die offiziellen Bestenlisten zurechtzulügen, indem man die "bösen" Self Publisher einfach nicht mitzählt. Es ist allgemein bekannt, dass Amazon mit Abstand vor allen anderen Shops die meisten E-Books umsetzt. Und deren Bestenlisten sprechen eine völlig andere Sprache. Journalist Matthias Matting hat die Top Ten in einer FB-Gruppe aufgelistet:

1. Martina Gercke: Holunderküsschen – Self Publishing
2. Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
3. Fulvio Di Luca: Der Junge, der Träume schenkte
4. Michael Linnemann: Rachezug: Thriller (Teil 1 von 2) – Self Publishing
5. Michael Linnemann: Rachezug: Thriller (Teil 2 von 2) – Self Publishing
6. Roswitha Hedrun: Die Hexenköchin (Historischer Roman) – Self Publishing
7. Catherine Shepherd: Der Puzzlemörder von Zons – Self Publishing
8. Charlotte Link: Der Beobachter
9. B. C. Schiller: Freunde müssen töten – Self Publishing
10. Mathias Frey: EXCESS – Verschwörung zur Weltregierung – Self Publishing
Seiner Aussage nach sind 49 Titel der Top Hundred von Self Publishern, damit habe Deutschland Amazon.com sogar überflügelt.

"Indie" ist angekommen in der deutschsprachigen Buchwelt. Autorinnen und Autoren sind plötzlich eine Größe, mit der man rechnen muss, auch finanziell gesehen. Das macht sie selbstbewusst und befreit sie von der Bittstellerrolle, die allzu lange an der Tagesordnung war. Und in einer Welt, in der plötzlich auch Verlage freiwillig immer mehr von ihrer "Filterfunktion" und "Qualitätsicherung" aufgeben oder gar die Fronten ins Dienstleistungsgeschäft wechseln, hat eines eine immer stärkere Macht: die "Marke" Autor.

24. Juli 2012

Angstblüte in der Buchbranche

"Es ist höchste Zeit für positive Ansätze, Querdenkerei und sprühende Kreativität. Aber dazu muss man begreifen, dass Leben Wandel ist. Im Moment erleben wir in der Branche eher das, was man bei Bäumen Angstblüte nennt …"
Diese freche Behauptung stammt von mir.  Nachzulesen im ersten Teil eines Interviews, dass PR-Fachfrau Gesine von Prittwitz mit mir geführt hat: "Steglitz fragt bei Petra van Cronenburg nach ..." Ich erzähle von meinen Erfahrungen mit Verlagen und dem Self Publishing, rede vor allem über Vor- und Nachteile beider Wege und bewerte, wie in meinen Augen die Zukunft des Buchs aussehen könnte. Dabei geht es auch um Umbrüche und Branchenprobleme und Tipps speziell für AutorInnen. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie ich aussehe, bekommt in Teil 1 schon einmal eine Hälfte zu Gesicht.

20. Juli 2012

Madame schwelgt

Manche Menschen machen sich schon Sorgen, wenn ich mal nicht wie der Teufel blogge - aber es gibt tatsächlich auch noch andere Dinge im Leben ... So habe ich gerade über einem sehr ausführlichen, zweiteiligen Interview geschwitzt, das Gesine von Prittwitz in ihrer Autorenreihe veröffentlichen wird."Nebenher" bereite ich eine etwa anderthalbstündige Führung durch Baden-Baden vor, natürlich auf den Spuren der sehr internationalen Kultur und Geschichte, als es noch die Sommerhauptstadt Europas war - zwischen Paris und Sankt Petersburg. Ernst wird das dann im September, wenn ich die Leserinnen einer österreichischen Zeitschrift herumführe.

Und dann liegt da noch ein Bonbon auf meinem Schreibtisch, bei dem ich nicht Nein sagen konnte. Ich soll nämlich für ein renommiertes Blatt ein zwölfseitiges Essay über die Zukunft des Buchs schreiben, womöglich im binationalen Vergleich sogar - und zum Glück völlig losgelöst von Börsenvereinsdefinitionen und Branchentraditionen. Das ist nicht so einfach, wie es klingt, weil ich dazu erst einmal eine Menge lesen und entdecken und nachforschen muss. Und sehr viel nachdenken. Denn schließlich muss man in einem Essay auch zu einem persönlichen Fazit kommen. Einzig das Bücherschreiben bleibt leider im Moment etwas auf der Strecke. Und wenn ich das alles doppelt und dreifach erzähle, dann nicht, weil ich tüterich werde, sondern weil die Leute, die sich Sorgen machen, wohl nicht das Blog rückwärts lesen ;-)

Drum müssen auch Tage wie der heutige sein. Ich läute jetzt den Feierabend ein, stimme mich trotz Dauerregen auf Sommerfestspiele ein - und während der Rest der Familie das Haus hütet, kenne ich nur noch dieses Vergnügen. In Sankt Petersburg regnet es auch furchtbar viel, also passt das schon zum Gang "ins" Mariinsky.

