Es ist immer wieder ein ganz besonderes Vergnügen, als Ureinwohner Alteuropas mit einer amerikanischen Firma zu tun zu haben, die Deutsch spricht. Und ein noch größeres Vergnügen ist das, wenn ein Alteuropäer etwas auf Europa hält und in mehreren Ländern geschäftsfähig ist, weil ja bekanntlich freier Personen-, Waren-, Handelsverkehr...
Kurzum, der Alteuropäer, der sich von amazon.de aus gesehen im Ausland befindet, nämlich in Frankreich, möchte Kontodaten fürs Partnerprogramm eintippen. Und weil man ja alles richtig machen will, liest man sich die Beschreibung vorher durch:
"Gibt es irgendwelche Einschränkungen?
Sollten Sie kein Bankkonto bei einer Bank in Deutschland haben, können Sie nicht per Banküberweisung ausbezahlt werden.
Warum muß sich das Bankinstitut in Deutschland befinden?
Auszahlungen erfolgen bei Amazon.de ausschließlich in Euro."
Aha.
Man beachte die logische Abfolge: Die Bank muss sich in Deutschland befinden, damit Auszahlungen in Euro erfolgen können. Logische Folgerung: Der Euro ist ein deutsches Zahlungsmittel. Muss ich meiner französischen Bankerin erzählen, die lacht gern.
Übrigens, dieser Text geht nicht in das geistige Eigentum von amazon über. Ich behalte meinen Geist, um in Zukunft solche Beschreibungen besser verstehen zu können!
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27. Juli 2006
24. Juli 2006
Der Nase nach
Morgens losfahren, solange noch die Felsen nach Wasser riechen. Aber der Geruch hat sich gewandelt: Kondensfeuchtigkeit mit einem muffigen Stich von gebranntem Heu statt Quellfrische. Der Hund hat irgendwo im Auto getrockneten Pansen vergessen, bisher vergeblich danach gesucht, nun entwickelt das kleine Stückchen Elefantenstärke.
Haguenau riecht am Rond Point nach aufgeweichtem Asphalt und Rosen, dort, wo die Flics stehen, weht ein Hauch Rasierwasser in Abgasluft. Die Stadt geht auf die Nase. Weil sich alle fürchten, Menschengeruch zu verbreiten, wahrnehmbar zu werden. Manche drängen sich trotzdem in den Vordergrund, sauer und abgestanden besetzen sie die erste Reihe beim Bäcker und für Hefeduft ist kein Durchkommen mehr gegen die Schweißfront. Es gibt auch die Altschweißigen, die die Aufforderung zum Wassersparen ernst nehmen und sich eine Aura von Haltbarkeit verleihen wollen.
Dann, vor dem Schaufenster, diese Wolke von Maiglöckchen und Blumenwiese. Winterparfum, das völlig enthemmt zum Herbststurm wird und mich fast umfegt. Ich stelle mir eine dürre Blondine im Blümchenkleid vor, die den Duft nutzt, um sich zu etwas mehr körperlicher Präsenz aufzupumpen. Den Typ Frau, der ewig von Busenvergrößerung träumt und von einer lebensfrohen Laszivität, die ihre Magersucht nicht zulässt. Wie man sich in Menschen täuschen kann. Den Duft verweht ein muskelbepackter Sonnenbrillen-Macho in Schwarz. Einer, der mit seiner Haltung zeigen will: ich bin der schönste, schaut mich an, gegen mich sind alle anderen Männer Kanarienvögel. Er riecht wie eine vorzeitig gealterte Lebedame, die ihrem Kanarienvogel Küsschen gibt.
Die Fußgängerzone vor dem Monoprix schüttet ein Cocktail der Sonderangebote von Deos und Wässerchen sämtlicher Supermarktketten aus, während sich die Straße mit der Lingerie und die mit dem Juwelier in Markennamen badet. Abfahrt beim kratzenden Geruch von Betonstaub und glühenden Eisenrohren. Die Kreuzung riecht nach Roma Termini. Der Wald auf der Heimfahrt duftet nach Trockenlaub.
Es ist zu heiß, um genau hinzuschauen.
Haguenau riecht am Rond Point nach aufgeweichtem Asphalt und Rosen, dort, wo die Flics stehen, weht ein Hauch Rasierwasser in Abgasluft. Die Stadt geht auf die Nase. Weil sich alle fürchten, Menschengeruch zu verbreiten, wahrnehmbar zu werden. Manche drängen sich trotzdem in den Vordergrund, sauer und abgestanden besetzen sie die erste Reihe beim Bäcker und für Hefeduft ist kein Durchkommen mehr gegen die Schweißfront. Es gibt auch die Altschweißigen, die die Aufforderung zum Wassersparen ernst nehmen und sich eine Aura von Haltbarkeit verleihen wollen.
Dann, vor dem Schaufenster, diese Wolke von Maiglöckchen und Blumenwiese. Winterparfum, das völlig enthemmt zum Herbststurm wird und mich fast umfegt. Ich stelle mir eine dürre Blondine im Blümchenkleid vor, die den Duft nutzt, um sich zu etwas mehr körperlicher Präsenz aufzupumpen. Den Typ Frau, der ewig von Busenvergrößerung träumt und von einer lebensfrohen Laszivität, die ihre Magersucht nicht zulässt. Wie man sich in Menschen täuschen kann. Den Duft verweht ein muskelbepackter Sonnenbrillen-Macho in Schwarz. Einer, der mit seiner Haltung zeigen will: ich bin der schönste, schaut mich an, gegen mich sind alle anderen Männer Kanarienvögel. Er riecht wie eine vorzeitig gealterte Lebedame, die ihrem Kanarienvogel Küsschen gibt.
