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(c) by Petra van Cronenburg |
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28. Juli 2011
24. Juli 2011
Buchtrailer
Es gibt einen Buchtrailer zu "Faszination Nijinsky". Leider verrät der Macher nicht, von wem die fantastische Musik ist. Zu viel unnötige Bescheidenheit, finde ich!
Nun darf ich's doch verraten... Der Trailer wurde natürlich nicht von "irgendeinem Fan" einfach so gebastelt, was man schon an der Verwendung des Covers darin sehen kann. Das war natürlich eine Auftragsarbeit.
Der Urheber des Trailers heißt Ulrich Baum, die Musik stammt aus der von ihm komponierten Tondichtung "Die Nordsee" - zu hören war die Uraufführung mit dem Oratorienchor Letmathe und den Warschauer Symphonikern. Ulrich Baum hat als Multitalent auch das Cover von "Faszination Nijinsky" entworfen und die historischen Fotos bearbeitet.
Und ja, man kann ihn für solche Arbeiten buchen, allerdings muss ihn ein Buch inspirieren, um den Auftrag anzunehmen.
update!
Nun darf ich's doch verraten... Der Trailer wurde natürlich nicht von "irgendeinem Fan" einfach so gebastelt, was man schon an der Verwendung des Covers darin sehen kann. Das war natürlich eine Auftragsarbeit.
Der Urheber des Trailers heißt Ulrich Baum, die Musik stammt aus der von ihm komponierten Tondichtung "Die Nordsee" - zu hören war die Uraufführung mit dem Oratorienchor Letmathe und den Warschauer Symphonikern. Ulrich Baum hat als Multitalent auch das Cover von "Faszination Nijinsky" entworfen und die historischen Fotos bearbeitet.
Und ja, man kann ihn für solche Arbeiten buchen, allerdings muss ihn ein Buch inspirieren, um den Auftrag anzunehmen.
23. Juli 2011
Sommertragödie
Im Ferienland Frankreich ist heute wieder fliegender Bettenwechsel. Vielleicht hängt die Tragödie, die ich gestern erlebte, damit zusammen. Irgendwann am späten Nachmittag, zu völlig unüblicher Zeit, fiel mir ein, dass ich noch nicht in meinen Briefkasten geschaut hatte. Und plötzlich schaut mich etwas von der Straße aus an. Ein trauriges Häufchen von Hund, zitternd, wie festgefroren - kein Mensch weit und breit. Also habe ich mich erst einmal vorsichtig genähert - und als er Berührung zuließ, versucht, ihn von der Straße weg zu bekommen. Unwahrscheinlich, wie fest so ein verängstigtes Tier stehen kann.
Nun hatte ich also plötzlich einen Hund, offensichtlich einen Golden Retriever, das Halsband viel zu groß und am Haken verrostet, die Tätowierung im Ohr keine echte Nummer, nur irgendein Scheinmerkmal. Mit der Tätowierung kann man in Frankreich sofort den Besitzer feststellen, ein Anruf in der Hundezentrale genügt. Mir sind schon öfter Hunde zugelaufen. In einem Dorf streunen die Kerls herum, wenn Hündinnen läufig sind, andere reißen aus, weil ihnen ihr Mensch mal wieder nicht gefällt ... Mein Nachbar war sich sicher, im Nachbardorf habe jemand seinen Hund gesucht. Also habe ich gemacht, was man in solchen Fällen immer tut - den Hund sicher verwahrt und mit Fressen und Wasser versorgt. Und dann bin ich auf Tour gefahren - zwei Dörfer an beiden Enden der Straße abklappern ...
Es war eine seltsame Tour. In zwei Stunden habe ich mehr Menschen kennengelernt als sonst in einem Jahr. Vor allem aber habe ich Menschenschicksale kennengelernt. Beim Thema Hund tauen die sonst recht verschlossenen Leute hier auf. Viele haben sofort ihr Handy gezückt und alle möglichen Leute angerufen, die einen beigen Hund hatten, der auch nur annähernd auf die Beschreibung passte. Es gab Leute im Dorf, die jeden einzelnen Hund zu kennen meinten und Ratschläge fürs Suchen hatten. Und dabei kamen die Geschichten hoch. Von der verstorbenen alten Frau ohne Nachkommen, deren Hund sich erst vom Müll und Dingen aus dem Garten ernährte, bis er halb verhungert ausriss und man ihn fand. Keiner hatte gewusst, dass die Frau einen Hund besaß, nie hatte man ihn im Garten gesehen.
Dann der Mann, dem ein Kettenhund nach dem anderen entfloh, weil er die Tiere malträtierte - bei dem bleibt doch kein Hund, aber der schlägt sogar die Frau. Aber auch die witzigen Geschichten kamen zutage, wie die vom vierbeinigen Filou, der jeden Abend seine Gespielinnen im ganzen Dorf abklappern musste. Von der Hündin, die abgeht, wenn ein Reh kommt, und dann drei Dörfer weit rennt. Und da war eine wunderbare Frau mit großem Herz, die den Findling wenigstens für eine Nacht genommen hätte, weil sie immer solche Hunde gehabt hatte - bis die Tochter rief, nicht noch ein Hund!
Eine Frau hatte eine besonders schlimme Geschichte zu erzählen, weil sie beruflich Menschen in Ausnahmezuständen hilft. Da war die Geschichte von der alten, völlig verwahrlosten Frau, der sie nach und nach ihre Katzen aus dem vermüllten Haus hatten nehmen müssen. Über vierzig Stück an der Zahl, keine kastriert oder geimpft, in jämmerlichem Zustand, im gleichen Zustand wie die Frau. Sie hätten es nicht fertig gebracht, sofort alle Tiere auf einmal abzutransportieren, die Frau wäre zusammengebrochen, vielleicht daran gestorben, sagte sie. Sie wusste, wohin mit einem Hund, der nicht zu identifizieren war, nicht zum eigenen Hund konnte - zu einer Uhrzeit, in der das Tierheim die Schotten dicht gemacht hatte und kein Tierarzt nach einem Chip suchen würde. Dein Freund und Helfer - die Feuerwehr!
Inzwischen hatte sich mein Findling als Weibchen entpuppt, das dicke Zeug zwischen den Beinen war schlicht völlig verfilzter Pelz, der durch die starken Regenfälle entsetzlich stank. Das Tier war dem Hunger und der Nässe nach schon länger unterwegs. Es konnte kaum laufen - die Krallen waren menschenfingerlang, noch nie verschnitten worden. Wahrscheinlich ein Hüftschaden dadurch. Seine Zähne in einem Zustand, wie ich ihn nur von Horrorfotos beim Tierarzt kenne, dick von altem Zahnstein belegt und völlig verfault, zwei faulten bereits aus dem Kiefer heraus. Das zitternde, völlig geschwächte Tier hatte ein Gewächs am Hinterkopf und wahrscheinlich noch jede Menge anderer unsichtbarer Probleme. Trotzdem ein Gesicht wie ein junger Hund und ein jammervoller Blick, der einem ins Gebein fuhr - als würde er zum ersten Mal im Leben umsorgt und überhaupt gestreichelt. Wollte ich diesen miesen Besitzer wirklich finden?
Ich bin dann mit der Hündin zur Feuerwehrbereitschaft in die nächste Stadt. Das hatte ich nun gelernt: Auch wenn das Tierheim für Otto Normalverbraucher geschlossen ist, hat die Feuerwehr eine Hotline zu den Betreuern - und einen Schlüssel für die Boxen - gerade für Notfälle in der Nacht und am Wochenende. Die Feuerwehrleute vermuteten, was ich bereits befürchtete. Da hatte nicht nur jemand mal wieder am fröhlichen Tieraussetzen im Sommer teilgenommen. Da hatte jemand gezielt seinen alten und kranken Hund entsorgt!
So schlimm das Tierheim für ein Tier ist, in einem solchen Fall kann es ein Segen sein. Der Hund würde vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Tierarzt zu Gesicht bekommen. Er hat ein Dach über dem Kopf und wird versorgt. Von Menschen, die Tiere lieben. Die sich nicht einen Hund anschaffen, weil er fürs Auge zum Haus gehört, weil man eine billige Alarmanlage möchte, weil das Kind nach einem Kuscheltier quengelt, weil man den Nachbarn mit einem tollen Exemplar ausstechen will, weil man seine Machtgelüste ausleben muss, weil es nicht reicht, nur die Frau zu schlagen ... und was so alles hinter diesen Hundeschicksalen stecken mag. Dem Besitzer dieses armen Viechs möchte ich gar nicht begegnen. Ich weiß nicht, ob ich mich im Griff hätte. Die Pest habe ich ihm bereits an den Hals gewünscht.
Wie bei allen echten Tragödien war es dann am Ende auch irgendwie zum Lachen. Drei gestandene Feuerwehrleute in Uniform machten das richtig große Feuerwehrauto zur Abfahrt fertig. Ein Junger versuchte, den Transportkäfig aufzubauen, zum ersten Mal in seinem Leben. Aber das mit der Technik wollte nicht so. Also sollte die Hündin, lammfromm, schier unbeweglich und völlig verängstigt, hinten mitfahren. Das würde sie auch nicht so schrecken wie der Käfig. Ich hob sie also in den Zwischenraum vor den Rücksitz auf den Lastwagen und musste tüchtig schieben. So ein Feuerwehrauto sieht ein Tier ja nicht alle Tage. Dann die Preisfrage bei drei Leuten - wer sitzt hinten beim Hund?
Es war köstlich. Den zwei Männern flatterte das Hemd. Ich setz mich doch nicht neben einen fremden Hund, der Angst hat! Und was mach ich mit dem, wenn er mich nicht mag!? Es war die toughe Feuerwehrfrau, die mir und dem Hund zuliebe ihren Feierabend verschob. Todesmutig setzte sie sich zu dem Tier und streichelte es, während sich die männlichen Weicheier nach vorn verdrückten. Und dann wurde das kleine Häufchen von Hund vom ganz großen Feuerwehrauto ins Tierheim in die nächste größere Stadt gefahren. Mit Blaulicht!!! Standesgemäß, wie es sich für ein Tier gehört, dem wahrscheinlich noch nie im Leben Ehre wiederfahren war.
Falls sich mal wieder jemand wundern sollte, warum Tierheim oder Feuerwehr Geld sammeln und ständig Unterstützung brauchen: unter anderem wegen solcher Fälle. Wegen der Menschen. Spenden darf man aber das ganze Jahr, vor allem jetzt in der Sommerzeit, wo sich so viele miese Zweibeiner ihrer angeblich heißgeliebten Freunde entledigen, als wären sie ein Stück Müll.
Und noch ein nützlicher Tipp: Bestialischen Gestank, der selbst für Hundebesitzernasen schlimm ist, bekommt man ganz leicht aus dem Auto, wenn man über Nacht ein offenes Schälchen gemahlenen Kaffees ins Auto stellt!
Nun hatte ich also plötzlich einen Hund, offensichtlich einen Golden Retriever, das Halsband viel zu groß und am Haken verrostet, die Tätowierung im Ohr keine echte Nummer, nur irgendein Scheinmerkmal. Mit der Tätowierung kann man in Frankreich sofort den Besitzer feststellen, ein Anruf in der Hundezentrale genügt. Mir sind schon öfter Hunde zugelaufen. In einem Dorf streunen die Kerls herum, wenn Hündinnen läufig sind, andere reißen aus, weil ihnen ihr Mensch mal wieder nicht gefällt ... Mein Nachbar war sich sicher, im Nachbardorf habe jemand seinen Hund gesucht. Also habe ich gemacht, was man in solchen Fällen immer tut - den Hund sicher verwahrt und mit Fressen und Wasser versorgt. Und dann bin ich auf Tour gefahren - zwei Dörfer an beiden Enden der Straße abklappern ...
Es war eine seltsame Tour. In zwei Stunden habe ich mehr Menschen kennengelernt als sonst in einem Jahr. Vor allem aber habe ich Menschenschicksale kennengelernt. Beim Thema Hund tauen die sonst recht verschlossenen Leute hier auf. Viele haben sofort ihr Handy gezückt und alle möglichen Leute angerufen, die einen beigen Hund hatten, der auch nur annähernd auf die Beschreibung passte. Es gab Leute im Dorf, die jeden einzelnen Hund zu kennen meinten und Ratschläge fürs Suchen hatten. Und dabei kamen die Geschichten hoch. Von der verstorbenen alten Frau ohne Nachkommen, deren Hund sich erst vom Müll und Dingen aus dem Garten ernährte, bis er halb verhungert ausriss und man ihn fand. Keiner hatte gewusst, dass die Frau einen Hund besaß, nie hatte man ihn im Garten gesehen.
Dann der Mann, dem ein Kettenhund nach dem anderen entfloh, weil er die Tiere malträtierte - bei dem bleibt doch kein Hund, aber der schlägt sogar die Frau. Aber auch die witzigen Geschichten kamen zutage, wie die vom vierbeinigen Filou, der jeden Abend seine Gespielinnen im ganzen Dorf abklappern musste. Von der Hündin, die abgeht, wenn ein Reh kommt, und dann drei Dörfer weit rennt. Und da war eine wunderbare Frau mit großem Herz, die den Findling wenigstens für eine Nacht genommen hätte, weil sie immer solche Hunde gehabt hatte - bis die Tochter rief, nicht noch ein Hund!
Eine Frau hatte eine besonders schlimme Geschichte zu erzählen, weil sie beruflich Menschen in Ausnahmezuständen hilft. Da war die Geschichte von der alten, völlig verwahrlosten Frau, der sie nach und nach ihre Katzen aus dem vermüllten Haus hatten nehmen müssen. Über vierzig Stück an der Zahl, keine kastriert oder geimpft, in jämmerlichem Zustand, im gleichen Zustand wie die Frau. Sie hätten es nicht fertig gebracht, sofort alle Tiere auf einmal abzutransportieren, die Frau wäre zusammengebrochen, vielleicht daran gestorben, sagte sie. Sie wusste, wohin mit einem Hund, der nicht zu identifizieren war, nicht zum eigenen Hund konnte - zu einer Uhrzeit, in der das Tierheim die Schotten dicht gemacht hatte und kein Tierarzt nach einem Chip suchen würde. Dein Freund und Helfer - die Feuerwehr!
Inzwischen hatte sich mein Findling als Weibchen entpuppt, das dicke Zeug zwischen den Beinen war schlicht völlig verfilzter Pelz, der durch die starken Regenfälle entsetzlich stank. Das Tier war dem Hunger und der Nässe nach schon länger unterwegs. Es konnte kaum laufen - die Krallen waren menschenfingerlang, noch nie verschnitten worden. Wahrscheinlich ein Hüftschaden dadurch. Seine Zähne in einem Zustand, wie ich ihn nur von Horrorfotos beim Tierarzt kenne, dick von altem Zahnstein belegt und völlig verfault, zwei faulten bereits aus dem Kiefer heraus. Das zitternde, völlig geschwächte Tier hatte ein Gewächs am Hinterkopf und wahrscheinlich noch jede Menge anderer unsichtbarer Probleme. Trotzdem ein Gesicht wie ein junger Hund und ein jammervoller Blick, der einem ins Gebein fuhr - als würde er zum ersten Mal im Leben umsorgt und überhaupt gestreichelt. Wollte ich diesen miesen Besitzer wirklich finden?
Ich bin dann mit der Hündin zur Feuerwehrbereitschaft in die nächste Stadt. Das hatte ich nun gelernt: Auch wenn das Tierheim für Otto Normalverbraucher geschlossen ist, hat die Feuerwehr eine Hotline zu den Betreuern - und einen Schlüssel für die Boxen - gerade für Notfälle in der Nacht und am Wochenende. Die Feuerwehrleute vermuteten, was ich bereits befürchtete. Da hatte nicht nur jemand mal wieder am fröhlichen Tieraussetzen im Sommer teilgenommen. Da hatte jemand gezielt seinen alten und kranken Hund entsorgt!
So schlimm das Tierheim für ein Tier ist, in einem solchen Fall kann es ein Segen sein. Der Hund würde vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben einen Tierarzt zu Gesicht bekommen. Er hat ein Dach über dem Kopf und wird versorgt. Von Menschen, die Tiere lieben. Die sich nicht einen Hund anschaffen, weil er fürs Auge zum Haus gehört, weil man eine billige Alarmanlage möchte, weil das Kind nach einem Kuscheltier quengelt, weil man den Nachbarn mit einem tollen Exemplar ausstechen will, weil man seine Machtgelüste ausleben muss, weil es nicht reicht, nur die Frau zu schlagen ... und was so alles hinter diesen Hundeschicksalen stecken mag. Dem Besitzer dieses armen Viechs möchte ich gar nicht begegnen. Ich weiß nicht, ob ich mich im Griff hätte. Die Pest habe ich ihm bereits an den Hals gewünscht.
Wie bei allen echten Tragödien war es dann am Ende auch irgendwie zum Lachen. Drei gestandene Feuerwehrleute in Uniform machten das richtig große Feuerwehrauto zur Abfahrt fertig. Ein Junger versuchte, den Transportkäfig aufzubauen, zum ersten Mal in seinem Leben. Aber das mit der Technik wollte nicht so. Also sollte die Hündin, lammfromm, schier unbeweglich und völlig verängstigt, hinten mitfahren. Das würde sie auch nicht so schrecken wie der Käfig. Ich hob sie also in den Zwischenraum vor den Rücksitz auf den Lastwagen und musste tüchtig schieben. So ein Feuerwehrauto sieht ein Tier ja nicht alle Tage. Dann die Preisfrage bei drei Leuten - wer sitzt hinten beim Hund?