Hier eine kleine Hörprobe mit DEM Jahrhundertsänger Fjodor Schaljapin, der auch einmal in Baden-Baden weilte:

17. Juli 2012

Autoren und moderne Zeiten

SteglitzMind / Steglitz meint ist ein Blog von Gesine von Prittwitz, Inhaberin der in der Buchbranche tätigen PR-Agentur Prittwitz und Partner. Und weil Gesine von Prittwitz es nicht lassen kann, neben ihrer Arbeit spannende Themen rund ums Buch zu diskutieren, hat sie eine neue Serie gestartet, die sich sehen lassen kann - denn sie ist zusätzlich zum Lesevergnügen lehrreich für AutorInnen, ob Newbie oder alter Hase. Gesine von Prittwitz interviewt dafür AutorInnen, die ihr in Social Media aufgefallen sind - und sie macht das mehrteilig, sehr ausführlich, so dass wirklich Raum für Inhalte da ist.
"Die lose Interview-Reihe ... wird sich stets mit den gleichen Fragestellungen beschäftigen. Es geht darum, wie die befragten Autoren die Entwicklungen infolge der Digitalisierung einschätzen. Mich interessiert, welche neuen Wege sie nutzen und wo sie Chancen und Risiken sehen.". So umreißt sie ihre Zielsetzung.
Inzwischen sind die beiden ersten Interviews mit dem Autor Jando erschienen (Teil 1 / Teil 2). Jeweils im zweiten Teil kann man Mäuschen spielen, was AutorInnen zur Eigenwerbung unternehmen und wie sie mit der digitalen Welt umgehen. Man sieht, was funktioniert und was floppt.

Eigentlich wollte ich völlig unabhängig für diese Serie werben, weil ich denke, es ist an der Zeit, neben all dem Gejammere um den Untergang des Abendlandes auch einmal positive Beispiele zu erleben und zu hören, wie diese eierlegenden Wollmilchsäue von Autoren eigentlich arbeiten, die keine Berührungsängste vor Internet und Technik haben. Aber dann hat es mich selbst erwischt, schwupps hatte ich den Fragenkatalog auf der Festplatte. Als Autorin, die als nächstes auf Herz und Nieren überprüft wird, muss ich sagen: Ich hatte schon lange kein so anspruchsvolles Interview mehr auf meinem Schreibtisch. Das ist wirklich richtig Arbeit, denn ich muss Dinge reflektieren, über die ich entweder selten nachdenke - oder die ich bereits verschämt verdrängt habe. Schön finde ich, dass völlig unterschiedliche Typen von AutorInnen die gleichen Fragen beantworten müssen. Das macht sichtbar, dass es keine Erfolgsrezepte gibt und dass im bunten Zoo der Schriftsteller jede nur denkbare Vielfalt möglich ist. Und vielleicht nimmt die Serie ja auch dem ein oder anderen Ängste vor der Zukunft.

15. Juli 2012

Ausgereiztes Gimmick?

Ich habe nun schon drei Mal Bücher einfach so verschenkt (Zum Nachlesen: Teil 1 / Teil 2 / Teil 3). Und zwar im großen Stil, wenn auch zeitlich eng begrenzt - nämlich so viel die Herzen der Leserinnen und Leser begehrten. Das soll man nicht tun, sagen viele. Weil man sich zum billigen Jakob mache, weil man den Markt übersättige, weil man zum Preisverfall beitragen würde. Weil ordentliche Schriftsteller sich für ordentliche Arbeit ordentlich bezahlen lassen.

Ich war noch nie ordentlich brav. Wenn drei Kollegen "igitt" schreien, bin ich die vierte, die es ausprobiert. Und weil ich auch für andere in PR unterwegs bin, weiß ich, dass es die ungewöhnlichen und überraschenden Aktionen sind, die oft zum Erfolg führen. Ich rechne also nicht "entgangene Tantiemen" auf, sondern sehe diese als Investition in eine Kampagne, die mich anderswo - etwa bei Anzeigen - sehr viel mehr kosten würde. Außerdem ist nicht jeder Mensch, der zu kostenlosen Büchern greift, auch zwingend ein Leser, der überhaupt Geld investiert hätte.

Wie funktioniert das nun also?
Amazons E-Book-Programm "KDP Select" gibt einem durch die exklusive Händlerbindung die Möglichkeit, pro Buch und innerhalb von 90 Tagen 5 kostenlose Tage zu schalten; gruppiert wie man möchte. Die Exklusivität kommt Amazon zugute, weil man sich für 90 Tage an den Händler bindet (nur sinnvoll, so lange der Marktführer ist), und sie nutzt dem Autor, weil man wegen der Buchpreisbindung solche Aktionen nur durchführen darf, wenn man sie gleichzeitig bei allen Händlern startet und beendet. Das ist aufgrund unterschiedlicher Server-Updates fast ein Ding der Unmöglichkeit, und so hat man es bequem.