Die Fußgängerzone vor dem Monoprix schüttet ein Cocktail der Sonderangebote von Deos und Wässerchen sämtlicher Supermarktketten aus, während sich die Straße mit der Lingerie und die mit dem Juwelier in Markennamen badet. Abfahrt beim kratzenden Geruch von Betonstaub und glühenden Eisenrohren. Die Kreuzung riecht nach Roma Termini. Der Wald auf der Heimfahrt duftet nach Trockenlaub.
Es ist zu heiß, um genau hinzuschauen.
17. Juli 2006
Odyssee ins Ich
Die unterschiedlichen Kritiken, die das Buch bekommen hat, zeigen: man darf keine Scheuklappen beim Lesen haben und keine allzu festgefahrenen religiösen oder ideologischen Meinungen. Denn dieses Buch über die neuesten Erkenntnisse der Neurowissenschaften zum Bereich des Ich und der Identität kratzt an der Philosophie, bringt so manchen Psychotherapeuten zum Weinen und jede Menge von Pseudomythen aus der Wissenschaft zu Fall.
Die beiden Focus-Redakteure haben schlichtweg einen Wissenschaftsthriller geschrieben. Verständlich auch für Leute, die sich bisher mit den genannten Wissenschaften nie beschäftigt haben, absolut packend von der ersten Seite an. Schließlich können sich die beiden an einem riesigen Fundus aus ihrer Arbeit bedienen. Zugegeben... manches ist fast ein wenig zu spektakulär, viele Fälle scheinen so exotisch, dass man sie kaum glauben mag. Aber am Extrem lernt es sich bekanntlich am leichtesten, was den gesunden Zustand ausmacht.
Wer etwas länger über den Film "Matrix" nachgedacht hat, wer gerne über das Ich philosophiert und wissen will, wo die Grenzen zwischen Traum und Realität und inzwischen auch Virtualität verlaufen, ist bei diesem Buch genau richtig. Für Autoren, die wissen wollen, woraus das Ich geformt wird und wie eine Figur im wahren Leben entsteht, ist das Buch ein Must.
Auch wenn Siefer und Weber Hypothesen und Theorien darstellen - ihnen ist sehr bewusst, dass es nur solche sind. Das Fazit, dass der Mensch sich ständig neu selbst erfindet und damit auch frei ist, etwas anderes aus sich zu machen, ist so neu nicht. In seiner wissenschaftlichen Aufschlüsselung könnte es jedoch ganze Denkwelten zum Einstürzen bringen. So belegen die Autoren z.B. eindrücklich, welchen Irrtum man uns einimpfen will, wenn man behauptet, ältere Menschen könnten sich nicht vollkommen ändern, auch charakterlich.
Die Wissenschaft findet nun heraus... dass einfach die Wege, das zu tun, falsch waren. Therapeuten, die auf reine Gesprächstherapien und theoretisches Nachdenken bauen, werden morgen vielleicht zum Arbeitsamt gehen müssen. Oder rechtzeitig umlernen und sehen: neue Gehirnverbindungen bilden sich durch Handeln, durch Training, nicht auf der Couch.
Ebenso spannend die Odyssee ins Thema Verdrängungen und Aufarbeitungen. Von der neuesten Hirnforschung aus gesehen, sollte man sich seine persönlichen Krisen jedenfalls keineswegs schlechtreden lassen - sie können ein besserer Synapsencocktail sein als das leichte Leben.
Das Buch beschäftigt sich außerdem mit der Selbstinszenierung durch soziale Identität, mit erfundenen Erinnerungen zur eigenen Geschichte und mit der Suche nach dem Selbstbewusstsein, mit Sinnkrise und mystischen Antworten im Spiegel der Wissenschaft. Und so, wie das Buch aufräumt mit absoluten Glaubenssätzen der letzten Jahre, so unbequem lässt es den Leser zurück: auch diese Thesen sind nicht absolut, dürfen hinterfragt werden.
Am Ende steht nicht die Frage "wer bin ich?" - sondern die Frage "wer will ich sein, wer könnte ich werden"? Meiner Meinung nach ein Sachbuch mit echten Thrillerqualitäten!
Werner Siefer / Christian Weber: Ich. Wie wir uns selbst erfinden (campus)
Die beiden Focus-Redakteure haben schlichtweg einen Wissenschaftsthriller geschrieben. Verständlich auch für Leute, die sich bisher mit den genannten Wissenschaften nie beschäftigt haben, absolut packend von der ersten Seite an. Schließlich können sich die beiden an einem riesigen Fundus aus ihrer Arbeit bedienen. Zugegeben... manches ist fast ein wenig zu spektakulär, viele Fälle scheinen so exotisch, dass man sie kaum glauben mag. Aber am Extrem lernt es sich bekanntlich am leichtesten, was den gesunden Zustand ausmacht.
Wer etwas länger über den Film "Matrix" nachgedacht hat, wer gerne über das Ich philosophiert und wissen will, wo die Grenzen zwischen Traum und Realität und inzwischen auch Virtualität verlaufen, ist bei diesem Buch genau richtig. Für Autoren, die wissen wollen, woraus das Ich geformt wird und wie eine Figur im wahren Leben entsteht, ist das Buch ein Must.
Auch wenn Siefer und Weber Hypothesen und Theorien darstellen - ihnen ist sehr bewusst, dass es nur solche sind. Das Fazit, dass der Mensch sich ständig neu selbst erfindet und damit auch frei ist, etwas anderes aus sich zu machen, ist so neu nicht. In seiner wissenschaftlichen Aufschlüsselung könnte es jedoch ganze Denkwelten zum Einstürzen bringen. So belegen die Autoren z.B. eindrücklich, welchen Irrtum man uns einimpfen will, wenn man behauptet, ältere Menschen könnten sich nicht vollkommen ändern, auch charakterlich.
Die Wissenschaft findet nun heraus... dass einfach die Wege, das zu tun, falsch waren. Therapeuten, die auf reine Gesprächstherapien und theoretisches Nachdenken bauen, werden morgen vielleicht zum Arbeitsamt gehen müssen. Oder rechtzeitig umlernen und sehen: neue Gehirnverbindungen bilden sich durch Handeln, durch Training, nicht auf der Couch.