Es war köstlich. Den zwei Männern flatterte das Hemd. Ich setz mich doch nicht neben einen fremden Hund, der Angst hat! Und was mach ich mit dem, wenn er mich nicht mag!? Es war die toughe Feuerwehrfrau, die mir und dem Hund zuliebe ihren Feierabend verschob. Todesmutig setzte sie sich zu dem Tier und streichelte es, während sich die männlichen Weicheier nach vorn verdrückten. Und dann wurde das kleine Häufchen von Hund vom ganz großen Feuerwehrauto ins Tierheim in die nächste größere Stadt gefahren. Mit Blaulicht!!! Standesgemäß, wie es sich für ein Tier gehört, dem wahrscheinlich noch nie im Leben Ehre wiederfahren war.
Falls sich mal wieder jemand wundern sollte, warum Tierheim oder Feuerwehr Geld sammeln und ständig Unterstützung brauchen: unter anderem wegen solcher Fälle. Wegen der Menschen. Spenden darf man aber das ganze Jahr, vor allem jetzt in der Sommerzeit, wo sich so viele miese Zweibeiner ihrer angeblich heißgeliebten Freunde entledigen, als wären sie ein Stück Müll.
Und noch ein nützlicher Tipp: Bestialischen Gestank, der selbst für Hundebesitzernasen schlimm ist, bekommt man ganz leicht aus dem Auto, wenn man über Nacht ein offenes Schälchen gemahlenen Kaffees ins Auto stellt!
22. Juli 2011
Madame kurt
Während andere Urlaub machen, gehe ich kuren. Allerdings eher nach Art der Schickeria des 19. Jahrhunderts: Ich ersetze die heiße Schwefelbrühe lieber durch einen exquisiten Cappuccino und besuche statt des renommierten Bäderarztes einen stadtbekannten Buchhändler. Wenn ich dann nach getaner Kur, pardon Arbeit, mitten in der wimmelnden Stadt in diese weltberühmte "Hauptverkehrsader" einbiege, weiß ich wieder, wofür ich gearbeitet habe, und kann durchschnaufen.
Im Moment habe ich mir vorgenommen; Nijinsky wieder dorthin zu bringen, wo er selbst schon einmal war. So ging zuerst ein Päckchen ab in die Stadt, in der er als Dreijähriger zwischen den Beinen seiner Tänzer-Eltern auf der Bühne des Teatr Wielki herumhüpfte - nach Warschau. Und nun will ich die Stadt knacken, die er in seinem Schicksalsjahr 1913 besuchte. Das Kommittee der Ballets Russes schlenderte garantiert über eine dieser schmiedeeisernen Brücken (ich weiß sogar, über welche) und schaute sich womöglich genau dasselbe Gebäude an wie ich - in jenem Jahr wurden in der "I. Deutschen Kunstaustellung", wie sich die Halle protzig präsentierte, Max Liebermann und Lovis Corinth ausgestellt.
So schön das Erzählen vom Träumen nachträglich für andere klingt, in der Hauptsache besteht die Realisierung von Visionen in gutem alten Klinkenputzen und Arbeit ohne viel Freizeit. Sogar als Buchvertreterin war ich unterwegs, mit dem flotten Sprüchlein: "Haben Sie zufällig gerade Zeit für eine aufdringliche und zur Unzeit kommende Buchvertreterin?" Ich kann halt einfach nicht verkaufen, schon gar nicht mich selbst. Auf den Schreck hin - es tat nämlich gar nicht weh - ließ ich mir dann erst einmal die Augen vermessen und von einer Russin die heißeste Lesebrille meines Lebens verkaufen. Weil ich wegen der Art der Brille über meine Arbeit Auskunft geben musste, kam es zur unvermeidlichen Frage, worüber ich denn schreibe. Der Name Nijinsky führte bei der Optikerin zu einem strahlenden Gesicht und den Worten: "Nijinsky! Wunderbar! Dann haben Sie ja ein richtig anspruchsvolles, gutes Publikum!" Nijinsky lebt in der russischen Kultur - in allen Bevölkerungsschichten. Und ich werde in Kürze endlich das richtige Nasenfahrrad besitzen, um meinem anspruchsvollen Publikum etwas vorlesen zu können.
Bis dahin ist es allerdings noch ein Stückchen Weg. Aber auch das ist gestern passiert: Jemand hat mir etwas gegeben, was in dieser Stadt offensichtlich unumgänglich ist. Ich darf mich auf diesen Jemand berufen und er wird mich empfehlen. Damit kann ich jetzt rasenden Herzens und furchtbar aufgeregt an einer Tür klopfen, die auf meiner Traum-Wunsch-Visionsliste in folgender Rubrik steht: "Versuchen kannst du's ja mal. Es kann auch mehr als schief gehen: Du könntest dich lächerlich machen. Aber eigentlich gehört das in die Rubrik Größenwahn."
Aber das habe ich von Sergej Diaghilew gelernt: Wenn man an ein Projekt glaubt, darf nichts unmöglich scheinen. Dann muss man ganz oben anfangen. Kleine Brötchen kann man nach dem Scheitern immer noch backen. Ein wenig erschreckt mich, wie sich plötzlich alle möglichen Kreise schließen, denn im August folgt der nächste "Schicksalstermin" und irgendwie hängt eins mit dem anderen zusammen. Versemmeln darf ich keinen von beiden.
Solches Kontakten und Arbeiten funktioniert nicht in den Social Media, wenn man nicht gerade Social-Media-affine Themen hat. Und es funktioniert nicht über Nacht, wie all die Millionenseller-Gurus einem das glauben machen wollen. Ich ackere bereits seit vier Jahren daran, in winzigen, eisern beharrlichen Schritten. Manches reicht sogar in meine Studentenzeit zurück. Ein wenig, habe ich den Verdacht, lullen uns die wunderbar leichten Kontaktmöglichkeiten im Internet ein, spiegeln Erfolge vor, die gar nicht messbar vorhanden sind. Im echten Leben geht's immer noch mit Knigge und Augenschein zu, mit Klinkenputzen und Zuhören - und mit viel viel Leidenschaft fürs Sujet, um das alles durchzuhalten.
Für die unerwarteten Adrenalinstöße ist obige Allee dann richtig heilsam. Sie erdet und spült allzu verschrobene Spinnereien weg. Denn es heißt, auf dem Boden zu bleiben und Qualität zu bringen. Sonst können sich geöffnete Türen dem Klopfenden vor der Nase wieder zuschlagen. Und das täte nach so viel Leidenschaft dann richtig weh.
Im Moment habe ich mir vorgenommen; Nijinsky wieder dorthin zu bringen, wo er selbst schon einmal war. So ging zuerst ein Päckchen ab in die Stadt, in der er als Dreijähriger zwischen den Beinen seiner Tänzer-Eltern auf der Bühne des Teatr Wielki herumhüpfte - nach Warschau. Und nun will ich die Stadt knacken, die er in seinem Schicksalsjahr 1913 besuchte. Das Kommittee der Ballets Russes schlenderte garantiert über eine dieser schmiedeeisernen Brücken (ich weiß sogar, über welche) und schaute sich womöglich genau dasselbe Gebäude an wie ich - in jenem Jahr wurden in der "I. Deutschen Kunstaustellung", wie sich die Halle protzig präsentierte, Max Liebermann und Lovis Corinth ausgestellt.
So schön das Erzählen vom Träumen nachträglich für andere klingt, in der Hauptsache besteht die Realisierung von Visionen in gutem alten Klinkenputzen und Arbeit ohne viel Freizeit. Sogar als Buchvertreterin war ich unterwegs, mit dem flotten Sprüchlein: "Haben Sie zufällig gerade Zeit für eine aufdringliche und zur Unzeit kommende Buchvertreterin?" Ich kann halt einfach nicht verkaufen, schon gar nicht mich selbst. Auf den Schreck hin - es tat nämlich gar nicht weh - ließ ich mir dann erst einmal die Augen vermessen und von einer Russin die heißeste Lesebrille meines Lebens verkaufen. Weil ich wegen der Art der Brille über meine Arbeit Auskunft geben musste, kam es zur unvermeidlichen Frage, worüber ich denn schreibe. Der Name Nijinsky führte bei der Optikerin zu einem strahlenden Gesicht und den Worten: "Nijinsky! Wunderbar! Dann haben Sie ja ein richtig anspruchsvolles, gutes Publikum!" Nijinsky lebt in der russischen Kultur - in allen Bevölkerungsschichten. Und ich werde in Kürze endlich das richtige Nasenfahrrad besitzen, um meinem anspruchsvollen Publikum etwas vorlesen zu können.
Bis dahin ist es allerdings noch ein Stückchen Weg. Aber auch das ist gestern passiert: Jemand hat mir etwas gegeben, was in dieser Stadt offensichtlich unumgänglich ist. Ich darf mich auf diesen Jemand berufen und er wird mich empfehlen. Damit kann ich jetzt rasenden Herzens und furchtbar aufgeregt an einer Tür klopfen, die auf meiner Traum-Wunsch-Visionsliste in folgender Rubrik steht: "Versuchen kannst du's ja mal. Es kann auch mehr als schief gehen: Du könntest dich lächerlich machen. Aber eigentlich gehört das in die Rubrik Größenwahn."
Aber das habe ich von Sergej Diaghilew gelernt: Wenn man an ein Projekt glaubt, darf nichts unmöglich scheinen. Dann muss man ganz oben anfangen. Kleine Brötchen kann man nach dem Scheitern immer noch backen. Ein wenig erschreckt mich, wie sich plötzlich alle möglichen Kreise schließen, denn im August folgt der nächste "Schicksalstermin" und irgendwie hängt eins mit dem anderen zusammen. Versemmeln darf ich keinen von beiden.
Solches Kontakten und Arbeiten funktioniert nicht in den Social Media, wenn man nicht gerade Social-Media-affine Themen hat. Und es funktioniert nicht über Nacht, wie all die Millionenseller-Gurus einem das glauben machen wollen. Ich ackere bereits seit vier Jahren daran, in winzigen, eisern beharrlichen Schritten. Manches reicht sogar in meine Studentenzeit zurück. Ein wenig, habe ich den Verdacht, lullen uns die wunderbar leichten Kontaktmöglichkeiten im Internet ein, spiegeln Erfolge vor, die gar nicht messbar vorhanden sind. Im echten Leben geht's immer noch mit Knigge und Augenschein zu, mit Klinkenputzen und Zuhören - und mit viel viel Leidenschaft fürs Sujet, um das alles durchzuhalten.
Für die unerwarteten Adrenalinstöße ist obige Allee dann richtig heilsam. Sie erdet und spült allzu verschrobene Spinnereien weg. Denn es heißt, auf dem Boden zu bleiben und Qualität zu bringen. Sonst können sich geöffnete Türen dem Klopfenden vor der Nase wieder zuschlagen. Und das täte nach so viel Leidenschaft dann richtig weh.
19. Juli 2011
Buchparadiese
Ein Tipp für Facebook-Nutzer - dort habe ich eine wunderschöne Seite für die Liebhaber von Buchparadiesen mit traumhaften Fotos aus aller Welt gefunden: Eine Zukunft für die kleinen Buchhandlungen.
Die Buchhändlerinnen aus Wien, die die Fanseite betreiben, schreiben dazu:
Die Buchhändlerinnen aus Wien, die die Fanseite betreiben, schreiben dazu:
"Große Ketten und riesige Online-Unternehmen graben den kleinen Buchhandlungen zunehmend den Boden ab. Die Lage hat sich in den letzten Jahren stark zugespitzt und viele kleine Buchhandlungen mussten entweder schon schließend oder kämpfen um ihre Existenz. Damit kleine Buchhandlungen nicht aus den Städten verschwinden, müssen wir dort einkaufen! Jedes Buch zählt! Zusatzgeheimnis: Dass man per Online-Bestellung schneller zu seinen Büchern kommt, ist eine Urban Legend. Wenn das Buch bei der Auslieferung lagernd ist, sind kleine Buchhandlungen meistens schneller als irgendein Riesenversand."Mehr zum Anliegen und der Vernetzung bei Facebook. Mir gefällt das sehr!
18. Juli 2011
Wie kommt ein Buch von A nach B?
Eigentlich sollte die Serie "Ich bastle ein Buch" hier zu Ende sein, denn "gebastelt" ist bereits. Vielleicht bietet aber der Rattenschwanz an Arbeit danach noch Wissenswertes. Heute beschäftigen wir uns mit der Frage: Wie bekommt man ein Buch aus der Druckerei zum Leser? Oder anders gesagt - wie funktioniert das eigentlich mit dem "Sortiment"?
Fachleute aus der Buchbranche mögen mir nachsehen, wenn ich jetzt rede wie in der Sendung mit der Maus. Ich bin blutige Laiin in kaufmännischen Dingen und fühlte mich bei der ersten kurzen Einführung in die Geheimnisse des Buchhandels, als würden meine Ohren zu Gemüse. Im Prinzip ist manches immer noch ein Buch mit sieben Siegeln für mich - so mögen sich meine Leserinnen und Leser bitte nicht zurückhalten, mich zu verbessern und zu ergänzen! Und wer es ganz genau wissen will, der lese besser bei Wikipedia nach.
Ein Buch will verkauft werden - wie kommt es von A nach B?
Die glückliche Autorin ist nun also Besitzerin eines fertigen Buchs. Das ist im Grund genauso, als hätte sie einen fetten Fisch an der Angel, den sie nicht alleine essen mag. Zumal es sich um einen ganzen Fischschwarm handelt: So viele Exemplare könnten von anderen Menschen verspeist werden! Und wenn man die fetten Fische an diese Menschen verkauft, kommt Geld für den nächsten Angelschein oder den Urlaub am Strand in die Kasse.
Kleine Fische
Die Autorin kann zunächst so viele Fische wie nur möglich in einen Korb packen und sich damit auf den Wochenmarkt setzen. Das nennt man Direktvertrieb über die Autorin. Manche machen das ziemlich schwarz und heimlich in seltsamen Spelunken und auf wilden Märkten, früher verkaufte man Bücher gegen die Zensur sogar aus dem Mantel heraus. Aber eigentlich braucht man vorher gewisse Genehmigungen: manchmal einen Gewerbeschein, manchmal auch nur einen Kontakt zum Finanzamt - je nach Lage. Und dann geht das große Verdienen los: Weil die Autorin ihre Fische selbst abschuppt, ausnimmt und in eigene Zeitung wickelt, verdient kein anderer Händler an ihrem Fisch. Sie steckt den Löwenanteil selbst ein. Allerdings darf sie sich auch selbst mit der Buchhaltung, der Logistik, der Rechnungsstellung, schadhaften Büchern und den unzufriedenen und reklamierenden Kunden herumschlagen. Ist es das wert?
Eine andere Form des Direktvertriebs nimmt ihr das Unangenehme ab: der Direktvertrieb über den Verlag. Das bringt zwar nur Tantiemen ein, hat aber den Vorteil, dass weder die Autorenfinger nach Fisch stinken noch irgendein Aufwand von Seiten der Autorin zu betreiben ist. Jemand kümmert sich um alles. Jemand, der das auch kann. Und weil beim Direktvertrieb über den Verlag keine anderen Marktschreier am Fisch mitverdienen, bringt dieses Verkaufen den Verlagen am meisten pro Buch ein. Das schlägt sich nicht nur im Erhalt der Verlage nieder, sondern auch daran, dass die Tantiemen der Autoren nicht von Branchenrabatten bedroht werden.
Dumm nur, dass die Fischesser heutzutage nicht unbedingt extra auf den Wochenmarkt gehen. Vielen ist es zu umständlich, von Stand zu Stand zu flanieren und den Hering von drei Marktweiblein zu vergleichen. Sie kaufen lieber zentral in der Markthalle, genannt Buchhandlung - oder per Kreditkarte im Internet, genannt Online-Buchhandel. Theoretisch könnte der Buchhandel ebenfalls direkt bei den Verlagen bestellen. Dann würde der Verlag auch direkt seine Konditionen mitteilen und einen Rabatt gewähren. Der muss durch vermehrten Fischumsatz natürlich wieder verdient werden. Sonst ist irgendwann der Verlag pleite oder die Tantiemen für die Autoren sinken. Das Geschäft lohnt sich jedoch: Der Buchhandel erreicht nämlich meist sehr viel mehr Fischesser als Verlag und Autor zusammen.
Mittelgroße Fische
Doch leider gibt es da ein Tier, das einem den Hering gehörig versalzt: den Amtschimmel. Je mehr Leute sich nämlich geschäftlich um so einen Fisch scharen, desto mehr Papierkram will erledigt werden und desto komplizierter wird es, jedes einzelne Filet frisch und schnell an die Genießer zu bringen. Ein Einzelner kann das gar nicht stemmen. Und Arbeitskräfte, die per Hand Hering in Zeitung wickeln, sind teuer. Gar nicht zu reden von all den Fallen und Fußangeln, die bei solchen Geschäften auf einen lauern. Es tauchen nun also ein paar großgewachsene Herren in dunklen Umhängen auf diesem Markt auf, die einem für einen gewissen Obolus versprechen, die Dreckarbeit zu übernehmen. Sie treiben sogar das Geld ein. Diese Herren nennt man Barsortimenter oder Zwischenbuchhandel. Die einen sehen darin eine seriöse und unverzichtbare Dienstleistung, die anderen monieren die steigenden Verdienstspannen für das bißchen Schutz.
Tatsächlich ist es so, dass der Zwischenbuchhandel in Sachen Fischaufzucht und Angelei absolut nichts geleistet hat und weder den angelnden Autor noch den Esser am Teller direkt beglückt. Der Zwischenbuchhandel wechselt sozusagen nur das Zeitungspapier um den dadurch nicht frischer werdenden Fisch und hält die Filets auf Lager. Seine Amtshandlung ist der Papierkram, die Logistik und die Verteilung in Markthallen und zu den ganz riesigen Kunden bis hin zu den Fischketten und Fischhandelsgiganten. Und weil sich ein riesiges Geschäft nur lohnt, wenn es riesig bleibt, fallen dabei schon mal schlechter laufende Bücher oder kleine unabhängige Buchhandlungen unter den Tisch. Die einkaufenden Riesen wollen natürlich noch riesiger werden und verlangen für ihre Großmütigkeit von den Verlagen riesige Rabatte und viele viele Fischkonserven..