Wer die Berichte über meine bisherigen Erfahrungen zum Verschenken nachliest, wird bemerken, dass ich eine große Befürchtung entwickelte: Dass sich das Instrument abnutzen könnte. Und natürlich hatte ich auch Angst, dass irgendwann das Publikum meine Bücher wirklich satt hat, weil einfach schon zu viele eines haben. Das Fazit meiner dritten Aktion dürfte umso interessanter sein, als ich drei sehr unterschiedliche Bücher verschenkt habe: Zum dritten Mal war der Unterhaltungsroman "Lavendelblues" dabei. Inzwischen, das darf man laut sagen, hat der Roman aus meiner eigenen Hand und als E-Book um ein Vielfaches mehr Menschen erreicht als in der gesamten Laufzeit als Taschenbuch bei Lübbe. Es kam ein Kurzkrimiband eines Kollegen hinzu, der in den Social Media nicht aktiv ist und sehr quer zum Mainstream schreibt. Und dann war da noch ein Buch, das einst erfunden wurde, um mein Blog zu finanzieren, und trotzdem am schlechtesten von allen läuft - sei es aufgrund des grottigen Covers (muss dringend gewechselt werden), sei es, weil Blogbücher generell schlecht laufen.

Was hat's gebracht?
Im Gegensatz zu den anderen Aktionen lief es diesmal sehr schleppend an. Erschwerend kam nämlich hinzu, dass sich ein paar Tage zuvor bei Amazon (laut Gerücht) ein großer Server-Crash zugetragen hatte. Dadurch verschwand ein Buch über lange Zeit aus der Bestsellerliste, dem Verkaufsinstrument überhaupt. Hinter den Kulissen und in den Rängen gab es bis vorgestern Gemüse statt korrekter Zahlen, so dass auch damit nicht zu arbeiten war. Ich vermutete jedoch auch einen zweiten Grund: Meine eigenen Vernetzungen haben bereits die meisten Bücher. Zusätzlich bot ich die Aktion also auch noch via xtme.de und eliterati an.

Ich will nur mit gröbstem Zahlenmaterial langweilen. Acht Stunden lang tat sich absolut nichts, erst dann stiegen die Bücher langsam in den Rängen auf. "Lavendelblues" hat einen nennenswerten und vor allem sichtbaren Platz erst geschafft, als es nach einem Tag schon wieder Geld kostete - wie gesagt, es war leider durch die technische Panne spurlos aus der Bestenliste verschwunden. Kletterte am nächsten Tag aber noch auf Platz 5 aller Gratisbücher - mit nun insgesamt 1419 verschenkten Exemplaren. Ausländische Shops spielen dabei keine nennenswerte Rolle. Das Buch, das auch im Verkauf am schlechtesten läuft, "Best of Cronenburg", wollten die wenigsten geschenkt haben: 223 Personen bedienten sich kostenlos, obwohl dieses Buch wie die Krimis zwei Tage lang zu haben war. Es landete auf einem Platz 102, damit knapp außerhalb der Top Hundred. Die Krimis überraschten am meisten: Der völlig unbekannte Dan Rocco mit "Rouge & Revolver" kam langsam, aber gewaltig. Am zweiten Aktionstag stand er in der Kategorie Krimis & Thriller auf dem dritten Platz und kletterte dann bedächtig aber stetig auf Platz 4 aller Gratisbücher. Hier haben 1142 Leute zugegriffen.

Meine kritischen Beobachtungen

Die Schnelligkeit und Leichtigkeit, mit der ich einen sichtbaren Effekt erzielte, hat von Aktion zu Aktion stetig abgenommen. An der Sättigung des eigenen Publikums kann es nicht ausschließlich liegen, da ich einen weiteren Gratisblog als Instrument hinzugenommen habe und völlig neue Bücher anbot. Meine Vermutung: Je mehr Menschen dieses Instrument nutzen, desto schwieriger ist es, sich durchzusetzen. Gleichzeitig war am gleichen Tag z.B. ein relativ bekannter Indie-Autor mit einer ganzen Serie an den Start gegangen. So mögen auch Tage und Konkurrenzangebot etwas beitragen. Einen Abnutzungseffekt darf man vermuten.

Man muss keine Angst haben, dass man zuviel verschenken könnte. In allen Aktionen zeigte sich, dass die Zahl der investierten Exemplare nach oben hin gedeckelt zu sein scheint. Um Bücher zu verschenken, muss man sich also richtig anstrengen.

Die Menschen sind nicht so gierig, wie ihnen nachgesagt wird. Es geistert durch Branche wie Medien immer wieder das Bild des ach so gierigen Lesers, der nichts anderes zu tun habe, als Piratenbörsen abzugreifen und sich Bücher kostenlos abzusaugen, anstatt sie zu kaufen. Wäre dies der Fall, ließen sich die KDP-Aktionen ins Unermessliche treiben. Tatsache aber ist, dass sich Menschen nicht alles andrehen lassen. Dass sie mittlerweile auch bei kostenlosen Büchern wählerisch geworden sind. Noch schlimmer: Ich traf in den Social Media auf Leute, die mir sagten, sie würden das Buch jetzt nicht nehmen, sondern warten, bis es wieder Geld koste! Drum ist es tatsächlich auch bei mir so: Was sich schlecht verkauft, verschenkt sich schlecht. Was sich gut verschenkt, verkauft sich nachher auch gut! Und aufgrund der hohen Vergabezahlen und Statistiken dazu kann ich mir sehr fein Gedanken um mein Zielpublikum machen, um verpasste Chancen (wie grottige Cover) oder um die Frage, ob mein Zielpublikum für gewisse Bücher tatsächlich bei Amazon kauft!