Ebenso spannend die Odyssee ins Thema Verdrängungen und Aufarbeitungen. Von der neuesten Hirnforschung aus gesehen, sollte man sich seine persönlichen Krisen jedenfalls keineswegs schlechtreden lassen - sie können ein besserer Synapsencocktail sein als das leichte Leben.
Das Buch beschäftigt sich außerdem mit der Selbstinszenierung durch soziale Identität, mit erfundenen Erinnerungen zur eigenen Geschichte und mit der Suche nach dem Selbstbewusstsein, mit Sinnkrise und mystischen Antworten im Spiegel der Wissenschaft. Und so, wie das Buch aufräumt mit absoluten Glaubenssätzen der letzten Jahre, so unbequem lässt es den Leser zurück: auch diese Thesen sind nicht absolut, dürfen hinterfragt werden.
Am Ende steht nicht die Frage "wer bin ich?" - sondern die Frage "wer will ich sein, wer könnte ich werden"? Meiner Meinung nach ein Sachbuch mit echten Thrillerqualitäten!
Werner Siefer / Christian Weber: Ich. Wie wir uns selbst erfinden (campus)
Schreiben lernen? / Buchtipp
Umberto Eco hat seine Nachschrift zum "Namen der Rose", einem 95seitigen Bändchen, eigentlich geschrieben, um zu erklären, wie es zu dem Bestseller kam. Was er erzählt, ist für Autoren von HRs besonders interessant, aber so allgemeingültig, dass jeder Belletrist etwas darin finden wird.
Man kann Mäuschen beim großen Kollegen spielen, etwa erfahren, wie er zum Titel und damit zur Romanidee kam, welche Gedanken ihm bei den Rezensionen kamen oder warum es ausreicht, einen Roman zu schreiben, nur weil man Lust auf ihn hat. Er erzählt von seinen Recherchen und wie er mit den Emotionen seiner Figuren kämpfte.
Darüberhinaus kann man das Buch tatsächlich als Schreibschule lesen. Was zeigt Eco darin?
- den Zusammenhang zwischen dem Sinn des Romans und dem eigenen Titel (der bei ihm idealerweise blieb)
- Neue Lesarten durch Rezeption, vor allem bei Rezensenten, und die Wirkung auf den Autor. (Köstliche Schlussfolgerung: "Der Autor müsste das Zeitliche segnen, nachdem er geschrieben hat. Damit er die Eigenbewegung des Textes nicht stört.")
- die Frage, ob ein Autor beim Schreiben interpretieren darf
- den Umgang mit Regeln und Problemstellungen ("Genie ist zehn Prozent Inpiration und neunzig Prozent Transpiration.")
- das Lustprinzip beim Erzählen und die Enstehung vom Ideenkeim zum Buch
- Einflüsse der Recherche auf den Inhalt
- das Finden der Erzählstimme, vor allem einer historischen
- den Umgang mit den eigenen Ängsten
- den kosmologischen Akt des Schreibens (und warum man sich Beschränkungen auferlegen muss, um frei zu erfinden)
- die Wahl von Zeit, Ort, Figuren, Stil etc.
- erzählerischen Atem und Rhythmus
- wie man sich einen Leser schafft (und damit ist er herrlich konträr zum Sicherheitsbedürfnis derer, die am liebsten vorher Marktanalysen machen)
- die Metaphysik des Kriminalromans
- wie man Unterhaltung schafft und was das eigentlich ist
- Ironie und Vergnügen
- und natürlich noch Gedanken zum historischen Roman an sich, die er ganz typisch einleitet: "Seit zwei Jahren weigere ich mich, auf sinnlose Fragen zu antworten."
Ein kurzweiliges dünnes Bändchen, in dem ich mehr Anregungen für mich gefunden habe als in jedem dicken Schreibratgeber - und in dem man sich als Hadernder und Strebender auch so herrlich verstanden fühlt.
Man kann Mäuschen beim großen Kollegen spielen, etwa erfahren, wie er zum Titel und damit zur Romanidee kam, welche Gedanken ihm bei den Rezensionen kamen oder warum es ausreicht, einen Roman zu schreiben, nur weil man Lust auf ihn hat. Er erzählt von seinen Recherchen und wie er mit den Emotionen seiner Figuren kämpfte.
Darüberhinaus kann man das Buch tatsächlich als Schreibschule lesen. Was zeigt Eco darin?
- den Zusammenhang zwischen dem Sinn des Romans und dem eigenen Titel (der bei ihm idealerweise blieb)
- Neue Lesarten durch Rezeption, vor allem bei Rezensenten, und die Wirkung auf den Autor. (Köstliche Schlussfolgerung: "Der Autor müsste das Zeitliche segnen, nachdem er geschrieben hat. Damit er die Eigenbewegung des Textes nicht stört.")
- die Frage, ob ein Autor beim Schreiben interpretieren darf
- den Umgang mit Regeln und Problemstellungen ("Genie ist zehn Prozent Inpiration und neunzig Prozent Transpiration.")
- das Lustprinzip beim Erzählen und die Enstehung vom Ideenkeim zum Buch
- Einflüsse der Recherche auf den Inhalt
- das Finden der Erzählstimme, vor allem einer historischen
- den Umgang mit den eigenen Ängsten
- den kosmologischen Akt des Schreibens (und warum man sich Beschränkungen auferlegen muss, um frei zu erfinden)
- die Wahl von Zeit, Ort, Figuren, Stil etc.
- erzählerischen Atem und Rhythmus
- wie man sich einen Leser schafft (und damit ist er herrlich konträr zum Sicherheitsbedürfnis derer, die am liebsten vorher Marktanalysen machen)
- die Metaphysik des Kriminalromans
- wie man Unterhaltung schafft und was das eigentlich ist
- Ironie und Vergnügen
- und natürlich noch Gedanken zum historischen Roman an sich, die er ganz typisch einleitet: "Seit zwei Jahren weigere ich mich, auf sinnlose Fragen zu antworten."