Riesenfische
Pro Fisch sollen das bis zu 55% Rabatt sein und einmal soll ein Verlag sogar gebeten worden sein, die Rolltreppe von so einem Großmannsfischvertrieb zu finanzieren, um aufgenommen zu werden. Auch Regalplatzierungen und Stapelpositionen dürfen bezahlt werden. 55% vom Nettopreis eines Buchs plus Kleinkram wie Rolltreppen wollen jedoch erst einmal von den Verlagen erwirtschaftet werden! Vielleicht kann man an den Autoren sparen ... Das riesige Riesengeschäft will man sich schließlich nicht verscherzen, es könnte ja funktionieren?
Den Fischessern ist es schließlich egal, Hauptsache, der Fisch kommt frisch und schnell auf den Tisch, am liebsten über Nacht, egal, wie viele Leute unterwegs Schuppen lassen müssen. Die Buchpreise würde man am liebsten noch mehr drücken, ist einem doch egal, was andere abdrücken müssen, schließlich beißt so ein Fisch doch fast automatisch an und es gibt doch so viele im Meer - oder etwa nicht? Nur kein Gang zu viel, nur keine Arbeit! Die dunklen Herren mit ihren Schlapphüten werden's schon (an)richten. Dabei könnte man sogar fischartgerecht einkaufen: Im Direktvertrieb oder in der unabhängigen Buchhandlung.
Die ungeduldigen Fischesser
Märchen beiseite. Die Hintergründe sind vor allem für Selbstpublisher interessant. Weil Fischesser meist faul oder nicht bewusst einkaufen, läuft Direktvertrieb alleine hierzulande allenfalls bei Berühmtheiten wie Mrs Rowling oder bei raren Sammlerwerten. Das Buch muss also ins Barsortiment und das bietet nicht jeder Hersteller gleichermaßen breit an - und mancher lässt sich die Meldung auch extra bezahlen.
Schlagworte sind Libri, Buchkatalog, KNV oder kleinere wie Umbreit & Co. Hier wird es richtig kompliziert: Die eine Buchhandlung bestellt z.B. nur über Libri, die andere mag lieber den Buchkatalog. Bevor man erforscht, welche wie tickt, ist man am besten bei beiden vertreten. Und bei den anderen auch. Natürlich muss das Buch dann auch den entsprechenden Umsatz bringen, sonst wird es von manchen wieder ausgemustert! Da helfen auch ein paar Extraexemplare auf Lager nichts.
Und wenn ein Buch nachweislich existiert und die Buchhandlung behauptet, es sei nicht bestellbar? Dann sollten Fischesser nachhaken und darauf bestehen. Denn entweder hat die Buchhandlung im falschen Sortiment nachgeschaut, in dem es noch nicht angekommen ist - oder die Verkäuferin ist zu faul - oder das Buch ist womöglich wirklich nur per Direktvertrieb zu haben und darum unattraktiv, weil mit Arbeit verbunden, oder der Autor / Verlag / Hersteller hat an der falschen Stelle gespart, nämlich an der ISBN und der Anmeldung.
Ein wahrer Sonderfall - nicht nur an Rabatthöhe - ist das allerorts hochgejubelte Amazon. Für manche Fischesser existiert man als Autor scheinbar nur, wenn man dort gelistet ist. Das geht aber gar nicht so schnell wie woanders! Und gar nicht so einfach. Wer je versucht hat, einen Katalogfehler zu berichtigen, wird wissen, wovon ich rede.
Beispiel "Faszination Nijinsky":
Dort muss der Verlag nach Schaltung und Aufnahme durch Amazon erst einmal seine Bücher manuell freischalten, was heute erfolgt ist. Und selbst die Aufnahme des Buchs in der Author's Central schlägt mit mindestens fünf Werktagen Wartezeit zu Buche. Und dann muss Amazon seine Exemplare zuerst einmal von seinen eigenen Sortimentern bekommen. Die wiederum sind diejenigen, die länger als Libri brauchen. Und erst dann, erst wenn es im Lager liegt, ist das Buch für Amazon vorhanden - obwohl man es längst woanders kaufen kann. Etwa beim Verlag (ebenfalls versandkostenfrei) oder beim freundlichen Buchhändler.
Nein, der Onlinebuchhandel ist nicht schneller als der stationäre Buchhandel.
Und der Spaß, ein längst vom Verlag ordentlich ans Sortiment geschicktes Cover ordnungsgemäß in die Buchankündigung zu bekommen, ist wieder ein anderes Kapitel...
Übrigens noch ein Tipp: Mit steigender Lagerhaltung und Vorrätigkeit bei den Barsortimenten sinken auch die Lieferzeiten. So ist das eben, wenn ein klitzkleiner Fisch durch ganz viele Hände gehen muss, anstatt direkt am Hafen eingekauft zu werden.
PS: Ich bedanke mich bei meinem Idol Fjodor für die Inspiration in Sachen Metapher.
Fachleute aus der Buchbranche mögen mir nachsehen, wenn ich jetzt rede wie in der Sendung mit der Maus. Ich bin blutige Laiin in kaufmännischen Dingen und fühlte mich bei der ersten kurzen Einführung in die Geheimnisse des Buchhandels, als würden meine Ohren zu Gemüse. Im Prinzip ist manches immer noch ein Buch mit sieben Siegeln für mich - so mögen sich meine Leserinnen und Leser bitte nicht zurückhalten, mich zu verbessern und zu ergänzen! Und wer es ganz genau wissen will, der lese besser bei Wikipedia nach.
Ein Buch will verkauft werden - wie kommt es von A nach B?
Die glückliche Autorin ist nun also Besitzerin eines fertigen Buchs. Das ist im Grund genauso, als hätte sie einen fetten Fisch an der Angel, den sie nicht alleine essen mag. Zumal es sich um einen ganzen Fischschwarm handelt: So viele Exemplare könnten von anderen Menschen verspeist werden! Und wenn man die fetten Fische an diese Menschen verkauft, kommt Geld für den nächsten Angelschein oder den Urlaub am Strand in die Kasse.
Kleine Fische
Die Autorin kann zunächst so viele Fische wie nur möglich in einen Korb packen und sich damit auf den Wochenmarkt setzen. Das nennt man Direktvertrieb über die Autorin. Manche machen das ziemlich schwarz und heimlich in seltsamen Spelunken und auf wilden Märkten, früher verkaufte man Bücher gegen die Zensur sogar aus dem Mantel heraus. Aber eigentlich braucht man vorher gewisse Genehmigungen: manchmal einen Gewerbeschein, manchmal auch nur einen Kontakt zum Finanzamt - je nach Lage. Und dann geht das große Verdienen los: Weil die Autorin ihre Fische selbst abschuppt, ausnimmt und in eigene Zeitung wickelt, verdient kein anderer Händler an ihrem Fisch. Sie steckt den Löwenanteil selbst ein. Allerdings darf sie sich auch selbst mit der Buchhaltung, der Logistik, der Rechnungsstellung, schadhaften Büchern und den unzufriedenen und reklamierenden Kunden herumschlagen. Ist es das wert?
Eine andere Form des Direktvertriebs nimmt ihr das Unangenehme ab: der Direktvertrieb über den Verlag. Das bringt zwar nur Tantiemen ein, hat aber den Vorteil, dass weder die Autorenfinger nach Fisch stinken noch irgendein Aufwand von Seiten der Autorin zu betreiben ist. Jemand kümmert sich um alles. Jemand, der das auch kann. Und weil beim Direktvertrieb über den Verlag keine anderen Marktschreier am Fisch mitverdienen, bringt dieses Verkaufen den Verlagen am meisten pro Buch ein. Das schlägt sich nicht nur im Erhalt der Verlage nieder, sondern auch daran, dass die Tantiemen der Autoren nicht von Branchenrabatten bedroht werden.
Dumm nur, dass die Fischesser heutzutage nicht unbedingt extra auf den Wochenmarkt gehen. Vielen ist es zu umständlich, von Stand zu Stand zu flanieren und den Hering von drei Marktweiblein zu vergleichen. Sie kaufen lieber zentral in der Markthalle, genannt Buchhandlung - oder per Kreditkarte im Internet, genannt Online-Buchhandel. Theoretisch könnte der Buchhandel ebenfalls direkt bei den Verlagen bestellen. Dann würde der Verlag auch direkt seine Konditionen mitteilen und einen Rabatt gewähren. Der muss durch vermehrten Fischumsatz natürlich wieder verdient werden. Sonst ist irgendwann der Verlag pleite oder die Tantiemen für die Autoren sinken. Das Geschäft lohnt sich jedoch: Der Buchhandel erreicht nämlich meist sehr viel mehr Fischesser als Verlag und Autor zusammen.
Mittelgroße Fische
Doch leider gibt es da ein Tier, das einem den Hering gehörig versalzt: den Amtschimmel. Je mehr Leute sich nämlich geschäftlich um so einen Fisch scharen, desto mehr Papierkram will erledigt werden und desto komplizierter wird es, jedes einzelne Filet frisch und schnell an die Genießer zu bringen. Ein Einzelner kann das gar nicht stemmen. Und Arbeitskräfte, die per Hand Hering in Zeitung wickeln, sind teuer. Gar nicht zu reden von all den Fallen und Fußangeln, die bei solchen Geschäften auf einen lauern. Es tauchen nun also ein paar großgewachsene Herren in dunklen Umhängen auf diesem Markt auf, die einem für einen gewissen Obolus versprechen, die Dreckarbeit zu übernehmen. Sie treiben sogar das Geld ein. Diese Herren nennt man Barsortimenter oder Zwischenbuchhandel. Die einen sehen darin eine seriöse und unverzichtbare Dienstleistung, die anderen monieren die steigenden Verdienstspannen für das bißchen Schutz.
Tatsächlich ist es so, dass der Zwischenbuchhandel in Sachen Fischaufzucht und Angelei absolut nichts geleistet hat und weder den angelnden Autor noch den Esser am Teller direkt beglückt. Der Zwischenbuchhandel wechselt sozusagen nur das Zeitungspapier um den dadurch nicht frischer werdenden Fisch und hält die Filets auf Lager. Seine Amtshandlung ist der Papierkram, die Logistik und die Verteilung in Markthallen und zu den ganz riesigen Kunden bis hin zu den Fischketten und Fischhandelsgiganten. Und weil sich ein riesiges Geschäft nur lohnt, wenn es riesig bleibt, fallen dabei schon mal schlechter laufende Bücher oder kleine unabhängige Buchhandlungen unter den Tisch. Die einkaufenden Riesen wollen natürlich noch riesiger werden und verlangen für ihre Großmütigkeit von den Verlagen riesige Rabatte und viele viele Fischkonserven..
Riesenfische
Pro Fisch sollen das bis zu 55% Rabatt sein und einmal soll ein Verlag sogar gebeten worden sein, die Rolltreppe von so einem Großmannsfischvertrieb zu finanzieren, um aufgenommen zu werden. Auch Regalplatzierungen und Stapelpositionen dürfen bezahlt werden. 55% vom Nettopreis eines Buchs plus Kleinkram wie Rolltreppen wollen jedoch erst einmal von den Verlagen erwirtschaftet werden! Vielleicht kann man an den Autoren sparen ... Das riesige Riesengeschäft will man sich schließlich nicht verscherzen, es könnte ja funktionieren?
Den Fischessern ist es schließlich egal, Hauptsache, der Fisch kommt frisch und schnell auf den Tisch, am liebsten über Nacht, egal, wie viele Leute unterwegs Schuppen lassen müssen. Die Buchpreise würde man am liebsten noch mehr drücken, ist einem doch egal, was andere abdrücken müssen, schließlich beißt so ein Fisch doch fast automatisch an und es gibt doch so viele im Meer - oder etwa nicht? Nur kein Gang zu viel, nur keine Arbeit! Die dunklen Herren mit ihren Schlapphüten werden's schon (an)richten. Dabei könnte man sogar fischartgerecht einkaufen: Im Direktvertrieb oder in der unabhängigen Buchhandlung.
Die ungeduldigen Fischesser
Märchen beiseite. Die Hintergründe sind vor allem für Selbstpublisher interessant. Weil Fischesser meist faul oder nicht bewusst einkaufen, läuft Direktvertrieb alleine hierzulande allenfalls bei Berühmtheiten wie Mrs Rowling oder bei raren Sammlerwerten. Das Buch muss also ins Barsortiment und das bietet nicht jeder Hersteller gleichermaßen breit an - und mancher lässt sich die Meldung auch extra bezahlen.
Schlagworte sind Libri, Buchkatalog, KNV oder kleinere wie Umbreit & Co. Hier wird es richtig kompliziert: Die eine Buchhandlung bestellt z.B. nur über Libri, die andere mag lieber den Buchkatalog. Bevor man erforscht, welche wie tickt, ist man am besten bei beiden vertreten. Und bei den anderen auch. Natürlich muss das Buch dann auch den entsprechenden Umsatz bringen, sonst wird es von manchen wieder ausgemustert! Da helfen auch ein paar Extraexemplare auf Lager nichts.
Und wenn ein Buch nachweislich existiert und die Buchhandlung behauptet, es sei nicht bestellbar? Dann sollten Fischesser nachhaken und darauf bestehen. Denn entweder hat die Buchhandlung im falschen Sortiment nachgeschaut, in dem es noch nicht angekommen ist - oder die Verkäuferin ist zu faul - oder das Buch ist womöglich wirklich nur per Direktvertrieb zu haben und darum unattraktiv, weil mit Arbeit verbunden, oder der Autor / Verlag / Hersteller hat an der falschen Stelle gespart, nämlich an der ISBN und der Anmeldung.
Ein wahrer Sonderfall - nicht nur an Rabatthöhe - ist das allerorts hochgejubelte Amazon. Für manche Fischesser existiert man als Autor scheinbar nur, wenn man dort gelistet ist. Das geht aber gar nicht so schnell wie woanders! Und gar nicht so einfach. Wer je versucht hat, einen Katalogfehler zu berichtigen, wird wissen, wovon ich rede.
Beispiel "Faszination Nijinsky":
- Im Direktvertrieb beim Verlag längst bestellbar (die Autorin vertreibt ihre Bücher nicht selbst)
- Bei Libri zuerst angekommen
- In anderen Barsortimenten (Buchkatalog etc.) noch nicht verbucht - das dauert noch ein Weilchen, je nach Sortimenter
- Bei Amazon immerhin schon auf der Website
- Bei Amazon Marketplace zu haben - nämlich wiederum im Direktvertrieb vom Verlag
Dort muss der Verlag nach Schaltung und Aufnahme durch Amazon erst einmal seine Bücher manuell freischalten, was heute erfolgt ist. Und selbst die Aufnahme des Buchs in der Author's Central schlägt mit mindestens fünf Werktagen Wartezeit zu Buche. Und dann muss Amazon seine Exemplare zuerst einmal von seinen eigenen Sortimentern bekommen. Die wiederum sind diejenigen, die länger als Libri brauchen. Und erst dann, erst wenn es im Lager liegt, ist das Buch für Amazon vorhanden - obwohl man es längst woanders kaufen kann. Etwa beim Verlag (ebenfalls versandkostenfrei) oder beim freundlichen Buchhändler.
Nein, der Onlinebuchhandel ist nicht schneller als der stationäre Buchhandel.
Und der Spaß, ein längst vom Verlag ordentlich ans Sortiment geschicktes Cover ordnungsgemäß in die Buchankündigung zu bekommen, ist wieder ein anderes Kapitel...
Übrigens noch ein Tipp: Mit steigender Lagerhaltung und Vorrätigkeit bei den Barsortimenten sinken auch die Lieferzeiten. So ist das eben, wenn ein klitzkleiner Fisch durch ganz viele Hände gehen muss, anstatt direkt am Hafen eingekauft zu werden.
PS: Ich bedanke mich bei meinem Idol Fjodor für die Inspiration in Sachen Metapher.
16. Juli 2011
Wie laut darf Buch-PR sein?
Im Moment komme ich mir selbst ein wenig wie eine billige Marktschreierin vor, weil es außer meinem neuen Buch "Faszination Nijinsky" kein Thema mehr für mich zu geben scheint. Es sei mir vielleicht nachgesehen, dass ich mich nach zweieinhalb Jahren Arbeit an einem echten Herzensprojekt in meinem Überschwang nicht zügeln kann. Und irgendwo muss ich ja auch zum Handwerk klappern, weil es in diesem Fall niemand anders für mich tut: Bücher wollen gefunden werden. Wenn ich schon so viele Jahre lang PR für andere gemacht habe, sollte ich mir diesen Dienst selbst einmal gönnen.
Doch nichts ist schwieriger als PR in künstlerischen Bereichen. Eigen-PR ist zumindest in der Buchbranche fast ein Unding. Normalerweise arbeitet man, wenn man vom Fach ist, den eigenen Verlagen hinter den Kulissen zu - oder tauscht mit PR-Kollegen Mailingaktionen, damit nur ja nicht der eigene Name befleckt wird. "Eigenlob stinkt" ist in deutschen Landen ein sehr verbreitetes Motto. "Der muss es ja nötig haben", urteilen vorschnell KollegInnen und sogar die Presse, wenn man zuviel des Guten tut. Was in Amerika an Werbeton an der Tagesordnung ist, gilt in Europa als schlechtes Benehmen, macht den Autor zum billigen Jakob. Man kann das wunderbar in den Social Media beobachten: Die Bastler mit den wirklich unsäglich schlecht gemachten "Büchern" voller Rechtschreibfehler, die Gurus der Ratgeber-Szene von Seo bis Selbstbetrug schreien am häufigsten, am lautesten und am direktesten: Kauf mich! Der "wahre Autor" schweigt oder redet über ganz andere Dinge. Trennt sich hier schon die Spreu vom Weizen, indem das Publikum sich den "Werbefritzen" verweigert?