Hat Amazon ein typisches Publikum? All meine Erfahrungen zusammen betrachtet, kann ich sagen, dass bei Amazon im E-Book all das gut läuft, was in Buchketten auch in Stapeln liegen würde. Es ist vor allem Unterhaltungsliteratur; Genres wie Krimi, Thriller, Frauenroman und Romanzen scheinen am besten zu laufen. Dazu kommen Bücher, die in den Buchketten weniger herumliegen: Die richtig alten Klassiker und erotische Literatur. Typische "Bildungsbürgerware" hat es schwer. Daraus zu folgern, Bildungsbürger würden bei Amazon nicht einkaufen, wäre meiner Meinung nach jedoch zu kurz gegriffen. Ich glaube, bei diesen Menschen bestehen die größten Ängste / Vorbehalte gegenüber E-Readern. Und weil die entsprechenden Verlage auch mit der Umsetzung von Literatur und anspruchsvollen Büchern in bezahlbare E-Books geizen, kommt man weniger auf die Idee, nach solchen überhaupt zu suchen.

Verschenkaktionen sind die schnellste Methode, um den Fankreis zu erweitern. Nach der Aktion haben sich die Verkaufszahlen auch diesmal wieder verdreifacht - ein Effekt, der allerdings mit der Zeit auch wieder - auf höherem Niveau - nachlässt. Aber er zeigt, dass man vor allem durch die Verbreitung in den etablierten Gratisblogs doch immer wieder neues Publikum auftun kann, wenn die eigenen Social-Media-Kontakte begrenzt sind. Nach solchen Aktionen verzeichne ich bei Facebook und Twitter immer wieder verstärkt Neuzugänge im Fankreis. Wichtig, denn neue Fans sind nur Fans, wenn man sie auch halten kann. Vorsichtig sein muss man allerdings bei der Art der Werbung! Zieht man mit Verschenkaktionen das falsche Publikum an, kann es auch zu vermehrt schlechten Rezensionen kommen, etwa, wenn man Liebhaber einfacher Romanzen unter falschem Label z.B. Hochliteratur andrehen würde oder Freunden von "Häkelkrimis" den blutrünstigen Thriller.

Aktionen müssen gut vorbereitet werden. Verschenkaktionen funktionieren nicht, wenn sie nicht im Vorfeld angekündigt und während der Aktion kontinuierlich betreut werden. Am besten jedoch funktionieren sie, wenn man sie mit anderen Maßnahmen unterstützt. Das reicht von Werbung und Leseproben anderer Bücher im Anhang der verschenkten Titel bis hin zu persönlicher Kommunikation mit Fans. Und hier sollte man von den Plattformen lernen, die nicht umsonst Daten sammeln. Fans können es zwar nicht leiden, mit Dauerwerbebeschuss konfrontiert zu werden, sind aber gewiss bereit, z.B. einen dezenten, nicht allzu oft erscheinenden Newsletter zu beziehen - oder ein Blog zu abonnieren.

In diesem Sinne danke ich allen, die meine Bücher während der Aktion aus der virtuellen Unsichtbarkeit ins Schaufenster der Top 100 geholt zu haben. Ich danke den Leserinnen und Lesern, die mir fleißig Feedback gaben und geben, in welcher Form auch immer. Und ich danke noch mehr all denen, die für meine Bücher Geld bezahlen, damit auch ich meine Rechnungen bezahlen kann.

8. Juli 2012

Endlich bin ich wieder Mensch!

Es gibt eine Phase beim Bücherschreiben, in der ich unleidlich bis ungenießbar werde. Sie beginnt schleichend mit dem Zeitraum, in dem ich bereits einen Vertrag unterschrieben oder laut herumgetönt habe, was ich schreibe: Ich stehe unter enormem Leistungsdruck und würde mich blamieren, wenn mir plötzlich einfiele, ich könne das alles gar nicht stemmen. Gleichzeitig hängt die Messlatte dank der bereits veröffentlichten Bücher immer ein Stückchen höher. Wahrscheinlich hat irgend ein antiker Schreibgott beschlossen, gleich danach zum Trost den Recherchesuff vom Himmel zu werfen, eine Art manischer Hochphase, in der man angesichts des gesammelten Materials dreimal täglich frohlockt, all die Daten könnten für ein Buch wohl ausreichen, auch wenn einen das eigene Hirn mal im Stich lassen sollte. Ebenfalls dreimal täglich schnappt jedoch die Depression der gesammelten Selbstzweifel zu, die mit schmieriger Stimme Sätze flötet wie: "Das ist Masse statt Klasse!", "Du verzettelst dich, Substanz hast du noch keine!" oder "Das Material ist klasse, aber daraus ein Buch zu machen, schaffst du mit deiner Schreibe nie!" Und ja, Selbstzweifel hat man auch nach 'zig Büchern. Je mehr man sich selbst kennt und kritisiert, desto fetter werden die Dingerchen sogar.