Ein kurzweiliges dünnes Bändchen, in dem ich mehr Anregungen für mich gefunden habe als in jedem dicken Schreibratgeber - und in dem man sich als Hadernder und Strebender auch so herrlich verstanden fühlt.
Kilometer Literatur
Ich weiß, das haptische Gefühl eines Buches ist unvergleichbar. Manchmal hat man als Autor, vor allem in rechercheintensiven Bereichen, jedoch andere Anforderungen an den Bücherschrank.
Mir geht es so, dass ich schnell mal alle Klassiker quer nach einem Sujet durchsuchen muss. Oder ich hätte gern einen Überblick, wie Autoren aus unterschiedlichen Jahrhunderten mit einem Thema umgegangen sind. Vielleicht möchte ich mir auch nur lernend eine Übersicht über Literatur verschaffen.
Bisher hieß das: Ungeheurer Zeitaufwand, Kosten, Fahrten... und privat war so eine Bibliothek nicht nur unerschwinglich, sondern in einer Wohnung auch gar nicht unterzubringen.
Mit den Ausgaben der Digitalen Bibliothek ist das ganz anders geworden.
Die digitale Bibliothek bietet im Großen und Ganzen folgende Fachbereiche:
Literatur, Kunst, Musik und Naturwissenschaften, wobei die Literaturausgaben im Vordergrund stehen. "Gedruckt" wird auf CD-ROM oder DVD. Es handelt sich um rechtefreie Werke oder eigene Ausgaben, die Lizenzen für den eigenen kommerziellen Gebrauch (etwa in Büchern) sind erstaunlich preiswert.
Am Beispiel "Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke" - was erwartet einen:
Eine in edler Buchaufmachung verpackte CD-ROM, kompatibel auch für alte Kisten, die zunächst das grundprogramm der digibib installiert. Das liegt allen Erzeugnissen zugrunde und bietet eine intuitiv sehr einfache Struktur, nicht nur zu blättern, vergrößern oder navigieren.
Hauptvorteile sind eine detaillierte Suchmaske. Man kann nach Zitaten, Schlagwörtern oder mit Pltzhaltern suchen, auch schreibweisentolerant. Die Fundstellen werden im Nu gelistet und sind als Datei abspeicherbar. Außerdem können Texte markiert werden, Markierungen in Listen verwaltet und sogar kommentiert werden - alles ebenfalls abspeicherbar.
Ebenfalls ein Vorteil, den Papier nicht hat: Beim Drucken von Textstellen oder beim copy&paste-Export ins eigene Textverarbeitungsprogramm setzt eine Konkordanz automatisch die genaue Quelle zum Zitat, genau bis zur Seitenzahl.
Die Gedichte selbst lassen sich nach Titeln oder Autoren sortieren. Zu jedem Autor gibt es eine Biografie und Einführung.
Der genannte 75. Band der digibib enthält 53.000 Gedichte von 207 Autoren aus 500 Gedichtsammlungen. Er beginnt mit den ersten neuhochdeutschen Dichtungen des 16. Jhdts. und reicht bis ins 20. Jhdt.
Die CD-Rom ist damit die größte Gedichtsammlung, die je im deutschen Sprachraum erschienen ist - und da nimmt sie im Vergleich erstaunlich wenig Platz in der Bibliothek weg!
Dargestellt werden die Texte übrigens als eingescannte Buchseiten, die sich auch vergrößern lassen - also mit "Papierfeeling".
Die Kunst-DVDs habe ich auch ausprobiert, unverzichtbar, wenn man mit Illustrtionen arbeiten will. Hier ist der einzige Wermutstropfen der, dass die Fotografien und Scans technisch nicht immer die Qualität haben, die wir von Star-Kunstfotografen her kennen. Die "schlechteren Exemplare" (es sind nur wenige) reichen allemal aus für Recherche und erste Eindrücke. Für einen Prachtband wird man wahrscheinlich eher die teure Lizenz einer Kunstagentur beorzugen. Für normalen Buchdruck und Kleinabbbildungen reicht die Qualität.
Dafür findet man hier Abbildungen, die in den meisten Katalogen fehlen oder recht unbekannt sind. Auf der DVD "Ikonenmalerei" hat man z.B. das vergnügen, Fotos von bisher unbekannten Fresken und Ikonen zu finden, die bisher unbekannt waren.
Ich kann die digibib uneingeschränkt empfehlen.
Mir geht es so, dass ich schnell mal alle Klassiker quer nach einem Sujet durchsuchen muss. Oder ich hätte gern einen Überblick, wie Autoren aus unterschiedlichen Jahrhunderten mit einem Thema umgegangen sind. Vielleicht möchte ich mir auch nur lernend eine Übersicht über Literatur verschaffen.
Bisher hieß das: Ungeheurer Zeitaufwand, Kosten, Fahrten... und privat war so eine Bibliothek nicht nur unerschwinglich, sondern in einer Wohnung auch gar nicht unterzubringen.
Mit den Ausgaben der Digitalen Bibliothek ist das ganz anders geworden.
Die digitale Bibliothek bietet im Großen und Ganzen folgende Fachbereiche:
Literatur, Kunst, Musik und Naturwissenschaften, wobei die Literaturausgaben im Vordergrund stehen. "Gedruckt" wird auf CD-ROM oder DVD. Es handelt sich um rechtefreie Werke oder eigene Ausgaben, die Lizenzen für den eigenen kommerziellen Gebrauch (etwa in Büchern) sind erstaunlich preiswert.
Am Beispiel "Deutsche Lyrik von Luther bis Rilke" - was erwartet einen:
Eine in edler Buchaufmachung verpackte CD-ROM, kompatibel auch für alte Kisten, die zunächst das grundprogramm der digibib installiert. Das liegt allen Erzeugnissen zugrunde und bietet eine intuitiv sehr einfache Struktur, nicht nur zu blättern, vergrößern oder navigieren.