Dumm nur, dass das mit dem Schweigen in einer öffentlichen Welt der Überkommunikation auch nicht mehr läuft. Manche Literaten, die im Jahr beim Spitzenverlag 200 Exemplare absetzen, könnten ihre Bekanntheit durchaus steigern, wenn sie ihre Totalverweigerung von Social Media beenden würden, um an die Menschen heran zu kommen, die von ihren Büchern sonst nie etwas erfahren. Und die Freaks, die ein Netzwerk nach dem anderen sammeln, könnten durch eine Web-Diät durchaus den Ruf des ernsthaften Schriftstellers verbessern. Die Gratwanderung zwischen dezenter, informativer PR und aufdringlicher Werbung ist schmal. Ich will versuchen, ein paar Tipps aus meiner Berufsmottenkiste hochzuholen (und zu schauen, ob ich mich selbst daran halte).
Die PR gibt es nicht.
Jedes Buch, jeder Autor, jedes Zielpublikum ist anders. Die gute alte Gießkannen-PR mag bei Presseaussendungen noch halbwegs funktionieren. Im zunehmend fragmentierten Markt werden individuelle PR-Strategien immer wichtiger. Das braucht wo-manpower, das braucht viel Zeit und macht viel Arbeit. Zwei Dinge muss ich dafür ganz genau kennen: Mein Thema - und die Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse meines Publikums. Letzteres lernt man nicht durch Werben kennen, sondern durch Zuhören / Hinlesen.
PR heißt Public Relations
PR ist keine Werbung. Es ist der Aufbau öffentlicher Beziehungen, es ist Kommunikation und Information. Wonach könnte mein Leser / Kunde suchen, was könnte er brauchen, wo kann ich ihm helfen? Welchen Nutzen hat er von der Sache? Als PR-Mensch bin ich nicht billiger Marktschreier, sondern Dienstleister.
Die Minimalausstattung
Früher war das beim Buchautor die zur Marke (Verlag / Buch / Autor) passend gestaltete Pressemappe mit Autorenbiografie, Veröffentlichungsliste / Auszeichnungen / besonderen Erfolgen, Pressestimmen zu älteren Büchern und vielleicht dem neuen, einem technischen Blatt zum Buch und dem Pressetext zur Neuerscheinung in unterschiedlichen Längen - optional Bestellformulare und Autorenfoto plus Rezensionsexemplar. Diese Mappe bekommt nicht nur die Presse, sie ist auch Darstellungsmittel vor Buchhändlern und Veranstaltern. Abgesehen davon, dass man heute noch in vielen Situationen "körperliches" Material braucht, hat sich die Verbreitung solcher Informationen ins Internet verlagert.
Minimalstandard sollte sein:
Eine seriös und professionell anmutende Autorenwebsite ohne Werbeschaltungen Dritter und darauf:
Lesernutzen statt Eigennutz! Wenn jeder dritte Tweet den eigenen potentiellen Bestseller lobt und jeder zweite den Link in den Onlineshop bringt, dann ist schnell klar: Das ist ein Möchtegern, ein billiger Jakob. Auf solche Leute fahren selbst maschinelle Followerblocker ab. Gleichermaßen eine Unsitte, die den Geruch des "der hat's aber nötig" hat: Bei Facebook Freundschaftsanfragen ohne Nachricht stellen, nur um im Stream des vielleicht Bekannteren aufzutauchen, in Gruppen mit Eigenwerbung hereinplatzen, ohne sich vorzustellen oder an der Diskussion zu beteiligen, Freunde und Kontakte ständig mit Werbenachrichten zu belästigen.
Ungern gesehen: Menschen, die nur "abgreifen", Leistungen oder Hilfestellungen von anderen suchen, ohne selbst etwas zu bieten.
Eigentlich ist es ganz einfach: Erfolgreich bewegt man sich in Social Media, indem man etwas zu geben hat und sich authentisch als Mensch zeigt.
Storytelling: Menschen lesen Bücher, weil sie das mögen. Menschen werden aber auch durch Storys aufmerksam auf Bücher oder Autoren. Anstatt sich den Mund darüber fusslig zu reden, warum die Großzehenmassage mit der Vibrationsmeditation aus dem eigenen Ratgeber so weltweit einzigartig und irre doll verjüngend ist, könnte ich eine Vibrations-App verschenken oder einen Blogartikel schreiben, wie man den großen Zeh auf dem Fernsehsessel lustig bekommt. Anstatt großspurig zu tönen, dass man den abgefahrensten Castrop-Rauxel-Krimi verfasst hat, könnte man Bilder von den Handlungsorten teilen, Anekdoten von der Recherche erzählen oder spannende Stories über Castrop-Rauxel.
Sich interessieren. Bevor man in Netzwerken loslegt, sollte man sich für seine Mitmenschen interessieren. Für das, was sie mögen oder nicht mögen, ihre Arbeit, ihre Ideen. Am Anfang steht das Zuhören / Hinlesen. Autoren können von ihrem Publikum durchaus lernen - indem sie es kennenlernen.
Social Media Diät. Klappern gehört zum Handwerk. Aber irgendwann bewegen sich manche Autoren in so vielen Netzwerken, dass sich die Leute fragen: Wann schreiben die eigentlich ihre Bücher? Gewiss hat jedes Netzwerk seine eigenen Vorteile und manche braucht man alleine vom Hauptberuf her. Aber weniger ist mehr. Es geht nicht um Quantitäten: Kontakte wollen gepflegt und betreut werden. Einen wunderbaren Artikel hat dazu Sabine Kanzler geschrieben.
Darüber sollte man die Kontakte im echten Leben nicht vernachlässigen. Selbst mit lokal begrenzten Auftritten macht man sich schneller einen Namen als durch tägliche Facebook-Arbeit.
PR statt Werbung. Leserinnen und Leser wollen Informationen, Geschichten, Wissenswertes, Hilfreiches, Nützliches, Unterhaltsames und vieles mehr - statt offener Werbung. Vor allem aber wollen sie ernst genommen werden.
Und vielleicht verzeihen sie es einer Autorin dann auch, wenn die im Glücksrausch und Neuerscheinungsüberschwang drei Tage lang von nichts anderem schwärmt als von ihrem ollen, langweiligen abseitigen Nischenschinken, auf den die Welt nun wirklich nicht gewartet hat? ;-)
PS: Ich habe mich natürlich an der eigenen Nase gezogen und die Kontaktmöglichkeiten in Sachen Social Media prominent auf meiner Website gelistet.
Backlink: Lautsprecher und Leser
Doch nichts ist schwieriger als PR in künstlerischen Bereichen. Eigen-PR ist zumindest in der Buchbranche fast ein Unding. Normalerweise arbeitet man, wenn man vom Fach ist, den eigenen Verlagen hinter den Kulissen zu - oder tauscht mit PR-Kollegen Mailingaktionen, damit nur ja nicht der eigene Name befleckt wird. "Eigenlob stinkt" ist in deutschen Landen ein sehr verbreitetes Motto. "Der muss es ja nötig haben", urteilen vorschnell KollegInnen und sogar die Presse, wenn man zuviel des Guten tut. Was in Amerika an Werbeton an der Tagesordnung ist, gilt in Europa als schlechtes Benehmen, macht den Autor zum billigen Jakob. Man kann das wunderbar in den Social Media beobachten: Die Bastler mit den wirklich unsäglich schlecht gemachten "Büchern" voller Rechtschreibfehler, die Gurus der Ratgeber-Szene von Seo bis Selbstbetrug schreien am häufigsten, am lautesten und am direktesten: Kauf mich! Der "wahre Autor" schweigt oder redet über ganz andere Dinge. Trennt sich hier schon die Spreu vom Weizen, indem das Publikum sich den "Werbefritzen" verweigert?
Dumm nur, dass das mit dem Schweigen in einer öffentlichen Welt der Überkommunikation auch nicht mehr läuft. Manche Literaten, die im Jahr beim Spitzenverlag 200 Exemplare absetzen, könnten ihre Bekanntheit durchaus steigern, wenn sie ihre Totalverweigerung von Social Media beenden würden, um an die Menschen heran zu kommen, die von ihren Büchern sonst nie etwas erfahren. Und die Freaks, die ein Netzwerk nach dem anderen sammeln, könnten durch eine Web-Diät durchaus den Ruf des ernsthaften Schriftstellers verbessern. Die Gratwanderung zwischen dezenter, informativer PR und aufdringlicher Werbung ist schmal. Ich will versuchen, ein paar Tipps aus meiner Berufsmottenkiste hochzuholen (und zu schauen, ob ich mich selbst daran halte).
Die PR gibt es nicht.
Jedes Buch, jeder Autor, jedes Zielpublikum ist anders. Die gute alte Gießkannen-PR mag bei Presseaussendungen noch halbwegs funktionieren. Im zunehmend fragmentierten Markt werden individuelle PR-Strategien immer wichtiger. Das braucht wo-manpower, das braucht viel Zeit und macht viel Arbeit. Zwei Dinge muss ich dafür ganz genau kennen: Mein Thema - und die Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse meines Publikums. Letzteres lernt man nicht durch Werben kennen, sondern durch Zuhören / Hinlesen.
PR heißt Public Relations
PR ist keine Werbung. Es ist der Aufbau öffentlicher Beziehungen, es ist Kommunikation und Information. Wonach könnte mein Leser / Kunde suchen, was könnte er brauchen, wo kann ich ihm helfen? Welchen Nutzen hat er von der Sache? Als PR-Mensch bin ich nicht billiger Marktschreier, sondern Dienstleister.
Die Minimalausstattung
Früher war das beim Buchautor die zur Marke (Verlag / Buch / Autor) passend gestaltete Pressemappe mit Autorenbiografie, Veröffentlichungsliste / Auszeichnungen / besonderen Erfolgen, Pressestimmen zu älteren Büchern und vielleicht dem neuen, einem technischen Blatt zum Buch und dem Pressetext zur Neuerscheinung in unterschiedlichen Längen - optional Bestellformulare und Autorenfoto plus Rezensionsexemplar. Diese Mappe bekommt nicht nur die Presse, sie ist auch Darstellungsmittel vor Buchhändlern und Veranstaltern. Abgesehen davon, dass man heute noch in vielen Situationen "körperliches" Material braucht, hat sich die Verbreitung solcher Informationen ins Internet verlagert.
Minimalstandard sollte sein:
Eine seriös und professionell anmutende Autorenwebsite ohne Werbeschaltungen Dritter und darauf:
- Autorenbiografie: Kurz, knapp, die Befähigung herausstellend, eine interessante Person zeigend. Tödlich: Ellenlange Erzählungen vom ersten Schreibkrampf mit fünf Jahren über Schmusegedichte in der Schule bis zur Hochzeitszeitung von Tante Erna. Das interessiert außer Tante Erna niemanden und ist ein Standard-Kennzeichen von Nicht-Profis.
- Autorenfoto: Nicht am falschen Ende sparen - je professioneller gemacht, desto besser. Es darf zum Thema eines Buchs inszeniert sein - ein Trashautor darf trashig aufgemacht sein. Aber private Partybilder beim Fachautor oder eine Großaufnahme der nackten Füße eines politischen Sachbuchautors haben auf einer seriösen Berufs-Website nichts zu suchen. Presseservice: Ein oder mehrere Fotos in ausreichender Größe und Auflösung zum Download anbieten. (Das erspart so manches schlampig oder unvorteilhaft geknipste Bild in der Zeitung oder anderswo im Internet!)
- Pressestimmen zu Büchern, Auftritten etc. Autoren sollten in Sachen Urheberrecht mit gutem Beispiel voran gehen und nicht ungefragt ganze Artikel auf ihre Seite stellen. Ein, zwei knackige Sätze, mit Quellenangabe zitiert, lesen sich auch fürs Publikum viel besser!
- Die eigenen Bücher in Übersicht. Wer zusätzliche Verkäufe / Einkünfte generieren möchte, kann zusätzlich dazu einen Partnershop mit Onlinehändlern aufmachen und die Bücher so verlinken. Sollten Bücher nicht über den Buchhandel beziehbar sein, will der Kunde knapp und einfach verständlich erfahren, wie er zum Buch kommt. Eine Neuerscheinung oder ein wichtiges Buch dürfen gern zusätzlich eine eigene Informationsseite bekommen!
- Pressetexte zum Download: Buchrückentext und Klappentexte und womöglich ein eigener Pressetext. Hier sollte man nicht am falschen Ende sparen - je perfekter er den Gepflogenheiten und Wünschen der Medien entgegenkommt, desto größer sind die Abdruckchancen. Solche Texte braucht man auch an anderen Stellen, z.B. für Veranstalter, die die Presse bedienen wollen. Als Self Publisher sollte man sich nichts vormachen: Große Zeitungen und das Feuilleton sind an Self Publishing Büchern allenfalls interessiert, wenn sie Millionen einbringen. Hier muss man Alternativen suchen.
- Kontaktmöglichkeiten. Wer lange nach Kontaktmöglichkeiten zum Autor suchen muss, lässt den Kontakt lieber sein. Neben der Email sollten prominent und einfachst zugänglich alle Social Media Aktivitäten gelistet sein. Es ist sträflich, wie viele Autoren bei Facebook und Twitter sind und weder auf der Website noch im Blog einen permanent sichtbaren Link dorthin zeigen.
- Leseproben, Leseproben, Leseproben. Manche Verlage mögen es sich ja noch (!) leisten können, mit Leseproben zu geizen. Aber je größer die Chance ist, dass ein Buch nicht im Stapel an der Kasse oder auf dem Bestsellertisch liegt, desto eher muss ich es sichtbar machen. Viele Menschen wollen in ein Buch hineinlesen, ob ihnen der Stil oder das Thema gefällt. Vor allem aber beim Self Publishing ist die Leseprobe das einzige Mittel, um zu zeigen, was man wirklich kann. Ein Buchtext überzeugt mehr als tausend Werbeworte. Zehn Seiten ist das absolute Minimum (die sind durch Titelei und Impressum schnell vertan), ab 20 Seiten ist besser. Auch wenn manche Leute nur zwei Seiten lesen, ist das Angebot einer längeren Leseprobe eine Service - man kann sich ein Bild nicht nur vom Anfang machen. Kollegendiskussionen, ob man das mag oder nicht mag, ganz schnell vergessen! Leseproben sind ein Dienst an den Lesern - wer sie dumm findet, muss sie nicht anklicken.
Lesernutzen statt Eigennutz! Wenn jeder dritte Tweet den eigenen potentiellen Bestseller lobt und jeder zweite den Link in den Onlineshop bringt, dann ist schnell klar: Das ist ein Möchtegern, ein billiger Jakob. Auf solche Leute fahren selbst maschinelle Followerblocker ab. Gleichermaßen eine Unsitte, die den Geruch des "der hat's aber nötig" hat: Bei Facebook Freundschaftsanfragen ohne Nachricht stellen, nur um im Stream des vielleicht Bekannteren aufzutauchen, in Gruppen mit Eigenwerbung hereinplatzen, ohne sich vorzustellen oder an der Diskussion zu beteiligen, Freunde und Kontakte ständig mit Werbenachrichten zu belästigen.
Ungern gesehen: Menschen, die nur "abgreifen", Leistungen oder Hilfestellungen von anderen suchen, ohne selbst etwas zu bieten.
Eigentlich ist es ganz einfach: Erfolgreich bewegt man sich in Social Media, indem man etwas zu geben hat und sich authentisch als Mensch zeigt.
Storytelling: Menschen lesen Bücher, weil sie das mögen. Menschen werden aber auch durch Storys aufmerksam auf Bücher oder Autoren. Anstatt sich den Mund darüber fusslig zu reden, warum die Großzehenmassage mit der Vibrationsmeditation aus dem eigenen Ratgeber so weltweit einzigartig und irre doll verjüngend ist, könnte ich eine Vibrations-App verschenken oder einen Blogartikel schreiben, wie man den großen Zeh auf dem Fernsehsessel lustig bekommt. Anstatt großspurig zu tönen, dass man den abgefahrensten Castrop-Rauxel-Krimi verfasst hat, könnte man Bilder von den Handlungsorten teilen, Anekdoten von der Recherche erzählen oder spannende Stories über Castrop-Rauxel.
Sich interessieren. Bevor man in Netzwerken loslegt, sollte man sich für seine Mitmenschen interessieren. Für das, was sie mögen oder nicht mögen, ihre Arbeit, ihre Ideen. Am Anfang steht das Zuhören / Hinlesen. Autoren können von ihrem Publikum durchaus lernen - indem sie es kennenlernen.
Social Media Diät. Klappern gehört zum Handwerk. Aber irgendwann bewegen sich manche Autoren in so vielen Netzwerken, dass sich die Leute fragen: Wann schreiben die eigentlich ihre Bücher? Gewiss hat jedes Netzwerk seine eigenen Vorteile und manche braucht man alleine vom Hauptberuf her. Aber weniger ist mehr. Es geht nicht um Quantitäten: Kontakte wollen gepflegt und betreut werden. Einen wunderbaren Artikel hat dazu Sabine Kanzler geschrieben.
Darüber sollte man die Kontakte im echten Leben nicht vernachlässigen. Selbst mit lokal begrenzten Auftritten macht man sich schneller einen Namen als durch tägliche Facebook-Arbeit.
PR statt Werbung. Leserinnen und Leser wollen Informationen, Geschichten, Wissenswertes, Hilfreiches, Nützliches, Unterhaltsames und vieles mehr - statt offener Werbung. Vor allem aber wollen sie ernst genommen werden.
Und vielleicht verzeihen sie es einer Autorin dann auch, wenn die im Glücksrausch und Neuerscheinungsüberschwang drei Tage lang von nichts anderem schwärmt als von ihrem ollen, langweiligen abseitigen Nischenschinken, auf den die Welt nun wirklich nicht gewartet hat? ;-)
PS: Ich habe mich natürlich an der eigenen Nase gezogen und die Kontaktmöglichkeiten in Sachen Social Media prominent auf meiner Website gelistet.
Backlink: Lautsprecher und Leser
14. Juli 2011
Wow, dieses Feeling!