Endgültig abwärts geht es an dem Tag, an dem man beschließt: Erst mal genug recherchiert, nun wirf Schrift auf die erste leere Seite und entwirf das erste Kapitel! Alte Hasen wissen, dass es nicht nur um ein Kapitel geht, sondern um die gesamte Konzeption, den Atem des zu Erzählenden, die Kunst, den Leser sofort in eine andere Welt hinein zu ziehen. Ungefähr so muss sich Gott gefühlt haben, als er noch nicht wusste, dass er am siebten Tag endlich ausruhen kann. Da soll man also mitten im Nichts ein Tohuwabohu ordentlich scheiden und sagen: "Es werde Text!" Größenwahn befällt mich, ich bin mir absolut sicher, wenn ich nur diszipliniert genug beginne, wird aus einem genialischen Traum ein völlig neuer Kosmos. Wie mit Blitz und Donner werfe ich meine Ideen auf die Seite. Und erstarre.

Was dabei herauskommt, bringt allenfalls die Götter zum Weinen. Man sollte meinen, angesichts der schöpferischen Ewigkeit sei ein Jahrhundert nichts. Eine Handvoll Menschlein sollen sich in einer einzigen Straße bewegen und lebendig werden - und ich schaffe noch nicht einmal einen von ihnen. Wie ein hölzerner Golem stakst die erste Figur über die Seite und verliert im Affenzahn ihre jämmerlichen Lumpen. Ich tauge nicht einmal als Demiurg. Von wegen "schöpferische Arbeit", das ist Fegefeuer pur! Denn jetzt erkenne ich, was ich alles nicht weiß, nicht kann, vielleicht nie lerne. Im gleichen Ausmaß, in dem dieser Rohentwurf wächst, schrumpfe ich zusammen. Sind wir Schriftsteller vielleicht nur Zecken, die sich an den Buchstaben anderer vollsaufen und im falschen Moment vom Wirt plumpsen: fett, unbeweglich, zu keiner Eigenbewegung mehr fähig?

High-Tech-Vorbereitung für einen Spaziergang (zum Vergrößrn anklicken)
Bei jedem neuen Buch - so habe ich den Eindruck - verlängert sich diese Leidensphase am Anfang. Ich kann mich selbst nicht leiden, solange ein Entwurf noch nicht wirklich eine Art erkennbaren Endtext zumindest erahnen lässt. Jede Störung, jede Unterbrechung ist mir zuwider, so lange ich noch damit kämpfe, dass fünf lächerliche Seiten wirklich ein Buch, einen neuen Kosmos fühlen lassen.

Dieses Mal habe ich Monate gekämpft, während ich äußerlich wie der Teufel recherchierte (verrückt, was ich über das 19. Jahrhundert alles nicht weiß), großspurig von meinen Ideen herumschwärmte (kostet ja nichts), mich mit allem Möglichen ablenkte (angeblich verschaltet das Synapsen leichter) und gleichzeitig versuchte, einen wahren Moloch zu bändigen.
Vorsatz: Ein literarisches Sachbuch, kundig und trotzdem locker zu lesen. Verwendbar als Reisebuch, um die Handlungsorte in der Realität abzuklappern. Lesbar auch ohne räumliche Fortbewegung, als eine Reise durch die Geschichte, zwei Jahrhunderte nur, als einen Ritt durch Literatur und Kultur. Ein Buch über Deutsche und Russen und andere Europäer. Ausgerechnet über die schlimmsten Kriege und Abgründe der Zeitgeschichte hinweg von Napoleon bis Hitler. Und weil mir das in Sachen Komplexität nicht reichte: Ein Buch für zwei Nationen.

Die Sache mit dem Zielpublikum ist besonders heikel, denn das Buch soll recht zeitnah auf Russisch übersetzt und auch in Russland verkauft werden. Meine russische Freundin und Übersetzerin kann wahrscheinlich bald ein Witzbuch über mich schreiben, über meine Unsicherheiten und dummen Fragen. Wie lesen Russen? Was interessiert sie besonders? Worauf springen sie an, was berührt sie nicht? Wie muss ein russischer Text "funktionieren"? Welche kulturellen Unterschiede gibt es womöglich im Texten? Sie lacht dann immer und stellt mir die Gegenfrage mit dem deutschen Zielpublikum. Selten habe ich so viel über Leserinnen und Leser nachgedacht und womöglich gelernt. Bis ich auf den Trichter kam: Der Mensch reagiert grundsätzlich über Bilder, Sinneseindrücke und Gefühle. Aber so weit war ich doch mit meinem Elsassbuch schon einmal? Anspruchsvoller wird mein ausländisches Publikum sein - aber erhoffe ich das nicht auch von meinem deutschen? Letzterem kann ich ja viel erzählen über die berühmten Russen, die Schulkenntnisse sind nur rudimentär. Aber auf der anderen Seite lauert eine Schulbildung, die ich bestaune. Ich bin dabei, mir einen richtigen Stab von Beratern und Kritiklesern zu bilden, von der deutschen Bibliothekschefin bis zum russischen Professor. Allein ist so etwas nicht zu stemmen. Ist Schriftstellerei auch die Kunst, zum eigenen Leser zu werden?

