Penetrante Leselampe

Unter dem Stichwort "Big brother is watching you" denken ältere Semester vielleicht noch an George Orwells berühmten dystopischen Roman "1984 (erschienen 1949). Die jüngeren können sich vielleicht nicht entscheiden, ob sie selbst in den Container watchen sollen oder sich lieber vor der Firma fürchten, die so harmlos wie ein Guglhupf klingt und von sich selbst behauptet, überhaupt nicht evil zu sein.

Aber das Gleiche hat man einst von Bert in der Sesamstraße auch behauptet, bis herauskam, mit welchen Teufeln er verkehrt und wie evil er wirklich ist. Welche optimistische Jungmutti hätte je geglaubt, dass der Star ihrer Kinder an der Weltherrschaft dreht! Der optimistische Bürgermeister von Tübingen, Michael Lucke, glaubt ebenfalls an nichts Böses, wenn die Unterhosen einer Frau ins Netz gestellt werden (via Schreibteufelchen). Vor periskopartigen Guckkameras in verdächtigen Autos hat er jedenfalls keine Angst und Verfolgungswahn will sich wieder einmal nur bei den Datenschützern einstellen. Die nämlich sind in der Schule noch mit der Lektüre von "1984" gefüttert worden und können sich feinsten Horror und bunteste Alpträume nicht nur bildhaft vorstellen.

Was für eine verschwendete Totalüberwachungsenergie! Menschen, die in Container gucken wie Big Brother in Straßen und Häuser guckt, überwachen sich doch längst selbst. Für Schriftsteller ein zudem langweiliges Sujet, weil Orwell ja schon ... und weil wir uns lebhaft vorstellen können, was die Zweizentner-Nachbarin im Schlafzimmer vor der Webcam treibt, wenn ihr Alter am Stammtisch sitzt, was dessen schmale Freundin zeigt - oder wie beengt manche Leute duschen.

Es wurde einfach mal Zeit, dass sich Totalüberwachung, Dauerguckerei und Schriftstellerbedürfnisse congenial ergänzen und sich endlich mal jemand um uns kümmert. Um unsere halbblinden Glotzaugen, unsere vom Überwachen verspannten Nacken und arbeitsbedingten Drehungen am Schreibtisch. Die FH für Gestaltung Würzburg macht's möglich: die penetrante Hängeleselampe ist da. Welch ein Segen. Könnte man eigentlich mit Gugl verkabeln, um Bücher zu scannen, bevor sie gedruckt sind.

Geheimtipp:
Linklesen führt in gefährliche Hypertexträume.

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