Hauptvorteile sind eine detaillierte Suchmaske. Man kann nach Zitaten, Schlagwörtern oder mit Pltzhaltern suchen, auch schreibweisentolerant. Die Fundstellen werden im Nu gelistet und sind als Datei abspeicherbar. Außerdem können Texte markiert werden, Markierungen in Listen verwaltet und sogar kommentiert werden - alles ebenfalls abspeicherbar.
Ebenfalls ein Vorteil, den Papier nicht hat: Beim Drucken von Textstellen oder beim copy&paste-Export ins eigene Textverarbeitungsprogramm setzt eine Konkordanz automatisch die genaue Quelle zum Zitat, genau bis zur Seitenzahl.
Die Gedichte selbst lassen sich nach Titeln oder Autoren sortieren. Zu jedem Autor gibt es eine Biografie und Einführung.
Der genannte 75. Band der digibib enthält 53.000 Gedichte von 207 Autoren aus 500 Gedichtsammlungen. Er beginnt mit den ersten neuhochdeutschen Dichtungen des 16. Jhdts. und reicht bis ins 20. Jhdt.
Die CD-Rom ist damit die größte Gedichtsammlung, die je im deutschen Sprachraum erschienen ist - und da nimmt sie im Vergleich erstaunlich wenig Platz in der Bibliothek weg!
Dargestellt werden die Texte übrigens als eingescannte Buchseiten, die sich auch vergrößern lassen - also mit "Papierfeeling".
Die Kunst-DVDs habe ich auch ausprobiert, unverzichtbar, wenn man mit Illustrtionen arbeiten will. Hier ist der einzige Wermutstropfen der, dass die Fotografien und Scans technisch nicht immer die Qualität haben, die wir von Star-Kunstfotografen her kennen. Die "schlechteren Exemplare" (es sind nur wenige) reichen allemal aus für Recherche und erste Eindrücke. Für einen Prachtband wird man wahrscheinlich eher die teure Lizenz einer Kunstagentur beorzugen. Für normalen Buchdruck und Kleinabbbildungen reicht die Qualität.
Dafür findet man hier Abbildungen, die in den meisten Katalogen fehlen oder recht unbekannt sind. Auf der DVD "Ikonenmalerei" hat man z.B. das vergnügen, Fotos von bisher unbekannten Fresken und Ikonen zu finden, die bisher unbekannt waren.
Ich kann die digibib uneingeschränkt empfehlen.
Kaya und Bregovic / Musik
Die Mischung ist außergewöhnlich. Die bekannte polnische Sängerin Kayah trifft auf Goran Bregovic, der im Westen durch seine wild-emotionale Musik zu Filmen von Emir Kusturica berühmt wurde. Dazu noch ein Goralenensemble, das selbst für polnische Ohren exotisch klingt. Die Goralen sind eine ethnische Minderheit in der Tatra, musikalisch etwa das, was Bayern für Deutsche bedeuten... aber gern mal mit Ausflügen in die Weltenmusik und den Jazz.
Was dabei herauskommt, ist ein eigenartiges Schweben zwischen Istanbul und Belgrad, Warschau und Athen, Polen und Serbien - das seine Feinheiten beim zweiten Hören besonders entfaltet.
Die polnische Iggy-Pop-Adaption von "sleep my dearest, sleep" schlängelt sich durch orientalische Bazare und quillt wie das Leben in Istanbuls Straßen. Anstatt zu schlafen, wird man eher zum Bauchtanz verführt.
"To nie ptak" kommt lyrisch daher, zart, besticht mit Kayas Stimme und russisch anmutendem Chor. Dafür schüttelt "sto lat" den ganzen Körper in Tanzlaune - diese Klänge kennen wir aus Kusturicas schrägen Filmen. Zwischen Zigeunerwehmut und jiddisch anmutendem Schmelz das mehrstimmige "a rose was I" - und Kayas nachdenkliche Stimme zu überraschenden Kontrabassklängen in "trudno kocha´c".
So viel wäre zu sagen... ein abwechslungsreiches Album mit vielen leisen Zwischentönen, nie ihre tanzende Beschwingtheit verlierend, aber auch mit vehementer Lebensfreude und einer Trauer, die im gleichen Augenblick in Glück umschlagen kann. Weltenmusik mit einem starken polnischen Stempel, der Ofra Hazas "Elo Ili" an die Weichsel zaubert und aus dem berühmten Zigeuner-Trauergesang "Ederlezi" eine erstaunlich lebenslustige Angelegenheit macht.
Mein absoluter Favorit "Tabakiera", ein Tango, der so leicht durch die Luft zu schweben scheint und doch alles hat: Melancholie, Sehnsucht, Erinnerung, Freude, Leichtigkeit. Suchtmusik.
Was dabei herauskommt, ist ein eigenartiges Schweben zwischen Istanbul und Belgrad, Warschau und Athen, Polen und Serbien - das seine Feinheiten beim zweiten Hören besonders entfaltet.
Die polnische Iggy-Pop-Adaption von "sleep my dearest, sleep" schlängelt sich durch orientalische Bazare und quillt wie das Leben in Istanbuls Straßen. Anstatt zu schlafen, wird man eher zum Bauchtanz verführt.
"To nie ptak" kommt lyrisch daher, zart, besticht mit Kayas Stimme und russisch anmutendem Chor. Dafür schüttelt "sto lat" den ganzen Körper in Tanzlaune - diese Klänge kennen wir aus Kusturicas schrägen Filmen. Zwischen Zigeunerwehmut und jiddisch anmutendem Schmelz das mehrstimmige "a rose was I" - und Kayas nachdenkliche Stimme zu überraschenden Kontrabassklängen in "trudno kocha´c".