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl! Heute habe ich eine zweistündige Bergwanderung mit meinem Hund gebraucht, um mich wieder einigermaßen zu erden - aber der freie Blick von den Vogesen auf die Hornisgrinde im Schwarzwald war dann auch eher wie Fliegen ... und gestern kam das Feiern gerade richtig. Vaslav Nijinsky und Sergej Diaghilew hatten zwar französischen Champagner getrunken, aber ich besorgte mir doch das passende Gesöff zum Buch und ein paar russische Köstlichkeiten. Der Blick in den Nachthimmel von oben war dann gigantisch - alle Orte nutzten irgendeine Regenpause, um das schönste und prächtigste Feuerwerk neben Sylvester abzufackeln. Entlang der Berghänge donnerte es, als würden die Revolutionstruppen einmarschieren - stattdessen stiegen überall am Horizont bunte Glitzersträuße in den Himmel. Gefeiert wurde natürlich der französische Nationalfeiertag heute - aber ich habe das frech als angemessenes Ambiente zum Buchbegießen benutzt.
Es ist komisch - ich hatte noch nie ein so starkes Gefühl bei einem Buch, höchstens beim Erstling, aber das war auch anders. Nebenher schwirrt mir der Kopf, so viele Texte sind noch hinauszuschicken, Mails zu schreiben, Kontakte zu knüpfen, Daten irgendwohin zu schieben. Dann ruft mich meine Freundin an, mein Buchpaket mit den Vorabexemplaren sei da - ich habe es mir nach Deutschland schicken lassen, damit es schneller geht. Mit roten Backen und ganz aufgeregt werde ich dem Päckchen entgegenfahren - "Faszination Nijinsky" ist wirklich ein greifbares Buch geworden! Fast schaffe ich die Glückwünsche bei Twitter und Facebook nicht mehr - so viele liebe Leute verbreiten die Kunde fleißig, so viel geschieht...
Warum habe ich dieses absolute High-Gefühl nie derart bei einem anderen Buch gehabt? Weil da andere über die Form bestimmten? Weil ich "nur" einen Text abgab und dann einfach zuschauen musste, was andere damit veranstalteten? Weil ich das Gefühl hatte, nur ein Rädchen in einem Getriebe zu sein und nicht die Urheberin, ohne die es das Buch gar nicht gäbe?
Sicher spielt das eine Rolle. Ich bin von vorn bis hinten für das Projekt selbst verantwortlich. Wenn jemand damit scheitern sollte, bin ich das. Wenn jemand Mist gebaut haben sollte, geht das auf meine Kappe. Wenn das Projekt jemanden ruinieren könnte, dann nur mich. - Aber genau das ergibt noch ein ganz anderes Gefühl. Ich habe nicht einfach "meinen Teil" beigetragen. Ich habe ein richtiges "Kunstwerk" projektiert - von Anfang bis zum Publikum. Nicht dass ich behaupten möchte, dass es auch ein Kunstwerk geworden ist, aber es ist zum ersten Mal wirklich ein "Werk". Wenigstens ein "Werkelchen". Das macht stolz nach der harten Arbeit. Und es holt mich aus der Bittstellerhaltung heraus, in der wir Autoren so gern versacken. Ich habe gelernt, wie man eine Idee umsetzt und eine Vision in die Realität holt. Ich habe gelernt, ganz andere Fragen zu stellen als die altbekannte: "Wer mag meine Idee?" Diese unbändige Freiheit - gekoppelt an eine Art künstlerisches Unternehmertum, macht gewiss einen Großteil dieses Gefühls aus.
Aber es kommt nicht von alldem alleine. Es kommt von den Menschen und ähnelt vielleicht deshalb ein wenig dem Gefühl auf der Bühne, wenn man einen gigantischen Applaus bekommt. Dieses Gefühl vermittelt einem kein Bücherkarton der Welt, kein Lob aus dem Lektorat, kein Eintrag bei Amazon. Man bekommt es nur von Menschen, etwa bei Lesungen, bei Auftritten ...
Es ist schwer zu beschreiben - denn man selbst ist in dem Moment vollkommen versunken und verschmolzen mit dem eigenen Sujet, im wahren Wortsinne be-geistert. Und dann gibt es diesen magischen Moment, wo die Begeisterung überspringt auf andere Menschen wie ein Funke.
Man kann das nicht mit Worten erreichen und schon gar nicht mit Worten planen. Man kann es auch nicht wirklich lernen, obwohl die großen Gurus der schriftstellerischen Baukastensysteme das gern behaupten. Man kann es sich nicht einmal vornehmen. Und wenn man es plötzlich erreicht, wird einem der eigene Text zum Wunder: Womit habe ich das geschafft, dass sich jemand für Nijinsky interessiert? Da sind doch nur Substantive, Verben, Adjektive, lauter Wörter und Satzzeichen? Warum springt da plötzlich ein Funke über?
Es ist einfach gigantisch, was da plötzlich alles passiert, womit ich nie gerechnet hätte. Heute morgen finde ich die Nachricht über einen Buchtrailer für mich in der Mailbox, ich bekomme beim Anschauen Gänsehaut und bemerke dazu, dass es womöglich wegen der Musikrechte Probleme geben könnte ... Nein, das sei eine Eigenkomposition. Ich bin überwältigt. Und zu einem Essen eingeladen, mit haargenau den gleichen Leuten, die mir vor fast genau einem Jahr Mut machten, dieses Projekt überhaupt zu wagen. Kurz zuvor hatte ich das Schreiben überhaupt aufgeben wollen - jetzt kann ich ihnen mein Buch in die Hand drücken und mich bedanken, dass sie mich vor dieser Dummheit bewahrt haben. Woanders strecken hilfreiche Geister ihre Fühler in Richtung Russland und einer Veranstaltung.
Es kommt auch die Frage, ob ich an den Versuch einer polnischen Lizenz gedacht und wenigstens den Klappentext auf Polnisch hätte, schließlich sei der polnischstämmige Nijinsky als Dreijähriger im Teatr Wielki in Warschau auf der Bühne herumgehüpft? Nein, an Lizenzen habe ich im Traum nicht gedacht - das ist auch bei sehr großen Verlagsprojekten eher die Kür ... Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt? Irgendwann, irgendwie muss also ein polnischer Bewerbungstext her. Heute überholt eine Buchhändlerin plötzlich alle auf der rechten Spur. Noch ist die Sortimentsmeldung nicht durch, da hat sie schon Exemplare beim Verlag bestellt: "Faszination Nijinsky" kann man also bald in der wunderbaren Schiller Buchhandlung in der Ballettstadt Stuttgart kaufen! (Sie kann sich hiermit als weltweit erste Buchhandlung bezeichnen, die das Buch führt!)
Das ist genau das, was diesmal anders ist. Ich fühle mich von allen Seiten so reich beschenkt. Niemand von diesen Menschen müsste tun, was sie tun. Keiner wird dafür bezahlt. Sie machen es freiwillig, von sich aus, aus Begeisterung für Nijinsky, für die Ballets Russes. Begeisterung für etwas, das schon hundert Jahre alt ist - und angeblich heute nur noch ein klitzekleines Spezialpublikum interessieren könnte.
Diese Begeisterung von außen hat mir in den letzten Jahren so sehr gefehlt, dass ich zwischenzeitlich ernsthaft an meiner Berufung zweifelte. Nicht, dass sie aufgrund meiner Bücher nicht bei dem ein oder anderen Leser dagewesen wäre. Aber außer bei Lesungen habe ich das ja nicht mitbekommen, nicht gespürt. Ich gab mein Manuskript ab, setzte mich mit Änderungen und Korrekturen auseinander, korrigierte Fahnen und hörte so etwas Ähnliches wie "nettes Manuskript", "feines Buch". Manchmal durfte ich antworten: "nettes Cover", "feiner Titel" - aber das war nur Formsache, weil Autoren da nie Mitsprache haben. Wer die Branche kennt, der weiß, dass auch die Frage nach Abverkäufen keine Lobeshymnen verursacht - man will ja das Honorar beim nächsten Mal nicht ins Kraut schießen lassen. Ich arbeitete wie unter einer Glasglocke, in einer gut geölten Maschinerie. Die wahrscheinlich um Längen besser verkauft, aber auch nicht immer den Spaß bringt.
Solch ein Umbruch hat natürlich Folgen. Ich habe seit Jahren eine Idee in der Schublade, von der ich sicher bin, dass sie die Menschen ebenfalls begeistern wird, zumal sie obendrein wieder hochaktuell ist. Es gibt sogar Berührungspunkte zur Avantgarde im Nijinsky-Buch ... Es ist ein Stoff, den ich nie aus der Schublade geholt habe, weil ich wusste, dass Verlage solche schrägen Themen gar nicht erst anfassen. Und die Verlage, die früher so etwas machten, sind inzwischen alle der Marktkonzentration oder Themenglättung zum Opfer gefallen. Oder ich kenne noch nicht die richtigen. Jetzt gibt es aber auch noch mehr technische Möglichkeiten - das Thema könnte man multimedial anpacken. Nur finanziell ist es zu aufwändig für eine kleine Autorin, wollte man es ausreichend bebildern und bestücken.
Meine Fragestellung hat sich geändert. Nicht: "In welches Verlagsprogramm könnte das passen oder wie könnte ich es passend machen?" Sondern: "Wie und wo finde ich interessierte Partner, die sich für das Thema begeistern können - so wie es ist?" Das darf gern ein Verlag sein. Aber auch ein App-Entwickler oder sonstwer. Das kann über Crowdfunding gehen und über Crowdsourcing. Oder ganz andere Wege. Es könnte zu einem Mitmach-Projekt werden.
Herrliche Zeiten! Schluss mit Schublade.
Es ist komisch - ich hatte noch nie ein so starkes Gefühl bei einem Buch, höchstens beim Erstling, aber das war auch anders. Nebenher schwirrt mir der Kopf, so viele Texte sind noch hinauszuschicken, Mails zu schreiben, Kontakte zu knüpfen, Daten irgendwohin zu schieben. Dann ruft mich meine Freundin an, mein Buchpaket mit den Vorabexemplaren sei da - ich habe es mir nach Deutschland schicken lassen, damit es schneller geht. Mit roten Backen und ganz aufgeregt werde ich dem Päckchen entgegenfahren - "Faszination Nijinsky" ist wirklich ein greifbares Buch geworden! Fast schaffe ich die Glückwünsche bei Twitter und Facebook nicht mehr - so viele liebe Leute verbreiten die Kunde fleißig, so viel geschieht...
Warum habe ich dieses absolute High-Gefühl nie derart bei einem anderen Buch gehabt? Weil da andere über die Form bestimmten? Weil ich "nur" einen Text abgab und dann einfach zuschauen musste, was andere damit veranstalteten? Weil ich das Gefühl hatte, nur ein Rädchen in einem Getriebe zu sein und nicht die Urheberin, ohne die es das Buch gar nicht gäbe?
Sicher spielt das eine Rolle. Ich bin von vorn bis hinten für das Projekt selbst verantwortlich. Wenn jemand damit scheitern sollte, bin ich das. Wenn jemand Mist gebaut haben sollte, geht das auf meine Kappe. Wenn das Projekt jemanden ruinieren könnte, dann nur mich. - Aber genau das ergibt noch ein ganz anderes Gefühl. Ich habe nicht einfach "meinen Teil" beigetragen. Ich habe ein richtiges "Kunstwerk" projektiert - von Anfang bis zum Publikum. Nicht dass ich behaupten möchte, dass es auch ein Kunstwerk geworden ist, aber es ist zum ersten Mal wirklich ein "Werk". Wenigstens ein "Werkelchen". Das macht stolz nach der harten Arbeit. Und es holt mich aus der Bittstellerhaltung heraus, in der wir Autoren so gern versacken. Ich habe gelernt, wie man eine Idee umsetzt und eine Vision in die Realität holt. Ich habe gelernt, ganz andere Fragen zu stellen als die altbekannte: "Wer mag meine Idee?" Diese unbändige Freiheit - gekoppelt an eine Art künstlerisches Unternehmertum, macht gewiss einen Großteil dieses Gefühls aus.
Aber es kommt nicht von alldem alleine. Es kommt von den Menschen und ähnelt vielleicht deshalb ein wenig dem Gefühl auf der Bühne, wenn man einen gigantischen Applaus bekommt. Dieses Gefühl vermittelt einem kein Bücherkarton der Welt, kein Lob aus dem Lektorat, kein Eintrag bei Amazon. Man bekommt es nur von Menschen, etwa bei Lesungen, bei Auftritten ...
Es ist schwer zu beschreiben - denn man selbst ist in dem Moment vollkommen versunken und verschmolzen mit dem eigenen Sujet, im wahren Wortsinne be-geistert. Und dann gibt es diesen magischen Moment, wo die Begeisterung überspringt auf andere Menschen wie ein Funke.
Man kann das nicht mit Worten erreichen und schon gar nicht mit Worten planen. Man kann es auch nicht wirklich lernen, obwohl die großen Gurus der schriftstellerischen Baukastensysteme das gern behaupten. Man kann es sich nicht einmal vornehmen. Und wenn man es plötzlich erreicht, wird einem der eigene Text zum Wunder: Womit habe ich das geschafft, dass sich jemand für Nijinsky interessiert? Da sind doch nur Substantive, Verben, Adjektive, lauter Wörter und Satzzeichen? Warum springt da plötzlich ein Funke über?
Es ist einfach gigantisch, was da plötzlich alles passiert, womit ich nie gerechnet hätte. Heute morgen finde ich die Nachricht über einen Buchtrailer für mich in der Mailbox, ich bekomme beim Anschauen Gänsehaut und bemerke dazu, dass es womöglich wegen der Musikrechte Probleme geben könnte ... Nein, das sei eine Eigenkomposition. Ich bin überwältigt. Und zu einem Essen eingeladen, mit haargenau den gleichen Leuten, die mir vor fast genau einem Jahr Mut machten, dieses Projekt überhaupt zu wagen. Kurz zuvor hatte ich das Schreiben überhaupt aufgeben wollen - jetzt kann ich ihnen mein Buch in die Hand drücken und mich bedanken, dass sie mich vor dieser Dummheit bewahrt haben. Woanders strecken hilfreiche Geister ihre Fühler in Richtung Russland und einer Veranstaltung.
Es kommt auch die Frage, ob ich an den Versuch einer polnischen Lizenz gedacht und wenigstens den Klappentext auf Polnisch hätte, schließlich sei der polnischstämmige Nijinsky als Dreijähriger im Teatr Wielki in Warschau auf der Bühne herumgehüpft? Nein, an Lizenzen habe ich im Traum nicht gedacht - das ist auch bei sehr großen Verlagsprojekten eher die Kür ... Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt? Irgendwann, irgendwie muss also ein polnischer Bewerbungstext her. Heute überholt eine Buchhändlerin plötzlich alle auf der rechten Spur. Noch ist die Sortimentsmeldung nicht durch, da hat sie schon Exemplare beim Verlag bestellt: "Faszination Nijinsky" kann man also bald in der wunderbaren Schiller Buchhandlung in der Ballettstadt Stuttgart kaufen! (Sie kann sich hiermit als weltweit erste Buchhandlung bezeichnen, die das Buch führt!)
Das ist genau das, was diesmal anders ist. Ich fühle mich von allen Seiten so reich beschenkt. Niemand von diesen Menschen müsste tun, was sie tun. Keiner wird dafür bezahlt. Sie machen es freiwillig, von sich aus, aus Begeisterung für Nijinsky, für die Ballets Russes. Begeisterung für etwas, das schon hundert Jahre alt ist - und angeblich heute nur noch ein klitzekleines Spezialpublikum interessieren könnte.
Diese Begeisterung von außen hat mir in den letzten Jahren so sehr gefehlt, dass ich zwischenzeitlich ernsthaft an meiner Berufung zweifelte. Nicht, dass sie aufgrund meiner Bücher nicht bei dem ein oder anderen Leser dagewesen wäre. Aber außer bei Lesungen habe ich das ja nicht mitbekommen, nicht gespürt. Ich gab mein Manuskript ab, setzte mich mit Änderungen und Korrekturen auseinander, korrigierte Fahnen und hörte so etwas Ähnliches wie "nettes Manuskript", "feines Buch". Manchmal durfte ich antworten: "nettes Cover", "feiner Titel" - aber das war nur Formsache, weil Autoren da nie Mitsprache haben. Wer die Branche kennt, der weiß, dass auch die Frage nach Abverkäufen keine Lobeshymnen verursacht - man will ja das Honorar beim nächsten Mal nicht ins Kraut schießen lassen. Ich arbeitete wie unter einer Glasglocke, in einer gut geölten Maschinerie. Die wahrscheinlich um Längen besser verkauft, aber auch nicht immer den Spaß bringt.
Solch ein Umbruch hat natürlich Folgen. Ich habe seit Jahren eine Idee in der Schublade, von der ich sicher bin, dass sie die Menschen ebenfalls begeistern wird, zumal sie obendrein wieder hochaktuell ist. Es gibt sogar Berührungspunkte zur Avantgarde im Nijinsky-Buch ... Es ist ein Stoff, den ich nie aus der Schublade geholt habe, weil ich wusste, dass Verlage solche schrägen Themen gar nicht erst anfassen. Und die Verlage, die früher so etwas machten, sind inzwischen alle der Marktkonzentration oder Themenglättung zum Opfer gefallen. Oder ich kenne noch nicht die richtigen. Jetzt gibt es aber auch noch mehr technische Möglichkeiten - das Thema könnte man multimedial anpacken. Nur finanziell ist es zu aufwändig für eine kleine Autorin, wollte man es ausreichend bebildern und bestücken.
Meine Fragestellung hat sich geändert. Nicht: "In welches Verlagsprogramm könnte das passen oder wie könnte ich es passend machen?" Sondern: "Wie und wo finde ich interessierte Partner, die sich für das Thema begeistern können - so wie es ist?" Das darf gern ein Verlag sein. Aber auch ein App-Entwickler oder sonstwer. Das kann über Crowdfunding gehen und über Crowdsourcing. Oder ganz andere Wege. Es könnte zu einem Mitmach-Projekt werden.