Und so saß ich also über den ersten hölzernen fünf Seiten und wollte gestern wieder einmal alles wegwerfen, wollte aufgeben, schalt mich für verrückt, das Projekt für zu komplex. Ich schaffe das nicht. Und wenn ich mich noch so blamiere, weil ich überall von dem Projekt herumtöne.

Das ist gewöhnlich der Moment, wo ich sogar körperlich leide und mich wie unter einem unmäßigen Kater an den Computer schleppe und mich im Geiste ankette. Die heilige Disziplina schwingt ihre Geißel. Du verlässt das Gerät erst, wenn du diesen Humbug sortiert hast! Ich lege erst einen kleinen Hammer und einen Meißel an, kratze mit der Feile mal hier mal da. Irgendwann habe ich die Nase voll und greife zur Axt. Kill your darlings? Könnt ihr haben! Und zack! Am liebsten würde ich die Axt auch noch gegen mich selbst richten. Schließlich war ich es, die diese absolut bekloppte Idee für den Einstieg hatte.

Ich laufe in Baden-Baden durch die Sophienstraße, um 1830 der erste Boulevard der Stadt. Aus dem Recherche-Overflow im Hirn blinken immer wieder zwei Namen auf, völlig zufällig, ohne scheinbaren Grund: Der damals größte russische Dichter Wassilij Schukowski, Begründer der Romantik, Monarchist aus tiefster Überzeugung, im einen Haus. Im anderen einer der berühmtesten deutschen Dichter des Vormärz, Republikaner und Revolutionär aus ganzem Herzen: Georg Herwegh. Die Dramaturgin in mir murmelt etwas von Protagonist und Antagonist. Aber sollte ich nicht ein Sachbuch schreiben? Konnte man zwei derart extrem unterschiedliche Menschen zusammenbringen, nur weil sie in der gleichen Straße gewohnt hatten?

Man kann. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich real durch die Straße gelaufen bin (durch die ich schon seit der Schulzeit immer wieder gehe). Schließlich habe ich sogar die Häuser abfotografiert, um am Schreibtisch jene Gefühle wieder hochholen zu können. Ich habe die Straße mit den Augen von Zeitgenossen besucht, habe sie durch die Reiseführer des 19. Jahrhunderts angeschaut.

Und dann ist es passiert. Dieses Wunder, dass eine Schriftstellerin wieder zum Menschen macht: Die Figuren beginnen zu leben. Sie entwickeln ein Eigenleben. Herwegh trifft sich mit Turgenew und Bakunin und Georges Sand. Schukowski trifft sich mit Leuten, die wieder mit diesen Kreisen zu tun haben könnten. Der Verleger Cotta macht Reibach mit seinem Luxushotel, Nikolaj Gogol ist immer wieder da und seine Texte werden in Karlsruhe verlegt, seine berühmt-berüchtigte Muse nistet sich in einer Villa am Hang ein. Ein anderer Dichter geht bei Schukowski aus und ein und teilt sein Schicksal mit ihm: Beide leiden fürchterlich daran, dass sie bald völlig erblinden, der Russe wie der Deutsche Justinus Kerner, den ersterer übersetzen wird.

Aus einem rohen Steinklotz wachsen plötzlich erkennbare Formen. Ich höre das Sprachgemisch auf dem Boulevard, wo heute noch die gleiche Baumsorte wächst wie damals, ich höre die Kutschen übers Pflaster rattern, rieche den Duft der Schönen. Ich lache über die zeitgenössischen Restaurantkritiken eines Engländers, der die badische Küche für völlig überbewertet hält und von Beutelschneiderei spricht. Und ich spüre die Angst vor der Cholera, die zum ersten Mal in der Geschichte Europa erreicht, rieche den Brandgeruch der Revolution. Iwan Turgenew wird sich mutig das Gemetzel von der Yburg aus ansehen. Schukowski, der längst ausreisen wollte, wird sich wie ein Gefangener fühlen und heimwehkrank sein Exil bis zum Tode verfluchen.

Sie leben, die Figuren, mit denen ich monatelang maßlos gerungen habe. Und ich bin heute zum ersten Mal zufrieden, weil nun ein Text vorhanden ist, an dem ich nur noch kratzen muss. Endlich habe ich genügend in der Hand, um diese Welt so zu backen, dass sie keine Kanten mehr hat, sondern verführt. Es ist absehbar, dass ich nach zig Schnitzereien jenen Ton verinnerliche und ein tragfähiges Konzept habe. Nach schätzungsweise zehn harschen Redigiervorgängen werde ich täglich ein Stück weiterschreiten in der zu erzählenden Geschichte. Bis hierher habe ich viel geschaffen und doch wenig geschafft: elf Seiten in ein paar Monaten. Und währenddessen muss ich überall hören und lesen, dass man doch mehr als ein Buch im Jahr schaffen muss, will man ein richtiger Schriftsteller sein.