So viel wäre zu sagen... ein abwechslungsreiches Album mit vielen leisen Zwischentönen, nie ihre tanzende Beschwingtheit verlierend, aber auch mit vehementer Lebensfreude und einer Trauer, die im gleichen Augenblick in Glück umschlagen kann. Weltenmusik mit einem starken polnischen Stempel, der Ofra Hazas "Elo Ili" an die Weichsel zaubert und aus dem berühmten Zigeuner-Trauergesang "Ederlezi" eine erstaunlich lebenslustige Angelegenheit macht.
Mein absoluter Favorit "Tabakiera", ein Tango, der so leicht durch die Luft zu schweben scheint und doch alles hat: Melancholie, Sehnsucht, Erinnerung, Freude, Leichtigkeit. Suchtmusik.
Kleine Ängste
Und beim Umstellen auf den neuen Blog, im alten blätternd, finde ich: War das noch schön, als wir uns nur vor der Vogelgrippe fürchten mussten!
Plot-Infarkt
Kolonialismus liegt im Trend. In Frankreich brennen die Folgen, in der Literatur werden die dunklen Kapitel aufgearbeitet und im deutschen Vorabendprogramm suhlt man sich in Melodramen kolonialer Herrlichkeit. Ob "Weites Land" oder "Unendliche Dünen", oder ob "Mein Herz gehört ihm" auf einen Missionar oder Farmer bezogen ist - die Tourismusindustrie Südafrikas jubelt über die zur besten Sendezeit platzierten Prospektaufnahmen.
Die Marketingabteilung der ARD empfand sich wahrscheinlich als oberschlau, nach dem Erfolg der "weißen Massai" jetzt "Der weiße Afrikaner" zu präsentieren. Zweiteiler. Teuer besetzt und noch teurer abgedreht. Das kommt vor, zumal um Weihnachten herum. Aber leider ging dann wohl das Geld aus und so hat man gegen Ende eben am Plot gespart. Man kann ja nicht alles können.
Dabei war der Plot so einfach. Abenteurer in Indiana-Jones-Pose trifft auf erbitterten Gegner, der dramatischerweise sein Halbbruder ist und von Dagobert Duck wirklich alles abgeschaut hat. Und weil der Kampf so bitter ist und sich über zwei Teile hinzieht, schenkt man den Guten ein treues Männerkleeblatt, gibt dem Bösen einen Bösen hinzu, den man aber wieder aus der Story entfernt, weil der Böse allein böse sein muss.
Ach, und weil das alles melodramatisch sein muss, wie jeder Kolonialfilm, mischen noch zwei Frauen mit. Sie ahnen es: die eine steht zwischen dem einen Bösen und dem anderen Bösen und dem Guten. Soviel Zwischenstehen muss einen ja zerreißen, also stirbt sie, melodramatisch natürlich, nachdem sie erst mal stundenlang in der sengenden Hitze mit dem Teil eines Automotoren im Bauch in der Geröllwüste herumgestakst ist.
Die andere ist schlauer, hält sich an den Bodenständigen und liebt leidend. Schließlich wächst sie sogar über ihre passive Frauenrolle hinaus, indem sie eine Tür streicht - in greller afrikanischer Mittagssonne.
Über Afrika muss man nicht viel sagen. Es kommt eigentlich im Film nicht vor. Der Film hätte in Australien spielen können, im Wilden Westen. Afrika ist Kulisse, ein paar Schwarze rennen ab und zu verschönernd als Kontrast durchs heftig kolorierte Bild. Mehr ist auch nicht nötig, denn der Film spielt unter Weißen. Apartheit eben. Das war damals so, als die Welt noch in Ordnung war für die Herren. Und im Film muss auch die Ordnung vorherrschen.
Also macht sich der Regisseur keine Gedanken, warum der schwarze Freund des weißen Afrikaners so selbstverständlich und unbehelligt in der weißen Welt herumlatschen darf und was die Weißen so mit den Schwarzen trieben, damals. Immerhin sponsert ja auch Südafrika den Film, dazu die beste Abendzeit, Kinderstunde. Nur keine Wirklichkeit einströmen lassen. Afrika ist das Mitleid um einen alten Löwen und die Verheißung eines Kontinents, den der Gute ausbeuten darf, im Wettrennen mit dem Bösen. Afrika legt sich hin für die Geologen und macht die Beine breit: Nehmt mich! Und die Weißen sind hin und weg und schürfen, was der Meißel hält...
Da hängt er dann endgültig, der arme Plot. Die Fernsehzuschauer, die sich in den aufregenden Glamour der Apartheidgesellschaft um den ersten Weltkrieg herum wünschen, kauen sich zwei Folgen lang verzweifelt die Fingernägel ab, weil Donald Duck eine Mine findet und Dagobert Duck sie ihm wieder wegnimmt. Donald findet eine neue Mine, Dagobert nimmt sie etc. pp. Dann kriegt der Bedauernswerte mit dem gepflegten Dreitagesbart auch noch Malaria und nicht die richtige Frau. Dammich nochmal. Wenigstens das letzte Mal muss es gelingen, unter Einsatz eines Stunts!
Nein. Es gelang ihm nicht. Der Böse war wieder schneller. Drei Minuten vor Schluss eines Zweiteilers! Was tun? Was macht man mit einem verfahrenen Drehbuch, dass integer an einer Echtlebenvorlage kleben will und das Timing verpasst hat? Für echtes Melodram und Katastrophenende sind die Deutschen nicht mutig genug.
Also blicken der Weiße und der Scharze über die unendlichen Weiten und der Weiße nuschelt einen unverständlichen Satz... oder war die Musik wieder zu laut? Nur noch zwei Minuten. Der Schwarze fragt etwas, in der Art: "Und wat nu?" Das fragt sich der Zuschauer schon lange. Noch eine Minute. Der Weiße will weiter. Unendliche Weite, unendliche Dünen, mein Herz gehört dir, oh Afrika. Nein, das hat er nicht gesagt, dazu blieb keine Zeit mehr. Der Film war aus.