Herrliche Zeiten! Schluss mit Schublade.
12. Juli 2011
Nijinsky bestellbar!!!
Ich bin völlig überrumpelt, habe es eben erst durch einen Fan bei Facebook erfahren - "Faszination Nijinsky" ist bereits im Verlagskatalog aufgenommen!!! Gleich zweimal, wohl weil ich so ungeduldig war ... das muss ich morgen noch checken. Bis ins Buchhandelssortiment dauert es allerdings noch etwas - der Zwischenbuchhandel braucht erfahrungsgemäß etwa 2-3 Wochen für die Aufnahme eines Titels. Also einfach direkt beim Verlag bestellen - tut auch Verlag und Autorin besser.
Kleiner Tipp: Hardcover werden immer nur dienstags hergestellt (weil aufwändiger) - die Bestellungen dafür sollten bis freitags erfolgen.
Ich hab mal wieder keinen Cremant im Haus und muss mich dafür bei über 30 Grad in die nächste Stadt quälen...
Kleiner Tipp: Hardcover werden immer nur dienstags hergestellt (weil aufwändiger) - die Bestellungen dafür sollten bis freitags erfolgen.
Ich hab mal wieder keinen Cremant im Haus und muss mich dafür bei über 30 Grad in die nächste Stadt quälen...
Im Prinzip ein Buch?
Habe ich Blogpause gesagt? Ich schreibe ja nichts, ich zeige nur. Bei Facebook streitet man sich in einer Fachgruppe noch drum, ob das denn ins "Prinzip Buch" gehört oder nicht - wir Normalsterblichen dürfen es einfach genießen, wenn Buch, Film und Spiel alle Grenzen sprengen und sich vereinen:
The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore iPad App Trailer from Moonbot Studios on Vimeo.
The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore iPad App Trailer from Moonbot Studios on Vimeo.
11. Juli 2011
Gedöns
Kaum kündigt man eine Sommerpause an, macht sich ein absolut durchgeknallter Verschwörungstechniker an den Kommentaren zu schaffen. Wisset, die Große Schwester sieht alles und löschet euch unerbittlich über mindestens sieben Generationen aus dem großen Weltenplan, äh Blog! Denn die Große Schwester ist der Ursprung aller Unbill, aller Heuschreckenschwärme, Aknepickel, fehlenden Kopfpflastersteine und herausgerissenen Seiten in Friseurzeitschriften, allüberall und immerdar und hier noch viel mehr.
Damit wäre das erledigt.
Erledigt ist leider auch meine Idee, zur Zukunft des Buchs 2050 Ideen zu sammeln und hier zu veröffentlichen. Ein einziger fleißiger Mensch hat teilgenommen. Alle anderen haben gejubelt, ah, klasse, toll, mach ich auch mit ... der Rest ward Schweigen. Wenn man heutzutage nicht Gewinne, kostenlose Autogeschenke oder den Nobelpreis an solche Aktionen koppelt, macht sich keiner die Arbeit, damit ich mir noch mehr Arbeit damit machen kann. Meine Zeit ist begrenzt und die Lust natürlich auch. Dem einen einzigen treuen Teilnehmer sage ich ein ganz herzliches Danke und das Kompliment, das er zu einer raren Spezies gehört (aber allein will ich ihn auch nicht vorführen).
Außerdem hat mir der Buchreport-Blog aus dem Mund genommen, was zur Zukunft des "Prinzips Buch" à la Börsenverein zu sagen wäre.
Damit wäre das auch erledigt.
Erledigt sind womöglich bald auch die fetzigen Beiträge aus der Presse zu Büchern. Lesenswert auch für die fleißig Rezensionen raubkopierenden AutorInnen: Rechtslage - Pressestimmen im Internet. Meine Rede: Zitiert nur einzelne Sätze, das liest sich ohnehin knackiger. Wenn aber einzelne Zeitungen hier auch noch künftig Korinthenknackerei betreiben wollen, weil der Blurb zum Buch nicht in einem eigenen Text steht - na dann bleibt nur eins: Wir schreiben uns die Dinger künftig selbst!
Damit erledigen sich die Zeitungen langsam selbst.
War noch was? Ach ja - eher uninteressant fürs Lesevolk, aber ein Hinweis auf Aktivitäten: Morgen werden vorab meine Presseexemplare des Nijinsky-Buchs gedruckt und gebunden und in dieser Woche noch soll das Buch auf der Verlagswebsite erscheinen. Leider leider braucht das Buchhandelssortiment etwas Zeit, bis es Meldungen aufnimmt, im Schnitt - sagt man mir - sind das zwei bis drei Wochen. Aber dann! Dann kann jedermann und jedefrau einkaufen! (Wird auch Zeit, mein Kühlschrank ist schon wieder leer).
Die ganz Ungeduldigen können hier im Blog schon im Buch blättern - und wer den Reiter zum Buch oben im Blog anklickt, bekommt heiße, neue Infos ... Fans begeben sich gleich ins richtige Blog über Vaslav Nijinsky.
Unsereine geht jetzt wieder brav an die Pressearbeit und ans Gestalten von Visitenkarten und Werbematerial.
Sommerpause à la Freiberufler.
Irgendwann bin ich erledigt.
Damit wäre das erledigt.
Erledigt ist leider auch meine Idee, zur Zukunft des Buchs 2050 Ideen zu sammeln und hier zu veröffentlichen. Ein einziger fleißiger Mensch hat teilgenommen. Alle anderen haben gejubelt, ah, klasse, toll, mach ich auch mit ... der Rest ward Schweigen. Wenn man heutzutage nicht Gewinne, kostenlose Autogeschenke oder den Nobelpreis an solche Aktionen koppelt, macht sich keiner die Arbeit, damit ich mir noch mehr Arbeit damit machen kann. Meine Zeit ist begrenzt und die Lust natürlich auch. Dem einen einzigen treuen Teilnehmer sage ich ein ganz herzliches Danke und das Kompliment, das er zu einer raren Spezies gehört (aber allein will ich ihn auch nicht vorführen).
Außerdem hat mir der Buchreport-Blog aus dem Mund genommen, was zur Zukunft des "Prinzips Buch" à la Börsenverein zu sagen wäre.
Damit wäre das auch erledigt.
Erledigt sind womöglich bald auch die fetzigen Beiträge aus der Presse zu Büchern. Lesenswert auch für die fleißig Rezensionen raubkopierenden AutorInnen: Rechtslage - Pressestimmen im Internet. Meine Rede: Zitiert nur einzelne Sätze, das liest sich ohnehin knackiger. Wenn aber einzelne Zeitungen hier auch noch künftig Korinthenknackerei betreiben wollen, weil der Blurb zum Buch nicht in einem eigenen Text steht - na dann bleibt nur eins: Wir schreiben uns die Dinger künftig selbst!
Damit erledigen sich die Zeitungen langsam selbst.
War noch was? Ach ja - eher uninteressant fürs Lesevolk, aber ein Hinweis auf Aktivitäten: Morgen werden vorab meine Presseexemplare des Nijinsky-Buchs gedruckt und gebunden und in dieser Woche noch soll das Buch auf der Verlagswebsite erscheinen. Leider leider braucht das Buchhandelssortiment etwas Zeit, bis es Meldungen aufnimmt, im Schnitt - sagt man mir - sind das zwei bis drei Wochen. Aber dann! Dann kann jedermann und jedefrau einkaufen! (Wird auch Zeit, mein Kühlschrank ist schon wieder leer).
Die ganz Ungeduldigen können hier im Blog schon im Buch blättern - und wer den Reiter zum Buch oben im Blog anklickt, bekommt heiße, neue Infos ... Fans begeben sich gleich ins richtige Blog über Vaslav Nijinsky.
Unsereine geht jetzt wieder brav an die Pressearbeit und ans Gestalten von Visitenkarten und Werbematerial.
Sommerpause à la Freiberufler.
Irgendwann bin ich erledigt.
10. Juli 2011
das stupide "stupend"
Leute, es reicht! So oft, wie ich in den letzten Tagen das Wort "stupend" gehört habe, könnte man meinen, es handle sich um eine neue Trendvokabel aus der Jugendsprache. Dabei sind die Herrschaften, die es in den Mund nehmen, in der Regel nicht mehr allzu jung und auch nicht allzu bedacht darauf, von jüngeren Leuten verstanden zu werden.
Keine Angst, "stupend" hört man auch nur noch in gewissen Kreisen - bei ernsthaft dreinschauenden Kritikern klassischer Musik etwa, bei der Verleihung bedeutender Literaturstipendien oder - beim Bachmann Preis. Und nein, "stupend" kommt nicht von Stipendium. Es ist ein heute eigentlich überflüssiges Fremdwort, das mit dem englischen "stupendous" verwandt ist und mit dem französischen "stupéfiant". In unsere Sprache gelangte es im galanten 18. Jahrhundert, als Französisch Hofsprache war und man mit der Beherrschung desselben demonstrieren wollte, dass man weder zum Pöbel noch zu den Bürgern zählte. Auch heute noch wird das Wort zur Abrenzung der eigenen Schicht verwendet - man nennt das "bildungssprachlich". Der Bildungsbürger als Möchtegernadliger einer überkommenen Zeit ...
Bin ich von etwas stupéfié, dann heißt das nichts anderes als "erstarrt", vor Überraschung, vor Verwunderung. Ich bin so verblüfft, dass ich mich nicht regen kann. Ein Schelm, der dabei an den Stupor denkt, die Form, die dann nicht ins Fernsehen, sondern zum Psychiater gehört. Kurzum: Das Wörtchen heißt einfach nur "überraschend / verblüffend / erstaunlich".
Und warum kann man das nicht gleich so sagen, wenn es schon so schöne, treffende deutsche Wörter gibt? Nehmen wir den erlesenen Satz "Mit Venushaar ist Michail Schischkin ein Roman von stupender Komplexität und betörender Vielfalt gelungen." Schriebe der Autor geradeaus: "Mit Venushaar ist Michail Schischkin ein Roman von verblüffender Komplexität und betörender Vielfalt gelungen" - was dann? Der König stünde ohne Kleider da - wir wüssten plötzlich, dass es den Kritiker schlicht hingesetzt hat, dass er gar nicht weiß, was er vor lauter Überraschung sagen soll. Denn die Komplexität ist auch nur eine Vielfalt und die Adjektive machen das Doppelgeschwurbele nur blumiger...
Es ist gut, dass die meisten Menschen dieses Wort überhaupt nicht mehr verstehen. Sonst würde irgendwann auffallen, wie oft die ganz hohen, hehren, bildungssprachlich versierten Kritiker erstarren, gar nicht wissen, was sie sagen sollen. In den Stupor versetzen kann sie so vieles: Das Fingerspiel von Geigern und Pianistinnen, Plot oder Sprache, Technik und Komposition und manchmal sogar ein Farbauftrag. "Stupend" kommt in bildungsbürgerlichen Kritiken etwa so häufig vor wie "perlend" in Kritiken der Lokalpresse.
Aber bei so viel verstaubt vorgetragener Maximalleidenschaft für die höchste Steigerung des überraschten Erstarrens wie in der letzten Zeit kommt mir der invasive Gebrauch des Wörtchens "stupend" irgendwann nur noch stupide vor. Stupend stupide, um genau zu sein. Nach dem völligen Erstarren des Sprachvermögens bitte nachdenken, wann und wie das Wort wirklich am Platze ist!
Keine Angst, "stupend" hört man auch nur noch in gewissen Kreisen - bei ernsthaft dreinschauenden Kritikern klassischer Musik etwa, bei der Verleihung bedeutender Literaturstipendien oder - beim Bachmann Preis. Und nein, "stupend" kommt nicht von Stipendium. Es ist ein heute eigentlich überflüssiges Fremdwort, das mit dem englischen "stupendous" verwandt ist und mit dem französischen "stupéfiant". In unsere Sprache gelangte es im galanten 18. Jahrhundert, als Französisch Hofsprache war und man mit der Beherrschung desselben demonstrieren wollte, dass man weder zum Pöbel noch zu den Bürgern zählte. Auch heute noch wird das Wort zur Abrenzung der eigenen Schicht verwendet - man nennt das "bildungssprachlich". Der Bildungsbürger als Möchtegernadliger einer überkommenen Zeit ...
Bin ich von etwas stupéfié, dann heißt das nichts anderes als "erstarrt", vor Überraschung, vor Verwunderung. Ich bin so verblüfft, dass ich mich nicht regen kann. Ein Schelm, der dabei an den Stupor denkt, die Form, die dann nicht ins Fernsehen, sondern zum Psychiater gehört. Kurzum: Das Wörtchen heißt einfach nur "überraschend / verblüffend / erstaunlich".
Und warum kann man das nicht gleich so sagen, wenn es schon so schöne, treffende deutsche Wörter gibt? Nehmen wir den erlesenen Satz "Mit Venushaar ist Michail Schischkin ein Roman von stupender Komplexität und betörender Vielfalt gelungen." Schriebe der Autor geradeaus: "Mit Venushaar ist Michail Schischkin ein Roman von verblüffender Komplexität und betörender Vielfalt gelungen" - was dann? Der König stünde ohne Kleider da - wir wüssten plötzlich, dass es den Kritiker schlicht hingesetzt hat, dass er gar nicht weiß, was er vor lauter Überraschung sagen soll. Denn die Komplexität ist auch nur eine Vielfalt und die Adjektive machen das Doppelgeschwurbele nur blumiger...
Es ist gut, dass die meisten Menschen dieses Wort überhaupt nicht mehr verstehen. Sonst würde irgendwann auffallen, wie oft die ganz hohen, hehren, bildungssprachlich versierten Kritiker erstarren, gar nicht wissen, was sie sagen sollen. In den Stupor versetzen kann sie so vieles: Das Fingerspiel von Geigern und Pianistinnen, Plot oder Sprache, Technik und Komposition und manchmal sogar ein Farbauftrag. "Stupend" kommt in bildungsbürgerlichen Kritiken etwa so häufig vor wie "perlend" in Kritiken der Lokalpresse.
Aber bei so viel verstaubt vorgetragener Maximalleidenschaft für die höchste Steigerung des überraschten Erstarrens wie in der letzten Zeit kommt mir der invasive Gebrauch des Wörtchens "stupend" irgendwann nur noch stupide vor. Stupend stupide, um genau zu sein. Nach dem völligen Erstarren des Sprachvermögens bitte nachdenken, wann und wie das Wort wirklich am Platze ist!
Aufgeregtes Fremdfreuen
Jemand hat eine Auszeichnung bekommen, eine sehr feine Auszeichnung. Dieser Jemand ist nicht irgendwer - es handelt sich um ganz persönliche "Leib- und Magen"-Veranstalter. Um Veranstalter, bei denen ich erstaunlicherweise kein bißchen Lampenfieber habe und immer ein wunderbares Publikum fand - in einem Ambiente, das mich inzwischen auch privat als Gast immer wieder bezaubert. Es ist ein ganz besonderer Platz mit ganz besonderen Menschen - in einer grenzoffenen Welt in der Ortenau auf der Höhe von Strasbourg ...
Der Kunstverein "GaLand - Galerie auf dem Land" in Odelshofen bei Kehl ist mit dem Badisch-Elsässischen Kulturpreis vom Mouvement de Défense du Dialecte et des Tradions Alsaciennes B.E.F.B. und dem Badisch-Elsässischen Freundschaftsbund ausgezeichnet worden.
Ich zitiere:
Das GaLand bedankt sich übrigens mit einem Extra-Konzert:
23. Juli 2011, 19 Uhr, mit dem elsässischen Liedermacher Robert-Frank Jacobi und Anita Pirman: Elsässisches Liedermacher-Urgestein trifft im Badischen auf eine der besten Valse-Musette-Spielerinnen Frankreichs!
Ort: GaLand, Legelshurster Str. 10, Kehl-Odelshofen
Konzert + Menü + Getränke 35 Euro, ohne Menü 20 Euro, Reservierung unbedingt erforderlich.
Als Gourmet verrate ich: Das Überraschungsmenu lohnt sich immer!
Wer kommt mit? ;-)
Der Kunstverein "GaLand - Galerie auf dem Land" in Odelshofen bei Kehl ist mit dem Badisch-Elsässischen Kulturpreis vom Mouvement de Défense du Dialecte et des Tradions Alsaciennes B.E.F.B. und dem Badisch-Elsässischen Freundschaftsbund ausgezeichnet worden.
Ich zitiere:
"Sie haben mit viel Liebe, Detail und Engagement, Haus und Garten geöffnet und geben deutschen und französischen Künstlern und ihrer Arbeit die Chance, sich Kunstliebhabern zu zeigen. Bei Ihnen vereint sich Natur und Kreativität und die Kunst lebt und atmet frei und ungezwungen. Sie bauen somit eine Brücke des Gedankenaustausches und der Freundschaft zwischen unseren Regionen.Die Veranstalter haben diesen Preis absolut verdient - und ich würde ihnen wünschen, dass er noch einige Junge bekommt in Sachen Anerkennung für die wunderbare Arbeit, die auch wir Künstler immer wieder zu spüren bekommen.
Wir danken Ihnen! Machen Sie so weiter! Ein großes Bravo an das gesamte Team!
M.D.D.T.A. – Mouvement de Défense du Dialecte et des Tradions Alsaciennes (Mundartgesellschaft Elsass) und B.E.F.B. Badisch-Elsässischer Freundschaftsbund in Zusammenarbeit mit dem General-und Regionalrat und Ancien Ministre André Bord, Fondation Entente Franco-Allemande und Ehrenpräsident M.D.D.T.A."
Das GaLand bedankt sich übrigens mit einem Extra-Konzert:
23. Juli 2011, 19 Uhr, mit dem elsässischen Liedermacher Robert-Frank Jacobi und Anita Pirman: Elsässisches Liedermacher-Urgestein trifft im Badischen auf eine der besten Valse-Musette-Spielerinnen Frankreichs!