7. Juli 2012

Große Ferien-Verschenkaktion

Ferienzeit - die ideale Zeit, um vor allem den E-Reader vollzutanken, damit man nicht so viel Gepäck schleppen muss. Zeit aber auch, mich einmal wieder bei meinen LeserInnen zu bedanken und bei meinen Noch-Nicht-LeserInnen sichtbar zu machen. Deshalb gibt es eine ganz besonders große Ferien-Verschenkaktion gleich für drei meiner Bücher! Gratislesen für die Urlaubstasche. Und aus rechtlichen Gründen wie immer exklusiv bei Amazon (rechts im Menu die Beschreibung, wie man meine DRMfreien Kindles auch auf anderen Readern und Geräten lesen kann).

Was ich dafür möchte? Da zitiere ich ein Schild, das einmal bei meinem Friseur hing:
"Sind Sie mit meiner Arbeit unzufrieden, sagen Sie es mir, sind Sie mit meiner Arbeit zufrieden, sagen Sie es anderen!"

Welche Bücher bekomme ich geschenkt?


„Dieses Buch beschreibt französische Lebensart und -freude pur.“ (ZDF)

Dahlia steht mit ihrem Romantikladen kurz vor der Pleite, die Jazzsängerin Estelle tingelt durch zwielichtige Bars. „Krise“ beherrscht als Stichwort den Alltag. Als wieder einmal eine von Brunis schwärmerischen Postkarten aus Südfrankreich eintrifft, platzt den Freundinnen der Kragen. Einmal noch wollen sie in diesem Paradies Kraft tanken.
Doch im Quercy erleben sie ihr blaues Wunder: Nichts ist, wie es schien, ein ganzes Dorf wird auf die Probe gestellt. Von französischer Lebenslust angesteckt, verscheuchen die drei Freundinnen den Lavendelblues, um einen völlig verrückten Traum zu verwirklichen.
Ein Buch wie aus der fabelhaften Welt der Amelie, leichtfüßig und poetisch wie ein französischer Film.


"Grossartiger Stil, witzig, informativ. Leckere Häppchen für Geniesser. Und ein lebendiger Einblick in die Welt einer Autorin." (amazon)

„Cronenburg – viel mehr und nichts weniger – aus Buchbranche, Autorenleben und Kultur“ steht über dem Blog von Petra van Cronenburg, deren Name Programm ist. Es geht es um den „ganz normalen Wahnsinn“, den eine Journalistin, Buchautorin und Übersetzerin in Personalunion erlebt.

Gnadenlos subjektiv, von mutiger Ehrlichkeit, ironisch bis polemisch spießt die Autorin alles auf: von der Glosse über die Rechtschreibreform bis zur Frage, wie viel Untergang Kreative brauchen. Dazwischen erzählt sie, wie ihre Wahlheimat Frankreich zu Sarkoland wurde und was man im Elsass noch genießen kann. Sie schreibt einen Toilettenverriss über eine Edelstadt und wie man sich fühlt, wenn man für eine Romanfigur shoppen geht. Da gibt es Samenbomben, Synästhesie und Sülze, Schreibkater, Badewanneneffekte, Hörstürze und Bücher wie Brei. Wer davon noch nicht genug hat, lernt durch vergnügliche Schreibtipps, wie man mit Serviettentechnik plottet oder wie man mit einem Backstein Suspense erreicht. „Best of“, ca. 100 Normseiten oder 199 Druckseiten.


"...bereue keine Sekunde des Lesens. Vollkommen durchgeknallter Stoff! Ich habe selten so gelacht." (amazon)

Die Opfer schwimmen in Karmatschigong-Fluidum, Gurkensud oder Blut; sie tragen den Kopf zwischen den Beinen, stinken wie die Pest oder sind noch gar nicht richtig tot. Darum kennen die wahnwitzigen Detektivinnen kein Pardon: Wenn es sein muss, gehen sie mit Rouge und Revolver, Highheels und Gesichtsstraffungsmaske auf Mörderjagd. Sie ermitteln Pi mal Daumen, aber immer todschick. Noch eines haben die Damen auf Mörderfang weltweit gemeinsam: Sie sind so tough wie durchgeknallt und immer in Eile.

Ihre männlichen Assistenten können nur staunen, wenn die Chefin mit Kopftuch und Antiterroreinheit zu den ägyptischen Pyramiden rast oder im Pythonkostüm nach Oberhausen. Ein Marzipanschweinchen bedroht die Regierung in Berlin, ein eingetrockneter Soßenfleck die Staatsräson in Schweden. Und spätestens, wenn in Moskau eine ausgeweidete Handtasche den Weltfrieden gefährdet, ist eines klar: Dieses Buch wurde vom weichherzigen Pawel Pawlowitsch Pawlow gesponsert.

Ideal für das winzige Hüngerchen zwischendurch.
„Hannibal Lecter“
Schauplätze, wie ich sie liebe – und das alles ohne Auto!
„James Bond“
Perverse Detektivinnen, versoffene Typen und Sehnsucht nach Köln-Porz, das ist Hollywood pur!
„Phil Marlowe“

Wann bekomme ich die Bücher geschenkt?