Und weil der Drehbuchschreiber den Plot so schön abgesägt hat, durfte dann der Abspannschreiber die missratene Story retten. Wer fähig war, das Kleingeduckte des Films vor bunter Afrikafassade zu entziffern, erfuhr, dass der Gute doch noch irgenwann Diamanten gefunden hat und außerdem über 80 Jahre alt wurde. Wenn das kein Happy End ist! Er hätte außerdem nie geheiratet. So sagt man zur Kinderstunde, wenn einer mit drei Männern zusammenlebt.
Welch ein Leben. Welche Größe! Welche Güte! Welch ein Afrika! Welch ein Plot...
Die Marketingabteilung der ARD empfand sich wahrscheinlich als oberschlau, nach dem Erfolg der "weißen Massai" jetzt "Der weiße Afrikaner" zu präsentieren. Zweiteiler. Teuer besetzt und noch teurer abgedreht. Das kommt vor, zumal um Weihnachten herum. Aber leider ging dann wohl das Geld aus und so hat man gegen Ende eben am Plot gespart. Man kann ja nicht alles können.
Dabei war der Plot so einfach. Abenteurer in Indiana-Jones-Pose trifft auf erbitterten Gegner, der dramatischerweise sein Halbbruder ist und von Dagobert Duck wirklich alles abgeschaut hat. Und weil der Kampf so bitter ist und sich über zwei Teile hinzieht, schenkt man den Guten ein treues Männerkleeblatt, gibt dem Bösen einen Bösen hinzu, den man aber wieder aus der Story entfernt, weil der Böse allein böse sein muss.
Ach, und weil das alles melodramatisch sein muss, wie jeder Kolonialfilm, mischen noch zwei Frauen mit. Sie ahnen es: die eine steht zwischen dem einen Bösen und dem anderen Bösen und dem Guten. Soviel Zwischenstehen muss einen ja zerreißen, also stirbt sie, melodramatisch natürlich, nachdem sie erst mal stundenlang in der sengenden Hitze mit dem Teil eines Automotoren im Bauch in der Geröllwüste herumgestakst ist.
Die andere ist schlauer, hält sich an den Bodenständigen und liebt leidend. Schließlich wächst sie sogar über ihre passive Frauenrolle hinaus, indem sie eine Tür streicht - in greller afrikanischer Mittagssonne.
Über Afrika muss man nicht viel sagen. Es kommt eigentlich im Film nicht vor. Der Film hätte in Australien spielen können, im Wilden Westen. Afrika ist Kulisse, ein paar Schwarze rennen ab und zu verschönernd als Kontrast durchs heftig kolorierte Bild. Mehr ist auch nicht nötig, denn der Film spielt unter Weißen. Apartheit eben. Das war damals so, als die Welt noch in Ordnung war für die Herren. Und im Film muss auch die Ordnung vorherrschen.
Also macht sich der Regisseur keine Gedanken, warum der schwarze Freund des weißen Afrikaners so selbstverständlich und unbehelligt in der weißen Welt herumlatschen darf und was die Weißen so mit den Schwarzen trieben, damals. Immerhin sponsert ja auch Südafrika den Film, dazu die beste Abendzeit, Kinderstunde. Nur keine Wirklichkeit einströmen lassen. Afrika ist das Mitleid um einen alten Löwen und die Verheißung eines Kontinents, den der Gute ausbeuten darf, im Wettrennen mit dem Bösen. Afrika legt sich hin für die Geologen und macht die Beine breit: Nehmt mich! Und die Weißen sind hin und weg und schürfen, was der Meißel hält...
Da hängt er dann endgültig, der arme Plot. Die Fernsehzuschauer, die sich in den aufregenden Glamour der Apartheidgesellschaft um den ersten Weltkrieg herum wünschen, kauen sich zwei Folgen lang verzweifelt die Fingernägel ab, weil Donald Duck eine Mine findet und Dagobert Duck sie ihm wieder wegnimmt. Donald findet eine neue Mine, Dagobert nimmt sie etc. pp. Dann kriegt der Bedauernswerte mit dem gepflegten Dreitagesbart auch noch Malaria und nicht die richtige Frau. Dammich nochmal. Wenigstens das letzte Mal muss es gelingen, unter Einsatz eines Stunts!
Nein. Es gelang ihm nicht. Der Böse war wieder schneller. Drei Minuten vor Schluss eines Zweiteilers! Was tun? Was macht man mit einem verfahrenen Drehbuch, dass integer an einer Echtlebenvorlage kleben will und das Timing verpasst hat? Für echtes Melodram und Katastrophenende sind die Deutschen nicht mutig genug.
Also blicken der Weiße und der Scharze über die unendlichen Weiten und der Weiße nuschelt einen unverständlichen Satz... oder war die Musik wieder zu laut? Nur noch zwei Minuten. Der Schwarze fragt etwas, in der Art: "Und wat nu?" Das fragt sich der Zuschauer schon lange. Noch eine Minute. Der Weiße will weiter. Unendliche Weite, unendliche Dünen, mein Herz gehört dir, oh Afrika. Nein, das hat er nicht gesagt, dazu blieb keine Zeit mehr. Der Film war aus.
Und weil der Drehbuchschreiber den Plot so schön abgesägt hat, durfte dann der Abspannschreiber die missratene Story retten. Wer fähig war, das Kleingeduckte des Films vor bunter Afrikafassade zu entziffern, erfuhr, dass der Gute doch noch irgenwann Diamanten gefunden hat und außerdem über 80 Jahre alt wurde. Wenn das kein Happy End ist! Er hätte außerdem nie geheiratet. So sagt man zur Kinderstunde, wenn einer mit drei Männern zusammenlebt.
Welch ein Leben. Welche Größe! Welche Güte! Welch ein Afrika! Welch ein Plot...