Ort: GaLand, Legelshurster Str. 10, Kehl-Odelshofen
Konzert + Menü + Getränke 35 Euro, ohne Menü 20 Euro, Reservierung unbedingt erforderlich.
Als Gourmet verrate ich: Das Überraschungsmenu lohnt sich immer!
Wer kommt mit? ;-)
7. Juli 2011
5. Juli 2011
Wenn Blogger offline gehen
Ja, das soll es auch geben ... nicht für immer natürlich und sicher auch nicht ständig am Stück - aber nach einer langen Phase harter Arbeit genieße ich jetzt vermehrt das Leben jenseits elektrischer Stecker oder des Internets. Schon deshalb, weil ich mich ein wenig mehr um mein Nijinsky-Blog kümmern möchte - da gibt's also ab und zu etwas zu lesen. Social media wird auch zurückgefahren. Kurzum: Ich tue so, als hätte ich im Juli Urlaub.
Und wenn das Nijinsky-Buch im Handel bestellbar ist, werde ich die Nachricht natürlich auf allen Kanälen ganz laut herausposaunen!
Wer das nicht verpassen will, abonniert am besten meine Blogs per Feed (Links für dieses ganz unten am Fuß des Blogs)!
Und wenn das Nijinsky-Buch im Handel bestellbar ist, werde ich die Nachricht natürlich auf allen Kanälen ganz laut herausposaunen!
Wer das nicht verpassen will, abonniert am besten meine Blogs per Feed (Links für dieses ganz unten am Fuß des Blogs)!
Wenn Offliner bloggen
In gewissen technikaffinen Kreisen begegnet man sogenannten "Offlinern" oft mit Spott oder sogar Häme, nennt sie "Ausdrucker", nimmt Menschen ohne Internet teilweise gar nicht mehr ernst. Leute, denen solche Witze allzu locker sitzen, bedenken dabei nicht, dass sich der Großteil unseres Lebens auf der Erde tatsächlich ohne Internetverbindung abspielt. Weltweit sind weder Computerbesitz noch ein Zugang ins Web selbstverständlich, Wissenschaftler sprechen bereits von einem gefährlichen Auseinanderdriften zwischen "Informierten" und solchen ohne Zugang.
Und natürlich gibt es jede Menge Hilfsprojekte, die dafür sorgen wollen, dass das nicht so bleibt. Ich selbst kenne einen Mann Ende Sechzig, der sich nach der Rente einen Computer gekauft hat und sich alles selbst beibrachte, um daheim nicht zu versauern, wenn der Job weg ist. Inzwischen kennt er sich derart gut aus - bis hin zur Hardware - dass er ehrenamtlich älteren Menschen Computer nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen zusammenbaut und sie in Sachen Internet unterrichtet. Einer seiner besten Schüler, 85 Jahre alt, ist nach einem Leben ohne Computer begeisterter Chatter und mehrfaches Forenmitglied geworden. Er findet so Anschluss und Kommunikation, auch wenn ihn eine Krankheit weniger mobil machen sollte. Viele Menschen würden das mit dem Internet ja versuchen, wenn man ihnen bei den technischen Voraussetzungen hilft, wenn man sie nach ihren eigenen Bedürfnissen und Fragen schult - und wenn man ihnen zeigt, was es fürs eigene Leben bringen könnte. Kurzum: Wenn man sie ernst nimmt.
Vor einiger Zeit bin ich auf ein Projekt gestoßen, das sich an dieser Schnittstelle bewegt und sogar so weit geht, reinen Offlinern das Bloggen zu ermöglichen. Die Rede ist von den "Blogpatenschaften".
Dahinter verbirgt sich ein Netzwerk, das zwei Dinge erreichen will: Ökosozialen Themen mehr Gewicht im Internet geben - und Offlinern oder weniger versierten Menschen einen Platz in den Social Media schaffen. Hier können sich die Offliner oder Nichtblogger ausprobieren, sie bekommen nicht nur Ratschläge und Tipps, sondern sogar Schulungen - ehrenamtlich übrigens. Finanziert wird das Programm durch Spenden von Betreuungspaketen.
Und wie funktioniert das ganze? "Blogpaten" sind Menschen, die bereit sind, im öko-sozialen Themenbereich Gastautoren in ihrem Blog aufzunehmen - diese Blogs werden gelistet und jeder, der keinen eigenen Blog hat, darf sich beteiligen. Daneben gibt es ein eigenes "Über"-Blog für alle, die "Offene Plattform". Hier kommen Beiträge tatsächlich noch mit Schreibmaschine auf Papier und per Post zustande! Wer also wieder einmal meint, über "Offliner" lästern zu können, der sollte sich in Acht nehmen - sein Gegenüber ohne Computer könnte durchaus schon fleißig bloggen!
Für Vereine und NGOs gibt es eine eigene Plattform, auf der vor allem Pressemitteilungen und Termine gepostet werden können, um die Vernetzung untereinander und mit dem Zielpublikum zu stärken.
"Blogpatenschaften" verbreiten außerdem jeden Beitrag in den üblichen Social-Media-Kanälen.
Gefällt mir, die Aktion. Menschen, die offline leben, sind nämlich nicht blöder als die dauerpräsenten Social-Media-Quassler, im Gegenteil! Zu finden ist das Projekt neben der Website hier:
Social-Media:
Twitter @Blogpaten
Twitter @nischenThema
Twitter Liste der Blogpaten
Facebook nischenThema
Flickr: Fotostream von nischenThema
Slideshare: Projektbeschreibung
YouTube-Kanal: nischenThema
Damit es in den Kommentaren nicht untergeht - die wunderbare Aktion "One Laptop per Child" hat sich zum Ziel gesetzt, arme Kinder rund um den Erdball mit einem eigenen Laptop zu beschenken - um Bildung zu fördern. Findige Köpfe haben dazu einen kindgerechten, billigen, extrem Energie sparenden Laptop entwickelt, der jedes Klima aushält und eigene Lernsoftware bietet. Finanziert werden die Geräte durch Sepnden. Wie wäre es - bei jedem dummen Witz über Offliner ein Sümmchen in die Spendenbüchse?
Und natürlich gibt es jede Menge Hilfsprojekte, die dafür sorgen wollen, dass das nicht so bleibt. Ich selbst kenne einen Mann Ende Sechzig, der sich nach der Rente einen Computer gekauft hat und sich alles selbst beibrachte, um daheim nicht zu versauern, wenn der Job weg ist. Inzwischen kennt er sich derart gut aus - bis hin zur Hardware - dass er ehrenamtlich älteren Menschen Computer nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen zusammenbaut und sie in Sachen Internet unterrichtet. Einer seiner besten Schüler, 85 Jahre alt, ist nach einem Leben ohne Computer begeisterter Chatter und mehrfaches Forenmitglied geworden. Er findet so Anschluss und Kommunikation, auch wenn ihn eine Krankheit weniger mobil machen sollte. Viele Menschen würden das mit dem Internet ja versuchen, wenn man ihnen bei den technischen Voraussetzungen hilft, wenn man sie nach ihren eigenen Bedürfnissen und Fragen schult - und wenn man ihnen zeigt, was es fürs eigene Leben bringen könnte. Kurzum: Wenn man sie ernst nimmt.
Vor einiger Zeit bin ich auf ein Projekt gestoßen, das sich an dieser Schnittstelle bewegt und sogar so weit geht, reinen Offlinern das Bloggen zu ermöglichen. Die Rede ist von den "Blogpatenschaften".
Dahinter verbirgt sich ein Netzwerk, das zwei Dinge erreichen will: Ökosozialen Themen mehr Gewicht im Internet geben - und Offlinern oder weniger versierten Menschen einen Platz in den Social Media schaffen. Hier können sich die Offliner oder Nichtblogger ausprobieren, sie bekommen nicht nur Ratschläge und Tipps, sondern sogar Schulungen - ehrenamtlich übrigens. Finanziert wird das Programm durch Spenden von Betreuungspaketen.
Und wie funktioniert das ganze? "Blogpaten" sind Menschen, die bereit sind, im öko-sozialen Themenbereich Gastautoren in ihrem Blog aufzunehmen - diese Blogs werden gelistet und jeder, der keinen eigenen Blog hat, darf sich beteiligen. Daneben gibt es ein eigenes "Über"-Blog für alle, die "Offene Plattform". Hier kommen Beiträge tatsächlich noch mit Schreibmaschine auf Papier und per Post zustande! Wer also wieder einmal meint, über "Offliner" lästern zu können, der sollte sich in Acht nehmen - sein Gegenüber ohne Computer könnte durchaus schon fleißig bloggen!
Für Vereine und NGOs gibt es eine eigene Plattform, auf der vor allem Pressemitteilungen und Termine gepostet werden können, um die Vernetzung untereinander und mit dem Zielpublikum zu stärken.
"Blogpatenschaften" verbreiten außerdem jeden Beitrag in den üblichen Social-Media-Kanälen.
Gefällt mir, die Aktion. Menschen, die offline leben, sind nämlich nicht blöder als die dauerpräsenten Social-Media-Quassler, im Gegenteil! Zu finden ist das Projekt neben der Website hier:
Social-Media:
Twitter @Blogpaten
Twitter @nischenThema
Twitter Liste der Blogpaten
Facebook nischenThema
Flickr: Fotostream von nischenThema
Slideshare: Projektbeschreibung
YouTube-Kanal: nischenThema
Damit es in den Kommentaren nicht untergeht - die wunderbare Aktion "One Laptop per Child" hat sich zum Ziel gesetzt, arme Kinder rund um den Erdball mit einem eigenen Laptop zu beschenken - um Bildung zu fördern. Findige Köpfe haben dazu einen kindgerechten, billigen, extrem Energie sparenden Laptop entwickelt, der jedes Klima aushält und eigene Lernsoftware bietet. Finanziert werden die Geräte durch Sepnden. Wie wäre es - bei jedem dummen Witz über Offliner ein Sümmchen in die Spendenbüchse?
4. Juli 2011
Hitzekiller
Ab heute fällt Frankreich wieder für zwei Monate ins Koma (Sommerferien). Und wenn um einen herum alle möglichen Schulangestellten auf Nichtstun umschalten, entsteht eine Atmosphäre, in der irgendwie zuerst einmal nichts mehr läuft. Zumal ich ja auf Aushänger Nr. 2 in der Post warte und die Mähdrescher draußen mit ihrem Lärm das Hirn zerhäckseln.
Was gibt es Schöneres als eine Erfrischung durch Denis Scheck, der inzwischen sprachlich einen Biss hat, dass ich mir heimlich wünsche, ein einziges Mal in drei Sätzen komplett von ihm verrissen zu werden.
Der Deutschlandfunk macht den "Menschenversuch" an seinem Hirn und präsentiert die Spiegel-Bestsellerliste.
Sie sind wie das Eis im Sommerdrink, seine Sätze:
Was gibt es Schöneres als eine Erfrischung durch Denis Scheck, der inzwischen sprachlich einen Biss hat, dass ich mir heimlich wünsche, ein einziges Mal in drei Sätzen komplett von ihm verrissen zu werden.
Der Deutschlandfunk macht den "Menschenversuch" an seinem Hirn und präsentiert die Spiegel-Bestsellerliste.
Sie sind wie das Eis im Sommerdrink, seine Sätze:
"Nach ihren Romanen "Todesschrei", "Todesbräute" und "Todesspiele" reitet die Amerikanerin Karen Rose mit "Todesstoß" ihre in Faustkeilprosa verfasste gewaltpornografische Serienkillermasche weiter zu Tode. (...)
Die eigentlichen Blutbäder richtet Adler-Olsen aber in der Sprache an. (...)
Trotz aller Modernisierungsbemühungen der Autorin: Das grottigste aller Literaturgenres bleibt der Liebesroman."
3. Juli 2011
VG Wort für Onliner
Eben flatterten sie wieder in den Briefkasten: die Tantiemenschecks der VG Wort. Sie machen nicht immer den Kohl fett, aber meist kann man die Summe als nettes Extra zum Verbraten verbuchen. Und je nach Buchsituation können sie auch ein Extragehalt darstellen. Für Laien gesprochen: Die VG Wort ist für Autoren so etwas wie die GEMA für Musiker. Der Verein zieht Gelder für die Fremdnutzung von Büchern ein: Bibliotheksabgaben, Kopierabgaben, Abgaben für Pressespiegel, Zeitungsabdrucke, Sendungen im Radio oder wenn ein fremder Mensch aus meinem Buch liest und und und. Nach einem bestimmten Schlüssel werden daraus jährliche Tantiemen errechnet.
Autoren, die noch keinen Wahrnehmungsvertrag geschlossen haben, sollten das schleunigst tun. Es tut genauso wenig weh wie die jährliche Meldung aller veröffentlichten Bücher - Journalisten vereinfachen sich die Sache, indem sie monatlich ihre Artikel sammeln.
Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit, dass Urheber, die einen solchen Vertrag haben, Online-Werke melden können - im Prinzip gibt es Tantiemen auch für Blogs. Die Website der VG Wort ist leider alles andere als informativ und verständlich (die Mitarbeiter beantworten aber sehr nett Fragen). Deshalb mein Tipp für die Online Abgabe:
Else Fleings ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung
Jetzt aber bitte nicht als Blogger in den Goldrausch verfallen. Die Sache mit den Zählpixeln ist eine elende, unergonomische Frickelei, wo man sich überlegen muss, ob sich der Zeitaufwand für die paar Kröten lohnt. Pro Beitrag muss man außerdem 1500 Leser im Jahr herbeischaffen.
Ich selbst habe versucht, mein Blog für die Sonderausschüttung zu melden und bekam die lapidare Meldung, mein Blog sei kein professionelles Blog, sondern ein privates, also nicht berechtigt.
Wenn die VG Wort der Meinung ist, dass ich keinen Journalismus betreibe - nun gut. Ich bekomme also auch da keinen Cent fürs angebliche "Privatvergnügen" und bin zur Hebung meiner Motivation auf freiwillige Buchspenden meiner Leser angewiesen. Ab 5 Euro per Gutschein möglich - rechts im Menu die Danketaste.
Und vielleicht hat ja jemand bessere Erfahrungen und kann mir verraten, wie man als Journalistin für die VG Wort noch mehr Journalistin wird ;-)
Nachtrag:
Auch Indie-Autoren können und sollten Wahrnehmungsverträge mit der VG Wort abschließen. Allerdings muss eine "angemessene Verbreitung" gewährleistet sein. Voraussetzungen:
Autoren, die noch keinen Wahrnehmungsvertrag geschlossen haben, sollten das schleunigst tun. Es tut genauso wenig weh wie die jährliche Meldung aller veröffentlichten Bücher - Journalisten vereinfachen sich die Sache, indem sie monatlich ihre Artikel sammeln.
Seit einigen Jahren gibt es auch die Möglichkeit, dass Urheber, die einen solchen Vertrag haben, Online-Werke melden können - im Prinzip gibt es Tantiemen auch für Blogs. Die Website der VG Wort ist leider alles andere als informativ und verständlich (die Mitarbeiter beantworten aber sehr nett Fragen). Deshalb mein Tipp für die Online Abgabe:
Else Fleings ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung
Jetzt aber bitte nicht als Blogger in den Goldrausch verfallen. Die Sache mit den Zählpixeln ist eine elende, unergonomische Frickelei, wo man sich überlegen muss, ob sich der Zeitaufwand für die paar Kröten lohnt. Pro Beitrag muss man außerdem 1500 Leser im Jahr herbeischaffen.
Ich selbst habe versucht, mein Blog für die Sonderausschüttung zu melden und bekam die lapidare Meldung, mein Blog sei kein professionelles Blog, sondern ein privates, also nicht berechtigt.
Wenn die VG Wort der Meinung ist, dass ich keinen Journalismus betreibe - nun gut. Ich bekomme also auch da keinen Cent fürs angebliche "Privatvergnügen" und bin zur Hebung meiner Motivation auf freiwillige Buchspenden meiner Leser angewiesen. Ab 5 Euro per Gutschein möglich - rechts im Menu die Danketaste.
Und vielleicht hat ja jemand bessere Erfahrungen und kann mir verraten, wie man als Journalistin für die VG Wort noch mehr Journalistin wird ;-)
Nachtrag:
Auch Indie-Autoren können und sollten Wahrnehmungsverträge mit der VG Wort abschließen. Allerdings muss eine "angemessene Verbreitung" gewährleistet sein. Voraussetzungen:
- Mindestens 100 Exemplare im Jahr ab Erscheinen verkauft
- Buch in mindestens 5 Bibliotheken, die mindestens zwei regionalen Verbundsystemen angeschlossen sind (Pflichtexemplare für Nationalbibliothek nicht mitgezählt).
1. Juli 2011
Zeit zu emigrieren?
In regelmäßigen Abständen bekomme ich Anfälle, unbedingt wieder einmal irgendwohin zu emigrieren. Was in der Realität meist daran scheitert, dass ich mich nicht entscheiden kann, wohin (kochen ja alle nur mit Wasser), und auch das Geld für einen Umzug fehlt. Stattdessen beantrage ich also lieber wieder die dämliche Aufenthaltsgenehmigung namens Carte Séjour, die man als EU-Bürger angeblich nicht braucht und trotzdem haben muss. In letzter Zeit brodelt das Gefühl wieder massiv hoch, wegen der grausamen Lebenshaltungskosten, wegen der Politik der Regierung und wegen der drohenden Nachregierung. Ein Viertel meiner Mitmenschen würde derzeit Marine Le Pen zur Präsidentin wählen und da macht man sich schon absurde Gedanken, was sich hinter den freundlichen Mienen der Nachbarn für Charaktere verbergen mögen.