  • Die Verschenkaktion für alle drei Bücher beginnt am Dienstag, den 10. Juli um 0:00 Uhr pazifischer Zeit (USA-Zeit).
  • "Lavendelblues" ist exklusiv nur einen Tag lang kostenlos, also bis um 23:59 Uhr pazifischer Zeit.
  • Die beiden Bücher "Best of Cronenburg" und "Rouge & Revolver" gibt es zwei Tage lang: also von Dienstag, den 10. Juli um 0:00 Uhr pazifischer Zeit bis Mittwoch, den 11. Juli um 23:59 Uhr pazifischer Zeit.
Als Dankeschön freue ich mich jederzeit über kurzes Feedback bei
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hier im Blog und natürlich über Rezensionen, ob bei Amazon, in Blogs o.ä.
Und natürlich freue ich mich ganz besonders über jeden, der meine Bücher normal kauft - auch die nicht hier aufgeführten.

3. Juli 2012

Zäh wie Leder ...

... sind mir die alten Russen heute. Auch für Recherchejunkies wie mich gibt es Tage, wo alles in schmelzendem Asphalt zu versinken scheint und jeder Schritt am Buch zur Qual wird. Mein Projekt mit den "russischen Spaziergängen" soll in einer bestimmten Straße beginnen, die ich für mich "die Straße der Sehnsucht" nenne. Denn Sehnsucht ist das, was alle eint, die hier schon einmal gelebt haben. Gleichzeitig können die illustren Leute aber kaum gegensätzlicher gewesen sein. Und so hatte ich die glorreiche Idee, meinen roten Faden mit der Sehnsucht auch noch in die Revolution zu tunken. Ausgerechnet hier wohnten nämlich fast Seite an Seite einer der berühmtesten badischen Revolutionäre und ein ganz eingefleischter berühmter russischer Monarchist, der am liebsten aus dem Badischen geflohen wäre, wenn er denn gekonnt hätte.

Hätte ich doch heute nur auch so einen Riecher! (Foto: PvC)

Im Roman kann man Protagonist und Antagonist nach Herzenslust aufeinander hetzen. Bei historischen Persönlichkeiten muss dagegen alles stimmen. Dass zwei Leute nur zwei Häuser voneinander wohnten, heißt noch lange nicht, dass sie sich auch kannten. Auch 1848 konnten sich Nachbarn mit Nichtachtung strafen. Und dann taucht eine mögliche Verbindung auf: Der badische Spezl kannte einen gewissen Herrn Bakunin, warum eigentlich der russische nicht auch? War Bakunin je selbst in Baden-Baden? Hatte man sich in Dresden oder Paris kennengelernt? Wann genau hat wer was mit wem gehabt? Ach, jetzt schaut her, der Herr Bakunin hat Madame Georges Sand geschrieben?! Die wiederum trank Tee mit Turgenew. Und der hat auch den Bakunin ... Es wäre zu schön gewesen. Ausgerechnet in dem Moment, in dem alle ihren Zucker in den Tee rühren, hockt der badische Spezl schon wieder in der Schweiz, die schön gedachte Szene geht nicht auf. Und zu allem Überfluss mischt nun der Herr Gogol, seines Zeichens Schriftsteller, an unvermuteter Stelle mit und trinkt wiederum Tee mit dem Monarchisten, obwohl er beinahe selbst Opfer der zaristischen Zensur wird.

Ich will niemanden langweilen. Auch wenn ich mich heute auf höchst verdächtigen Internetseiten mit den Stichworten Anarchie und Nihilismus herumtreibe, liest sich das Material alles andere als frisch-fröhlich-revolutionär. Und weil ich immer Originalquellen bevorzuge, muss ich dann auch noch solche Texte lesen, wie sie ein gewisser Michail an eine gewisse Georges schrieb. Da sage mal noch einer, wir würden uns bei Facebook und Twitter zu lang verlustieren! Was die Leute sich im 19. Jahrhundert an Briefen schrieben, geht auf keine Kuhhaut! Manchen Schriftstellern könnte man fast unterstellen, sie hätten vor lauter Briefen ihre Arbeit vernachlässigt. Aber komischerweise sind die großen Schwätzer vor dem Herrn dann auch die mit dem großen Buchausstoß.

Und die Moral von der Geschicht': Bakunin war ein Irrweg, der kam erst später in jenen Dunstkreis. Und wie ich jetzt den badischen Spezl und den russischen Monarchisten zusammenbringen soll, ohne dass sie dem Turgenew begegnen, das rate mir Tolstoi! Hoppla, falsch. Der hat zwar auch kurz in der Straße gewohnt, aber viel später und völlig unpolitisch. Monsieur hat nämlich radikal all sein Geld verzockt und sich das Scherflein für die Rückreise von seinen russischen Kollegen leihen müssen! Da hat er jede Menge mit Dostojewskij gemeinsam  - der übrigens in einem Seitensträßchen hauste. Aber nein, Fjodor, huschhusch ... du kommst erst später dran! Und ich freue mich schon jetzt darauf, aus den bissigen Tagebüchern deiner Frau zu zitieren!