Rasante Dialoge
Dialogschule am lebenden Objekt:
Es wird zu wenig getan für die Alten. Wirklich? Frank Schirrmacher hätte seine helle Freude an einer deutschen Krimiserie, deren Drehbuchautoren es fertigbringen, einen Ermittler kurz vor der Rente mit seinem Team so klingen zu lassen wie die Laienspielgruppe eines Demenzaltenheims. Und damit es auch jeder merkt, dass es in diesen Folgen gemächlicher zugeht als im echten Polizeileben, heißt die Serie folgerichtig "Der Alte".
Ich möchte hier einige wiederkehrende Dialogfetzen zitieren, mit denen man bausteinartig jeden beliebigen Krimi für jenen entschleunigten Vorabend basteln kann. Do it yourself!
"Ich geh dann mal." (Kommissar geht aus Bild)
"Also, in einer Stunde im Präsidium" (Überleitung für Schnitt auf Präsidium, eine Stunde später)
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht." (Idealer Satz, weil man ihn dem Mörder, dem Opfer oder dem Kommissar in den Mund legen kann und er die Mimik erklärt)
"Wir kommen sofort" (Das muss man bei dieser Altersrasanz wirklich betonen!)
"Wann krieg ich den Obduktionsbericht?" (Darüber kann nicht mal der Pathologe mehr lachen).
"Ach ja, ich hab zwei Zeugen." (Diese Beiläufigkeit des Unerwarteten! Diese in Stein gehauene Überraschung! Diese Steigerung... gleich zwei! All die Worte zwischen den Zeilen... hören wir da nicht eine Anfrage um Gehaltserhöhung?)
"Heute noch?" - "Wenn's geht, ja" (Hier macht der Ältere dem Jüngeren Beine! Das ist Zukunft, das sind die grauen Panther mit Biß, zupackend, zielgerichtet, effektiv.)
"Nehmt ihr euch den heute noch vor?" (Aaaahh... diese fast nicht auszuhaltende innere Spannung zwischen der Radikalität des Vornehmens und der Relativität des Heute!)
"Na klar, wenn wir ihn kriegen?" (Suspense pur... die Steigerung der vorherigen Spannung... Wunschdenken trifft auf Zuschauererwartung und reibt sich am Alltag, nicht auszuhalten mit schwachen Nerven!)
"Aha, und warum?" (Mein Lieblingssatz. Allround. Griffig. Philosophisch.)
Aha, und warum darf der arme Alte nicht endlich in Rente gehen?
Es wird zu wenig getan für die Alten. Wirklich? Frank Schirrmacher hätte seine helle Freude an einer deutschen Krimiserie, deren Drehbuchautoren es fertigbringen, einen Ermittler kurz vor der Rente mit seinem Team so klingen zu lassen wie die Laienspielgruppe eines Demenzaltenheims. Und damit es auch jeder merkt, dass es in diesen Folgen gemächlicher zugeht als im echten Polizeileben, heißt die Serie folgerichtig "Der Alte".
Ich möchte hier einige wiederkehrende Dialogfetzen zitieren, mit denen man bausteinartig jeden beliebigen Krimi für jenen entschleunigten Vorabend basteln kann. Do it yourself!
"Ich geh dann mal." (Kommissar geht aus Bild)
"Also, in einer Stunde im Präsidium" (Überleitung für Schnitt auf Präsidium, eine Stunde später)
"Ich hab mir solche Sorgen gemacht." (Idealer Satz, weil man ihn dem Mörder, dem Opfer oder dem Kommissar in den Mund legen kann und er die Mimik erklärt)
"Wir kommen sofort" (Das muss man bei dieser Altersrasanz wirklich betonen!)
"Wann krieg ich den Obduktionsbericht?" (Darüber kann nicht mal der Pathologe mehr lachen).
"Ach ja, ich hab zwei Zeugen." (Diese Beiläufigkeit des Unerwarteten! Diese in Stein gehauene Überraschung! Diese Steigerung... gleich zwei! All die Worte zwischen den Zeilen... hören wir da nicht eine Anfrage um Gehaltserhöhung?)
"Heute noch?" - "Wenn's geht, ja" (Hier macht der Ältere dem Jüngeren Beine! Das ist Zukunft, das sind die grauen Panther mit Biß, zupackend, zielgerichtet, effektiv.)
"Nehmt ihr euch den heute noch vor?" (Aaaahh... diese fast nicht auszuhaltende innere Spannung zwischen der Radikalität des Vornehmens und der Relativität des Heute!)
"Na klar, wenn wir ihn kriegen?" (Suspense pur... die Steigerung der vorherigen Spannung... Wunschdenken trifft auf Zuschauererwartung und reibt sich am Alltag, nicht auszuhalten mit schwachen Nerven!)
"Aha, und warum?" (Mein Lieblingssatz. Allround. Griffig. Philosophisch.)
Aha, und warum darf der arme Alte nicht endlich in Rente gehen?
Spreizsprech
Wer weiß, was ein wibbeliges Bed-in ist? Wer hielt schon einmal einen Beschäftigungsgutschein in Händen, wohnt in Bimbesheim und leidet an einem Kopfcrash vom letzten Anklickzwang? Wie wär's mit einem Upside-down-Weihnachtsbaum und einem Menschautomat in der Küche?
Das Seminar für Sprachwissenschaft an der Uni Tübingen spürt im Netz neue und dampfgeplauderte Spreizsprechwörter auf.
Viel Spaß bei der Weiterbildung... äh Just-in-time-Bildung!
Das Seminar für Sprachwissenschaft an der Uni Tübingen spürt im Netz neue und dampfgeplauderte Spreizsprechwörter auf.
Viel Spaß bei der Weiterbildung... äh Just-in-time-Bildung!
Da war mal eine Wahl
Es ist noch gar nicht so lange her, da schrieb ich noch hoffnungsvoll über eine Wahl.