Heute hätte mich beinahe die französische Gastronomie aus dem Land getrieben. Vielmehr das auffällige Fehlen einer solchen. Aus Zeitmangel war ich in der nächsten Stadt im örtlichen Supermarkt, der nach Fußball klingt. Inzwischen herrscht dort auch am Freitag Nachmittag gähnende Leere. Wer nur irgendwie kann, kauft zu einem Drittel der hiesigen Preise und frischer in Deutschland ein. Nur bei einer hartnäckigen Sorte von Touristen aus Deutschland und der Schweiz scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben - die kamen heute in Schwärmen und schwärmten donnernd laut von Baguette (Chemiewatte aus der Fabrik), Fromage (eingeschweißte Fertigware aus der Riesenfabrik), Weng Rouge (aus der Massenkellerei fein aromatisiert) und französischer Lebenskunst (convenience und fast food).
Währenddessen verzweifle ich fast am Einkaufszettel. Das auch im Sommer langsam auf übliche Ware und Langweilangebot zusammengeschrumpfte Gemüse kostet so viel wie ein kleines Steak und das kleine Steak war im Sonderangebot immerhin zu 19.90 Euro zu haben. Früher hat der Durchschnittselsässer am Wochenende einen handgefütterten Hahn aus dem Dorfgarten gegrillt, heute lässt Papa bei den T-Bone-Steaks das Tagesgehalt auf dem Barbecue. Was heißt früher - als ich nach Frankreich zog! Als das kunstvolle Baguette nach altem Rezept noch aus dem Holzkohleofen kam, die tausend Käsesorten noch von echten Bauern und kleinen Käsereien - und Marmelade noch nach echten Früchten schmeckte. Frische Ware kaufen, Lebensmittel ohne Zusatzstoffe und künstliche Aromen - inzwischen fast ein Unding in meiner Region. Selbst der Dill im Gurkenglas ist nur noch Attrappe, die Aromastoffe stehen im Kleingedruckten.
Ich wurde ziemlich oft von Touristen angesprochen, vielleicht weil ich als einzige zielstrebig durch die Regalreihen rannte. Ob ich denn Deutsch spräche. "Oui." Ich weiß nicht warum, aber wenn mich jemand das fragt, antworte ich immer rückwärts und mit einem schauderhaften Akzent. Es kommt mir dann selbst wie eine Fremdsprache vor. Feigenmarmelade suchte eine deutsche Bikerin. Ich erklärte ihr, in welchen Laden sie dafür fahren müsse und dass die auch nicht immer vorrätig sei. - "Aber Sie essen doch immer Feigenmarmelade in Frankreich?" Würde mich mal interessieren, wer diesen Mythos verbreitet hat. Die meistverkauften Marmeladen dürften Erdbeer, rote Früchte und Mirabelle sein. Und außerdem machen die Landfrauen ja noch selbst ein. Feigen? Die wachsen nebenan in der Pfalz ...
Ein anderer beklagte sich bei mir über das Baguette. Ich erklärte ihm, dass es da zwar noch einen Biobäcker gäbe, der einigermaßen empfehlenswert sei, aber auch der verwende inzwischen Fertigbackmischungen. Wer wirklich feines Baguette möchte, so wie früher oder im Film, der backe selbst. Fast jeder elsässische Haushalt verfügt inzwischen über eine Brotbackmaschine, weil unsere Bäcker ihre Qualität gedrosselt haben. Ob er wirklich ganz tolles Brot wolle, wie früher, mit Liebe gebacken, auch Baguette? Da würde ich einen Bäcker in der Pfalz kennen ... bei dem stehen die Franzosen inzwischen Schlange. Ein toller Gemüsebauer sei da auch.
Irgendwie kann es das nicht sein, dachte ich. Wenn ich ständig Grenzgänge empfehle und selbst unternehme, um Qualität auf den Tisch zu bringen, was soll ich dann noch in diesem Land? Muffelig kaufte ich ein herrlich frisches Lachsfilet (billiger als Fleisch). Sah frisches Salicorne daneben liegen - lange nicht mehr gesehen. Das wollte ich natürlich haben! Der schielende, etwas bäurische Fischhändler mit Extremakzent im Französischen blühte plötzlich auf und lächelte breit. Machte mir das Kompliment, ob ich das denn kennen würde, wüsste, wie man das zubereiten könne! Herrlich. Auftakt zu einem Schwätzchen. Na, eigentlich kenne ich es ja nur roh, eben so, ob er denn ein paar Tipps für mich hätte? Ich bin mit mindestens vier Rezepten versorgt worden, der Mann erzählte so, dass mir das Wasser im Munde zusammenlief und ich beinahe für all die Rezepte die vierfache Dosis gekauft hätte. Und wie er vor Spaß und Leidenschaft immer mehr schielte und dann noch die Verkäuferin einbezog, die über die in guter Butter gedünstete Version an Schalotten staunte, das sei dann ja fast wie bei grünen Bohnen!
Da würde ich den Lachs doch gleich mit den Salicorne zusammen servieren, ganz einfach und schlicht, sagte ich. Und trinken sie einen guten Sylvaner dazu, der ist weicher als der Riesling, so ein Lachs verträgt aber auch etwas Kräftigeres, sagte er. Ein deutscher Tourist, der gar nicht anstand, sagte zu seinem Begleiter: "Dass die immer so viel schwätzen müssen beim Einkaufen, die Franzosen, als ob sie alle Zeit der Welt hätten." Haben wir, hätte ich beinahe gesagt. Hoppla, habe ich "wir" gedacht?
Keine Frage, Fisch bekomme ich überall und überall den gleichen. Aber nicht diesen Verkäufer. Ich werde wiederkommen und neugierig nach Rezepten fragen und mich schon beim Einkaufen aufs Kochen freuen. Als ich dann an der Fleischtheke vorbeischlich, war es um mich geschehen. Grillhühnchen. Und ein beinahe auch schielender Metzger mit Schnauzbart fing meinen Blick auf und meinte: "Die sind eben erst aus dem Ofen gekommen, Madame, ganz frisch!" Grillhühnchen, Fast-Food vom Lande, sind die Freude der gestressten elsässischen Hausfrau, die nach der Einkaufstour dazu gerade noch einen frischen Salat mit Knoblauchvinaigrette zuwege bringt. Kleiner Wein dazu, ein paar frische Früchte, etwas Käse, fertig ist das Himmelsmahl.
Dann im Wolkenbruch Fisch und Salicorne und Hühnchen ins Auto verfrachtet, und wie der Sturm meinen Schirm umdreht, hilft mir ein altes Bäuerchen beim Wageneinschieben und lacht sich mit nur noch zwei Zähnen im Mund schier krumm; ich solle aufpassen, dass es mich nicht auch noch wegblase, das sei ja ein lustiges Wetterchen heute, das bringe die Leute zum Tanzen. Ich solle am besten gleich, wenn ich zu Hause sei, einen warmen Schnaps trinken.
Der Laden war schauderhaft, viel zu teuer mit viel zu viel Dreckware. Aber ich weiß jetzt wieder, warum ich so gern in Frankreich lebe.
Heute hätte mich beinahe die französische Gastronomie aus dem Land getrieben. Vielmehr das auffällige Fehlen einer solchen. Aus Zeitmangel war ich in der nächsten Stadt im örtlichen Supermarkt, der nach Fußball klingt. Inzwischen herrscht dort auch am Freitag Nachmittag gähnende Leere. Wer nur irgendwie kann, kauft zu einem Drittel der hiesigen Preise und frischer in Deutschland ein. Nur bei einer hartnäckigen Sorte von Touristen aus Deutschland und der Schweiz scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben - die kamen heute in Schwärmen und schwärmten donnernd laut von Baguette (Chemiewatte aus der Fabrik), Fromage (eingeschweißte Fertigware aus der Riesenfabrik), Weng Rouge (aus der Massenkellerei fein aromatisiert) und französischer Lebenskunst (convenience und fast food).
Währenddessen verzweifle ich fast am Einkaufszettel. Das auch im Sommer langsam auf übliche Ware und Langweilangebot zusammengeschrumpfte Gemüse kostet so viel wie ein kleines Steak und das kleine Steak war im Sonderangebot immerhin zu 19.90 Euro zu haben. Früher hat der Durchschnittselsässer am Wochenende einen handgefütterten Hahn aus dem Dorfgarten gegrillt, heute lässt Papa bei den T-Bone-Steaks das Tagesgehalt auf dem Barbecue. Was heißt früher - als ich nach Frankreich zog! Als das kunstvolle Baguette nach altem Rezept noch aus dem Holzkohleofen kam, die tausend Käsesorten noch von echten Bauern und kleinen Käsereien - und Marmelade noch nach echten Früchten schmeckte. Frische Ware kaufen, Lebensmittel ohne Zusatzstoffe und künstliche Aromen - inzwischen fast ein Unding in meiner Region. Selbst der Dill im Gurkenglas ist nur noch Attrappe, die Aromastoffe stehen im Kleingedruckten.
Ich wurde ziemlich oft von Touristen angesprochen, vielleicht weil ich als einzige zielstrebig durch die Regalreihen rannte. Ob ich denn Deutsch spräche. "Oui." Ich weiß nicht warum, aber wenn mich jemand das fragt, antworte ich immer rückwärts und mit einem schauderhaften Akzent. Es kommt mir dann selbst wie eine Fremdsprache vor. Feigenmarmelade suchte eine deutsche Bikerin. Ich erklärte ihr, in welchen Laden sie dafür fahren müsse und dass die auch nicht immer vorrätig sei. - "Aber Sie essen doch immer Feigenmarmelade in Frankreich?" Würde mich mal interessieren, wer diesen Mythos verbreitet hat. Die meistverkauften Marmeladen dürften Erdbeer, rote Früchte und Mirabelle sein. Und außerdem machen die Landfrauen ja noch selbst ein. Feigen? Die wachsen nebenan in der Pfalz ...
Ein anderer beklagte sich bei mir über das Baguette. Ich erklärte ihm, dass es da zwar noch einen Biobäcker gäbe, der einigermaßen empfehlenswert sei, aber auch der verwende inzwischen Fertigbackmischungen. Wer wirklich feines Baguette möchte, so wie früher oder im Film, der backe selbst. Fast jeder elsässische Haushalt verfügt inzwischen über eine Brotbackmaschine, weil unsere Bäcker ihre Qualität gedrosselt haben. Ob er wirklich ganz tolles Brot wolle, wie früher, mit Liebe gebacken, auch Baguette? Da würde ich einen Bäcker in der Pfalz kennen ... bei dem stehen die Franzosen inzwischen Schlange. Ein toller Gemüsebauer sei da auch.
Irgendwie kann es das nicht sein, dachte ich. Wenn ich ständig Grenzgänge empfehle und selbst unternehme, um Qualität auf den Tisch zu bringen, was soll ich dann noch in diesem Land? Muffelig kaufte ich ein herrlich frisches Lachsfilet (billiger als Fleisch). Sah frisches Salicorne daneben liegen - lange nicht mehr gesehen. Das wollte ich natürlich haben! Der schielende, etwas bäurische Fischhändler mit Extremakzent im Französischen blühte plötzlich auf und lächelte breit. Machte mir das Kompliment, ob ich das denn kennen würde, wüsste, wie man das zubereiten könne! Herrlich. Auftakt zu einem Schwätzchen. Na, eigentlich kenne ich es ja nur roh, eben so, ob er denn ein paar Tipps für mich hätte? Ich bin mit mindestens vier Rezepten versorgt worden, der Mann erzählte so, dass mir das Wasser im Munde zusammenlief und ich beinahe für all die Rezepte die vierfache Dosis gekauft hätte. Und wie er vor Spaß und Leidenschaft immer mehr schielte und dann noch die Verkäuferin einbezog, die über die in guter Butter gedünstete Version an Schalotten staunte, das sei dann ja fast wie bei grünen Bohnen!
Da würde ich den Lachs doch gleich mit den Salicorne zusammen servieren, ganz einfach und schlicht, sagte ich. Und trinken sie einen guten Sylvaner dazu, der ist weicher als der Riesling, so ein Lachs verträgt aber auch etwas Kräftigeres, sagte er. Ein deutscher Tourist, der gar nicht anstand, sagte zu seinem Begleiter: "Dass die immer so viel schwätzen müssen beim Einkaufen, die Franzosen, als ob sie alle Zeit der Welt hätten." Haben wir, hätte ich beinahe gesagt. Hoppla, habe ich "wir" gedacht?
Keine Frage, Fisch bekomme ich überall und überall den gleichen. Aber nicht diesen Verkäufer. Ich werde wiederkommen und neugierig nach Rezepten fragen und mich schon beim Einkaufen aufs Kochen freuen. Als ich dann an der Fleischtheke vorbeischlich, war es um mich geschehen. Grillhühnchen. Und ein beinahe auch schielender Metzger mit Schnauzbart fing meinen Blick auf und meinte: "Die sind eben erst aus dem Ofen gekommen, Madame, ganz frisch!" Grillhühnchen, Fast-Food vom Lande, sind die Freude der gestressten elsässischen Hausfrau, die nach der Einkaufstour dazu gerade noch einen frischen Salat mit Knoblauchvinaigrette zuwege bringt. Kleiner Wein dazu, ein paar frische Früchte, etwas Käse, fertig ist das Himmelsmahl.
Dann im Wolkenbruch Fisch und Salicorne und Hühnchen ins Auto verfrachtet, und wie der Sturm meinen Schirm umdreht, hilft mir ein altes Bäuerchen beim Wageneinschieben und lacht sich mit nur noch zwei Zähnen im Mund schier krumm; ich solle aufpassen, dass es mich nicht auch noch wegblase, das sei ja ein lustiges Wetterchen heute, das bringe die Leute zum Tanzen. Ich solle am besten gleich, wenn ich zu Hause sei, einen warmen Schnaps trinken.
Der Laden war schauderhaft, viel zu teuer mit viel zu viel Dreckware. Aber ich weiß jetzt wieder, warum ich so gern in Frankreich lebe.
Keine Formel, sondern harte Arbeit
Erinnert sich noch jemand an Amanda Hocking, die E-Book-Millionärin? Richtig, das ist die, von der die Presse schwärmte, sie sei zum Bestseller gekommen wie die Jungfrau zum Kind - und die dann in ihrem Blog mit den illusorischen Bildern vom Erfolg über Nacht gehörig aufräumte. Jahre von Rückschlägen und knallharte Arbeit hatte sie hinter sich, bevor überhaupt etwas funktionierte. So harte Arbeit, dass sie dann freudig einen Verlagsvertrag unterschrieb, um endlich Zeit zum Schreiben zu haben. Ob sie die wirklich bekam, sei dahingestellt - eine Beststellerformel hatte jedenfalls auch sie nicht zu verkaufen.
Und jetzt ist da schon wieder einer, Namensdoppelgänger eines Philosophen, der mit weniger hehren Inhalten in fünf Monaten eine Million Kindle-Books verkauft hat: der ehemalige Versicherungsvertreter und nun Krimiautor John Locke. Wieder haben alle Adepten des Schreibens Dollarzeichen in den Augen und träumen vom schnellen Erfolg, vom großen Reibach ... aber ach ja, dazu fehlt ihnen natürlich die Bestsellerformel. Mit diesem Bedürfnis, das selbst in Autorenforen immer wieder aufblüht, kann man natürlich noch mehr Knete machen, indem man ein Buch über diesselbe schreibt.
John Locke hat das gemacht und Matthias Brömmelhaus wollte wissen, ob da nur noch ein überflüssiger Geldgenerator der Ratgebersparte auf den Markt geworfen wurde. Er legt eine äußerst aufschlussreiche Rezension dazu vor: "Fachlektüre für angehende Bestsellerautoren". Lesen!
Wer jetzt die Bestsellerformel tatsächlich sucht, sollte die Finger vom Buch lassen. Auch bei John Locke hat die ganze Chose wieder nur auf die üblich langweilige, schweinisch aufwändige, altmodische Tour funktioniert: Harte Arbeit und in der Ausführung Profiqualität. Dass man aber ausgerechnet vom Millionenseller lernt, wie man mit kleinen Auflagen Erfolg haben kann, das überrascht positiv. Und da sind noch einige andere Dinge, die sich gar nicht so sehr von dem Denken unterscheiden, mit dem Spitzenverlage ihre Bücher konzipieren.
Matthias Brömmelhaus hat natürlich mehr wissen wollen und sich nicht nur John Lockes Website angeschaut, sondern auch ein Buch von ihm gelesen.
Und jetzt ist da schon wieder einer, Namensdoppelgänger eines Philosophen, der mit weniger hehren Inhalten in fünf Monaten eine Million Kindle-Books verkauft hat: der ehemalige Versicherungsvertreter und nun Krimiautor John Locke. Wieder haben alle Adepten des Schreibens Dollarzeichen in den Augen und träumen vom schnellen Erfolg, vom großen Reibach ... aber ach ja, dazu fehlt ihnen natürlich die Bestsellerformel. Mit diesem Bedürfnis, das selbst in Autorenforen immer wieder aufblüht, kann man natürlich noch mehr Knete machen, indem man ein Buch über diesselbe schreibt.
John Locke hat das gemacht und Matthias Brömmelhaus wollte wissen, ob da nur noch ein überflüssiger Geldgenerator der Ratgebersparte auf den Markt geworfen wurde. Er legt eine äußerst aufschlussreiche Rezension dazu vor: "Fachlektüre für angehende Bestsellerautoren". Lesen!
Wer jetzt die Bestsellerformel tatsächlich sucht, sollte die Finger vom Buch lassen. Auch bei John Locke hat die ganze Chose wieder nur auf die üblich langweilige, schweinisch aufwändige, altmodische Tour funktioniert: Harte Arbeit und in der Ausführung Profiqualität. Dass man aber ausgerechnet vom Millionenseller lernt, wie man mit kleinen Auflagen Erfolg haben kann, das überrascht positiv. Und da sind noch einige andere Dinge, die sich gar nicht so sehr von dem Denken unterscheiden, mit dem Spitzenverlage ihre Bücher konzipieren.
Matthias Brömmelhaus hat natürlich mehr wissen wollen und sich nicht nur John Lockes Website angeschaut, sondern auch ein Buch von ihm gelesen.